Was macht abhängig von Therapeuten?
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Mir ist noch was eingefallen zum Thema "kennen": Man würde als Patient bei jedem "Scheinehe-Aufspürungstest" durchfallen, weil man nicht mal weiß, welche Schuhgröße der Therapeut hat, wogegen er allergisch ist und ob er lieber Kartoffeln oder Nudeln mag - aber man erfährt doch so viel anderes. Weshalb ich das (was ich ja gestern auch schon schrieb) noch mal wiederhole: weil ich denke, dass dieses Wissen - jedenfalls gilt das für mich - entscheidend ist für die Frage, was ich für den Anderen empfinde. Es wird so oft von den angeblich so distanzierten Analytikern gesprochen, aber alleine das Wissen - und das war bei beiden Therapien so -, dass die diese Erfahrungen auch kennen und sich den eigenen Schattenseiten ebenso stellen mussten, wie der Patient das tut, das eröffnet ganz neue Räume und Freiräume für Begegnungen, die woanders (meiner Erfahrung nach) in dieser Intensität gar nicht möglich sind. Und da entsteht dann für mich zumindest eine sehr tiefe Zuneigung, die dann punktuell erwidert wird, aber eben nicht so "flächendeckend" und dauerhaft, wie ich als Patient das empfinde.
Reines Verliebtsein fände ich in diesem Zusammenhang auch mittelfristig eher hinderlich. Aber mir wäre es zu einfach, eine säuberliche Trennung vorzunehmen: Ich bin nicht verliebt, aber ich bemerke, wie die Männlichkeit und Sinnlichkeit des Therapeuten bei mir ziemlich deutliche Spuren hinterlässt. Das ist doch wichtig, so was fühlen zu können. Und umgekehrt zeigt auch der Patient etwas davon, wie sinnlich (oder eben nicht) er sich selbst empfindet und wie viel er dem Anderen davon zeigt, zeigen kann. So eine Haltung: "Wie schön, dass Erotik bei uns keine Rolle spielt" ist jedenfalls in meinen Augen sehr verdächtig...
Reines Verliebtsein fände ich in diesem Zusammenhang auch mittelfristig eher hinderlich. Aber mir wäre es zu einfach, eine säuberliche Trennung vorzunehmen: Ich bin nicht verliebt, aber ich bemerke, wie die Männlichkeit und Sinnlichkeit des Therapeuten bei mir ziemlich deutliche Spuren hinterlässt. Das ist doch wichtig, so was fühlen zu können. Und umgekehrt zeigt auch der Patient etwas davon, wie sinnlich (oder eben nicht) er sich selbst empfindet und wie viel er dem Anderen davon zeigt, zeigen kann. So eine Haltung: "Wie schön, dass Erotik bei uns keine Rolle spielt" ist jedenfalls in meinen Augen sehr verdächtig...
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Meiner Meinung nach kann das Gefühl des Verliebtseins übrigens in der Tat von beiden Beteiligten gesteuert werden - es sei denn, der Betroffene hat massive Probleme mit der Realitätsprüfung.
Ich glaube nicht, dass MAN sich einfach so so intensiv verliebt, dass man so stark darunter leidet, dass dieses Gefühl nicht erwidert wird. Üblicherweise senden beide Signale, die dann gedeutet werden und auf die geantwortet wird. Eher selten (abgesehen von Hollywoodfilmen) dürfte es vorkommen, dass man jemanden sieht und ihm sagt: "Ich bin in dich verliebt", worauf der Andere dann sofort zustimmend oder ablehnend reagiert. Stattdessen ist es ein gegenseitiges Sich-Antasten an den Anderen und ein Sich-Zurückziehen, wenn das Antasten zu grob war; worauf dann wiederum mit mehr Vorsicht reagiert wird.
Ein "hoffnungsloses" Sich-Verlieben in den Therapeuten dürfte meiner Meinung nach dann eher daran liegen, dass die Signale des Therapeuten (Zuwendung) falsch gedeutet werden - oder daran, dass er falsche Signale sendet. Der Therapeut wiederum muss die Balance finden zwischen "locken" und "zurückweisen", weil es weder etwas bringt, wenn man ihn als Dienstleister betrachtet, noch bringt es was, ihn als potenziellen oder verhinderten Lover wahrzunehmen.
Im Laufe der Therapie kann Nähe und Distanz von beiden unterschiedlich gestaltet werden, weil immer wieder neu entdeckt wird, was zugemutet werden kann und wo eine Grenze gezogen werden muss. Es ist ja kein "so und so ist es", sondern ein permanentes Neu-Verhandeln darüber, wie man sich selbst und den Anderen sieht und wie man von ihm gesehen werden möchte.
