Stillstand in Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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hummmel
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Beitrag So., 14.06.2015, 12:48

Liebe Betti

Doch, ich habe oft das Gefühl, dass es evtl. nicht das richtige Medikament oder nicht die richtige Dosierung ist. Wobei ich mir oft gar nicht sicher bin, was ich den von einem Medikament erwarten soll. Ich habe aber meine Bedenken bezüglich der Wirkung noch nie laut ausgesprochen, denke aber, falls ich daran etwas ändern möchte, dann nicht über den Hausarzt sondern über den Psychiater; damit ich auch den richtigen Ansprechpartner für meine Fragen habe.

Du kannst Dir ja mal die Meinung des Arztes anhören und deine Bedenken äußern, danach kannst du dich immer dann und so entscheiden das es für Dich stimmt.

Wenn ich etwas mehr Zeit habe, möchte ich noch etwas auf Deinen Eingangspost eingehen. Denn ich habe auch das Gefühl, dass vieles was Du beschreibst, bei mir ähnlich ist.

Lg hummmel

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Betti
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Beitrag Mo., 15.06.2015, 19:16

Tja, dieses Gefühl von dem ich letzten Freitag gesprochen habe, alles wieder weg. Ich hatte letzte Woche nach dem Telefonat mit der Thera und nach der "Zusatzsitzung" zum ersten Mal so ein Gefühl der Sicherheit. Alles wieder weg. Bzw. macht mir dieses Gefühl Angst. Ich würde so gerne Vertrauen und Sicherheit spüren in der Therapie. Bin mir auch ziemlich sicher, dass dies ein großer Grund ist, warum bei mir alles stagniert. Es fehlt die Sicherheit. Und obwohl sie sie anbietet, in allen erdenklichen Formen und Weisen, macht mir diese Sicherheit so große Angst.

Was ist, wenn ich mich zu sicher fühle, zu sehr vertraue? Dann gibt es jemanden, dem man alles anvertrauen kann, wo man sein darf wie man ist, alles zulassen darf, aber irgendwann ist dieses Vertrauensverhältins ja wieder weg?
Ich weiß nicht warum, aber ich habe von Woche zu Woche mehr Angst, Angst vor dieser Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit von der Thera, von der Therapiesituation. Ich habe mich im Forum schon etwas umgesehen und mitbekommen, dass diese Abhängigkeit so einige betrifft. Ich glaube, noch ist diese Abhängigkeit gering. Aber die Angst, dass sie riesengroß wird ist enorm. Mir ist schon bewusst, dass es einer gewissen "gesunden" Abhängigkeit bedarf, um in der Therapie voran zu kommen. Aber wie kann man sich trotzdem davor schützen?

Meine Thera hat mir schon oft angeboten, dass ich sie anrufen kann, wenn es mir nicht gut geht. Notfalls auch am Wochenende. Dieses Angebot gibt es seit Monaten. Nun geht es mir seit Wochen immer schlechter und schlechter und ich habe sie dann letzten Mittwoch zum ersten Mal angerufen. Ja und genau dann trat dieses Sicherheitsgefühl auf.
Aber das kann es ja nicht sein, ich kann sie ja nicht jedes Mal, wenn es mir nicht gut geht anrufen. Abgesehen davon, dass ich das ja auch nie machen würde. Ich finde das einfach zu grenzüberschreitend. Das muss ich doch auch irgendwie alleine schaffen.

Ich frage mich ja schon sooft, ob es gut ist ihr meine Gedanken per Mail zu schicken. Obwohl sie dies ja sehr unterstützt. Ja ich weiß schon, dass es ihre Aufgabe ist sich abzugrenzen. Aber ich habe bei jedem Mail, das ich verschicke ein schlechtes Gewissen.
Ich habe ihr diese Gedanken so ähnlich auch schon (per Mail) mitgeteilt. Sie geht dann auch darauf ein, aber die Angst vor dieser Abhängigkeit bleibt einfach bestehen.

Wie kann dann in der Therapie was voran gehen, wenn diese Angst so vorherrschend ist? Wenn man deshalb keine Sicherheit, kein Vertrauen zulassen kann/will? Ich bin schon etwas verzweifelt.

Tut mir leid, wenn der Text etwas chaotisch ist und das Abhängigkeitsthema schon hundertmal woanders diskutiert wurde. Ich würde mich trotzdem über die eine oder andere Antwort von euch freuen. Fühl mich schon so hilflos und ausgeliefert.

