Gefühl Therapeutin hasst mich

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Ephraim
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Beitrag So., 24.01.2016, 07:47

Kathlea hat geschrieben: Wenn ich rückfällig geworden bin, meinte sie immer, wir haben ja bereits über Alternativen gesprochen, was sie tun können und es wurde dann eigentlich nur noch über die Strafen, die jetzt einsetzen gesprochen und dann war das Thema auch beendet.
Was für Strafen folgten da?
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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stern
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Beitrag So., 24.01.2016, 07:57

Kathlea hat geschrieben:Meine Einstellung und Empfinden ihr gegenüber schwankt extrem - eben weil ich nicht weiß, ob sie mich wirklich hasst und alles was ich tue wirklich als schlecht empfindet oder ob es nur mein Gefühl ist und sich dahinter therapeutisch sinnvolle Absichten von ihr verbergen und der Fehler somit vllt. gar nicht bei ihr, sondern bei mir und meinem "falschen" Gefühl liegt.
Nun... solche Relativierungen können heikel sein, wenn man dann Dinge nicht mehr ausreichend kritisch sieht. Dein Gefühl, dass es dir mit manchem nicht gut geht, wird dich sicherlich nicht täuschen... sonst würdest du hier nicht schreiben. Es ist lediglich die zweite Frage, ob du ihre Motiviation unzutreffend wahrnimmst (weil du annimmst, dass sie sie dich hassen könnte) oder ob sie therapeutische Absichten verfolgt. Ich würde dir raten, zu versuchen, das zu klären.

Soweit ich weiß, rät man manchmal zu weniger schädlichen Alternativen, wenn es dem dient, viel schlimmeres abzuwenden. Salzwasser finde ich aber sehr fragwürdig... da gibt es sicher weniger schädlicheres, dass man empfehlen könnte.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Kathlea
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Beitrag So., 24.01.2016, 11:33

Genau das ist mir auch schon kurz in den Sinn gekommen: "Wie kann jemand der einen hasst, diesem zeitgleich helfen". Momentan bin ich mir wieder nicht so sicher, ob ich mich trauen werde, dieses Thema in der nächsten Stunde anzusprechen. Was jetzt aber nicht an ihr liegt, sondern ich generell Situationen die irgendwie unangenehm sind oder waren verdrängen und lieber totschweigen will, weil ich das irgendwie nicht aushalten kann. Ich möchte auch nicht, dass dadurch die therapeutische Beziehung (noch) schlimmer wird und zusätzlich zu meinem Unwohlsein, ihre Abneigung dann (noch stärker) zu Tage tritt. Am meisten belastet mich aber die Frage, ob ich mich jetzt nur in die Gedanken reinsteigere, dass sie mich nicht leiden kann und mir die Therapie auf lange Sicht vllt. doch nicht so gut tun wird - da sie anscheinend alles momentan schlecht redet was ich tue. Aber wenn ich unabhängig von meinen Gefühlen mein Verhalten rückblickend seit Therapiebeginn betrachte, hat sich vieles zum Positiven verändert, seit ich bei ihr die Therapie mache. Deshalb glaube auch diese Ambivalenz ihr gegenüber.

Es sind nicht viele Strafen gefolgt, da sie mir nur wenige Rückfälle "erlaubt" hat - zwei mal hat sie sogar drüber hinweg gesehen. Bei den ersten zwei Fehltritten haben wir die Strafen zusammen festgelegt (nichts selbstschädigendes, eher Herausforderungen bzgl. meiner sozialen Ängsten) und die dritte Strafe war dann die Therapiepause.

Vllt sollte ich dazu sagen, dass bei mir u.a. Borderline diagnostiziert wurde und ich von anderen gehört habe, dass solche strengen Grenzsetzungen bzw. Rückfallvereinbarungen dann durchaus nicht unüblich sind. Vllt. bin ich auch einfach noch viel zu sensibel und fühle mich von ihr viel zu schnell angegriffen. Es ärgert mich, dass ich nicht direkt was gegen Äußerungen von ihr mir gegenüber, die ich nicht verstehe und wo ich mich persönlich angegriffen fühle, sagen kann. Ich nehme das dann so hin und frage mich dann tage- bis wochenlang warum sie das gesagt hat.

