Gute und schlechte Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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chaosfee
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 13:43

Ja, das wäre eine Idee. Wobei mir von dem einen oder anderen vermutlich dann sofort Gegenfragen kämen. Aber das wäre ja auch eine Antwort.
Ja, das hört sich wirklich passend an.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 13:50

@ chaosfee
Jenny, wenn du findest, dass mein Anliegen Quatsch ist, warum schreibst du dann hier?
Ich finde Deine Frage alles andere als Quatsch. Ich finde das Bedürfnis nach objektiven Kriterien verständlich, vor allem dann, wenn man selber irgendetwas braucht, was einem hilft den eigenen Therapeuten zu beurteilen. Aber ich denke eben auch, dass man sich vor Augen führen muss, dass es keine allgemeingültigen Kriterien gibt.

Da Du meinen Postings mit Ablehnung begegnest und auf nichts eingehst, ziehe ich mich aus der Diskussion zurück.
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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 14:52

Hallo Chaosfee,
du bist auf der Suche nach einen neuen Thera? Und da du inzwischen auch Schiffbruch erlebt hast, du dich auf dein Bauchgefühl (noch) nicht verlassen kannst/willst oder es noch gar nicht fühlst, brauchst du jetzt objektive Entscheidungskriterien, an denen du dich orientieren willst/kannst. Sehe ich das richtig?

Dazu müsste erst einmal klar sein, was objektiv ist. Es müsste ja etwas sein, nach dem du einen Thera (egal was für eine Richtung, betone ich deswegen jetzt hier, da es auch andere Theras als Analytiker gibt!) nach der 5. oder 10. Stunde (also noch recht schnell am Anfang, sonst hilft es ja nichts auf der Suche nach einem neuen Thera) beurteilen kannst so nach einem Kriterienkatalog, alle aufgeführten Punkte abhaken, der mit den meisten Häkchen ist der Beste. Dazu müssten aber die einzelnen Kriterien verifizierbar sein und auch zeitlich gültig sein (meine jetzt, in einem Jahr müssten es immer noch objektiv gültige Kriterien sein – und da hinkt ja schon dein Vergleich mit der Rechtschreibung, denn auch die ist ja im Wandel, was heute richtig ist, war vor … ein Rechtschreibfehler). Also: wenn es eine allgemein gültige Liste objektiver Kriterien gäbe, bräuchtest du sie nur bei Google oder einer anderen Suchmaschiene einzugeben und du würdest min. 15839 Seiten angezeigt bekommen, wo du sie nachlesen kannst.

Selbst eine Negativ-Liste, also objektive Kriterien, die einen schlechten Therapeuten ausmachen, was auf den ersten Blick leichter zu sein scheint, ist nicht gegeben.
Nehmen wir das Kriterium Missbrauch in der Therapie. Geht gar nicht, absolut schlecht der Therapeut! Ooooder?

Objektive Kriterien müssten sich ja auch zu mindestens verifizieren lassen. Bei zumindest einigen müsstest du vielleicht den Thera selber befragen. Bekommst du da eine objektive, immer ehrliche Antwort?

Ich versuche es trotz dieser Schwierigkeiten trotzdem mal.
* Transparenz
Das lässt sich schon relativ schnell am Anfang ausmachen. Wenn du ihn z.B. nach Vorgehensweisen, Diagnosen, Sichtweisen… fragst, wie klar sind seine Antworten, wie gut nachvollziehbar. Oder druckst er herum, gibt Antworten, die nicht Fleisch noch Fisch sind. Lässt er sich in die Karten schauen?
*Kritikfähigkeit
(wurde aber glaub ich schon mal erwähnt)
Stellt sich aber auch erst dann raus (wenn er es nicht ist), wenn es zu schmerzhaften Erfahrungen innerhalb der Therapie kommt, also ob er Fehler eingesteht, sie mit dir beleuchtet, nicht nur immer dir (und sei es unterschwellig) die schuld an nicht gut laufenden Stunden gibt.
* Welche Fortbildungen hat er gemacht
Zeigt eventuell seine Bereitschaft, offen für neues zu sein, nicht starr an dem einmal erlernten festzuhalten. Hat dann vielleicht recht viele Behandlungsansätze zur Verfügung, ist nicht so eingeengt.
Bloß, hier geht es gleich schon los mit der Verifizierung: Er wird dir sagen, dieses und jenes hat er gemacht. Glaubst du ihm das oder fragst du dann weiter, ob er dir mal seinen Ordner mit den Zertifikaten zeigt. Und? Weißt du, ob er dann auch das einmal gehörte/erlernte auch umsetzen kann?
*Wie wäre es mit Effizienz?
Heißt: In was für eine Zeitspanne sind zuvor gesetzte Therapieziele erreicht? Also wenn meine Beschwerden, mit denen ich eine Therapie beginne, nach 5 Jahren immer noch kaum besser sind, geht die Effizienz gegen Null.
Kann ich so etwas zum Anfang (als Entscheidungshilfe) beurteilen? Nein. Denn meine eigene wäre ja noch gar nicht richtig angefangen. Und nach den Therapieverläufen seiner vorhergehenden Patienten kann ich ihn ja wohl nicht fragen.
Objektiv wäre es ein Kriterium, also ewig laufende Theapien mit kaum einer Verbesserung für den Patienten sind ja nicht gerade als gut zu bewerten. Aber dieses Kriterium ist für dich nicht verifizierbar.

