Wer heilt hat Recht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:44

peppermint patty hat geschrieben:Ich habe kürzlich eine Therapeutin kennen gelernt, die mir etwas anbot, was sie bisher nicht praktizierte, weil sie auch super korrekt arbeitet. Sie meinte allerdings sie würde in dem Fall denken: "Wer heilt hat Recht".
Ist auch meine Haltung.
Mir gefiel diese Haltung, denn oft habe ich den Eindruck es geht mehr um die Methode als um die Klientin (was die braucht und mitbringt) was ich nicht zielführend finde.
Absolut zutreffend.
Meine Fragen: Warum ist das so? Wieso diese Haltung hier im Forum? Und wieso diese Haltung von einigen Therapeuten, dass Methode wichtiger als Klientin ist?
Von Therapeuten und Ausbilderseite ist es ein sich aufspielen, Macht ausüben.
Meiner Meinung nach, verantwortungslos den Pat. gegenüber.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:47

Ich kann fast nicht glauben, dass es super rigide Therapeuten gibt.
Rigide und therapieren passt für mich gar nicht zusammen.
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Tristezza
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:48

**AufdemWeg** hat geschrieben:Tristezza,
oder wie lesen mit Tunnelblick weil wir es uns irgendwo doch wünschen?
Also mir gings zumindest vor Weihnachten echt so, dass ich hier las und dachte: ok, ich bin die Einzige, die echt nix bekommen hat.

(ganz unabhängig davon obs sinnvoll wäre für die Entwicklung es zu bekommen)
Ne, du bist nicht die Einzige. Aber ich denke, es hat auch mit der modernen Kommunikation zu tun, dass das Mailschreiben inzwischen so verbreitet ist. Ich hätte es zugegebenermaßen schon praktisch gefunden, wenn ich mich ab und zu mal auf diese Weise hätte entlasten können und nicht anrufen, einen Brief schreiben oder auf den nächsten Termin hätte warten müssen.
Zuletzt geändert von Tristezza am So., 10.01.2016, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.

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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:48

stern hat geschrieben: Eine für mich stimmige Beziehungsgestaltung (was auch immer das heißt), in der all das möglichst wenig nötig wird, finde ich am wertvollsten ... eine Mail hat mir aber auch schon mal geholfen, obwohl ich versuche darauf zu achten, dass möglichst zu unterlassen.
Ja, stern, dass ist für dich stimmig und insofern absolut ok.

Aber wenn andere ein anderes Arrangement haben von dem die Klientin profitiert. Was spricht dagegen?
Zuletzt geändert von peppermint patty am So., 10.01.2016, 20:51, insgesamt 1-mal geändert.

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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:50

**AufdemWeg** hat geschrieben:Ich kann fast nicht glauben, dass es super rigide Therapeuten gibt.
Rigide und therapieren passt für mich gar nicht zusammen.
Also ich habe ne rigide Thera erlebt.

Aber fast noch rigider finde ich die Haltung hier im Forum. Warum kann man nicht dem anderen belassen, auch wenn es anders ist, was in der Therapie hilft?

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stern
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:51

Habe ich gesagt, das etwas dagegen spricht? Wichtig finde ich vielleicht eher, dass es reflektiert geschieht... und ja, wöchentliche Überziehungen von 50% finde ich unprofessionell. Dabei bleibe ich, muss dich aber nicht kratzen.

Ich habe auch leichte Zweifel, dass das jeder Therapeut die angesprochenen Dinge wirklich reflektiert handhabt... sondern vielleicht wird auch manchmal die Sitzung wegen schlechten Zeitmangement überzogen (insbes. wenn das regelmäßig der Fall ist)... oder weil dem Patienten (fälschlicherweise) nicht zugetraut wird, mit dem Sitzungsende klar zu kommen... oder weil man sich einen Unmut eines Patienten nicht zuziehen will und und und. Will schlichtweg heißen: Auch die Motivation des Therapeuten ist anzusehen und wird am eigentlichen Problem des Patienten gearbeitet (oder wird halt schnell ein Tier in die Hand gedrückt o.ä.).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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leberblümchen
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:52

Interessant ist die Opposition zwischen "rigide" und "Kuscheltiere schenken", die wohl nicht der Realität entspricht. Wird aber gerne so behauptet, als gäbe es nur "Kuscheltiere schenken" und "rigide sein" (gelegentliches Überziehen, gelegentliche Geschenke an den Th., gelegentlich eine besondere Form der Zuwendung werden wohl sehr viele Patienten erfahren). Jeder, der es unprofessionell findet, wenn ein Therapeut seinen Patienten Geschenke macht oder regelmäßig Stunden überzieht, wird als extrem rigide gesehen. Ich spare mir hier, an dieser Stelle auszuführen, in wie vielen Ratgebern mit dem Titel "Woran erkenne ich einen seriösen Therapeuten?" darauf hingewiesen wird, dass die o.g. Dinge tatsächlich unseriös SIND.

