Freundin will zum selben Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag Mi., 12.05.2021, 07:22

Naja warum? Ich sehe das anders. Die Freundin war 3 Jahre dort. Angenommen sie hat eine ernsthafte psychische Erkrankung, sind 3 Jahre nicht mega lange. Die Freudin sollte (sofern es mit der Therapeutin vereinbart wurde dass sie sich melden kann) die Möglichkeit haben wieder zurück zu kehren... Und ja, die Konstellation ist ungünstig, aber es kann auch funktionieren.. Aber ich und meine beste Freundin haben auch miteinander keine Konflikte

Werbung

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Mi., 12.05.2021, 07:35

Das hört sich alles vollkommen naiv an. In jeder Beziehung gibt es Konflikte auch unter besten Freundinnen. Stell dir vor ihr habt einen heftigen Streit und der thera sagt zu dir, du hast recht. Wenn du das deiner Freundin erzählst wird ihr Vertrauen zum thera (egal wer an diesem Konflikt schuld hat) untergraben bzw. wenn es umgekehrt läuft das Vertrauen von dir zum thera. Es kann auch sein, dass ihr euch gegen ihn „verbündet“ . In der Therapie sind so manche Dynamiken möglich.
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag Mi., 12.05.2021, 07:38

Ja klar alles ist möglich. Mich hats so ausgehängt zwischendurch, ich habe mit 3 Therapeuten geredet die das auch so machen.. Es ist kein unsauberes Arbeiten und es gibt sogar einen Namen dafür, Analysegeschwister. Man muss nur selbst überlegen ob man auf sowas Bock hat oder nicht. "überlegen sie für sich, ob sie Lust auf Geschwister in der Analyse haben, oder ihren Therapeuten für sich alleine haben wollen. Oder ob sie da jetzt auch ganz viel lernen können"

Jede beziehung ist beeinflusst durch alte Erfahrungen und darum geht's diese zu erkennen und aufzuarbeiten und nicht davon zu laufen. Mein th sagt ich Kann lernen und sehen dass es anders wird, eine gute Erfahrung wo ich trotz meiner Freundin keine Angst haben muss zu kurz zu kommen. Wie gesagt, manche arbeiten so eben damit.

Benutzeravatar

Noenergetik
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 38
Beiträge: 961

Beitrag Mi., 12.05.2021, 08:20

Es geht nicht ja nicht nur um die Befürchtung zu kurz zu kommen, die Gefahr eine Freundschaft zu gefährden besteht, weil Therapeuten eben nicht immer neutral sind, schon gar nicht bei Paarberatung oder solchen Konstellationen.
Vorher kann man gar nicht wissen, wie der Therapeut agieren wird, es kann da zu den kompliziersten Verstrickungen kommen.

Auch die Gefahr von Therapieschäden für beide Freunde besteht durchaus.
Aber wahrscheinlich muss man da eigene Erfahrungen machen.

Ich bin froh, dass unsere Freundschaft alles gut überstanden hat, trotz agierens des Therapeuten.

Werbung


Bilderbuch
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 357

Beitrag Mi., 12.05.2021, 08:31

Ich fand es schön, dass meine Freundin bei der Therapeutin von mir auch war. Wir haben uns austauschen können und sie wusste sofort was ich meine. Nach dem Abschluss hat es mir sehr geholfen mit ihr darüber zu reden.
Die Therapeutin hat nie etwas über sie kommentiert.
Es muss nicht alles kompliziert sein. Ich war froh, dass wir beide Hilfe bekamen und hatte somit ein Gefühl, dass wir die gleiche „Mama“ haben und wir Geschwister sind. Übrigens ist es bis heute so. Ohne Therapie.

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4386

Beitrag Mi., 12.05.2021, 09:09

Ich weiss nicht, wie es gesetzlich aussieht, aber es wollte mal ein Familienmitglied zum gleichen Therapeuten wie ich und der hat das für sich wegen des Interessenkonflikts kategorisch ausgeschlossen.