Lg Betti

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 15.06.2015, 21:38

Betti, ich fürchte du kannst der Sache einfach nur Zeit geben. Ich kenne diese Ängste auch und obwohl schon so lange Therapie, es kommen immer wieder mal die Verlassensängste durch. Und gleichzeitig kann ich die Nähe nicht aushalten, weil ich es ja nicht verdiene usw.. Was ich damit sagen möchte ist- bleib dran und lass die Ängste nicht siegen.
Tupsy

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Gelli
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Beitrag Di., 16.06.2015, 04:41

Ganz klar Betti,schreibe ihr deine Gedanken,deine Befürchtungen in dieser mail,sie unterstützt dich sogar darin,was kannst du besseres haben.
Und lass doch dieses schlechte Gewissen sein,soll denn ewig das schlechte Gewissen und die Angst in dir siegen?
Möchtes du geholfen werden?Möchtes du raus aus deiner Angst und hinein in die Sicherheit/Vertrauen?
Dann muß du über deinen Schatten springen und neue Erfahrungen machen.
Du wirst es nicht sofort bekommen,aber fang doch einfach schon mal damit an,das du deiner Thera eine Mail schreibst,und wenn es dir schlecht geht,dann nehm das Angebot auch an,sie anrufen zu dürfen.
Du kannst garnicht wirklich in die Abhängigkeit schlittern wenn in dir der Wunsch größer ist das du auch allein klar kommen möchtes mit dem was dich umgibt.
Ohne über deinen Schatten zu springen,wird sich bei dir nie etwas verändern,denn deine Thera gibt dir die Sicherheit das du Vertrauen darfst,also streck ihr deine Hand entgegen,sie macht es schon die ganze Zeit bei dir.
Und das einmal die Therapie beendet sein wird,heißt aber noch lange nicht,das dieses vertrauen was zwischen euch entstanden ist dann auch automatisch weg wäre,denn jemanden zu vertrauen,eine Sicherheit zu erfahren durch diesen Menschen,das ist wie ein Schatz,und einen Schatz behütet man und trägt es in sich in seinem Herzen.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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hummmel
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Beitrag Di., 16.06.2015, 12:54

Liebe Betti
Du schreibst, dass es sich herausstellte, dass das (Dein) Problem in Deiner Kindheit/ Jugend liegt.
Heisst dass, Du kennst Dein Problem? Oder weisst Du einfach, dass in Deiner Kindheit/ Jugend etwas war, was Deinen Jetzigen schweren Zustand erklären könnte? (Ich frage daher, weil ich am Anfang der Therapie meine Kindheit und Jugend irrtümlicherweise als „glückliche“ und „normale“ Zeit beschrieben habe. Ich war mir nicht bewusst, dass ich einfach meine „heile“ Welt darüber legte und mir darüber so sicher war. Dass irgendwie etwas nicht stimmte, hab ich schon irgendwo wahrgenommen, aber ich konnte es nicht definieren. Den ich war und bin auch ein absoluter Verdrängungskünstler.)

Das was Du über Sicherheit / Vertrauen / Abhängigkeit schreibst, kenne ich sehr, sehr gut. Diese Themen bringen uns immer wieder in Stillstände, bringen Rückschritte. Es gibt aber mittlerweile Momente, wo die Sicherheit und das Vertrauen da ist. Und nur dann, in diesen Momenten, ist es möglich einen Schritt voran zu gehen. Und ich glaube und hoffe; zumindest wenn ich nicht wieder in einem ausweglosen Strudel gefangen bin; dass diese Momente mehr werden können. Und dass, braucht alles Zeit, viel Zeit. Immer wieder von neuem Vertrauen aufbauen, ständig kontrollieren ob da noch Sicherheit ist. Das brauche ich um sicher zu sein, um einen Teil meiner Kontrolle abgeben zu können. Denn solange das alles, zumindest nicht für diesen kleinen Momente stimmt, solange hindert es mich beim denken, fühlen, reden.

