Diagnosen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:36

Candykills hat geschrieben:Ich kenn durch Klinikaufenthalte genug Menschen mit anderen Diagnosen, die keine offiziellen Traumafolgestörungen sind. Trotzdem können sich diese Menschen ihr eigenes Trauma anerkennen ohne dabei auf mich zu schauen und sich zu denken "der hat's gut mit seiner Traumafolgestörung", was ich für extrem verstörend halten würde. Ich hab es nämlich überhaupt nicht gut.
Eben... für die Anerkennung braucht nicht jeder eine bestimmte Diagnose.

Wenn ich die Wahl hätte: je lapidarer die offiziell-gestellte Diagnose, desto lieber wäre mir das (diese Wahl habe ich natürlich nicht)... noch lieber hätte ich gar keine (das geht bei Selbstfinanzierung. Damit ist man jedoch kein anderer Mensch).

Für die Behandlung (welche Medikamente und welche Therapie) finde ich es aber durchaus wichtig, dass die Diagnose einigermaßen passt.

Behandler denken eh nicht nur in Diagnosen, sondern es gibt verschiedene Ebenen, die angesehen werden... und das leuchtet ja auch ein: Wenn jemand mit guter Struktur so behandelt wird als hätte er kaum Reflexionsvermögen, so bringt die Therapie evtl. nicht das, was sie bringen könnte. Und wenn jemand überfordert wird, bringt es nichts oder verschlechtert die Verfassung.

Und auch ja:
Eine Störung hat auch sehr viel mit der Persönlichkeit des Individuums, der Resilienz und dann sicher auch mit der schwere des Traumas zu tun. Das sollte auch dir bekannt sein. Umso mehr verwundert es mich, dass du immer wieder auf diesem Thema herumhacken musst.
Viel spielt eine Rolle... insbes. auch die Resilienz.

Oder manche haben Ressourcen, mit meinetwegen einer Scheidung umzugehen (die normal jeden Menschen belastet), andere nicht...
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Candykills
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:39

Ich habe auch nie angenommen, dass du dir darum GedAnken machen könntest wie es mir geht - überschätz dich mal nicht!

Wenn du mir Argumentation aus einer Kategorie heraus unterstellst, schau erstmal in den Spiegel.
Jeder hat und braucht eine Diagnose, der eine von der Kk finanzierte Therapie besucht. Du belügst dich selbst, wenn du glaubst drin Therapeut hat mein Konzept zu dir im Kopf - selbst wenn du deine Therapie selbet finanzierst und deshalb keine offizielle Diagnose mehr benötigst....
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:41

@ leberblümchen,

man kann aber Diagnose nicht von Behandlung trennen. Selbst wenn ich als Patient eine Diagnose nicht Ernst nehmen würde, so werde ich dennoch von meinem Therapeuten entsprechend der (falschen) Diagnose (falsch) therapiert. Mir bleibt also nichts anderes übrig - auch aus Selbstschutzgründen heraus - die Diagnose wissen zu wollen, nicht weil ich in eine Kategorie gehören möchte, sondern weil ich wissen und überprüfen möchte, ob die Diagnose richtig ist, der Therapeut mich verstanden hat und er mir eine Behandlung anbietet, die dem entspricht, was ich tatsächlich habe.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Candykills
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:43

Übrigens wird weder im Icd noch im Dsm zwischen guten und schlechten Diagnosen unterschieden - nur in deinem Kopf findet das statt, da DU es nötig hast.
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:49

Canykills, ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich deine aggressiven und wenig intelligenten Beiträge ignoriere, da sie zudem nicht zum Thema gehören.

Jenny, stimmt, das war zu flapsig formuliert: Ich meinte nicht, dass du das nicht ernst nehmen sollst, sondern dass wir alle als Patienten dafür sorgen sollten, dass Diagnosen nichts mit uns machen, nichts mit uns anstellen. Dass wir uns nicht darauf ausruhen; dass wir uns nicht davon verrückt machen lassen; dass wir uns trauen sollten, diese zu hinterfragen, wenn wir den Eindruck haben, etwas läuft schief. Dass aber immer klar sein muss, dass wir mehr sind als eine Diagnose.

O.K., vieles davon hört sich offiziell selbstverständlich an - ich bezweifle nur, dass das in der Praxis so leicht ist.

Eine - wie ich finde - passende Analogie sind übrigens Schulnoten. Die haben ähnliche Wirkungen.