Ich glaube nicht, dass MAN sich einfach so so intensiv verliebt, dass man so stark darunter leidet, dass dieses Gefühl nicht erwidert wird. Üblicherweise senden beide Signale, die dann gedeutet werden und auf die geantwortet wird. Eher selten (abgesehen von Hollywoodfilmen) dürfte es vorkommen, dass man jemanden sieht und ihm sagt: "Ich bin in dich verliebt", worauf der Andere dann sofort zustimmend oder ablehnend reagiert. Stattdessen ist es ein gegenseitiges Sich-Antasten an den Anderen und ein Sich-Zurückziehen, wenn das Antasten zu grob war; worauf dann wiederum mit mehr Vorsicht reagiert wird.
Ein "hoffnungsloses" Sich-Verlieben in den Therapeuten dürfte meiner Meinung nach dann eher daran liegen, dass die Signale des Therapeuten (Zuwendung) falsch gedeutet werden - oder daran, dass er falsche Signale sendet. Der Therapeut wiederum muss die Balance finden zwischen "locken" und "zurückweisen", weil es weder etwas bringt, wenn man ihn als Dienstleister betrachtet, noch bringt es was, ihn als potenziellen oder verhinderten Lover wahrzunehmen.
Im Laufe der Therapie kann Nähe und Distanz von beiden unterschiedlich gestaltet werden, weil immer wieder neu entdeckt wird, was zugemutet werden kann und wo eine Grenze gezogen werden muss. Es ist ja kein "so und so ist es", sondern ein permanentes Neu-Verhandeln darüber, wie man sich selbst und den Anderen sieht und wie man von ihm gesehen werden möchte.
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PEPPERMINT PATTY schreibt:
In meiner ersten Therapie wurde ich nicht gesehen. Ich war in einer sehr destruktiven therapeutischen Beziehung und entwickelte unbewusst den Wunsch nach "gesehen werden" (habe ich erst nach Therapieende reflektiert).
Dieser Wunsch hat sich in der Therapie nie erfüllt - hielt mich allerdings in einer für mich massiv schädigenden Therapie "bei der Stange". Ich war durch diesen Wunsch total abhängig.
In meiner jetzigen Therapie fühle ich mich nicht nur gesehen, sondern auch angenommen, geliebt, unterstützt, gehalten..., Und ich darf mit meiner Therapeutin "verhandeln" wenn ich etwas von ihr brauche (zB Kontakt außerhalb der Stunden). Das bedeutet für mich, ich muss nicht mehr um diese Dinge kämpfen, bin nicht dauernd in der Beziehung verstrickt. Dadurch lerne ich einerseits Objektkonstanz (was ja Autonomie fördert - und darin habe ich richtig große Fortschritte gemacht) und andererseits kann mich mehr um mich, mein Leben draußen, kümmern.
Heute fühle ich mich nicht (mehr) sonderlich abhängig von meiner Thera, obwohl ich natürlich sehr traurig wäre sie nicht mehr zu sehen. Ich trag sie halt jetzt mehr "in mir".
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Danke pp, für diese Worte.
1zu1 habe ich es auch so erlebt/ erlebe es so
nur nie die Worte dafür gefunden.
Ich fühlte immer nur: das ist keine gute Abhängigkeit und deswegen traf es das Wort Liebe auch nie.
Jetzt stehen sie da.
Die Energie ist jetzt nicht mehr an die Person der Therapeutin bzw. der therapeutischen Beziehung gebunden
und ich habe endlich den Raum um bei mir zu bleiben und auch an mir zu arbeiten.
Dafür bin ich meiner Analytikerin unsagbar dankbar, dass sie mir das ermöglicht.
Danke.
LG ADW
PEPPERMINT PATTY schreibt:
In meiner ersten Therapie wurde ich nicht gesehen. Ich war in einer sehr destruktiven therapeutischen Beziehung und entwickelte unbewusst den Wunsch nach "gesehen werden" (habe ich erst nach Therapieende reflektiert).
Dieser Wunsch hat sich in der Therapie nie erfüllt - hielt mich allerdings in einer für mich massiv schädigenden Therapie "bei der Stange". Ich war durch diesen Wunsch total abhängig.
In meiner jetzigen Therapie fühle ich mich nicht nur gesehen, sondern auch angenommen, geliebt, unterstützt, gehalten..., Und ich darf mit meiner Therapeutin "verhandeln" wenn ich etwas von ihr brauche (zB Kontakt außerhalb der Stunden). Das bedeutet für mich, ich muss nicht mehr um diese Dinge kämpfen, bin nicht dauernd in der Beziehung verstrickt. Dadurch lerne ich einerseits Objektkonstanz (was ja Autonomie fördert - und darin habe ich richtig große Fortschritte gemacht) und andererseits kann mich mehr um mich, mein Leben draußen, kümmern.