Du siehst, es gibt eigentlich nicht wirklich etwas, was dem Kriterium „objektiv“ standhält.

Wenn du Kriterien zur Auswahl eines zukünftigen Therapeuten brauchst, musst du dir im Vorfeld auch überlegen, welche Richtung er angehören müsste, kannst dich da auch in Beratungsstellen beraten lassen. Denn inzwischen solltest du ja deine Baustellen/Diagnosen kennen. Auch wenn es hier User gibt, für die die Analyse die Königsdisziplin schlechthin ist, heißt es beileibe nicht, dass mit ihr alles und jedes therapierbar ist (von der Effizienz mal ganz abgesehen). Es gibt auch Störungen, für die ist Analyse kontraindiziert. Selbstverständlich gibt es auch Störlagen, da kommt man mit klassischer VT nicht weiter. Und es gibt noch weitere Richtungen.
Ach ja, und wenn du bei einem Therapeuten bist zum Erstgespräch, und er dir seine Methode als die non plus ultra verkauft, und nichts weiteres in Erwägung zieht (achte drauf, wie er auf Einwände/Zweifel reagiert, geht dann auch in richtung Bauch), dann werde auch hellhörig.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 16:07

@ Wandelröschen
Wenn du Kriterien zur Auswahl eines zukünftigen Therapeuten brauchst, musst du dir im Vorfeld auch überlegen, welche Richtung er angehören müsste
Stimmt. Das kommt noch erschwerend dazu. Aufgrund unterschiedlicher Theorien und Modellvorstellungen sieht ein "guter Analytiker" anders aus als ein "guter Verhaltenstherapeut" oder "guter Gesprächstherapeut". Gut wäre in diesem Sinne der Therapeut, der sich entsprechend der jeweiligen Theorie verhält, die dem jeweiligen Therapieverfahren zugrunde liegt. Doch ist das, was laut Theorie eines Therapieverfahrens ein "guter Therapeut" ist auch ein guter Therapeut für einen persönlich? Vielleicht braucht man ja selber einen ganz anderen Modell-Theorie-Guter-Therapeut, damit der Therapeut auch für einen selbst gut ist?!

Danke für Dein Posting und Deine Gedankengänge.
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Solage
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 17:40

Als ich einen Folgetherapeuten suchte, war es mir wichtig, dass ich alle probatorischen Sitzungen ausschöpfen konnte. Dass ich Freiraum hatte. Ich darf kritisieren, ihn nach seiner Qualifikation ausfragen. Er entschuldigt sich für Fehler. Es machte ihm nichts aus, dass ich auch andere Theras zeitgleich aufsuchte. Setzte mich nie unter Druck und ist nicht zu direktiv. Kein großer Meister, kein Besserwisser.
Dies habe ich schon in den probatorischen Sitzungen erfahren. Er war der einzige Therapeut, der mir soviel Freiraum ließ. Andere wollten, dass ich mich entweder schnell entscheide, die Therapie zu beginnen oder wollten mich zu einer Anzeige gegen meinen Ex-Thera bewegen, weil der doch noch andere Pat. schädigt
Da fühlte ich mich unter Druck. Das geht gar nicht. Für mich ein Glücksgriff und auch Zufall, dass ich an den geraten bin. Auch, dass er kurzfristig einen Therapieplatz anbieten konnte.
Freiraum, absolute Klarheit und kein Dominanzgebaren sind für mich u.a. wichtige Kriterien, die man auch schon in den probatorischen Sitzungen erkennen kann