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Carpincha
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:54

Hm, ich finde es ziemlich abwegig, zwischen "guten" und "schlechten" Diagnosen zu unterscheiden. Wer bitte bestimmt denn, was gut und was schlecht ist? Ich finde es auch "schlecht", wenn ich mir das Bein breche. Zu einem schlechten Menschen macht mich das noch lange nicht. Und auch psychiatrische Diagnosen sucht sich ja keiner aus...

Für mich persönlich war meine Diagnose eher eine große Erleichterung, weil ich endlich Worte für das, was mit mir nicht stimmt, hatte. Als Stigmatisierung habe ich es nie empfunden, dafür haben sich mir aber neue Möglichkeiten aufgetan, an meinen Problemen zu arbeiten.

Dass mich manche Menschen aufgrund meiner Diagnose stigmatisieren könnten, ist mir allerdings bewusst und liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass sie von der Thematik keine Ahnung haben. Aus diesem Grund überlege ich mir eben sehr genau, wem ich davon erzähle, und das sind nur sehr, sehr wenige Leute.


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 14:59

Naja, du könntest hier im Forum ein bisschen lesen... Dann weißt du, was mit "gut" und "weniger gut" gemeint ist...

Es gibt ja z.B. auch den Spruch von den "guten Angstpatienten". Und klar, Borderliner sind auch wenig attraktiv. Über Narzissten wird im Alltag schon schlecht geredet - wer also würde sich über diese Diagnose freuen? Artifizielle Störungen, histrionische Persönlichkeitsstörung und so fort.

Dass das nicht ein Stigma sein muss, das sehe ich auch so. Aber es kann als solches empfunden werden.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:04

@ leberblümchen
leberblümchen hat geschrieben:
Die Diagnose aber reduziert dich auf eine Kategorie. Und das hat wieder Auswirkungen auf deine Eigenwahrnehmung
Ja und Nein.

Wenn die Diagnose richtig ist, dann beeinflusst sie nicht meine Eigenwahrnehmung, denn die Diagnose kam ja aufgrund meiner beschriebenen Eigenwahrnehmung (richtig) zustande. Die Diagnose ändert meine Eigenwahrnehmung nicht, denn die war ja schon vor der Therapie vorhanden. Wenn ich schon vor der Therapie merke, ups, ich bin anders als andere, ich kann nicht so viele Reize verarbeiten wie andere, dann hat die Diagnose HS bzw. Autismus keinen Einfluss auf meine Eigenwahnnehmung, denn die hatte ich ja schon vorher. Mein Problem bekommt nur einen Namen, nämlich HS bzw. Autismus.

Andersrum kenne ich das aber auch. Als meine Therapeutin bei mir eine DIS diagnostizierte und begann bei mir "Persönlichkeiten" zu sehen und mit dem, was sie glaubte zu sehen, reden wollte, ihnen Namen gab, ... ja, das hat meine Eigenwahrnehmung verändert. Plötzlich nahm auch ich Persönlichkeiten bei mir wahr, die ich vor der Therapie nicht wahrnahm und die auch gar nicht vorhanden waren.

Aber das ist eben der Unterschied: Wenn die Diagnose stimmt, dann stimmt sie auch mit der Eigenwahrnehmung überein. Stimmt sie nicht, dann kann es passieren, dass sie die Eigenwahrnehmung beeinflusst und verändert.

(Meine Erfahrung)
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Mo., 05.10.2015, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Candykills
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:05

leberblümchen hat geschrieben:Canykills, ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich deine aggressiven und wenig intelligenten Beiträge ignoriere, da sie zudem nicht zum Thema gehören.

Jenny, stimmt, das war zu flapsig formuliert: Ich meinte nicht, dass du das nicht ernst nehmen sollst, sondern dass wir alle als Patienten dafür sorgen sollten, dass Diagnosen nichts mit uns machen, nichts mit uns anstellen. Dass wir uns nicht darauf ausruhen; dass wir uns nicht davon verrückt machen lassen; dass wir uns trauen sollten, diese zu hinterfragen, wenn wir den Eindruck haben, etwas läuft schief. Dass aber immer klar sein muss, dass wir mehr sind als eine Diagnose.

O.K., vieles davon hört sich offiziell selbstverständlich an - ich bezweifle nur, dass das in der Praxis so leicht ist.