Lg hummmel

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hummmel
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Beitrag Di., 16.06.2015, 13:06

Meine Therapeutin hat mir oft angeboten, dass ich ihr mailen oder sie anrufen kann. Ich habe es ganz lange nie in Betracht gezogen, auch wenn es mir sehr schlecht ging. Sie wusste das auch. Irgendwann hat sie mir nach der Stunde konkret einen Zusatztermin angeboten, für den ich mich aber per Mail melden musste. Das konnte ich dann besser annehmen, trotz grossen Versagensgefühlen, Abhängigkeitsängsten, Scham…

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Betti
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Beitrag Mi., 17.06.2015, 00:23

Liebe Tupsy, liebe Gelli, liebe Hummmel,
danke für eure Antworten. Ich werde die nächsten Tage darauf eingehen. Bin gerade etwas durch den Wind. Hatte heute wieder Stunde, kann einfach keine Hilfe annehmen. Habe meiner Thera gerade ne Mail geschickt, wo es eigentlich nur um Resignation geht. Darum, dass ich nicht mehr kann, nicht mehr will, nicht mehr kämpfen will (nicht falsch verstehen, ich will schon weiterleben). Aber ich habe gerade keine Kraft mehr für die Therapie, obwohl es mir eigentlich zunehmend schlechter geht, mir wirklich alle die Hilfe anbieten, kann ich sie nicht annehmen. Stagnation pur. Es geht nichts mehr. Ich schaffe es nicht mir "helfen zu lassen". Egal von wem, Thera, Partner, Freunde,...
Kann man wirklich freiwillig so leiden? Warum tut man sich das an?
Bevor ich jetzt auch noch hier lauter Mist von mir gebe, gehe ich lieber mal schlafen und versuche irgendwie nen klaren Kopf zu bekommen.
Ich habe aber Riesenangst, dass mich meine Thera jetzt sitzen lässt. Nach dieser Mail, ach dieser Mailkontakt ist ja auch besch.... Da schreibt man gleich zuviel, aber sagen kann ich es halt auch nicht. Alles ein Kreislauf.
Naja Gute Nacht, bis Bald.
Lg Betti

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Gelli
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Beitrag Mi., 17.06.2015, 05:55

Eine gute Thera und so wie du sie uns beschreibst,was sie schon die ganze Zeit mit dir gemeinsam trägt,die wird dich nicht hängen lassen.
Du fragst,ob man wirklich freiwillig leiden möchte,und warum man sich das antut?
Mir fällt dazu ein,das du vieleicht garnichts anderes kennst als das du leides,und du dir überhaupt nicht vorstellen kannst/möchtes,aus diesem alt vertrauten Muster heraus zu gehen,weil du nicht weiß was erwartet mich da,kann ich damit überhaupt umgehen ein gutes oder schönes Gefühl auszuhalten?
Die Frage bleibt einfach,auch wenn ich nachvollziehen kann wie es dir seit Wochen geht,möchtes du überhaupt,das es dir besser geht?
Wenn ja,wie stellst du dir das vor wie das zu erreichen ist?Die Thera kann dir noch soviel anbieten,sie kann dir tausend Sicherheiten anbieten,auch nicht hängen lassen,doch der erste und wichtigste Schritt kann und muß von dir allein kommen.
Vieleicht wäre es gut,ich glaube das war bei dir auch schon angeklungen,das du mit Hilfe von Medikamenten in einem Zustand kommst,wo du klarer sehen kannst,oder zumindes zugänglicher wirst für ihre Hilfe.
Wenn das trotz Medis genauso bleibt und in dir weiterhin die Angst so groß bleibt das deine Thera machen kann was sie will,und du behaarlich keine Hilfe annehmen kannst dann muß du damit auch rechnen das irgentwann die Thera selbst auch resigniert.
Wie geht es dir eigentlich mit deinem Partner?Wie geht er damit um das es dir so schlecht geht?
Kannst du deinen Partner in letzter Zeit eine gute Partnerin sein?Denn wie kannst du ihm behilflich sein wenn du selbst voller Baustellen bist?
es muß doch wahnsinnig anstrengend sein für deinen Partner aber auch für dich ewig in dieser Ansgt zu leben,ewig das gefühl in sich zu haben,ich kann mir nicht helfen lassen,ich kann keine Hilfe annehmen,wobei es nichts mit können zu tuen hat,sondern mit nicht wollen.
Aber warum?Was ist das tiefe gefühl in dir was sagt,ihr alle da könnt machen was ihr wollt,ihr könnt alle auf Knien rutschen ich kann eure Hilfe nicht annehmen?
Bitte Betti,nicht böse sein,was ich jetzt schreibe,ich schreibe immer eher so krass,weil ich wenig Ahnung habe,mit Feingefühl zu schreiben,ich seh dich da wie einen "Süchtigen"du bist noch nicht so weit unten um Hilfe annehmen zu wollen,du musst ganz tief unten sein,vieleicht kommt dann dein eigentliches ich was dir sagt,Betti,nun wird es Zeit,nun bist du bereit dafür.
Betti trotz allem,ich wünsche dir Gottes Kraft und Zuversicht.
Und auch zu dir sage ich:GUT DING WILL WEILE HABEN
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Betti
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Beitrag Mi., 17.06.2015, 20:44

