pseudologia hat geschrieben:
Oder wies Brecht gesagt hat; Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Naja, Brecht. Sicher, er hat beachtenswerte Werke hervorgebracht, ich mag diese zum Teil.
Aber solche herausgerissenen Zitate. Zeigt eher, dass die Ideologie, zu der er gehörte, nicht alltagstauglich war.
Man stelle sich mal vor, was mit dem Zitat da alles legitimiert werden könnte. Und Leid verursacht. Denn: Wer eine Boulette jemand wegnimmt, der nimmt vielleicht diese jemand, der noch mehr Hunger hat.
Wer die rechtlichen Arbeitsbedingungen umgeht, der sorgt zum Zusammenbruch des Solidarsystemes. Die Therapeutin hätte der TE ja auch ein Honorar bezahlen können, wovon diese eventuell sich Therapiestunden hätte nehmen können. Sie könnten beide Steuern zahlen, würde das Fressen der Gesamtgesellschaft besser funktionieren. und so fort. Mir ist bewusst, dass sie auch bei Honrarzahlung gegen die Abstinenz verstösst.
Die Förderung zu Eigenständigkeit sehe jedenfalls anders aus.
pseudologia hat geschrieben:Ich bin mal überheugt davon, dass es Situationen gibt, wo es schon fast eine Heldentat ist, ethische Richtlinien zu missachten.
Findest Du es z.B. ethisch vertretbar, als Dolmetscher angestellt völlig unzutreffend zu übersetzen?
Ja, natürlich gibt es solche Situationen. Aber daraus kann man doch keine Regel machen. Im Gegenteil, man muss dann eine gesamte Veränderung in Angriff nehmen.
pseudologia hat geschrieben:Es gibt eine historische Überlieferung, wo das jemand in einem albanischen Dorf systematisch gemacht hat. Ein Österreichischer Kommandant hatte den Befehl, Repressalien gegen das Dorf durchzuführen, wenn sie sich nicht auf gewisse Forderungen einlassen. Der Dolmetscher hat nie übersetzt was sie wirklich gesagt hat, sondern was er gedacht hat, was sie jeweils hören wollten. Am Schluss gingen sie überglücklich auseinander und waren beide sehr zufrieden. Das "ethische Verhalten" hätte wohl Tote gekostet.
Eben. Das ist aber eine Situation, wo eine gesamte Änderung des Systemes die Absicht war.
Und dafür eine Ausnahme des vorgesehenen Standards getroffen wurde.
Im Fall der TE ist es doch offenkundig so, dass das Verhalten der therapeutin die TE verwirrt hat und kein therapeutisches Ziel erreicht hat.
Hm, es scheint mir auch eine geheime Strategie von PTs, wenn bei etwas nachgefragt wird, was auf Geheimwissen basiert, mit einer Anekdote, die nur rudimentär im Kontext steht, aber an das Gewissen apelliert, daher zu kommen