Ich hätte diesem Mitglied die Therapie auch gegönnt, aber nicht bei diesem Therapeuten.

Vielleicht kann deine Freundin sich bei der alten Therapeutin Therapeutenempfehlungen holen?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Mi., 12.05.2021, 09:47

Ich habe einen Freund, der beim gleichen Therapeuten ist. Er kam durch mich dorthin. Wir sehen uns wegen Corona sehr selten, aber wenn, dann reden wir auch über die Therapie. Wir haben sogar dieselbe Diagnose, was wir zu Beginn aber nicht wussten. Ich kam schon damit in die Therapie und für ihn ist es die erste.
Der Therapeut beschreibt manchmal Erlebnisse mit anderen Patienten, um etwas anschaulicher zu machen, was er einem sagen möchte. Natürlich nennt er keine Namen. Mein Freund meint, er hat mich eindeutig erkannt. Ob wirklich ich in dem Beispiel vorkam, weiß ich nicht, denn genaueres hat er nicht erzählt. Worauf es mir ankommt ist: es wird ausschließlich wertschätzend gesprochen und es dient dazu zu erkennen, dass andere ähnliche Schwierigkeiten haben und, was ich ganz wichtig finde, dass ich dieselben Probleme bei anderen ganz anders bewerte als bei mir selbst. Außerdem ist es so ein Durchspielen einer Was-wäre-wenn-Frage. Was würde passieren, wenn ich in der Stunde austicken und etwas an die Wand schmeißen würde. Dann findet sich irgendein Patient, der das schon mal gemacht hat oder Angst hatte, er könnte das tun.
Auf dieser Basis kann es nicht vorkommen, dass wir einen Streit in die Therapie tragen und der Therapeut zu einem von uns sagt: DU hast Recht. Würde er nie tun.
Es ist also ganz sicher nicht automatisch ein Kunstfehler, Freunde zugleich in der Therapie zu haben. Bei Familie ist das etwas anderes, da gibt es eher eine Täter-Opfer-Beziehung zwischen den betreffenden und der jeweils andere ist dann tatsächlich persönlich Thema in der Therapie. Bei Freunden ist das ja eher nicht der Fall, weil sie nicht der Grund sind dafür, dass sich die psychische Erkrankung überhaupt entwickelt hat.
Meine Idee wäre, die Freundin dazu zu ermutigen, erneut zu derselben Therapeutin zu gehen. Und selbst auch dort zu bleiben. Um der Freundin die Erfahrung zu ermöglichen, dass das funktioniert und ihre Beziehung zur Therapeutin ganz unabhängig von der Freundschaft existieren und gar nicht dadurch zerstört werden kann.

Benutzeravatar

Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag Mi., 12.05.2021, 16:10

Bilderbuch sehr schön geschrieben!

Montana danke dir auch. Das hat mich voll ermutigt auch wenn es nicht um mich geht hier. Aber genau deine Worte sind auch die meines Therapeuten.

und Therapeuten können sehr wohl neutral sein, das hat er immer und immer wieder bewiesen. Das ist einfach eben die Kunst eines Therapeuten.

Ich hab Phasen wie Jetzt, wo ich in der fetten Übertragung stecke. Und dann habs auch Phasen wo es mir völlig egal war und es auch lustig und spannend war sich auszutauschen es hat die Freundschaft nochmal ein bisschen enger gemacht.