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Solage
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 17:53

Ach ja ein Therapeut war auch sehr verführerisch im Sinne von: "bei mir bist Du richtig; wir beide....geht für mich auch nicht.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 19:28

Übrigens: Ein Therapeut macht ja anfangs auch Probedeutungen. Genauso kann der Patient das auch machen; daran ist nichts falsch. Du willst ja wissen, mit wem du es zu tun hast. Ich würde so offen wie möglich sein dabei. Mir persönlich sind Fortbildungen total unwichtig, und ich laufe eher vor Ärzten weg, die sich die Urkunden ins Wartezimmer hängen. Ich gehe davon aus, dass er sich den Ethik-Richtlinien entsprechend verhält - und dazu gehören auch Fortbildungen.


Widow
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Beitrag Fr., 05.06.2015, 20:44

Objektive Kriterien für so etwas wie die Qualifikationsgüte (?) eines Therapeuten?
Das wäre dann wohl Benchmarking.

- Halte ich (nicht nur dort, wo es ausschließlich um Menschen geht) für vollkommen unmöglich.

Um bei einem lebensweltlich vielleicht vertrauteren Beispiel zu bleiben: Hat nicht auch der autoritäre Mathelehrer fünf aus der Klasse von 25 SchülerInnen begeistert (und womöglich gar zu einem Mathe-Studium angeregt?), obwohl die anderen 20 mehr oder minder unter ihm gelitten haben?

Und diese 20 (oder lass' es auch 2:28 sein!): Inwiefern sind ihre Kriterien "objektiv"? Sie sind zeitgeistgemäß (nicht so autoritär, mehr schülerbezogen, heute: mehr Projektarbeit/Selbstlernen/Kompetenzentraining ...). Zwei Generationen früher war die Auffassung der 20 eine andere. Und in zwei Generationen wird sie das wohl auch wieder sein.


Liebe chaosfee,
ist es möglich, dass Du Dir nach allem ... da jetzt einzureden versuchst, dass es etwas außerhalb von Dir und von dem Menschen, der Dein therapeutisches Gegenüber werden soll, geben kann, das bei jedem neuen therapeutischen Gegenüber vorhanden sein könnte - etwas außerhalb von dem Menschen ...?
(An den man sich bindet, der sich an einen bindet, und dessen ganz subjektiver Verlust so irrsinnig schmerzlich ist ...)

Aber es sind und bleiben Menschen, keine Autokarosserien (bei denen für die Ermittlung des objektiv effizientesten Zusammenbaus so etwas wie Benchmarking sinnvoll sein mag).

Und selbst, wenn es so etwas gäbe: Was hättest Du von einem "objektiv guten" Therapeuten, wenn Du ihn nach der ersten Begegnung für unsympathisch halten würdest? - Oder würdest Du Dir das dann vielleicht gar verbieten?

w

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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 12:33

Hi Chaosfee,

ich denke, dass es schon objektive Kriterien gibt, die man an einen Therapeuten "anlegen" kann, allerdings fällt die Bewertung der Kriterien (also wie wichtig ist MIR das) definitiv in den subjektiven Bereich.
Auch nach Sympathie oder Antipathie zu gehen finde ich schwierig. Natürlich nehme ich keinen Thera, der mir total unsympathisch ist. Aber bei mir selber war es so, dass ich mal ein Vorgespräch mit einer total unsympathischen Thera hatte, bei dem sofort klar war, das passt nicht mit uns - und es wurde gerade deswegen ein insofern gutes Gespräch, als dass sie mir ganz unverblümt ihre Meinung gesagt und ich genauso unverblümt nachgefragt habe. Hat mir in der Situation geholfen, für eine ganze Therapie wäre das nicht gegangen für mich. Und ein anderer, sympathischer Therapeut hat nachdem der Antrag bewilligt war prompt versucht, mich zu einer Homöopathin zu schicken - und schließlich kam heraus, dass er an dieser mitverdient, wen er Patienten schickt - trotz der Fortschritte in der eigentlichen Therapie bin ich dann natürlich sofort da weg, gott-sei-dank.
Und da ich kein guter Gefühls-Mensch bin, habe ich anschließend etwas anders gesucht. Meine Kriterien waren:
Hello darkness, my old friend...