Heute fühle ich mich nicht (mehr) sonderlich abhängig von meiner Thera, obwohl ich natürlich sehr traurig wäre sie nicht mehr zu sehen. Ich trag sie halt jetzt mehr "in mir".
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Danke pp, für diese Worte.
1zu1 habe ich es auch so erlebt/ erlebe es so
nur nie die Worte dafür gefunden.
Ich fühlte immer nur: das ist keine gute Abhängigkeit und deswegen traf es das Wort Liebe auch nie.
Jetzt stehen sie da.
Die Energie ist jetzt nicht mehr an die Person der Therapeutin bzw. der therapeutischen Beziehung gebunden
und ich habe endlich den Raum um bei mir zu bleiben und auch an mir zu arbeiten.
Dafür bin ich meiner Analytikerin unsagbar dankbar, dass sie mir das ermöglicht.
Danke.
LG ADW
Offline
Ich kann nur von meiner eigenen Erfahrung schreiben:lamedia hat geschrieben:Ich frage mich, was das konkret bedeuten kann, dieses "Geradestehen", wenn man in der Situation des Unglücklichverliebtseins ist
Unglückliches Verliebtsein hat mir einige Male in meinem Leben psychische Schmerzen zugefügt. Nachdem klar war, dass es sich um unglückliches, also unerwidertes Verliebtsein handelt, habe Ich gelitten, doch ich tat es "still" (habe also meinem "Liebesobjekt" keine Mühe bereitet) und "bewusst", letzteres, indem ich diese Schmerzen sehr genau ansah und vor allem: Indem ich nur dann mir erlaubte, sie auszuleben, wenn ich es an der Zeit dafür fand. Das hieß, dass ich in meinem Alltagsleben vollkommen normal funktionieren konnte und die Schmerzen nur dann zuließ, wenn ich allein und "funktionslos" war. Dann konnten sie kommen - und wieder gehen. Im Laufe der Zeit wurden sie nämlich immer schwächer und traten immer kürzer auf, weil mir immer bewusster wurde, dass meine Verliebtheit keine "Antwort" findet.
Arbeit übrigens hat mir in solche Phasen immer geholfen: Sie lenkte ab, und sie verdeutlichte mir, dass ich nicht ganz "wertlos" bin (was ich manchmal aufgrund meiner unerwiderten Verliebtheit zu denken geneigt war).
Und es war in solchen Zeiten keineswegs alles nur schmerzvoll, schwierig und negativ: Mein unglückliches Verliebtsein hat sehr viel positive Gefühle im Schlepptau gehabt (Lebendigkeit, Lebenslust, Leichtigkeit, Neugier, Mut etc.).
Und auf die wüsten Anwürfe hier noch dies:
Mein Empfinden jener Liebesschmerzen hat mit meinem Trauerschmerz nichts zu tun. Es sind zwei vollkommen verschiedene Empfindungen - für mich.
Die eine ließ sich "bändigen" und auf diese Weise langsam abschwächen; sie lehrte mich Verantwortung (einem anderen Menschen gegenüber, aber auch für mich zu übernehmen), und sie barg durchaus auch positive Emotionen.
Die andere überfällt mich und bohrt mir langsam das Mark aus den Knochen: Sie leert mich bis auf den Grund aus - und fräst vielleicht auch den noch fort.
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Ja, das wird jetzt verständlicher, danke Dir für die Erläuterung. Was Du beschreibst, hängt ja auch mit der (bewussten oder unbewussten) Instrumentalisierung der Macht eines Therapeuten zusammen. Dass ein eher symmetrisches Verhältnis die Autonomie fördern kann, leuchtet mir ein und habe ich auch so erlebt. Wie schön für Dich, dass Du diese Erfahrung machen kannst!peppermint patty hat geschrieben:Vielleicht wird es jetzt ein wenig verständlicher?
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Ich hätte noch was dazu zu sagen, was nicht abhängig macht: eine so vollgestopfte Woche mit Arbeit, Freunden, Unternehmungen und Erlebnissen - gut und schlecht - sodass die 50 min die Woche so wahnsinnig wenig sind, dass man es nicht als regelmäßig wahrnimmt, auch wenn es so ist.
