Liebe lederblümchen,
ich habe zunächst nur deinen Eingangspost gelesen und nichts weiter und möchte erst mal darauf antworten, bevor ich mir den Rest durchlese. Ich habe zwar keine diagnostizierte Identitätsstörung, aber ich wollte trotzdem mal "meinen Senf" dazu beitragen.
leberblümchen hat geschrieben:
Ist das überhaupt ein Symptom, das nicht zu wissen? Wie kann es sein, dass Andere mir sagen: "Doch, du bist doch die und die", und ich mir denke: "Ja, aber wo ist der Kern?" Manchmal fühle ich so was Ähnliches, aber meistens eben nicht: wenn ich z.B. etwas handschriftlich schreiben soll. Ich HABE keine Handschrift.
Mir ergeht es da ähnlich wie dir.
Ich hatte das auch in meiner letzten Stunde vor Weihnachten angesprochen. Das ist unter anderem ein Thema was mich richtig nervt und beschäftigt. Dass ich nicht genau sagen kann, wer ich eigentlich bin, was mich als Person ausmacht und zwar nur mich. Wenn also Person A Person B von mir berichtet, ohne Namen zu nennen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Person B sagt "Ach, das ist doch die Clover von der du berichtest! Das kann nur sie sein, nachdem, was du erzählst." Oder dass jemand in meine Wohnung kommt oder einen Koffer von mir aufmacht und sagt "Hey, das kann nur von Clover sein!" Oder wenn mich jemand fragen würde, was mich ausmacht, dann kann ich das nicht genau sagen. Ich meinte auch zu meiner Thera, dass ich eben das Gefühl habe, gar nicht zu wissen, wer ich bin, was ich erreichen will, was mich ausmacht etc. und dass mich das behindert, wenn es beispielsweise um die Frage geht, was ich beruflich erreichen will. Zumal ich wahrscheinlich in ein paar Wochen meine Arbeit verlieren werde und mich nach etwas Neuem umsehen muss! Aber ich weiß nicht was. Nicht, was mich interessieren könnte, was mich richtig herausfordern könnte, welcher Arbeit ich gewachsen bin, was ich stemmen kann, was mir Spaß macht...
Im Alltag beschäftigt mich das sehr. Ich versuche so zu sein, wie die Leute es von mir erwarten., habe aber oft das Gefühl dadurch in eine Richtung gedrängt zu werden, die ich gar nicht will, bzw gar nicht richtig die Zeit (gehabt) zu haben, wo ich eigentlich hin will. Weil immer irgendwer versucht hat mich zu formen, wie es ihm in den Kram passte. Habe ich mich angepasst, war es auch wieder verkehrt, machte ich es wieder anderes, das gleiche Spiel von vor.
Auch die Sache mit der Handschrift kenne ich. Ich habe glaube ich 7 oder 8 verschiedene Handschriften. Es ist immer mal wieder eine andere, aber nie eine gleichbleibende. Kommt auf meine Stimmung an, kann während des Schreibens einfach umschlagen. Das nervt mich. Weil es eben auch eine Sache ist, an der man mich NICHT identifizieren kann.
Ich werde mir jetzt erstmal den Rest durchlesen.
Liebe Grüße
Clover
Nachtrag:
Ich hab jetzt bei einigen deiner Beiträge einen Daumen hinterlassen, weil ich dem zustimme und nichts hinzuzufügen habe. Ich merkte auch beim Lesen, dass sich mein Hirn irgendwie grade dagegen sträubt, mich intensiv damit auseinanderzusetzen. Hatte ich auch in der letzten Stunde bei meiner Thera gesagt. Weil es mich einfach nur noch nervt und seit Jahren immer die selben Fragen sind, um die meine Gedanken hinsichtlich dieses Themas kreisen. Und ich einfach keinen Ausweg finde und mich dann eher darüber aufrege und noch mehr verzweifle. Ich glaube, mein Kopf will sich jetzt nicht damit auseinandersetzen. Aber ich werde den Thread weiter verfolgen!
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