Sexuelle Erregung in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag So., 27.09.2015, 21:02

Möbius hat geschrieben:I Nun wird das auch bei meinem Über-Psycho bestimmt nicht bei allen Patienten so gehandhabt, aber zumindest bei mir ist das sehr sinnvoll.
Was wird da bei dir gehandhabt?

Sorry für die Störung!
candle
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Candykills
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Beitrag So., 27.09.2015, 21:27

In der Therapie absolut undenkbar.
Allerdings schlecht sich meine Therapeutin ab und zu als Täterin in meine Zwangsgedanken/-handlungen ein (Stichpunkt Selbstbefriedigung).
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Tilda
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Beitrag So., 27.09.2015, 21:49

Liebe Unfrei,
bei mir ist es so wie Candykills es beschrieben hat... Allerdings überwiegen dabei sehr warme, liebevolle Gefühle... Die dennoch sehr erregend sein können. Mit ihr darüber zu reden ist für mich absolut undenkbar.

LG, Tilda


Thread-EröffnerIn
Unfrei
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 06:54

Tilda hat geschrieben: bei mir ist es so wie Candykills es beschrieben hat... Allerdings überwiegen dabei sehr warme, liebevolle Gefühle... Die dennoch sehr erregend sein können. Mit ihr darüber zu reden ist für mich absolut undenkbar.
Vielleicht ist es NOCH undenkbar darüber zu reden, weil es auch für DICH so schambesetzt zu sein scheint, wie auch für mich.

Mir hat dieser Thread schon ein wenig die Scham genommen. Ich weiß, ich bin damit nicht allein und es scheint was völlig Normales zu sein, für das es viele gute Gründe gibt.
Inzwischen kann ich mir sogar vorstellen, dass es möglich ist, dass ich es mal anspreche.
Ich warte ab, bis er von sich aus wieder in Richtung Thema Sex steuert und schau mal, ob es passt.

Die Frage ist ja, was man sich vorstellen könnte, wie das Gegenüber reagiert. Glaubst du, deine Thera würde dich rauswerfen, wenn du sowas erzählst??

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leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 08:00

Wegen so was wird man nicht rausgeschmissen - es ist total normal. Manche sprechen darüber, andere nicht.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 08:10

Unfrei hat geschrieben: Ich warte ab, bis er von sich aus wieder in Richtung Thema Sex steuert und schau mal, ob es passt.
Wieder? Also habt ihr das Thema schon mal angekratzt....?

Ich hatte das immer im Hinterkopf und irgendwann hatte ich das Gefühl, es musste einfach raus. Aber wie, ich konnte ja noch nicht mal das Wort in den Mund nehmen... ? (ich kann das, glaub ich, immer noch nicht ... )
Also sagte ich, dass ich ein Thema hätte, was mir peinlich ist und ich das auch NIEEEEEEEE aussprechen kann. Ich wusste, dass ich mit ihr darüber reden konnte, sie hatte unter einem anderen Kontext längere Zeit vorher mal nebenbei mal so ein Wort ganz locker als Beispiel und Vergleich erwähnt. Da dachte ich auch, na holla, die spricht das ja gelassen aus.
Ich wurschelte mich so durch und sie stellte alle Möglichkeiten auf. Nein, das auch nicht. Nein, das auch nicht. Sie sagte dann, dass ich in Rätseln spräche. Ja, sorry ist halt peinlich
Letztlich landete sie nen Volltreffer in meiner ganz Durchwurschtelei. Keine Ahnung was ich da alles gelabert habe, nur um eines dieser (in meinen Augen immer noch schmuddeligen) Wörter jaaaaaaaar nicht, niemals zu erwähnen. Da sich dieses Thema über Stunden streckte, bot sie mir, von sich aus dieses Thema anzusprechen, aufgrunddessen es für mich eh schon so anstrengend war dieses Thema auf den Tisch zu bringen.

Jedenfalls ergab sich aus diesem Thema ein Konflikt, den ich hier nicht weiterausführen werde. Ich wäre vorher nie auf die Idee gekommen, das mit einem Konflikt in Verbindung zu bringen, sondern einfach nur, das Bedürfnis zu haben, darüber zu reden.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 08:31

Wir können uns das ja mal aus deren Perspektive ansehen (mal abgesehen von der Tatsache, dass die selbst auch Menschen sind und dass die gelernt haben, damit umzugehen): sehr viele Patienten haben Sexuelle Fantasien mit ihrem Therapeuten. Für die therapeuten ist das Alltag wie für einen Bäcker das Brötchen. Wir kaufen ein Brötchen am tag, das uns satt macht. Der Bäcker verkauft hunderte - und der isst die nicht mit...

was für den Patienten das intimste überhaupt ist, hat der Therapeut schon 100x gehört; warum sollte es ihm also peinlich sein?

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stern
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 09:09

Ich denke zwar auch, dass es reine Projektion sein kann, wenn man denkt, dem Therapeuten könnte das peinlich sein. Allerdings sehe ich es auch so, dass nur ein Mustertherapeut mit allen Themen gleichermaßen "souverän" und "therapeutisch-locker-flockig" umgehen kann... so gibt es wohl bei jedem Therapeut engere und weitere (persönliche wie fachliche) Grenzen. Nicht beschränkt auf sexuelle Fragestellungen, sondern im Grunde kann das jedes Thema/Fragestellung betreffen. Je schwerer das für den Patienten ist, desto wichtiger erscheint es mir, dass der Therapeut dazu beitragen kann, die Schwere zu nehmen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 10:37

Möbius hat geschrieben:Ich bin fast immer zumindest leicht erregt bei meinem Über-Psycho - das ist nichts, was mich verunsichern würde. Zumindest empfinde ich das nicht so. Bei meinem Psycho verhält es sich sogar so, daß ich - und auch etliche andere seiner Patienten - durch eine sehr "flirtige" Krankenschwester beim Empfang etwas "sexualisiert" werden, auch bei der regelmässigen anschließenden Vereinbarung des Folgetermins bei ebendieser Krankenschwester. Ich habe meinen Über-Psycho recht früh mal drauf angesprochen. "Das gehört zur Therapie dazu." hat er nur trocken gesagt. Nun wird das auch bei meinem Über-Psycho bestimmt nicht bei allen Patienten so gehandhabt, aber zumindest bei mir ist das sehr sinnvoll..