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Ephraim
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Beitrag So., 24.01.2016, 11:49

Kathlea hat geschrieben: Es sind nicht viele Strafen gefolgt, da sie mir nur wenige Rückfälle "erlaubt" hat - zwei mal hat sie sogar drüber hinweg gesehen. Bei den ersten zwei Fehltritten haben wir die Strafen zusammen festgelegt (nichts selbstschädigendes, eher Herausforderungen bzgl. meiner sozialen Ängsten) und die dritte Strafe war dann die Therapiepause.
Was für eine Kompensation, welche Ersatzhandlung, soziale Herausforderung verlangte sie genau von dir, falls du nicht den Regeln gefolgt bist?

(wenn es dir zu persönlich ist, ignorier mich einfach)
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Kathlea
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Beitrag So., 24.01.2016, 12:49

Also die "soziale Herausforderung" hatte ich selbst festgelegt. U. a. war es von mir aus in eine soziale Interaktion zu einem Fremden zu treten.

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candle.
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Beitrag So., 24.01.2016, 13:15

Hallo!

Als du die Therapie eingegangen bist, wirst du der Therapeutin ja vermutlich signalisiert haben, dass du es schaffen kannst, obwohl sie normalerweise nicht mit Menschen zusammen arbeitet, die diese Problematik haben. Inzwischen scheint es ja so auszusehen, dass sie es nun doch kaum mehr schafft, genauso wie du es nicht schaffst, was ja in der Konsequenz wirklich nach einen Beenden der Therapie aussehen muß, was nichts mit Sympathie zu tun hat. Ihre Mittel sind eben begrenzt.

Ich weiß nicht was für eine Therapie du machst, aber vielleicht schaust du nochmal nach einem Therapeuten, der mit dir arbeiten kann? Eventuell wäre ein stationärer Aufenthalt ratsam wo du erstmal lernen kannst wie du dich mit Skills abhalten kannst dich selbst zu verletzen. Wenn du da dann relativ sicher bist, kann es weiter gehen.

Ist jetzt mal so meine Idee.

VG candle
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Ephraim
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Beitrag So., 24.01.2016, 15:25

Bin nur ein Laie, mir ist das neu, mit den Rückfall-Strafen bei Selbstverletzung. Von der Behandlung von Drogenabhängigkeit kenne ich es. Habe eine Weile gesucht http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/ aber nichts dazu gefunden, im Kontext von SV, daß den Nutzen von solchen Straf-Vereinbarungen untersucht.

Meinem Empfinden nach widerspricht es sich mit dem Ansatz von DAB (welches empirisch zumindest die Verletzungshäufigkeit an sich senkt, http://apt.rcpsych.org/content/aptrcpsy ... 8.full.pdf ,S.7, wenn auch Gefühle von Leere und anderes nicht zugleich verschwinden ) https://en.wikipedia.org/wiki/Dialectic ... or_therapy wo zu Anfang der zu erwerbenden Fähigleiten, immer die wertfreie Bestandaufnahme besteht, was ist.

Wenn ich das direkt mit Verurteilung und Strafe verbinde, scheint es für mich so, als würden die Folgeschritte von DAB erschwert.


Aber vielleicht ist das ja so gang und gäbe, daß niemand es für nötig findet, es zu überprüfen, ich hab da nur einen eingeschränkten Blick.

Dir hilft es im ganzen dabei, besser damit umzugehen?
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Lockenkopf
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Beitrag So., 24.01.2016, 15:41

Könnte es sein, das die Therapeutin garnicht weis, das Du Kathlea gar keine Skills beherrschst?
Könnte es sein, das Du deiner Therapeutin mitteilen solltest, das du noch gar keine Möglichkeit hast SSV zu vermeiden?
Könnte es sein, das an dem Punkt gearbeitet werden müsste?
Könnte es sein, das deine Therapeutin dieses tun würde, wann sie Du sie über diesen Mangel aufklären würdest?

Therapeuten können nicht hellsehen.
Und wenn du der Therapeutin (fälschlicherweise) mitteilt hast Skills zu kennen, geht die natürlich davon aus das das stimmt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Alienia
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Beitrag So., 24.01.2016, 23:28

Also ich habe auch wegen Borderline eine Therapie gemacht. Und da ist es schon richtig, dass man klar Absprachen usw. hat.

Aaaaaber erst mal muss man ja lernen z. B. das SSV in de Griff zu kriegen...

Also z. B. Skills...
Hast du einen Notfallkoffer zuhause gepackt...

Das wäre ja erst mal die Standards...

Dann probiert man verschiedene Dinge aus, was einem erst mal am besten hilft...
also das wären erst mal so die Maßnahmen um das SSV in den Griff zu kriegen...