Benutzeravatar

Naylanu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 60

Beitrag Do., 13.05.2021, 05:54

Viele unterschiedliche und interessante Ansichten zu dem Thema...
Ich denke mir, dass es sicher gut gehen kann allerdings bin ich da wohl eher bei Saffiatou und Noenergetik.
Vielleicht kommt es auch wirklich darauf an, was für Themen, die beiden Freundinnen haben. Wenn aber Probleme mit Vertrauen, Bindung, Abgrenzung und bei der anderen auch noch starke Minderwertigkeitsgefühle und Konkurrenzverhalten dabei sind, halte ich es für keine so gute Idee, diese Probleme am lebendigen Modell zu bearbeiten.
Ich würde einfach ungern ins kalte Wasser geworfen werden so nach dem Motto "ach nun seid ihr ja beide da, nun können wir mal versuchen diese Geschwisterrivalität und die dazugehörigen Gefühle durchzuarbeiten". Das wäre mir zu riskant auch wenn ich bereit wäre Neues zu lernen und auch mal über die Gefühle von Ersetzbarkeit und Nicht-Genug-Sein zu sprechen. Aber was ist, wenn es nicht klappt. Wenn sich plötzlich eine Konkurrenz bildet, Misstrauen und demzufolge die Therapie ins Wanken gerät.
Ich sehe es auch so wie Saffiatou. Die Dynamiken, die daraus entstehen können, kann man wohl nicht vorhersehen.

Ich habe meine Freundin wirklich sehr sehr lieb und ich sehe dieses Thema um unsere Therapeutin auch als Ausnahmesituation. Ansonsten sind wir uns sehr nah, sehr offen und ehrlich miteinander. Ich merke aber, dass dieses Thema mit der Thera bei ihr alles andere als durch ist. Sie hat während der Therapie übrigens nie über ihre Mutterübertragung gesprochen. Und auch sonst über nicht besonders viel bzw tief. Sie sagt selbst, dass wenn wir mal so über meine Therapieinhalte gesprochen haben, dass sie das Gefühl hat, gar keine Therapie gemacht zu haben weil es bei ihr nicht mal ansatzweise so tief ging. Es ging viel um Männer, Dates, Mode, Minderwertigkeitskomplexe, Stabilisierung...
Ich finde allerdings, dass man keine Therapie mit einer anderen vergleichen kann. Ich habe eben auch ganz andere Themen und bin auch von meinem Denken eher tief und manchmal zu komplex.
Sie sagte vor einigen Monaten zu mir, dass sie schon merkt, dass da irgendein Besitzanspruch an die Thera bei ihr ist und sie das Gefühl hat, sie würde gerne nochmal in Therapie aus Angst, die Therapeutin könnte sie für dumm halten weil es alles so oberflächlich war. Ich habe viel mit ihr darüber gesprochen weil es mir unglaublich leid tut, dass sie solche Gedanken und Gefühle hat. Na ja und im Endeffekt fingen ihre Probleme dann an. Als hätte ihre Seele das inszeniert...

Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich mit der Situation umgehen soll aber wenn ich mich wirklich ganz rational frage, dann wäre es mir am liebsten, meine Thera würde sie von sich aus ablehnen und ihr eine tolle andere Thera empfehlen. Oder aber, meine Freundin wartet noch ein paar Monate. Denn wenn ich in den letzten Zügen oder erstmal fertig bin, hätte ich auch kein Problem. Mich würde nur dieses enge stören weil ich mir sicher bin, dass sie mich ständig fragen würde, sie würde vergleichen, mir immer wieder zeigen wollen, dass die Thera sie lieber hat, dass sie zwischen den Stunden anrufen darf und ich nicht und was weiß ich nicht alles...
Das halte ich im Moment wirklich nicht für besonders förderlich. Für keine von uns! Allerdings lehnt meine Freundin auch kategorisch ab zu einer anderen Thera zu gehen.