LOL ist alles was dazu zu sagen ist. Ein Szenario wie aus einem Porno, mit der heissen Sex-Schwester und dem LibiDoc, die die Erotik so richtig anheizen mit sexual healing und so.


Ich hab den Eindruck, dass du langsam komplett den Bezug zur Realität verlierst.

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Tilda
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 11:04

Hallo Unfrei
Ja, über Sex zu sprechen ist für mich generell schwierig, auch außerhalb der Therapie, weil es sehr viel mit Scham zu tun hat. Es fühlt sich irgendwie "falsch" an.
Unfrei hat geschrieben:Die Frage ist ja, was man sich vorstellen könnte, wie das Gegenüber reagiert. Glaubst du, deine Thera würde dich rauswerfen, wenn du sowas erzählst??
Nein, sie würde mich auf keinen Fall rauswerfen. Aber ich schäme mich einfach so sehr. Sie ist ja auch ganz klar heterosexuell...und ich - ähm - eigentlich auch...?! Habe ich jedenfalls bisher angenommen. Aber inzwischen steht bei mir alles Kopf und ich weiß überhaupt nicht mehr, wo es mich eigentlich hinzieht...
Und wenn ich mir vorstelle, sie wüsste davon, dann würde ich das nicht mehr aus dem Kopf bekommen: Dass sie mich zukünftig vielleicht mit anderen Augen sieht, sich vielleicht sogar unwohl fühlt in meiner Gesellschaft, oder was weiß ich. Aber wer weiß, was noch passieren wird. Es ist sicher auch sehr befreiend und entlastend, wenn man so etwas mit seinem Therapeuten teilen kann.

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Tilda
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 11:12

leberblümchen hat geschrieben:...sehr viele Patienten haben Sexuelle Fantasien mit ihrem Therapeuten. Für die therapeuten ist das Alltag wie für einen Bäcker das Brötchen. Wir kaufen ein Brötchen am tag, das uns satt macht. Der Bäcker verkauft hunderte - und der isst die nicht mit...
Hallo leberblümchen,
ohh, der Vergleich klingt aber sehr nüchtern... Da mag schon was dran sein, aber ich mag es mir doch lieber anders vorstellen. Das hat ja was von einer stupiden Fließbandarbeit - "ja, der Nächste bitte - okay, das hab ich zwar heute schon alles x-Mal gehört, aber nun gut. ich werd ja dafür bezahlt".
Dass der Job auch für viele erfahrene Therapeuten immer mal wieder eine (emotionale) Herausforderung sein kann, erkennt man ja daran, dass sie manchmal auch sichtbar berührt werden. Und ich glaube das kann auch bei solchen Themen passieren (vor allem wenn es da nicht ausschließlich zum Sexfantasien geht, sondern gleichzeitig auch noch andere, warme Gefühle mit hineinspielen).


leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 11:31

Ich glaube, das ist eine projektion: der Patient wünscht sich einerseits, den Therapeuten mit seinem Innigsten zu berühren; andererseits hat er auch Angst davor. Also kann er es sozusagen nicht darauf ankommen lassen und grübelt darüber nach, wie er wohl reagieren könnte. Man kann sich da fantasieren, dass es ihn positiv "mitnimmt" oder dass er die Beziehung aus lauter Scham beendet - aber das wahrscheinlichste, dass er es als Übertragung erkennt, die ihm schon 100x begegnet ist, wird als "fliessband" abgewatscht.

Die Tatsache, dass die das kennen, bedeutet aber keinesfalls, dass die nicht aufmerksam zuhören! Im Gegenteil: das, was sie kennen, ist für sie leichter, daher auch die Lehranalyse.

klar: der Wunsch des Patienten ist, einzigartig zu sein. Die Realität ist, dass unsere Berichte bestimmte Muster aufweisen; so trostlos es klingen mag, aber unser Begehren haut die nicht um - und das muss so sein

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Tilda
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 11:33

leberblümchen hat geschrieben:Die Realität ist, dass unsere Berichte bestimmte Muster aufweisen; so trostlos es klingen mag, aber unser Begehren haut die nicht um - und das muss so sein
Das klingt in der Tat trostlos.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 11:47

Die Berührung findet anders statt, so meine Erfahrung. Ich hab mal mit meinem ersten Therapeuten, den ich wirklich nicht geschont habe und der wirklich das Musterbeispiel an Mitfühlen war, mal darüber gesprochen, und er sagte mit einem Lächeln, dass "dieses" Thema für alle Kollegen ein Klassiker sei.

Nur fühlt es sich halt für den Patienten nicht so an. Es gibt da wirklich so eine "Wahrnehmungsdiskrepanz".

es klingt nur trostlos, weil halt das "verführen" nicht klappt, aber ein AUFMERKSAMER Zuhörer ist so viel mehr wert als ein VERFÜHRTER. ..

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 11:56

Die Berührung findet anders statt, so meine Erfahrung.

Ein sehr entlastender Satz, danke!
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