Liebe Gelli,

wieder mal herzlichen Dank für deine Worte.
Mittlerweile bin ich wieder etwas gesammelter, wenn auch noch immer nicht besonders gut drauf. Aber gestern nach der Therapie war ich wieder mal komplett daneben. Habe meiner Thera heute morgen nochmals ein kurzes Mail geschickt um meine letzte Mail sozusagen zu "revidieren". Sie hat mich dann auch kurz darauf angerufen. War mit meinem Kind beschäftigt und habe den Anruf daher nicht gehört. Ich habe es aber auch wieder mal nicht geschafft sie zurück zu rufen. Sie hat mir dann ne kurze Mail geschrieben und mir versichert, dass sie mich nicht hängen lässt. Sie macht wirklich alles für mich und trotzdem fällt es mir so schwer ihre Hand zu ergreifen.

"Die Frage bleibt einfach,auch wenn ich nachvollziehen kann wie es dir seit Wochen geht,möchtes du überhaupt,das es dir besser geht?"
Ja diese Frage hab ich mir auch schon sehr oft gestellt liebe Gelli. Und ich kann sie mir nicht beantworten, weil ich es nicht verstehen kann. Warum sollte ich das nicht wollen? Ja es macht mir Angst aus alten, vertrauten Mustern heraus zu gehen. Meine Thera meinte diesbzgl. schon mal, dass ich soviel Angst vor Veränderungen hätte, dass mir selbst andere Gedankengänge Angst bereiten. Ist ja verrückt, aber wohl wahr. Ich weiß auch, dass ich meiniges dazu beitragen muss, dass mein Wille Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist. Leider fehlt mir momentan noch komplett der Plan, wie ich das alles anstellen soll. Ich muss Druck heraus nehmen, mir Zeit lassen, alles klar. Aber leider eben alles nicht so einfach, wenn es einem von Woche zu Woche mieser geht. Aber ja, dies ist sicherlich für viele ein bekanntes Phänomen.

Ja über Medikamente denk ich schon länger nach, habe jetzt auch bald nen Psychiatertermin. Bin leider noch immer sehr skeptisch ob sie mir wirklich helfen können. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich momentan an einem Punkt angelangt bin, wo ich es vielleicht einfach mal probieren muss.

Meinem Partner bin ich im Moment leider alles andere als eine gute, verständisvolle, fürsorgliche Partnerin. Ich bin grad komplett auf Rückzug. Er versucht alles, mich zu unterstützen, mich zu verstehen, für mich da zu sein. Aber leider kann ich selbst seine Hilfe nicht annehmen. Er wird von mir ständig zurückgewiesen. (Noch) hält er es gut aus, kann er damit irgendwie umgehen. Aber glaub mir, die Angst, dass dies nicht immer so sein wird ist riesengroß. Meine Thera meinte diesbzgl. nur, dass ich momentan einfach auf mich schauen muss, auf meine Bedürfnisse. Wenn es für ihn nicht mehr geht, dann muss er sich eben auch Hilfe holen.

"Aber warum?Was ist das tiefe gefühl in dir was sagt,ihr alle da könnt machen was ihr wollt,ihr könnt alle auf Knien rutschen ich kann eure Hilfe nicht annehmen?"
Ich habe in meiner Kindheit immer alles alleine bewältigen müssen. Ich war bereits in meiner frühen Kindheit auf mich allein gestellt, da gabs nicht viel Schutz oder Sicherheit. Um zu überleben habe ich bald gelernt, ich muss alles alleine schaffen, ja keine Schwäche zeigen und unabhängig sein. Tja wie so oft, liegt wohl in der Kindheit der Hund begraben. Und jetzt ist man erwachsen und sollte plötzlich "umswitchen", alles zulassen, Hilfe annehmen, die lang erkämpfte Unabhängigkeit aufgeben. Das ist eben alles andere als leicht.