Benutzeravatar

Naylanu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 60

Beitrag Do., 13.05.2021, 06:37

Und mir kam eben noch so der Gedanke, dass ich auch Probleme in unserer völlig unterschiedlichen Handhabung solcher Probleme sehe. Die Problematik um unsere Thera kam ja schon öfter mal auf den Tisch, jedoch kam es nie zu einem befriedigenden Gespräch. Sie ist eher so die kleine Dampfwalze, die ihr Handeln und ihre Tiefen nicht so hinterfragt und reflektiert und die Meinung vertritt, dass nicht jedes Problem dieser Art seinen Ursprung in der Kindheit findet.
Ich bin eher jemand, der sich in Konflikten schnell zurückzieht, anderen den Vortritt lässt um weitere Spannungen zu vermeiden und dann so still vor sich hin leidet. Allerdings bin ich da kritikfähig und lerne gerne dazu und kann mir meine Vergangenheit und den Ursprungsort der Problematik auch ganz gut ansehen.
Hinzu kommt, dass sie, aus welchen Gründen auch immer, einen schlechten Zugang zu dem Thema hat und auch ihren Anteil in dieser Dynamik nicht sieht und nicht sehen mag. Im Grunde wird das ganz geschickt auf mich gelenkt und ich als Problem in dieser Konstellation ausgemacht. Sei es nun meine Übertragung oder meine Unfähigkeit zu teilen, meine Besitzansprüche, meine Unzulänglichkeiten. Dass sie selbst auch ihren Anteil und ihre Verletzungen in sich trägt, blendet sie aus. Ebenso die Möglichkeit zu hinterfragen, WARUM dieses plötzliche Verlangen da ist, wieder bei dieser Thera in Therapie zu gehen, obwohl alles gut war, bis ich von meiner Übertragung und einigen Therapieinhalten gesprochen habe.

Ihr seht, es dürfte ein sehr schwieriges Unterfangen werden und ich bin mir nicht so sicher ob ich diese Konstellation ausprobieren möchte. Natürlich könnte ich es nicht verhindern und ich will ihr die Möglichkeit auf Therapie auch in keinster Weise verbauen. Berichte, wie die von Montana oder Bilderbuch stimmen mich zusätzlich positiv und setzen andere Sichtweisen bei mir in Gang. Trotzdem bleibt der Zweifel und die Angst...

Benutzeravatar

Shukria
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 1545

Beitrag Do., 13.05.2021, 07:58

Es gibt ja viele Möglichkeiten, ich fand nur so krass das sie gleich möchte das DU wechselst und das sofort bei dir einen offensichtlichen Nerv trifft.

Jemand anderes hätte vielleicht einfach die Schultern gezuckt und gesagt: "Ich mag dich als Freundin sehr aber ich Wechsel doch nicht mitten in einem gut laufenden Therapueprozess die Therapeutin?!" Also wäre zumindest im ersten Impuls bei sich geblieben.
Naylanu hat geschrieben: Ich bin eher jemand, der sich in Konflikten schnell zurückzieht, anderen den Vortritt lässt um weitere Spannungen zu vermeiden und dann so still vor sich hin leidet.
...
Und sie ihren Anteil in dieser Dynamik nicht sieht und nicht sehen mag. Im Grunde wird das ganz geschickt auf mich gelenkt und ich als Problem in dieser Konstellation ausgemacht. Dass sie selbst auch ihren Anteil und ihre Verletzungen in sich trägt, blendet sie aus. Ebenso die Möglichkeit zu hinterfragen, WARUM dieses plötzliche Verlangen da ist, wieder bei dieser Thera in Therapie zu gehen, obwohl alles gut war, bis ich von meiner Übertragung und einigen Therapieinhalten gesprochen habe.
Das finde ich daran so schräg. Weshalb ich in deinem Fall nicht bei einem Wechsel deinerseits bin. Sie macht es zu Deinem Problem, aber genaugenommen ist es Ihres, die emotionale Lösung liegt nicht in deiner Person.

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag Do., 13.05.2021, 08:07

Wenn dein Bauchgefühl da so klar ist, dann würde ich an deiner Stelle auch drauf hören. Mir würde es ehrlich gesagt ähnlich gehen und meine Therapie ist anstrengend und kompliziert genug, ohne dass da noch irgendwelche "Therapiegeschwister" in die Quere kommen, von der besten Freundin ganz zu schweigen.

