Selbstverachtung - Selbsthass

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Benutzeravatar

Entknoten
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 47
Beiträge: 217

Beitrag So., 23.08.2015, 21:32

zerstreuter81.5 hat geschrieben:Dazu auch wieder vermehrt Zustände, in denen Aussenstehende (Familie/Freunde) kaum noch zu mir durchkommen - das Kopfkino rennt. Ich war zwar jeden Tag in der Arbeit, aber ich habe das Gefühl (wie schon im anderen Thread beschrieben) an meine Grenzen zu stossen.
Nachdem ich wusste was mit mir los ist (dieser Weg dauerte Jahre), habe ich mir überlegt welche Menschen ich eigentlich in meinem Leben habe die mir sehr wichtig sind und denen ich vertraue.
Ich nenne diese Menschen nun "Familie", weil man sich sehr wohl seine Familie aussuchen kann.

Also habe ich angefangen ihnen "mein Innerstes" anzuvertrauen. Einfach so. Vertrauens-Vorschuss quasi.
Immerhin "ertragen" mich manche von ihnen bereits viele, viele Jahre. (Ich kann also gar nicht so schlecht sein, oder?)

Ich habe meine Probleme offen gelegt. Auf die Gefahr hin dass sie lachen. Mich als schwach empfinden. Ich am Ende meiner "Ich bin schlecht"-Liste einen weiteren Punkt hinzufügen muss.
Musste ich aber nicht. Sie sind geblieben. Fast alle.

Ich habe ihnen erklärt dass ich offensichtlich liebenswert bin, aber nicht weiß WARUM. Dieses WARUM war mir wichtig. Ich habe also meine "Familie" gefragt was sie an mir mögen. Und alle schrieben mir einen Brief. Zauberhafte Zeilen. Was ich nicht kann weiß ich ja. Aber was ich kann eben nicht.

Diese Liebenswert-Liste zeigt mir dass ich ich bin. Nicht besser, nicht schlechter. Eben ich.

Und an Tagen an denen ich das Gefühl habe dass ich untergehe, dass es mein Herz zerreisst (auch ich habe Herzschmerz zu verarbeiten), dann denke ich an einen Punkt dieser Listen. EINEN. Und an diesen Punkt denke ich den ganzen Tag.
Ich lächel dann oft, weil meine negativen Gedanken unterbrochen werden.

Viele meiner "schlechten Seiten" habe ich aufgeschrieben. Aber irgendwann entwickelte sich eine eigene Dynamik: Ich konnte meine Meinung über mich ad absurdum führen. Ich habe mich gefragt warum ich das denke. Was dagegen spricht. Was wirklich da ist.(Manches bleibt, aber es ist nicht schlecht. Eben anders. Eine "Schwäche", kein Fehler.)

Auch Du wirst Punkte finden. Vielleicht erst einen. Und vielleicht dauert das. Aber er ist da.

All das schaffe ich eben AUCH durch Achtsamkeitsübungen. (Ich habe das Buch "Achtsam durch den Tag")

Darüber hinaus notiere ich mir gelegentlich, wenn es mir nicht gut geht, 3 Dinge für die ich an diesem Tag dankbar bin.

Das zu schaffen war sehr schwer. Ich habe viel geweint. Ich habe alle Stimmungen durchlebt die man haben kann, und das Tal war ziemlich dunkel. Aber manchmal ändert sich plötzlich etwas, und man kann ein kleines Licht sehen.
Vielleicht klingt all das etwas schräg für Dich, und es muss nicht Dein Weg sein. Aber mir hat es geholfen.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
zerstreuter81.5
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 34
Beiträge: 23

Beitrag Di., 01.09.2015, 11:48

Danke für deinen ausführlichen Beitrag "Entknoten". Mal sehen, wies bei mir weitergeht.