Und das man Alkohol nicht trinken sollte, während einer Therapie das ist nun mal so.
Sonst funktioniert Therapie auch nicht wirklich, also macht keinen Sinn. Also wenn du wirklich süchtig bist, solltest du erst mal einen Entzug machen und dann Therapie.

Wenn du es aber als SSV nutzt, wäre das ja schon ein Unterschied... obwohl da die Übergänge fließend sind....

Deine Therapeutin soll dir ja helfen das SSV umzulenken in unschädliche Verhaltensweisen. Macht sie das denn?

Ein Verbot bringt doch gar nichts.
Für dich hat doch das SSV eine sehr wichtig Funktion. Habt ihr darüber schon mal gesprochen? Weißt du warum du das so dringend brauchst usw.?
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
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Tannenbaum
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Beitrag Di., 26.01.2016, 09:58

Ich muss jetzt einfach kurz einwefen, dass es SVV heisst, nicht SSV.

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Carpincha
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Beitrag Di., 26.01.2016, 11:48

@ Tannenbaum: SVV = Selbst Verletzendes Verhalten, SSV = Selbst Schädigendes Verhalten.

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Tannenbaum
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Beitrag Di., 26.01.2016, 12:36

Haha, shoot, sorry :D Für mich ist SSV der Schweizerische Schiessverein :D

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Carpincha
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Beitrag Di., 26.01.2016, 14:21

Hehe, hier steht es eigentlich für Sommerschlussverkauf.

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Kathlea
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Beitrag Di., 26.01.2016, 21:15

Als ich die Therapie angefangen habe und sie mir sagte, sie arbeitet nicht mit Leuten, die sich selbstverletzen, da war es deshalb kein Problem für mich das zu akzeptieren, weil ich mich nie oft oder schwer selbstverletzt habe… aber mit Therapiebeginn hat es sich vorerst deutlich verschlimmert. Ich hoffe, dass ich es jetzt in den Griff bekomme, bzw. hoffe ich es nicht nur, ich muss – da ich diese Therapie unbedingt weiterführen möchte. Da es auch wieder Sitzungen bei ihr gibt, wo ich mich wieder sehr gut aufgehoben fühle, möchte ich nicht zu einem anderen Therapeuten wechseln. Zudem denke ich, dass ich ohne diese Strafen sehr viel häufiger rückfällig geworden wäre als ich es unter diesen Umständen tatsächlich bin.

Skills um SVV zu vermeiden kenne ich zur Genüge; an dem Willen diese anzuwenden scheitert es leider.

Meine letzte Stunde bei ihr war wieder (gefühlt) das genaue Gegenteil zu der Stunde davor. Habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt und wir sind das erste Mal etwas konkreter geworden, wie ich diesen selbstzerstörerischen, aggressiven Teil in mir auch auf positive Art und Weise nutzen bzw. ihn „kontrollieren“ kann. Leider habe ich mich nicht getraut meine Gefühle, die sie manchmal in mir auslöst (das Gefühl, dass sie mich hasst) und Aussagen von ihr, von denen ich mich arg verletzt fühle anzusprechen. Ich habe zu große Angst, dass ihre Abneigung mir gegenüber dann noch stärker wird…

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Lockenkopf
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Beitrag Di., 26.01.2016, 21:38

Kathlea hat geschrieben: Leider habe ich mich nicht getraut meine Gefühle, die sie manchmal in mir auslöst (das Gefühl, dass sie mich – manchmal – hasst) und Aussagen von ihr, von denen ich mich arg verletzt fühle anzusprechen. Ich habe zu große Angst, dass ihre Abneigung er dann noch stärker wird…
So wie einigermaßen stabile Menschen HASS empfinden, ist dies ein abgrundtiefes Gefühl, das nicht überwindlich ist.
Wenn man wirklich hasst, was etwas ganz seltenes ist, dann ist das anhaltend.

Einen Menschen heute hassen und ihn morgen mögen, das können nur psychisch Gestörte.
Und diese Empfindungsschwankungen hast Du. Du projizierst deine Gefühlsschwankungen auf deine Therapeutin.

Du hast eine zeitweise Abneigung gegen deine Therapeutin.

Und warum sollte deine Therapeutin eine Abneigung gegen dich entwickeln, wenn Du über deine Empfindungsschwankungen sprichst? Über genau das zu sprechen, ist der Job des Psychotherapeuten, ganz normale Arbeit. Die löst keine Abneigung aus.

Meiner Erfahrung nach sind Psychotherapeuten glücklich, wenn sie diese Arbeit tun dürfen, denn das ist ihre Berufung.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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