Bei meinen Klinikaufenthalten hatte ich sowas im Ansatz erlebt, da "kennt" man ja die anderen Patienten, die dieselbe Therapeutin als Bezugstherapeutin haben. Und ja, das wurde (von manchen) immer sehr genau ausgewertet: Ob das wohl "gerecht" zugeht, warum xy jetzt eine extra Stunde bekommt und jemand anders aber nicht, warum wurde beim Vorgänger überzogen und bei jemand anders wird aber auf die Minute pünktlich Schluss gemacht... Das kann schon zu ganz ordentlichen Verwicklungen führen, und ja, auch manche Therapeut:innen lassen sich da ganz gut mit verwickeln.

Im Kontakt mit deiner Freundin würde ich Therapieinhalte zukünftig weglassen, auch wenn sie da sehr wissbegierig und drängend sein mag. Warum sie jetzt auf einmal wieder zur Therapeutin zurückwill, das braucht dich nicht zu kümmern, konzentriere dich auf dich selbst. Sie hat dir diesen Kontakt vermittelt, dass sie es sich jetzt anders überlegt hat, sollte nicht dein Problem sein. Damit muss sie klarkommen.
Naylanu hat geschrieben: Di., 11.05.2021, 18:24 kann also nicht einmal darüber sprechen und ich glaube, ich würde mir auch sehr schäbig dabei vorkommen. Als würde ich meine beste Freundin verraten.
Ich finde, du darfst dir in dieser Situation ruhig etwas mehr gesunden Egoismus "gönnen", du bist da sehr bei deiner Freundin, die wiederum ist da auch sehr bei sich selbst und ihren Bedürfnissen. Und wer ist da bei dir und deinen Nöten, wenn du vor allem Mitgefühl mit deiner Freundin hast? Verrätst du dabei dann nicht dich selbst?

Und ja, ich bin auch der Meinung, dass du der Therapeutin schon auch mitteilen darfst, dass du mit dieser Konstellation deine Schwierigkeiten hättest. Evtl. in Form einer kurzen Mail, die du ihr zB direkt nach ihrem Urlaub schickst. Und du kannst auch deutlich machen, dass du darauf jetzt keine (inhaltliche) Antwort brauchst, aber du kannst sie zB darum bitten, dass ihr auch miteinander darüber redet, bevor sie da eine Entscheidung trifft... Weiß die Therapeutin, dass ihr eng befreundet seid?

Deiner Freundin würde ich offen sagen, dass ich die Konstellation problematisch finde, und dass du das auch mit der Therapeutin besprechen wirst. Versteckspielen hat da wenig Sinn. Wenn sie dir dafür die Freundschaft aufkündigt, dann kann man sich auch fragen, ob das überhaupt eine Freundschaft ist, wenn nur dann alles "gut" ist wenn du nach ihrer Pfeife tanzst.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Do., 13.05.2021, 08:57

Shukria hat geschrieben: Do., 13.05.2021, 07:58 Jemand anderes hätte vielleicht einfach die Schultern gezuckt und gesagt: "Ich mag dich als Freundin sehr aber ich Wechsel doch nicht mitten in einem gut laufenden Therapueprozess die Therapeutin?!" Also wäre zumindest im ersten Impuls bei sich geblieben.
Naylanu hat geschrieben: Do., 13.05.2021, 06:37 Sie ist eher so die kleine Dampfwalze, die ihr Handeln und ihre Tiefen nicht so hinterfragt und reflektiert und die Meinung vertritt, dass nicht jedes Problem dieser Art seinen Ursprung in der Kindheit findet.
Es ist nicht immer möglich alles mit einer Freundin, auch wenn sie die beste ist, auszudiskutieren. Manchmal ist es wichtig Grenzen zu setzen, und Du hast entschieden, dass die jetzt nötig ist, das ist auch ein wichtiger Entwicklungsschritt.
Naylanu hat geschrieben: Do., 13.05.2021, 05:54 und sie das Gefühl hat, sie würde gerne nochmal in Therapie aus Angst, die Therapeutin könnte sie für dumm halten weil es alles so oberflächlich war.
das ist klein grund für eine Kassenfinanzierte Therapie, wenn sie ihre Zeit für die Therapie nicht richtig genutzt hat, ist es ihr Problem und sie muss damit leben. Vielleicht ist das auch ein lerneffekt für die Freundin.