@speechless - weiß gerade nicht, ob das jetzt ironisch gemeint ist und ich den Witz nicht ganz raffe (angesichts vieler Menschen, die sich mit Arbeit, Freunden, Unternehmungen und Erlebnissen leider aus verschiedenen Gründen nicht zuschütten können) -Speechless hat geschrieben:Ich hätte noch was dazu zu sagen, was nicht abhängig macht: eine so vollgestopfte Woche mit Arbeit, Freunden, Unternehmungen und Erlebnissen - gut und schlecht - sodass die 50 min die Woche so wahnsinnig wenig sind, dass man es nicht als regelmäßig wahrnimmt, auch wenn es so ist.
nun, wenn also ernst gemeint: Phasen, die angefüllt sind mit Action der beschriebenen Art lassen doch gerade die 50 min einen "weiteren Termin" erscheinen, der manchmal nur mit Mühe unterzubringen ist und durchaus als "regelmäßig" wahrgenommen werden muss. (??)
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Nein, es war kein Witz oder ironisch gemeint, ich erlebe das so in meinem Leben und werde in der Äußerung meines Empfindens keine Rücksicht nehmen auf Menschen, die das nicht "können". Ich betone aber gerne nochmal, dass es nur mein Empfinden ist bezogen auf mein Leben. Es hat ja auch bei weitem nicht nur Gutes, sich zum Bsp mit Arbeit zuzuschütten, aber ich würde meinen Job sonst verlieren, wenn ich nicht bereit wäre dies zu tun.mondlicht hat geschrieben:@speechless - weiß gerade nicht, ob das jetzt ironisch gemeint ist und ich den Witz nicht ganz raffe (angesichts vieler Menschen, die sich mit Arbeit, Freunden, Unternehmungen und Erlebnissen leider aus verschiedenen Gründen nicht zuschütten können) -Speechless hat geschrieben:Ich hätte noch was dazu zu sagen, was nicht abhängig macht: eine so vollgestopfte Woche mit Arbeit, Freunden, Unternehmungen und Erlebnissen - gut und schlecht - sodass die 50 min die Woche so wahnsinnig wenig sind, dass man es nicht als regelmäßig wahrnimmt, auch wenn es so ist.
nun, wenn also ernst gemeint: Phasen, die angefüllt sind mit Action der beschriebenen Art lassen doch gerade die 50 min einen "weiteren Termin" erscheinen, der manchmal nur mit Mühe unterzubringen ist und durchaus als "regelmäßig" wahrgenommen werden muss. (??)
Ja, genau, so ist es, es ist eben nur ein weiterer Termin in einer Endloswoche. Ich kann mich nicht wie früher ewig darauf vorbereiten und vor allem kann es nicht nachwirken, weil ich direkt danach zur Arbeit rennen muss, was negativ ist..aber wenn man jeden Tag durch die Fülle des Tages neue Erlebnisse hat und auch viele Belastungen hat, muss ich zwangsläufig bis zur nächsten Stunde damit alleine klar kommen und das verhindert meine Abhängigkeit. Natürlich haben manche Menschen auch ohne einen stressigen Terminplan ständig Belastungen, aber bei mir geht es vor allem auch darum, im Alltag besser klar zu kommen und das muss ich eben 6 Tage die Woche ohne meine Thera schaffen und jede Woche passiert soviel, dass ich es auch nicht mal in der Stunde unterbringen könnte, selbst wenn wir nur über die Gegenwart reden würden.
Und die Zeit zwischen einem und dem nächsten Termin kommt mir aufgrund meines Alltags vor wie ein Monat, nicht wie eine Woche, auch wenn wir regelmäßig Termine machen.
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Habe auch die Erfahrung gemacht, dass Therapie samt "Herrchen" unwichtiger wird, wenn das Privatleben reicher ist, weil z.B. viele positive Termine und Herausforderungen anstehen. Einmal bin ich sogar - absichtlich - eine halbe Stunde zu spät gekommen, weil ich mich nicht aus einem anregenden Gespräch trennen wollte, das mir in dem Moment wichtiger war.