Und bzgl. der Aussage "ich seh dich da wie nen Süchtigen" (bin dir nicht böse deswegen ), ja da könnte was dran sein. Vielleicht ist es mittlerweile wirklich so. Man kannte nie etwas anderes, und plötzlich sollte man dieses aufgeben, "die Sucht bekämpfen". Dass es vielleicht noch weiter nach unten geht, puhh darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Habe aber das Gefühl, dass das nicht passieren wird. Ich kämpfe so sehr um meine emotionale Stabilität, um für mein Kind da zu sein. Um meinem Kind eine bessere, gesicherte Kindheit bieten zu können.
Bleibt aber wieder die Frage, ob ich es dann jemals (zumindest im Moment) schaffen kann, etwas zu zulassen, Hilfe anzunehmen, mich mal fallen zu lassen, zu kämpfen, was zu verändern.

Naja die Zeit wird es zeigen. Ich bin auf alle Fälle sehr dankbar, dass ich meine Gedanken, Sorgen, Ängste immer wieder hier posten kann. Und dass es immer wieder Menschen gibt, die einem liebe Worte schreiben, einen aufmuntern und mitteilen, man ist nicht allein. Auch wenn ich sehr oft ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich schon wieder etwas poste, schon wieder meinen ewigen Kreislauf diskutiere, es tut auch gut.

Lg Betti

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Betti
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Beitrag Mi., 17.06.2015, 21:11

Liebe Hummmel,
danke auch wieder mal für deine Worte.

"Du schreibst, dass es sich herausstellte, dass das (Dein) Problem in Deiner Kindheit/ Jugend liegt.
Heisst dass, Du kennst Dein Problem? Oder weisst Du einfach, dass in Deiner Kindheit/ Jugend etwas war, was Deinen Jetzigen schweren Zustand erklären könnte?"
Ja ich bin auch ein super Verdrängungskünstler und es fällt mir oft schwer in der Therapie gewisse Situationen hervorzuholen, darüber zu reden oder irgendwie was dazu zu fühlen (was gar nicht geht). Manchmal muss ich wirklich lange nachdenken bis mir überhaupt irgendein Szenario einfält, so weit habe ich das schon von mir geschoben. Aber ich weiß zumindest zum Teil was in meiner Kindheit alles passiert ist. Zum Teil dachte ich, ach das war nicht so schlimm, das habe ich verarbeitet - in Wirklichkeit aber nur verdrängt. Andererseits gibt es da sehr wohl das Wissen (nicht die Emotion) darüber, was man mir angetan hat. Bei mir ist halt noch oft die Frage, wer der "Adressat ist". Ich nehme nach wie vor Personen in Schutz, von denen ich nie Schutz erfahren durfte, die mich ausgeliefert haben. Und ich glaube, dass wird auch noch ein großer Teil in der Therapie sein. Meine Thera versucht mich schön langsam dorthin zu leiten. Aber ich schaffe es noch nicht, es zuzulassen. Ich kann nicht böse sein und möchte noch immer beschützen. Und dann gibt es da eine Person, die ich abgrundtief hasse, wo ich sehr wohl weiß, die Person hat mich für mein Leben geschädigt.
Ich dachte all die Jahre, ich schaffe das. Ich habe mein Leben bisher auch super bewältigt. Habe Menschen um mich gescharrt, die mich ablenken, die ich in mein Herz geschlossen habe, die mir gerne helfen würden (aber es nicht können). Ich habe es geschafft, bis ich selbst ein Kind geboren habe und plötzlich alles auf mich einstürzte.
Ich habe zwar zuvor schön öfter darüber nachgedacht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, die Not war aber irgendwie immer noch zu gering.

Wie war das bei dir Hummmel? Hat das Rad auch erst durch die Geburt deines Kindes zu rollen begonnen, oder war dir durchaus auch schon davor bewusst, das nicht immer alles so leicht ist/war?
Wie schaffst du deinen Alltag mit Kleinkind? Da ich nach wie vor in Karenz bin (ist mir auch wichtig für mein Kind), komme ich halt schon sehr, sehr viel zum Nachdenken. Der Tag kommt mir oft so lange vor, soviel Zeit zum Grübeln. Sicher lenkt mich mein Kind auch ab, und ich bin ja auch wirklich ständig unterwegs um ja nicht zuviel zum Denken zu kommen. Aber es gibt Tage, da stresst mich das einfach nur. Immer alles verplanen zu müssen, damit man ja nicht "alleine" ist. Ich schaffe den allgmeinen Alltag, die Versorgung meines Kindes, etc. alles wunderbar. Wären da nicht diese ständigen Grübelein, das ewige Gedankenkarussell, das nie zur Ruhe kommt.

Es freut mich sehr für dich, dass du Momente erleben kannst, wo du Sicherheit und Vertrauen in der Therapie spürst. Ich wünsche dir von Herzen, dass du noch vieler solcher Momente erleben darfst.

Lg Betti

@Tupsy: natürlich auch ein Dankeschön für deinen Beitrag.

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Gelli
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Beitrag Do., 18.06.2015, 04:35

Da ich gleich schon wieder auf dem Weg zum Job bin nur sovieles.

Ich finde es gut für dich einfach wichtig,das du hier schreibst wie es bei dir läuft,was so deine Gedanken sind,denn so hast du irgentwie das Gefühl,du kannst es irgentwo lassen und es läuft dir nie weg,denn was geschrieben ist ist geschrieben,jederzeit kannst du da hinschauen,während Gedanken im Kopf immer um einen kreisen und somit nie zur Ruhe kommen.
Ich persönlich schreibe seit jahren Tagebücher,und wie wertvoll diese sind das bemerke ich jedesmal wenn ich von Zeit zu Zeit diese Tagebücher mir vornehme und durchlese,dann sehe ich meine Veränderungen die ich durchlaufen bin,und auch Ereignisse stehen drauf,denn ich habe leider nur ein Kurzzeitgedächtnis,sovieles von früher habe ich nicht mehr auf dem Schirm,genauso Dinge die vor einem jahr noch waren,sind schon aus meinem Kopf weg,und son Tagebuch hilft mir immer wieder mal,Ereignisse zu lesen die der vergangenheit angehören.
Deshalb unterstütze ich jeden der hier schreibt.
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hummmel
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Beitrag So., 21.06.2015, 12:16

Liebe Betti

Wie kommst Du im Moment klar? Gut, dass deine Therapeutin trotz Deiner Ambivalenz bei Dir ist. Alles andere hätte mich auch verwundert.

Bei mir hat es ca. drei Monate nach der Geburt begonnen, nachdem ich überraschend die Diagnose einer Autoimmunerkrankung bekam, die zu diesem Zeitpunkt mein ganzes Leben erschütterte. Zusätzlich weil ich durch das sofortige Stillverbot glaubte, die Bindung zu meinem Kind komplett zu verlieren.
Das waren sozusagen die Steine, die alles ins Rollen gebracht haben.

Gewusst, das vorher in meinem Leben einiges nicht gut war, ja das hab ich wahrscheinlich, aber bewusst war es mir nie. Das das vermeintlich Verarbeitete aber nur Verdrängung war, dass war mir ebenfalls nicht bewusst.

Ich kenne sowohl Sätze wie: "Es war nicht so schlimm", wie auch das "in Schutz nehmen" von Personen.

Im Alltag komme ich mit meinem Kind zurecht, wobei es meine Stimmungen immer mitbekommt, egal wie sehr ich mich bemühe. Aber es wäre ja auch nicht normal wenn es anders wäre. Und ich glaube trotzdem fest, daß mein Kind glücklich ist. Ich lenke mich auch mit Freunden ab, obwohl ich oft lieber allein mit meinem Kind wäre. Und ich arbeite seit mein Kind sieben Monate alt ist, durchschnittlich zwei Tage pro Woche. Das ist momentan die einzige Zeit, in der ich meine Gedanken im Hintergrund halten kann, auch weil es dort um andere und nicht um mich geht.


Lg hummmel

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Betti
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Beitrag So., 21.06.2015, 16:16

Liebe Gelli,
ich habe schön öfter überlegt ein Tagebuch zu beginnen, es aber nie so wirklich in Betracht gezogen. Habe in den letzten Jahren immer wieder mal eines angefangen und nach ein paar Seiten wieder aufgegeben, da keine Lust/Zeit mehr dazu vorhanden war. Da ich aber nicht ständig meine Thera mit Mails "belästigen" will und auch hier nicht jeden Gedanken "freigeben" möchte, habe ich mich schließlich doch entschieden wieder mal Tagebuch zu führen. Vielleicht hilft es mir, aus meinem ewigen Gedankenkarussell etwas auszubrechen.
Soweit ich mitbekommen habe, bist du ja schon seit längerem nicht mehr in Therapie, oder? Wie geht es dir damit, nach der langen Zeit in Therapie? Hast du manchmal das Gefühl, du bräuchtest das wieder, oder kommst du gut zurecht?

Liebe Hummmel,
ja ich bin meiner Therapeutin sehr dankbar, dass sie hinter mir steht und mir das auch immer wieder versichert. Wie geht es mir momentan?
Ich kämpf mich durch die Stunden und Tage. Manchmal geht dies etwas besser, dann wieder schlechter. Momentan zieh ich mich immer mehr in mich zurück, bin froh, wenn ich meine Ruhe habe. Mit Kind muss ich immer fort, da ich es daheim nicht aushalte, sobald es aber schläft oder mein Partner für es da ist, zieh ich mich komplett zurück. Ist sicher nicht die beste Lösung für meine momentane Situation, aber anders gehts halt grad nicht.
Ich denke mir auch oft, dass es vl. nicht schlecht wäre ein/zwei Tage arbeiten zu gehen um etwas abgelenkt zu sein. Aber da ich soweit pendeln müsste, zahlt sich dies bei mir momentan (noch) nicht aus. Der Gedanke, dass ich jedoch noch ein Jahr "nur" bei meinem Kind daheim bin, macht mir auch etwas Angst. Auch wenn mir dies für mein Kind wirklich wichtig ist.
Ja ich bin auch der Meinung, dass mein Kind trotz der Umstände glücklich ist und bisher "gut" aufwachsen konnte. Die Unsicherheiten und Ängste, was es alles von mir mitbekommen könnte sind jedoch auch stark vorhanden. Gott sei dank habe ich einen sehr liebevollen, fürsorglichen Partner, der sich auch immer wieder sehr um unser Kind kümmert und immer "ausgleicht" wenn es mir schlecht geht.

Mit der Diagnose einer Autoimmunkrankheit zu leben muss sehr schwierig sein, das tut mir leid für dich. :( Kann mir gut vorstellen, dass einen das wirklich sehr erschüttert. Wie kommst du damit zurecht? Bist du gut "eingestellt"? Weiß nicht ob man das so sagen kann. Hab auch ein paar Freunde/Bekannte mit einer Autoimmunerkrankung. Nach außen hin total fröhliche Menschen, was wirklich in ihnen abläuft sieht halt keiner. Soweit ich jedoch mitbekommen habe, sind diese medikamentös so eingestellt, dass sie momentan "gut" damit leben können, wenn man das so sagen kann/darf.
Alles Liebe weiterhin liebe Hummmel.

Lg Betti

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hummmel
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Beitrag Mo., 22.06.2015, 12:43

Liebe Betti

Ob gut oder nicht, vielleicht brauchst Du momentan diesen Rückzug. Und Du weisst ja Dein Kind in guten Händen, bei Deinem liebevollen Partner.

Die Krankheit war anfangs sehr schlimm, nicht wegen mir, sondern wegen meinem Kind. Es ging mir vor der Diagnose schleichend immer etwas schlechter, so dass ich lange nicht auf die Idee kam, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt und ich viel zu lange abgewartet habe. Zum Zeitpunkt der Diagnose ging es mir körperlich so schlecht, dass ich mich und mein Kind fast nicht mehr versorgen konnte. Durch die Einnahme vieler Medikamente, hat sich die Situation erst verschlechtert, bevor verbessert. Da war die Verzweiflung schon sehr gross. Zeitgleich kamen die psychischen Symptome dazu. Jetzt bin ich gut eingestellt, ja das kann man wohl so sagen. Die Medikamente muss ich aber nach einem Jahr absetzen; die sind nicht für lebenslang geeignet. Ziel ist der Stillstand der Krankheit ohne Medikamente. Wenn die Krankheit wieder aktiv wird, würde mir eine Operation bevorstehen.

Ich wünsche Dir viele sonnige Momente zwischen Deinem Kampf durch die Stunden und Tage!

Lg hummmel

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Betti
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Beitrag Mo., 22.06.2015, 20:25

Liebe Hummmel,
herzlichen Dank für deine Worte. Natürlich wünsche ich auch dir viel Kraft und Energie für den Kampf gegen deine Krankheit. Ich hoffe für dich, dass es nicht bis zur Operation kommt. Auch dir viele sonnige Momente und ganz viele wunderbare Momente mit deinem Kind.
Das Lachen meines Kindes kann manchmal wirklich vieles "gut machen".
Lg Betti

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