Thera hat Probleme: Wie bei mir selbst bleiben?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Alyssa
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Beitrag Di., 13.09.2016, 15:30

isabe hat geschrieben:Übrigens finde ich eine Absage pro Quartal aus Krankheitsgründen auch auffallend häufig, wenn man davon ausgeht, dass Erwachsene, die nicht chronisch krank oder übermäßig gestresst sind, ca. 1-2mal im Jahr an einem Infekt erkranken (und wenn man ferner davon ausgeht, dass die Krankheit ja nicht immer nur an DEM Tag auftritt, an dem ein bestimmter Patient seinen Termin hat; dass der Th. also vermutlich jeweils für mehrere Tage krank sein wird).
Es gibt ja noch zig andere Krankheiten als (grippalen) Infekt. Magengeschichten (kursieren im Sommer und Winter oft), schwieriger Zahnarztbesuch (kann einen auch schon mal eine ganze Woche umhauen), wer Kinder hat oder viel mit überfüllten Öffis unterwegs ist, bekommt da gerne noch was ab. Wenn dann noch eine Allergie dazukommt, kann auch ein ansonsten fitter Therapeut des öfteren mal die Segel streichen und krank sein. Und 1x pro Quartal fände ich zwar nervig, aber nicht so schlimm.
isabe hat geschrieben:Da würde ich mich sicher auch fragen, was da los ist. Und vermutlich würde ich es auch ansprechen - dabei aber offenlassen, ob und welche Antwort ich bekomme, also nicht: "Ich frage, und hoffentlich sagt sie dann, dass...", sondern schauen, ob sich daraus etwas für mich Hilfreiches entwickelt.
Na, mehr kannst du doch eh nicht tun. Klar, du kannst die Frage geschickt stellen, sodass dein Therapeut antworten muss. Aber ob die Antwort zu deiner Zufriedenheit ausfällt, weisst du da trotzdem nicht.

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mio
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Beitrag Di., 13.09.2016, 22:14

Alyssa hat geschrieben:Na, mehr kannst du doch eh nicht tun. Klar, du kannst die Frage geschickt stellen, sodass dein Therapeut antworten muss. Aber ob die Antwort zu deiner Zufriedenheit ausfällt, weisst du da trotzdem nicht.
Ich glaube ja, dass dieses "geschickt stellen" bei einem guten Therapeuten exakt das Gegenteil hervorrufen würde ... Also: Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Für meine Begriffe dürfte eine Ich-Botschaft am meisten bringen. Also nicht die Frage: Geht es Ihnen eigentlich gerade nicht gut? Sondern die Aussage: Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen gerade nicht gut geht. Und deshalb fällt es mir gerade schwer, offen mit Ihnen über meine Probleme zu sprechen, da ich Sie nicht noch zusätzlich belasten möchte... Und dann schauen, was passiert.


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Beitrag Di., 13.09.2016, 22:55

Hallo Candle,
candle. hat geschrieben:Ist das ein Verschreiber oder wen meinst du mit "schwach machen"? Dich oder den Therapeuten?

ich bin zwar nicht Mitzi, aber ich antworte darauf jetzt trotzdem mal:

Wenn Du einem anderen unterstellst, dass er nicht selbst in der Lage ist, mit seinen Problemen adäquat umzugehen und ihn deshalb "vorsorglich" schonst bzw. "hellseherisch" die Verantwortung für seine (vermeintlichen) Bedürfnisse (Grenzen!!!) übernimmst etc. dann machst Du denjenigen damit klein. Du "entmündigst" ihn sozusagen, machst ihn also "schwach" bzw. "schwächer" als er vielleicht ist. Unüberprüft.

Nimm mal das typische Beispiel "erwachsenes Kind" "Eltern": Du hast doch Hunger, Kind! Du bist ja soooo dünn geworden! Komm, iss was... So, als könnte das mittlerweile erwachsene Kind nicht selbst darüber entscheiden und gut dafür sorgen.

Dieser Gedanke steckt hinter diesem "schwach machen" durch "übertriebene Fürsorge" Konzept. Da geht es um "Bindung" durch "Kontrolle" (in dem Fall mittels ungewollter Rücksichtnahme).

Lieben Gruss,

mio

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candle.
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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:01

mio, der Inhalt ist mir klar!
mio hat geschrieben: Wenn Du einem anderen unterstellst, dass er nicht selbst in der Lage ist, mit seinen Problemen adäquat umzugehen...
Also der Klient macht den Therapeuten schwach? Ich bezweifle, dass das passiert.