Na ja, ich halte für eine Mischung aus psychische Disposition und unpassendem Therapeutenverhalten. Die klassische Verliebtheit als Abhängigkeit vom Therapeuten ist mir bisher zwar erspart geblieben... aber energiefressende Phasen/Momente kenne ich auch. Und das waren insbes. Momente, die man als unprofessionell bzw. "so sollte es therapeutisch nicht sein" bzw. mind. "unpassend" bezeichnen könnte/muss... zumal ich entsprechende Energiebinder auch in anderen Therapien (amb., stationär) nicht genauso erlebte. Eine Anleitung, wie man sich mit etwas vollstopft, brauche ich in einer Therapie eher nicht. Falls es letzteres ist, das man braucht, drücke ich die Daumen, dass es so bleibt.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Wobei bei mir leider das Negative im Vordergrund steht, was so im Alltag passiert..und zu spät kommen würde ich jetzt nicht absichtlich, dafür ist mir die Therapie doch zu wichtig, aber ich hab ja auch nur einmal die Woche samt den langen Urlaubspausen..von daher komme ich mir trotz wöchentlicher Sitzung sehr allein gelassen vor und zur Zeit auch als hätte ich keine Kontrolle über das, was in meinem Leben passiert. Aber da sind wir dran, soweit es die 50 min die Woche zulassen
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Für mich ist es sehr wichtig, ab und zu Dinge zu erleben, die wichtiger sind als Therapie. Das lässt sich nicht herbeireden, aber ich kann es wenigstens zulassen. Dieses Zulassenkönnen ist mir sehr wichtig, und dann entstehen Momente, in denen ich mir sage: "Wozu brauche ich überhaupt einen Therapeuten?" Ohne diese Momente stelle ich mir eine Therapie sehr schwierig vor.
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Dem Gedanken stimme ich zu, aber die 50 min die Woche hab ich dann schon und könnte mir nicht vorstellen, meine Thera 30 min auf mich warten zu lassen..würde ich aber auch sonst gegenüber niemandem machen, weil ich sowas auch nicht akzeptieren würde
Es gab eine Phase in meiner Therapie, da hat die Therapiestunde und mit ihr die Therapeutin einen richtigen Sog auf mich ausgeübt. Das ging so weit, dass es mich vom "richtigen Leben" abgezogen hat und meine Blickrichtung regelrecht verengt hat - ich habe gelebt von Stunde zu Stunde. In dieser Zeit hat die Therapeutin mal zu mir gesagt: "Ihr Leben ist richtig bunt geworden durch die Therapie!"
Das war gut gemeint von ihr - ich habe aber in dem Moment gemerkt, dass genau das Gegenteil passiert ist. Mein Leben war eng, fixiert auf Therapie und alles andere als bunt. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich das Leben - das echte Leben - dabei bin zu verlieren, wenn ich mich ausschießlich nur noch um mich drehe im Kosmos der Therapie.
Kann sein, dass das zeitweise - um zu sich selbst vorzudringen - notwendig ist. Wenn dieser Zustand aber zum Selbstzweck wird und sich zu einer Lebenseinstellung verfestigt, dann wird Therapie "pervers".
Inzwischen ist meine Therapie beendet und ich habe das Gefühl, wieder bei mir zu sein - mitsamt den vielfältigen Erfahrungen, die Therapie natürlich auch bedeuten und die mein Leben tatsächlich bunter gemacht haben. Das fühlt sich jetzt viel stimmiger an als damals, weil ich jetzt freier bin und "mein Leben" wieder zurück bekommen habe.
Das war gut gemeint von ihr - ich habe aber in dem Moment gemerkt, dass genau das Gegenteil passiert ist. Mein Leben war eng, fixiert auf Therapie und alles andere als bunt. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich das Leben - das echte Leben - dabei bin zu verlieren, wenn ich mich ausschießlich nur noch um mich drehe im Kosmos der Therapie.
Kann sein, dass das zeitweise - um zu sich selbst vorzudringen - notwendig ist. Wenn dieser Zustand aber zum Selbstzweck wird und sich zu einer Lebenseinstellung verfestigt, dann wird Therapie "pervers".
Inzwischen ist meine Therapie beendet und ich habe das Gefühl, wieder bei mir zu sein - mitsamt den vielfältigen Erfahrungen, die Therapie natürlich auch bedeuten und die mein Leben tatsächlich bunter gemacht haben. Das fühlt sich jetzt viel stimmiger an als damals, weil ich jetzt freier bin und "mein Leben" wieder zurück bekommen habe.
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Abgesehen davon, dass ich ihn ja von unterwegs angerufen habe, geht es aber m.E. nicht um die moralische Bewertung dieses "Vorgangs". Ich sehe da übrigens auch einen Unterschied zu Privatbeziehungen: Der Therapeut "ersehnt" ja nicht den Patienten. Wenn dieser nicht kommt, dann ist es alleine ein Problem für ihn (wenn überhaupt) und nicht für den Therapeuten. Es fehlten dann halt am Ende von 300 Stunden 30 Minuten. Aber ich selbst hatte das Gefühl, in diesem Moment Prioritäten setzen zu dürfen, ganz für mich.würde ich aber auch sonst gegenüber niemandem machen, weil ich sowas auch nicht akzeptieren würde
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