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SoundOfSilence
Forums-Gruftie
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Beiträge: 592

Beitrag Sa., 06.06.2015, 12:51

(aaah, falsche Taste)

- Ausbildung (ich wollte niemanden, der das sozusagen nebenher macht, also die Gynäkologin die in der Mittagspause Psychotherapie macht)
- Schwerpunkt (in meinem Fall Psychosomatik)
- Organisation (ich wollte viele Stunden, Regelmäßigkeit aber auch Flexibilität, da ich selber beruflich flexibel agieren können muss, d.h. ich wollte 1-2 Stunden/Woche aber die Chance mal einen Tag zu tauschen mit entsprechend langer Vorankündigung)
- in den Stunden sollte es vorwiegend um MICH gehen, nicht um andere Patienten (als Positiv-Beispiel) oder die Therapeuten-Erfahrung ("bei meinen Kindern mache ich das so und so...)
- die Stunden sollten 50 Min dauern (klar, man macht auch mal 53 oder findet nach 47 einen runden Abschluss, aber wenn ein Therapeut schon anfängt mit der Ankündigung, dass er früher weg muss heute bzw. hätte ich das nicht tolerabel gefunden)
- ich möchte auf Fragen, auch auf doofe Fragen, eine Antwort, ggf. eben die Gegenfrage ob ich das im Ernst frage und dann eine Antwort, denn manchmal "verstehe" ich wirklich die einfachsten Sachen nicht; Gleichzeitig bin ich aber Patienten und nicht Teilnehmer einer Therapeuten-Ausbildung
- Umgang mit der Frage nach "seinem" und anderen Verfahren (muss er die Konkurrenz schlecht machen? Glaubt er an sein Verfahren?)
- stehen geeignete Räume zur Verfügung, oder ist etwas das Zimmer von der Straße einsehbar o.ä.


All diese Kriterien wie Erreichbarkeit zwischen den Stunden, fühle ich mich angenommen, werde ich eingebunden in die Methodik (also ja vor allem bei spezifischen Traumatherapien ein Thema, in diesem Sinne meine ich das hier), kann ich dem Thera vertrauen - das war für mich am Anfang gar nicht Thema, denn für mich war all das unvorstellbar. Ich hätte die Fage, ob ich wohl vertrauen werde, ob ich mich angenommen fühle etc. nicht beantworten KÖNNEN. Und gleichzeiti wollte ich bei der Therapie die FÜHRUNG abgeben (nicht selber mein Therapeut werden), weil ich ja eben überfordert war... Ein schwieriger Spagat, aber so ergeht es zu Begin doch vielen, oder?
Hello darkness, my old friend...

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Wurstel
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 13:19

Wurstel


Das hat jetzt gedauert, bis ich mir das alles durchgelesen habe.

Ich bin schon der Meinung, daß es objektiv gute und schlechte Therapeuten gibt.
Es gibt ja auch gute und schlechte Zahnärzte.

Und damit ist NICHT die Frage gemeint, ob ein Therapeut für einen persönlich gut oder schlecht ist, sondern ob er GRUNDSÄTZLICH gut oder schlecht ist.

Es gibt meiner Meinung nach zwei mögliche Gründe, warum die Frage, ob ein bestimmter Therapeut OBEKTIV gut oder schlecht ist, wichtig ist:

Erstens:
Man möchte natürlich nicht an einen Therapeuten geraten, der nichts von seinem Fach versteht. Ich glaube, daß ein schlechter Therapeut sehr viel kaputtmachen kann. Zumindest über Gesangslehrer/innen habe ich schon oft gelesen, daß ein/e schlechte/r Gesangslehrer/in die Stimme eines Schülers verhunzen kann, was dann ein/e gute/r Gesangslehrer/in nur schwer wieder ausmerzen kann. Ich vermute, daß das bei Therapeuten ähnlich ist - daß also die Möglichkeit besteht, daß durch die Therapie noch mehr Schaden angerichtet werden könnte. Was man natürlich nicht haben will, daher die Frage, woran man OBJEKTIV schlechte Therapeuten erkennen kann.

Zweitens:
Ich könnte mir vorstellen, daß Leute, die an einen schlechten Therapeuten geraten sind, diesen verklagen wollen - immerhin hat die Therapie sehr viel Geld und Lebenszeit gekostet. Bei Ärzten liest man sowas ja oft in der Zeitung ("Arzt vor Gericht wegen Kunstfehler"). Vor Gericht zählen aber keine subjektiven Meinungen, sondern nur harte Fakten und Tatsachen (auch die Beweisfrage ist dort wichtig). Da muß dann bewiesen werden, daß der Therapeut OBJEKTIV schlecht war, denn nur dann kann man von ihm Schadenersatz fordern.