Ich hätte aber schon gerne, wenn der Gefragte mir antwortet. Ich weiß nicht, ob deine Vorwegnahme das stört?

candle
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mio
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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:05

candle. hat geschrieben: Also der Klient macht den Therapeuten schwach? Ich bezweifle, dass das passiert.
Nein, natürlich wird das in so einer (professionellen) Situation wahrscheinlich nicht passieren, es geht um die mögliche "Intention", also ein mögliches Muster. Könnte sowas wie "Parentiefizierung sein" oder so...
candle. hat geschrieben:Ich hätte aber schon gerne, wenn der Gefragte mir antwortet. Ich weiß nicht, ob deine Vorwegnahme das stört?
Das kann Mitzi ja immer noch tun. Ich habe bewusst erwähnt, dass das meine Einschätzung dazu ist. Wenn sie sich daran stört, dann wird sie mir das denke ich selbst sagen können. (Womit wir ein gutes Beispiel hätten!)

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candle.
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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:21

mio hat geschrieben:
Das kann Mitzi ja immer noch tun. Ich habe bewusst erwähnt, dass das meine Einschätzung dazu ist. Wenn sie sich daran stört, dann wird sie mir das denke ich selbst sagen können. (Womit wir ein gutes Beispiel hätten!)
Mir ist aufgefallen, dass du das ganz oft bei mir machst. Von daher sieht so mancher dann keinen Grund mehr zu antworten.

Abgesehen davon: Gegenseitige Parentifizierung in Familien? Aha!

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mio
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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:25

candle. hat geschrieben:Von daher sieht so mancher dann keinen Grund mehr zu antworten.
Wenn Du meinst...

Ich denke mal, wenn Mitzi Dir antworten möchte, dann wird sie das tun. Sie ist eine eigenständige Person. Sie kann dann entweder sagen: Ja, ich meinte das auch in etwa so. Oder aber sie kann sagen: Nein, ich meinte das anders. Das ist dann ihre Entscheidung, nicht meine.

Was ich allerdings schräg finde ist, dass Du mir unterstellst, ich wäre dafür verantwortlich, wenn Leute nicht auf Deine Fragen reagieren.

Ich denke so nicht. Und ich verhalte mich so auch nicht. Sorry.


Alyssa
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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:31

mio hat geschrieben:
Alyssa hat geschrieben:Na, mehr kannst du doch eh nicht tun. Klar, du kannst die Frage geschickt stellen, sodass dein Therapeut antworten muss. Aber ob die Antwort zu deiner Zufriedenheit ausfällt, weisst du da trotzdem nicht.
Ich glaube ja, dass dieses "geschickt stellen" bei einem guten Therapeuten exakt das Gegenteil hervorrufen würde ... Also: Keine Antwort ist auch eine Antwort.
Nun ja, geschickt kann eine Frage ja auch gestellt sein, die genau das, was du weiter unten schreibst ("Ich habe den Eindruck...") und eine offene Fragestellung vereint. Da dann nicht drauf zu antworten, ist schon eine ziemliche Kunst.
mio hat geschrieben:Für meine Begriffe dürfte eine Ich-Botschaft am meisten bringen. Also nicht die Frage: Geht es Ihnen eigentlich gerade nicht gut? Sondern die Aussage: Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen gerade nicht gut geht. Und deshalb fällt es mir gerade schwer, offen mit Ihnen über meine Probleme zu sprechen, da ich Sie nicht noch zusätzlich belasten möchte... Und dann schauen, was passiert.
Ja, so in etwa. Ich bin da etwas direkter, nach dem "Ich habe den Eindruck...und es fällt mir schwer..." käme bei mir die eher unverblümte Frage a la "Was ist denn los?" Verschnörkelt kann ich nicht, aber ich versuche bei dem Geradlinigen schon taktvoll und nicht so direkt vorzugehen, dass es aufdringlich wirkt.

bzgl. ungewollte/aufgezwängte Rücksichtnahme/künstliches Schwachhalten:
Das finde ich eine sehr interessante Sichweise von Mitzi, und eine sehr gute Erläuterung von dir. Gibt mir gerade zu denken, nicht in Bezug auf meinen Therapeuten, sondern in Bezug auf private Beziehungen.


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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:37

Alyssa hat geschrieben:eine offene Fragestellung vereint. Da dann nicht drauf zu antworten, ist schon eine ziemliche Kunst.
Für meine Begriffe bleibt damit die "Entscheidungsfreiheit" beim anderen. Der Thera kann sich also den "Aspekt" rauspicken, denn er gerade für am "sinnvollsten" hält, ohne "Führung" durch die Frage. Und das meinte ich eben auch.

Eine "gerichtete" Frage versucht zu "steuern", eine Ich-Botschaft teilt erst mal nur mit, steuert aber nicht die Antwort. Denn die Ebenen bleiben sozusagen "offen verhandelbar".

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Broken Wing
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Beitrag Di., 13.09.2016, 23:39

Du solltest dich fragen, warum dich das überhaupt stört, dass sie Stress hat, dass es ihr nicht gut geht. Stress hat jeder im Beruf und wenn sie dich den spüren lässt, solltest du ihr das auch klarmachen. Die meisten haben Hunger am Vormittag.

Vielleicht geht es meiner wirklich immer gleich gut, vielleicht habe ich keine Antennen dafür, vielleicht ist mir das aber auch einfach gleichgültig. Sie muss nur sichergehen, dass ich weiterkomme. Nur damit habe ich sie beauftragt. Ich habe mir das angewöhnt, mich nicht, wie bei Frauen leider oft - und meist nicht in guter Absicht - anzutreffen, ungebeten in anderer Angelegenheiten einzumischen. Damit ich das tue, muss ich darum gebeten werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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stern
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Beitrag Mi., 14.09.2016, 04:37

Na ja, ich denke, sich klar zu machen, dass es nicht Verantwortung des Patienten ist sich zu sorgen (sondern wie die Floskel sagt: Dafür hat der Therapeut der zu sorgen), ist höchstens Schritt 1, der aber noch nicht für jeden zufriedenstellend ist.

Schritt 2 ist, dass es stört, wenn ein Therapeut das nicht in ausreichendem Maße kann. Das kann man vermutlich nicht, wenn man schon zu Schritt 1 nicht wirklich in der Lage ist (sondern man sich selbst in der Verantwortung sieht). Das hat aus meiner Sicht rein gar nicht damit zu tun, den Therapeuten therapieren zu wollen, sondern dass ich nicht Über Gebühr (am besten gar nicht) in die privaten Sorgen des Therapeuten einbezogen werden möchte. Unterscheidungskriterium wäre für mich hier somit das Ausmaß, denn krank ist jeder mal. Und inwieweit ich mich in der Therapie dadurch beeinträchtigt sehe... denn natürlich kann z.B. Übermüdung die Arbeitsfähigkeit mindern. Viele Ausfälle oder Übermüdungen oder dass nichts gegessen wird, etc. kann einen negativen Einfluss auf die Therapie haben. Und zu viel davon, würde mich stören. Wenn ein Therapeut mal sagt, dass er krank war UND trotzdem seine Arbeit ausreichend gut verrichten kann, so fände ich das auch weniger bedenklich... ansonsten könnte man erwidern: Warum geht er nicht so lange in den Krankenstand bis er nicht mehr beeinträchtigt ist.

Und drittens: Wenn es (ggf. auch) um ein Muster des Patienten geht, greift es eh mMn zu kurz, wenn sich dann ein Therapeut rechtfertigt, dass er belastet ist. Leute, die negatives mit Abstinenz verbinden sehen das sicherlich anders. Mich schaudert die Vorstellung, wenn ein Therapeut jemanden, der sich sorgt, dann auch noch mit seinen Belastungen konfrontiert anstelle auf das Muster des Patienten einzugehen. Dann weiß der Patient etwas über den Therapeuten, aber nicht über sich, wenn es zu wenig möglich ist bei sich selbst zu bleiben (und das war ja die Ausgangslage). Es ist vielmehr wie die Floskel sagt: Dafür hat der Therapeut zu sorgen. Rechtfertigungen wie belastet ein Therapeut ist, nutzen mir nicht viel. Das sind übrigens viele Menschen. Seine Sache, vgl. die Floskel.

Von meiner Therapeutin habe ich tatsächlich noch keine Unpässlichkeit mitbekommen (außer 1x krank, so dass die Sitzung dann ganz abgesagt wurde)... und das fehlt mir auch nicht. Das ist eine Art von Abstinenz, die ich vielmehr schätze: Dass ich mich auf mich konzentrieren kann. Wäre mal etwas, kann ich das dann sicher anders sehen als wenn ich gehäuft damit konfrontiert wäre.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


isabe
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Beitrag Mi., 14.09.2016, 08:37

Ich finde den Aspekt mit den "geschickten Fragen" interessant - fast einen eigenen Thread wert!

Man kann wohl davon ausgehen, dass jeder Mensch, wenn er kommuniziert, ein bestimmtes Ziel verfolgt: Einsamkeit vertreiben, Gleichgesinnte kennen lernen, von eigenen Schwierigkeiten ablenken (z.B. durch Lästern), Beruhigung suchen, Anderen helfen, usw. Manchmal wissen wir gar nicht, was wir wirklich wollen. Wir geben vielleicht vor, uns um den Anderen zu kümmern; oder wir geben vor, dass es uns gut gehe und wir nur ein bisschen plaudern wollen usw. Manchmal wissen wir genau: Es ist eigentlich anders; wir wollen es dem Anderen nur nicht zeigen. Und manchmal, wie gesagt, wissen wir selbst nicht, was wir eigentlich - unbewusst - beabsichtigen.

Dass wir alle hin und wieder den Anderen manipulieren, dürfte eine Tatsache sein. Meiner Auffassung nach ist es in Bezug auf Therapie wichtig, seinen eigenen Manipulationsstrategien auf die Schliche zu kommen - denn nur so lernt man sich selbst besser kennen. Wenn ich also schon das Gefühl hätte: "Ich muss geschickt fragen", dann bleibe ich ja im "Manipulationsmodus" und unternehme gar nicht erst den Versuch, mich davon zu befreien. Wichtig wäre daher, bei sich selbst zu gucken: "Was will ich eigentlich wirklich?" Manchmal findet man das nicht alleine heraus; dazu wäre dann der Therapeut da.

Dass man übrigens den Therapeuten "klein macht" bzw. dass der das spürt und das auch als sehr unangenehm empfinden kann, das IST so. Es gibt z.B. Patienten, die regelmäßig Essen für ihn mitbringen, denn er sieht ja so hungrig aus. Und das macht was mit dem; im ungünstigsten Fall löst das Aggressionen aus, weil man sich befreien will und weil einen das - natürlich - an die eigene bevormundende Mutter erinnert.

Ich selbst bringe zwar nie Essen mit, wenn ich mit anderen spreche, aber mir ist irgendwann aufgefalllen, dass ich bei Mails oder in Gesprächen dazu neige, dem Anderen zu sagen: "Sie brauchen nicht zu antworten" - und dass das naütrlich auch eine Manipulationsstrategie ist; denn der Andere braucht meine "Erlaubnis" gar nicht; der HAT die einfach. Indem ich aber sage: "Ich gestehe dir zu, dass du nicht antwortest", suggeriere ich, dass ich derjenige bin, die ihn kontrolliert und der das auch darf. Wenn man sich davon befreit, stellt man tatsächlich fest, dass sich nicht nur der Spielraum des Anderen spürbar vergrößert, sondern dass man selbst plötzlich viel freier ist, Dinge zu sagen oder zu fragen, einfach weil man sicher weiß, dass der Andere in seiner Reaktion völlig frei ist.

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Beitrag Mi., 14.09.2016, 13:28

isabe hat geschrieben:Ich selbst bringe zwar nie Essen mit, wenn ich mit anderen spreche, aber mir ist irgendwann aufgefalllen, dass ich bei Mails oder in Gesprächen dazu neige, dem Anderen zu sagen: "Sie brauchen nicht zu antworten" - und dass das naütrlich auch eine Manipulationsstrategie ist; denn der Andere braucht meine "Erlaubnis" gar nicht; der HAT die einfach. Indem ich aber sage: "Ich gestehe dir zu, dass du nicht antwortest", suggeriere ich, dass ich derjenige bin, die ihn kontrolliert und der das auch darf.
Ich schreibe das auch öfters, es geht mir allerdings nicht darum, Kontrolle und das Recht darauf der Person gegenüber zu suggerieren, sondern um eine bloße Mitteilung.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


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Beitrag Mi., 14.09.2016, 14:21

Wieso teilst du das demjenigen mit? Der weiß, dass er dir nicht antworten muss. Indem du ihm sagst: "Du musst nicht antworten", sagst du AUCH: "...aber nur, weil ich es dir zugestehe". Damit gibst du zwar mit den geschriebenen Worten vor, seinen Handlungsspielraum zu vergrößern; in Wirklichkeit jedoch reduzierst du diesen Handlungsspielraum. Bei diesem Beispiel ist der Unterschied zwischen Gesagtem und Gemeintem sehr groß, ebenso wie das bei Menschen ist, die sich überfürsorglich geben.

Wenn du sagst: "Es handelt sich um eine bloße Mitteilung", dann deutest du damit ja bereits an, der Andere sei in seiner Reaktion von deiner Mitteilung abhängig ("erlaubt sie mir, dass ich schweige?"); das ist er aber nicht.

Anders ist die Sachlage, wenn die Beziehung asymmetrisch ist und A der Übergebene IST und B der Befehlsempfänger, also Lehrer / Schüler usw.

Wenn man nämlich davon ausgeht, dass der Andere schon selbst wissen wird, ob er reagiert oder nicht, dann musst du selbst auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn du etwas sagst oder fragst.

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Beitrag Mi., 14.09.2016, 15:09

Wenn ich mich an jemanden wende, dreht sich der Inhalt in der Regel um mich - und weil ich es nicht grundsätzlich für unrealistisch halte, auch eine Antwort zu kriegen, erwähne ich auch, was ich mir wünsche.

Und abhängig vom Beziehungszustand habe ich auch einen Eindruck davon, wie viel Raum diese Wünsche haben und handle entsprechend.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Mi., 14.09.2016, 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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