RoterLuftballon hat geschrieben:Ehrlich gesagt denke ich das es auch meine Schuld ist... Er hat sich anfangs immer gerechtfertigt als es hieß wir müssen in die Verlängerung gehen, weil er soviele Abschlussberichte schreiben musste und noch einige andere Verlängerungen und durch den Umzug in die neue Praxis viel liegen geblieben ist und er hat sich immer entschuldigt dafür... Ich habe ihm jedesmal gesagt das er sich vor mir weder rechtfertigen muss, noch ich ihm deswegen böse oder ähnliches bin oder er mir erklären muss warum er es noch nicht geschafft hat.... Ich bin vom Typ her einfach so... Ich dränge niemanden zu irgendwas noch will ich das man sich rechtfertigt und ich setze auch keine Pistole auf die Brust...
Es liegt einfach gerade an mir... Ich will es so dringend alleine schaffen...das ich mich vor jedem verschließe und niemanden in meiner Nähe ertrage! Die Angst ist einfach zu groß...das ich wieder versage...wieder enttäuscht werde...keine Ahnung... Ich steh so kurz vorm Absoluten Zusammenbruch und kann nichts dagegen unternehmen...fühle mich allem so verdammt ausgeliefert...
Hallo Luftballon,
es geht hier nicht um Schuld oder nicht Schuld. Es geht darum, dass dein Therapeut seinen Job machen soll und um die Frage, wie du ihn am besten "Feuer unterm Popo machst " (danke dafür! @stern).
Du brauchst dich deinem Therapeuten gegenüber weder schuldig zu fühlen noch ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er den Antrag für die Verlängerung schreiben muss... Und das sage ich als eine Person, die selbst immer wieder neu mit Schuldgefühlen und einem ganz starken Rechtfertigungszwang kämpft - in allen Bereichen meines Lebens.
Mir hilft es immer wieder, wenn ich mir vor Augen halte, wie ich das außerhalb der therapeutischen Beziehung sehen würde. Wie wäre es, wenn ich meinen neuen Reisepass abholen will (und den vielleicht sogar für eine wichtige Reise brauche), aber das Einwohnermeldeamt hat meinen Antrag einfach nicht weiterbearbeitet, obwohl ich den Antrag rechtzeitig vorher gestellt habe? Da könnte es mir dann doch mal passieren dass ich sauer bin. Die Frage ist, warum du dir das deinem Therapeuten gegenüber nicht erlaubst. Warum du dich ihm gegenüber schuldig fühlst? (die Frage kann ich auch mir selbst stellen - also in Bezug auf mein therapeutisches Personal - nicht deines
Dein Zustand der Überlastung und das Gefühl, kurz vorm Zusammenbruch zu stehen - zunächst einmal tut es mir Leid, dass es Dir grade so schlecht geht. Aber vielleicht ist es auch Teil des Problems, das alleine schaffen zu wollen (oder in deiner Logik sogar zu
müssen?) Wenn dir das Wasser schon bis zum Hals steht, ist es vielleicht besser, dass dir jemand wieder ans Ufer hilft, und in der Situation ist es nicht sinnvoll, auch noch den Ärmelkanal durchschwimmen zu wollen... Was würdest du denn einer guten Freundin raten, die sich in einer solchen Situation befindet?
Ich würde ihr jedenfalls sagen: Hol dir Hilfe und Unterstützung, hör auf dich so alleine abzukämpfen...
Dafür ist es aber auch wichtig, dass du mit deinem Therapeuten ganz offen redest, wie es dir
wirklich geht. Ohne wenn und aber. Und ohne Verniedlichungen und Beschönigungen. Dafür musst du aber auch deine Angst, dass er dann "weggehen" könnte oder dass er sich enttäuscht von dir abwenden könnte überwinden (das ist jetzt von mir geraten, aber das sind so
meine Befürchtungen in dem Zusammenhang immer wieder...). Wenn du diese Hürde nicht übersteigen willst, kannst du auch keine neuen, besseren Erfahrungen machen. Für mich war es eine "heilende" Erfahrung, dass meine Therapeutin in meinen miesesten Zeiten ganz unverrückbar an meiner Seite stand, ohne wenn und aber. Aber dafür musst du loslassen und dich öffnen.
Herzliche Grüße,
Lisbeth