Eine - wie ich finde - passende Analogie sind übrigens Schulnoten. Die haben ähnliche Wirkungen.
Hahahahaha - das ist wohl Teil deiner "nicht"-vorhandenen Störung, du Opfer deinerselbst.
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:12

Wenn die Diagnose richtig ist, dann beeinflusst sie nicht meine Eigenwahrnehmung, denn die Diagnose kam ja aufgrund meiner beschriebenen Eigenwahrnehmung (richtig) zustande. Die Diagnose ändert meine Eigenwahrnehmung nicht, denn die war ja schon vor der Therapie vorhanden
Hm, stimmt. Das ist dann aber auch wieder ähnlich wie bei den Schulnoten. Es gibt allerdings auch Patienten, die so gar nicht wissen, was los ist. Die kennen "nur" ihre Symptome und suchen dann "wie verrückt" nach der passenden Schublade. Auch das betrifft ja viele organische Störungen. Da redet man sich ein, Krankheit xy zu haben, und schon gesellen sich entsprechende Symptome zu den ursprünglichen hinzu. Das passiert ja sogar angehenden Medizinern. Im Unterschied zu organischen Krankheiten, die sich mit entsprechenden Verfahren diagnostizieren oder ausschließen lassen, ist das bei psychischen Störungen schon schwieriger und weniger eindeutig.

Ich würde sogar vermuten, dass die Anzahl derer, die vorher schon richtigerweise annehmen, eine bestimmte Störung zu haben, relativ gering ist (bei Therapieunerfahrenen umso mehr).

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stern
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:29

leberblümchen hat geschrieben:Es gibt ja z.B. auch den Spruch von den "guten Angstpatienten". Und klar, Borderliner sind auch wenig attraktiv. Über Narzissten wird im Alltag schon schlecht geredet - wer also würde sich über diese Diagnose freuen? Artifizielle Störungen, histrionische Persönlichkeitsstörung und so fort.
na ja, da braucht man nur manche Literatur zu lesen... ich glaube allerdings, das sagt mehr über den Autor aus.

Auch über Patienten mit Traumata/Folgestörungen wird nicht nur "nett" geschrieben, sondern z.B. von Opferrollen, Säuglingsstationen, usw. Und so ist das bei vielen Störungen... die einen Autoren beleuchten narzisstische Störungen empathischer... andere bemitleiden eher die Angehörigen (oder die Wortwahl ist fragwürdig).

Als ich die Praxis verlassen hatte, wusste ich gar nicht, was diese Diagnose aussagt, die ich noch nie hörte, aber in einem obligatorischen Bericht vorgefunden habe (und die, wie gesagt, irrtümlicherweise einem Textbaustein geschuldet war)... als ich dann daheim nachgelesen habe, stolperte ich auch über Texte mit (aus meiner Sicht) geringschätzigen Formulierungen. Daraufhin wurde ich dann auch zunehmend ärgerlich. Ich fragte mich dann nicht, ob ich so bin (so sehr liegt meine Selbsteinschätzung nicht im argen), sondern eher, ob ich so wahrgenommen wurde, was mich umso mehr schockte, weil ich bisher mit dem Arzt zufrieden war. Ich empfand manche Beschreibungen als geringschätzig/Stempel/Stigma... meine Empfinden. Den Schuh muss sich ja niemand anziehen. Ich war tatsächlich erleichtert, dass sich der Arzt für den Fehler entschuldigte...

Schwer wäre gewesen, wenn das nicht abgeändert worden wäre, (dem Adressaten des Berichtes und dem diagnostizierendem Arzt) zu erklären: So bin ich gar nicht... das muss ein Irrtum sein. Insbes. wenn ich die Therapeutin auch erst sein ein paar Sitzungen kenne (und umgekehrt).... wie soll SIE das valide und auf die Schnelle überprüfen. Na gut, in dem Fall wäre das vermutlich recht "fern" gewesen, dass sie vermutlich ebenfalls Zweifel gehabt hätte... vielleicht auch nicht (vielleicht teilt sie das mit).
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:34

Ja, aber denk mal an den Schlag, den dir das versetzt hat - obwohl du sogar wusstest (!), dass es falsch ist. Trotzdem hat es dich für ein paar Tage verändert; du konntest nicht sagen: "Da irrt sich jemand", sondern du bist in Panik geraten. Stell dir vor, die Bank hätte dir aus Versehen - wie bei Monopoly - 100,- gezahlt: Das hätte dich sicher nicht beunruhigt, obwohl du da (korrekt, wie du bist) auch zur Bank gegangen wärest, um es zu klären.