Ich hatte eine Bekannte in meiner SHG und diese hatte sich einen Termin bei meiner Psychiaterin besorgt, erst kurz bevor die den wahrnehmen konnte, hat sie es mir erzählt. Bei der Psychiaterin habe ich eine intensive Behandlung von einer Stunde die Woche anfangs gemacht. Ich hatte zum Glück vorher eine Stunde, bevor sie hinging und der Psychiaterin davon erzählt, sie hat sich den Namen notiert und sagte, es ist gut, daß ich ihr davon berichtet habe, sie wird die Behandlung dann ablehnen, weil sie aus ethischen Gründen keine Bekannten (Freunde, Familie, Nachbarn) eines Patienten annimmt. Ich war froh, vor allem auch in Hinblick, daß wir hinterher heftige Konflikte hatten (die nichts mit der Ablehnung der Psychiaterin zu tun hatten) aber wenn sie dann auch da zur Behandlung gegangen wäre, würde ich vieles, was wichtig war, der Ärztin nicht erzählt haben.

Es mag ja bei manchen gut gehen, das hängt auch mit der Konstellation der Freundschaft zusammen, aber wenn ein Freund zur selben Thera geht, weil er eifersüchtig ist, dann kann es nur ein Desaster werden. Auch hängt vieles von den Problemen ab die man in die Thera mitbringt und bearbeiten möchte und wie man selbst "gestrickt" ist.

Der Freundin steht es ja frei, sich einen anderen Thera zu suchen um ihre Prblematik jetzt richtig zu bearbeiten.

Ich würde das auch mit der Thera besprechen.
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Naylanu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 60

Beitrag Do., 13.05.2021, 10:26

So sehe ich es eigentlich auch...Ich sehe, dass die Eifersucht sie zur erneuten Therapie antreibt. Aaaaaaber... angefangen hat es mit Kleinigkeiten. Problemchen innerhalb der Familie, ab und an Verlustängste und sie fragte mich immer, ob ich glaube, dass sie damit wieder in Therapie gehen könne oder ob sie sich damit lächerlich macht. Ich habe immer neutral darauf geantwortet, dass es ja nicht auf das Ausmaß der Probleme ankomme sondern darauf, wie groß ihr Leidensdruck und ihre Einschränkungen im Alltag sind. Daraufhin zögerte sie immer mit dem Anruf bei der Thera, hat aber immer wieder betont, dass sie früher oder später sowieso anrufen werde. Mittlerweile ist sie aber bei ausgewachsenen, unkontrollierbaren Ängsten und Panikschüben angekommen und das innerhalb von 3 Monaten, die dringend behandelt werden müssen. Aber eben nur von DIESER Thera.
Immer wieder folgen Zweifel ihrerseits ob die Thera sie dann auch nimmt und wenn nicht, was ich denn denke, wie lange ich noch brauche und die Hoffnung, dass ich nun aber keine 2 Jahre mehr dort verbringen werden weil sie dann verloren wäre.
Das übt ungeheuer Druck auf mich aus und ich habe auch im Therapieprozess gemerkt, dass ich zu akuten Phasen mit meiner Freundin, viel weniger bei mir war, versucht habe Distanz zur Thera herzustellen, dass es hin und wieder schwierig wurde. Ich habe sogar mit meiner Freundin gesprochen und ihr gesagt, dass ich mich unter Druck gesetzt fühle usw. Sie entschuldigte sich ein paar mal und es lief ein paar Tage gut. Bis zu meiner nächsten Therapiestunde. Ich habe dann aufgehört konkret über die Thera zu sprechen und habe einiges nur noch grob umrissen. Auf Fragen direkt zur Thera, ob überzogen wurde, ob sie etwas nettes zu mir gesagt hätte, wie die Stimmung zwischen uns ist, bin ich nicht mehr eingegangen.