"Wer heilt, hat Recht" - das wäre in der Tat eine spannende Fragestellung, wenn sie wirklich seriös betrieben wird: Wie sehr hilft es den Patienten langfristig, Kuscheltiere geschenkt zu bekommen? Sind diese Patienten fünf Jahren nach Therapieende tatsächlich gesünder als die, die abstinentere Therapeuten hatten? Es ist ja keine Kunst zu sagen: "Es geht mir mit Kuscheltier besser als ohne, also wird es wohl richtig so sein".

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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:54

stern hat geschrieben:Habe ich gesagt, das etwas dagegen spricht? Wichtig finde ich vielleicht eher, dass es reflektiert geschieht... und ja, wöchentliche Überziehungen von 50% finde ich unprofessionell. Dabei bleibe ich, muss dich aber nicht kratzen.
Es kratzt mich nicht. Ich frage mich nur warum?

Ich bekomme Kuscheltiere ausgeliehen (ja, ich stehe dazu) aber ich arbeite auch immer alles durch. Das eine ersetzt doch das andere nicht. Da müsste ja nur ein Kuscheltier her...


leberblümchen
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:55

Tristezza, wart's erst mal ab, bis du mit ihr einen Whatsapp-Chat hast


mio
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Beitrag So., 10.01.2016, 20:56

Hätte ich nicht mailen dürfen, dann wäre meine Therapie wesentlich schwieriger geworden. Ich hätte bestimmte "Themen" einfach anders gar nicht "in den Raum" gebracht. Jetzt kann man natürlich sagen: Dann schreib Dir doch Merkzettelchen, ja, schön, das nützt mir aber nix, wenn diese "Merkzettelchen" bis zur nächsten Sitzung im Nirwana verschwunden sind... Die mail ist bei ihr, da gibt's dann "kein Zurück" mehr.

Auch hat mir das Angebot sie im Notfall kontaktieren zu dürfen sehr über schwierige Situationen hinweggeholfen. Allein das Angebot war wie ein "Notfallmedikament" und hat mir zu mehr "Stabilität" verholfen in solchen Momenten bzw. sie aushaltbarer gemacht. Ich habe das nie anders als per mail genutzt, aber zu wissen: Da ist jemand, der Dir im Zweifel zu helfen versuchen wird! war Gold wert für mich.

Ebenso die Transparenz die von ihr an den Tag gelegt wurde, mir hat das sehr viel Sicherheit vermittelt sie auch als "Person" etwas greifen zu können.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:00

Peppermint,

doch genau das würde bei mir passieren: es würde ersetzen, das Kuscheltierchen und ich würde nicht mehr sprechen.

(Mir gehen gerade 1000 Lichter auf)

LG
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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:03

Mio,

mir gine auch so. Anfänglich war sie sofort nach jeder Therapiestunde nicht mehr existent für mich. Da haben mir meine Mails sehr geholfen. Noch heute, obwohl ich jetzt schon viel besser in Objektkonstanz geworden bin.

Meine Therapie wäre schon längst von mir beendet worden (ein bestimmter Anteil konnte sie lange Zeit nicht ausstehen) und sie hat mich per Mail ermutigt wieder hin zu gehen und alles anzusprechen. Was mir dann auch gelungen ist.

Was an den Mails auch sehr gut ist, man kann sie immer wieder lesen, so konnte ich mich öfters über schwierige Zeiten trösten.

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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:05

**AufdemWeg** hat geschrieben: (Mir gehen gerade 1000 Lichter auf)
LG
Das freut mich.

Aber genau, dass meine ich. Jede bekommt das was sie braucht. Du KEINE Kuscheltiere.

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stern
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:05

Es kratzt mich nicht. Ich frage mich nur warum?
Es steht auch explizit in der Berufsordnung, dass Leistungen angemessen zu vergüten sind... ich muss jetzt nicht wirklich aufzählen, was evtl. Problematiken sein können, wenn der Therapeut in nicht nur geringfügigem Umfang teilweise unentgeltlich Sitzungen abhält? So dass man gleich von vornherein einen Riegel vorschiebt.

Ich habe auch nicht geschrieben, dass das eine das andere zwingend ersetzen muss... sondern dass ich leise Zweifel habe, dass das jeder Therapeut ausreichend reflektiert... siehe Beispiele.
Zuletzt geändert von stern am So., 10.01.2016, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:07

@peppermint,

Und so ist das doch auch gut?

Ausserdem kommt auch dazu hinzu was du an Mio schreibst: Zeitfaktor.
Es findet ja auch Veränderung statt also z.B. mehr Mails in der Anfangsphase..
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