Ich habe ja einige Literatur gelesen und fand vieles schon diskriminierend, selbst wenn es mich nicht betraf; mich hat diese Bewertung so verstört.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Mo., 05.10.2015, 15:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:36

Mir wurde schon in den Erstgesprächen meine Diagnose gesagt. War wohl ziemlich eindeutig. Sie ist weder 'gut' noch 'böse', sie ist einfach passend. Und die Diagnose ist nur für mich, meine Krankenkasse und meine Therapeutin, die damit weiß, welchen Weg sie einschlagen muss in der Behandlung. Andere in meinem Umfeld wissen zwar, dass ich eine Therapie mache, aber kennen meine Diagnose nicht. Wieso auch?
Für mich war es irgendwo auch erleichternd, die Diagnose zu hören. Ich hatte mich vorher so lange damit gequält, ob ich überhaupt die Berechtigung habe, mit meinen Problemen eine Therapie zu machen. Habe ich. Eindeutig. Ich darf mir Hilfe holen und werde ernst genommen.
In eine Schublade gesteckt fühle ich mich nicht. Ich bin jetzt auch in einer Selbsthilfegruppe passend zu meiner Diagnose. Alle dort haben dieselbe Diagnose und jeder hat doch seine ganz eigenen Probleme, die zwar irgendwo in die selbe Richtung gehen, aber viel unterschiedlicher sind, als ich gedacht hatte.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:37

@ leberblümchen
Die kennen "nur" ihre Symptome und suchen dann "wie verrückt" nach der passenden Schublade.
Habe ich auch gemacht bzw. machen müssen. Nachdem ich jahrelang behandelt wurde als wäre ich eine Multiple Persönlichkeit und sich die Diagnose dann als falsch bzw. iatrogen induziert herausstellte, ... stand ich immer noch da, mit denselben Symptomen, mit denen ich 1992 meine Therapie begann, und fragte mich erneut, "was habe ich denn nun?" Denn durch die falsche therapeutische Behandlung wurde ja nicht an dem gearbeitet, was wirklich mein Problem ist, sondern an etwas, was ich gar nicht habe. Ich bin nicht scharf darauf in irgendeine Schublade gesteckt zu werden, ich möchte nur wissen, was mit mir los ist, warum ich die Probleme habe, die ich habe. Denn nur wenn ich weiß, was ich habe, ist es mir möglich mir selbst zu helfen. Ich musste die richtige Schublade finden, damit ich mir auch richtig selbst helfen kann und mich nicht (wie ich es falsch gemacht habe) immer weiter mit Reizen konfrontieren, weil meine Therapeuten bei mir von einer Angststörung ausgingen. Seit ich weiß, dass ich ein Reizverarbeitungsproblem habe, konnte ich damit beginnen zu lernen, auf meine Grenzen zu achten und für rechtzeitige Ruhe zu sorgen. Seitdem ich das mache, habe ich keine Schwindel- Angst- und Dissoziationsprobleme mehr. Aber um dahin zu kommen war es eben wichtig für mich herauszufinden, was ich habe, sprich die richtige Schublade zu finden (und aus der falschen Schublade wieder rauszukommen).

Klar gibt es auch Menschen, die es sich in ihrer Diagnose häuslich eingerichtet haben und zuweilen auch stolz darauf sind, dass sie die Diagnose haben, die sie haben (und nicht eine von den Diagnosen, die gesellschaftlich nicht gut ankommen). Aber ich hoffe mal, dass das die Wenigsten sind und dass die meisten daran interessiert sind, dass es ihnen bald besser geht (bin Berufsoptimist ).
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Carpincha
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:40

leberblümchen hat geschrieben:Naja, du könntest hier im Forum ein bisschen lesen...
Damit verbringe ich schon ungesund viel Zeit.
Dann weißt du, was mit "gut" und "weniger gut" gemeint ist...
Mir war schon klar, was du damit meinst, dennoch halte ich dieses Einteilen in gute und schlechte Diagnosen für absurd. Und ich finde auch den Vergleich mit Schulnoten nicht wirklich treffend, weil es bei letzteren ja tatsächlich darum geht, den Schüler bzw. seine Leistung zu BEWERTEN. Das ist aber doch nicht der Sinn des Diagnostizierens. Die Wertung einer Diagnose geschieht, wenn, ja erst durch den Patienten selbst oder durch andere Personen. Nur geht es ja eigentlich gar nicht darum.

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