Daher gehen für mich die meisten Antworten hier in die falsche Richtung. Es sollte hier um die Frage gehen, wie man die Qualität eines Therapeuten OBJEKTIV messen kann. Es ist sicher nicht einfach, so eine Frage zu objektivisieren, aber in manchen Fällen unumgänglich. Daher finde ich die Frage von Chasofee nicht so falsch.

Hier fand ich eine Diskussion zu diesem Thema:
https://www.elitepartner.at/forum/frage ... det.48861/

Und Google spuckt mir einen Link auf dieses Forensystem aus:
Psychotherapie-Forum: Psychotherapeuten verklagen ...
Jedoch existiert die betreffende Seite nicht, wurde wohl gelöscht oder verschoben.

Google findet noch Etliches zu diesem Themenkreis.


Wurstel


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 21:25

@ Wurstel
Ich könnte mir vorstellen, daß Leute, die an einen schlechten Therapeuten geraten sind, diesen verklagen wollen (...) Vor Gericht zählen aber keine subjektiven Meinungen, sondern nur harte Fakten und Tatsachen
Ich habe meine Therapeutin verklagt, wegen einer Fehldiagnose und einer damit einhergehenden Fehlbehandlung.
Ist diese Therapeutin (jetzt) (grundsätzlich und allgemeingültig) eine schlechte Therapeutin oder hat sie nur in meinem Fall versagt und ist nur in meinem Fall eine schlechte Therapeutin?
Gewiss zählten im Rahmen meiner Klage gegen sie nur die objektiven Beweise, die den Kunstfehler belegen. Doch sehe ich ein Unterschied zwischen objektiven Beweisen, Tatsachen und Fakten für einen Kunstfehler und objektiven und allgemeingültigen Kriterien für einen "guten Therapeuten".
Man könnte sagen "Fehldiagnose ist ein objektives Kriterium für einen schlechten Therapeuten". Die Tatsache, dass ich meine Therapeutin wegen eines Kunstfehlers verklagt habe, ist für mich jedoch kein objektives Kriterium dafür, dass sie allgemeingültig eine schlechte Therapeutin ist. Es wird gewiss auch Klienten geben, denen sie helfen kann und bei denen sie richtig diagnostiziert hat. Bei mir jedoch ist ihr ein Fehler unterlaufen. Das macht sie in meinem Fall, für mich persönlich, zu einer schlechten Therapeutin, aber nicht zu einer allgemeingültig schlechten Therapeutin.
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 21:42

PS:

Man könnte sich an diesen Kriterien orientieren, wenn man wissen möchte, ob der Therapeut alles richtig macht
http://www.sgipt.org/gipt/kfehl.htm
http://www.stern.de/gesundheit/von-freu ... 71676.html
http://www.stern.de/gesundheit/daran-er ... 65897.html

Doch selbst wenn er alles richtig macht, sprich keine Kunstfehler begeht, so kann er dennoch für einen selbst ein schlechter Therapeut sein, z.B. weil er krank wurde und der Klient das Gefühl hat, "der ist nicht zuverlässig. Ich brauche aber Zuverlässigkeit. Deshalb ist er für mich ein schlechter Therapeut". Deshalb ist Zuverlässigkeit in meinen Augen kein objektives Kriterium für einen guten Therapeuten. Was nutzt mir ein zuverlässiger Therapeut, wenn ich mein Therapieziel nicht erreiche?
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Sa., 06.06.2015, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Solage
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 21:57

Da gebe ich Jenny Doe recht. Mein übergriffiger Thera war vielleicht nicht bei allen Patientinnen übergriffig und war anderen Pat. evtl. hilfreich. Letztlich ein schlechter Therapeut, auch wenn es nur einmalig passiert wåre. Auch einmal ist zuviel.


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 22:03

@ Solage
Letztlich ein schlechter Therapeut, auch wenn es nur einmalig passiert wåre. Auch einmal ist zuviel.
Zustimm. Man müsste noch weiter differenzieren in z.B. "Hat der Therapeut absichtlich falsch gehandelt oder war ihm sein Fehler nicht bewusst?". Auch die Intention müsste man berücksichtige, wenn man beurteilen möchte, ob ein Therapeut allgemeingültig gut oder schlecht ist.
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