Benutzeravatar

Mulli11
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 23
Beiträge: 13

Beitrag Mi., 30.09.2015, 22:12

Ich empfehle dir eine Therapie, mit professioneller Hilfe kannst du das Bild über dich selbst durch Tipps, Techniken und Lösungsansätzen zusammen mit dem/der Therapeuten/-in verändern.


ichauch75
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 40
Beiträge: 2

Beitrag So., 04.10.2015, 14:53

Hallo Zersträuter81.5,

ich habe mal Deine ganze Situation gelesen.
Du hast geschrieben:
• Ich neige stark dazu, mich mit anderen zu vergleichen und immer zumindest einen Aspekt, in dem ich schlechter abschneide.
• Ich schaffe es im Prinzip alles an meinem Leben schlecht zu finden…
• Ich hatte mit viel weniger Frauen was, als manche Freunde(war mir früher extrem wichtig, wird besser).
• Ich habe einen viel langweiligeren Job, als manche Freunde.
• Ich verdiene viel weniger als andere Freunde.
• Ich bin ein totaler Langweiler.
• Die Musik die ich mache, ist weniger erfolgreich als die von Freunden.
• Ich sehe nicht so gut aus, wie andere.

Es ist so, dass sich der Mensch nur an schlechte Sachen orierntiert, und geht es dann mal einen schlecht, dann verstärkten sich die schlechten Gefühle. Warum das so ist? weil der Mensch die guten Sachen als selbstverständlich erachtet. Was ein Fehler ist, weil wenn man nur die schlechten Sachen beurteilt, kommen einem nur negative Gedanken in den Kopf und das schlägt sich dann auch auf einem nieder.

Mein Vorredner hat schon recht. Das dauert eine ganze Zeit, bis die Wunden verheilen, Narben werden jedoch immer bleiben. Aber wie heißt es so schön, Narben machen interessant. Also, Kopf hoch.

Da du versuchst, dich in alle Richtungen zu informieren, habe ich vielleicht einen Tipp für dich und einen Link. Hier kannst du dir kostenlos einen Auszug aus einem Buch herunterladen. Das stehen schon manche Sachen drin, die weiterhelfen könnten.

http://wohlfuehlen.testinator.de

Ich wünsche Dir auf alle Fälle, dass es wieder gut wird.

Gruß

Werbung


ichauch75
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 40
Beiträge: 2

Beitrag Di., 06.10.2015, 03:48

Hallo noch mal,

kleine Korrektur. Das gesamte Buch ist derzeit kostenlos zum herrunterladen.

Benutzeravatar

Miss_Understood
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3550

Beitrag Di., 06.10.2015, 16:15

eine schnelle Message @entknoten: es ist so schön, dass sowas /doch/ funktionieren kann. Es rührt mich sehr und ich bin sicher, wenn an MICH jemand herantreten würde, EGAL wie nahe ich dieser Person stünde, ich würde antworten. (Um so erschütternder war es, dass es bei mir nur ein sehr weitläufiger Bekannter tat, seinerzeit - und es bei gleich drei vermeintlichen Freunden zu einem dreijährigen Freundschaftsabbruch/pause führte. Mit einem der drei bin ich inzwischen nach einer Aussprache wieder recht nah befreundet.)

@ichauch75, ich habe deinen Liebeskummerthread noch nicht gelesen, hole ich noch nach - und ich finde es völlig okay, dass man in einer Beziehung durchaus /auch/ durch den positiven, liebevollen Blick des Partners seinem Selbstwert Aufschwung verleihen kann - natürlich so lange es nicht NUR das ist - ich bin aber zb nicht der Auffassung, dass man ausschließlich sich selbst erst mal lieben muss und immer und jederzeit SO auf sich selbst gestellt fühlen, agieren, sein "muss", sondern dass es durchaus gelingen kann da eine gute Balance zu finden. Aber acht Jahre sind ja schon eine lange Zeit und da ist Kummer, auch in Wellen, nicht so ungewöhnlich.

Schreibt eine, der grad kürzlich wieder in ein tiefes Tal /auch/ wegen einer Trennung nicht erspart blieb und die mit ähnlichen Themen zu tun hat.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

-----
Icon made by @flaticon

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag