Da stimme ich dir zu. Aber ich kann auch die Argumentation meiner Freundinnen verstehen. Wenn man 55 Jahre alt ist, dann ist es nicht mehr so leicht einen anderen Arbeitgeber zu finden oder sich umschulen zu lassen. Eine hat es ja geschafft zu wechseln. Sie hatte das Glück bei der Stadt zu arbeiten und sich versetzen zu lassen. Die andere hat Angst um ihre Rente, Angst die nächsten 10 Jahre vor Harz 4 leben zu müssen. Ich denke, wenn sie eine Alternative hätte, würde sie nicht zögern dort zu kündigen.Ja die gibt es, aber niemand kann gezwungen werden bei diesen Arbeitgebern zu arbeiten.
Solche Fälle gibt es mit Gewissheit auch. Für mich jedoch sind die Gesamtstatistiken von Interesse, denen zufolge die Zahl der Frührentner aufgrund psychischer Erkrankungen steigt, die Fehltage aufgrund von Burnout zunehmen, immer mehr Kinder beim Therapeuten landen oder/und Medikamente verabreicht bekommen, ...Bei mir war es wiederum genau umgekehrt, als ich in meinem Betrieb die Überstunden abgeschafft habe, haben sich die AN aufgeregt und wollten unbedingt weiterhin welche machen.
Irgendetwas muss sich geändert haben, so dass die Zahl der psychisch Kranken steigt.
Und da ist für mich die Frage: Einseits klar, wer eine Depression hat hat eine Depression, egal wodurch diese zustande gekommen ist. Anderseits frage ich mich jedoch, ob die Depression, die mit "psychische Erkrankung" etikettiert wird, in Wahrheit eine ganz normale menschliche Stress-Reaktion auf Überforderung ist und damit Normale zu psychisch Kranken gemacht werden.
Nur wenn man Reaktionen (auch normale) des Menschen mit "psychische Erkrankung" etikettiert besteht ein Anspruch auf eine psychotherapeutische Behandlung. Und da stellt sich mir die Frage, inweit Psychotherapie heutzutage noch ihre eigentliche Aufgabe hat, nämlich psychische Erkrankungen zu behandeln und inwieweit Psychotherapie heutzutage dazu benutzt wird, Menschen funktionstüchtig zu machen, so dass sie den ständig wachsenden Anforderungen unserer Gesellschaft gerecht werden, notfalls mit Medikamenten - so wie auch in dem Link beschrieben: "Es würden also soziale Probleme in medizinische umgewandelt." Wenn Menschen aufgrund der Arbeitssituation krank werden, dann ist der Arbeitsgeber gefordert etwas zu ändern und nicht der Psychotherapeut. Ich denke, dass die Zahl der Menschen, die beim Therapeuten landen, weiterhin steigen wird, solang die Ursache nicht beseitigt wird.
@ Candle
Ich finde den Link leider nicht mehr. Kann auch sein, dass ich das im Fernsehen gehört habe. Bin mir da gerade bzgl. der Quelle unsicher.