Und trotzdem! Im Grunde fühle ich mich, als "hätte" ich etwas, das nicht mir "gehört". Eine Leihgabe, die ich bei Eigenanspruch des anderen sofort zurückgeben müsse. Das klingt furchtbar abgedroschen und ich weiß natürlich, dass die Thera kein Eigentum etc. ist aber anders weiß ich mein Gefühl gerade nicht zu beschreiben. Ich fühle mich, als stünde ich an zweiter Stelle und würde bei Bedarf meiner Freundin sofort als zweitrangig behandelt werden müssen. Ich hoffe, ihr könnt verstehen, was ich meine. Eben deshalb fällt es mir auch so schwer bei mir zu bleiben, eine Grenze zu setzen und meinen Therapieprozess nicht zu behindern. Weil ich denke, es würde mir nicht zustehen. Und ein Teil in mir glaubt, dass auch meine Thera das so sieht weil meine Freundin so lange da war.

Die Thera weiß auch, dass wir so eng befreundet sind und wir sprechen auch hin und wieder über sie. Aber natürlich nur positiv besetzt. Letztens hatte ich im passenden Kontext erwähnt, dass es in dieser Freundschaft zu Schwierigkeiten und Spannungen gekommen ist. Da hat meine Thera sofort das Thema gewechselt. Deshalb fällt es mir auch so schwer das Thema wirklich anzusprechen weil ich mich dann fühle, als würde ich hinter dem Rücken meiner besten Freundin schlecht über sie reden oder gar manipulieren. Und es gibt da auch die Angst, dass meine Thera das Gespräch darüber ablehnen wird, weil meine Freundin eben doch an "erster Stelle" steht und meine Thera es auch so empfindet als würde ich über sie herziehen oder ihr eine Therapie vermasseln wollen. Das ist aber so gar nicht der Fall. Nur eben nicht jetzt, bei dieser Thera!

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Do., 13.05.2021, 10:34

Wenn die Freundschaft dir so wichtig ist, dann gibt es da leider keinen einfachen Weg raus.
Nehmen wir an, die Freundin nimmt zur Therapeutin Kontakt auf und wird wegen der schwierigen Konstellation abgelehnt. Das wird für die Freundschaft der Super-GAU. Und hat vermutlich sogar Auswirkungen auf dein Verhältnis zur Therapeutin.
Dass du zu einer anderen wechselst: darüber solltest du noch nichtmal nachdenken. Auch das ist ein Super-GAU. Vielleicht nicht sofort, aber zeitversetzt dann schon. Eine Therapeutin ist nicht beliebig austauschbar und du müsstest erstmal eine andere finden und würdest die dann ständig mit der alten vergleichen. Außerdem ginge wertvolle Zeit verloren, weil ein neues Kennenlernen stattfinden müsste. Du würdest das vielleicht deiner Freundin nie offen vorwerfen, weil das nicht deine Art ist, aber ein schlechtes Gefühl ist doch damit auf jeden Fall verbunden. Das kann eine Freundschaft bis zum Auseinanderbrechen belasten.
Und zu guter Letzt würde es ihr nicht helfen. Sie ist wie in einem emotionalen Gefängnis, denn sie kann ihre eigenen Probleme nicht offen anschauen, weil sie damit ihre persönliche Büchse der Pandora öffnen würde. Sie tut mir tatsächlich von Herzen leid. Dumm ist sie bestimmt nicht, aber sie hat hohe Mauern um sich errichtet. Wenn sie dich beneidet, dann eher nicht um den Therapieplatz, sondern um die Art, wie du die Therapie für dich nutzen kannst. Was sie so gern gemacht hätte und nicht konnte.
Durch ein Durchwechseln von Therapeuten ändert sich daran nichts. Sie wird ihre Probleme überallhin mitnehmen, so wie du deine Fähigkeit, konstruktiv zu arbeiten.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag