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So., 02.11.2014, 02:08
Hallo zusammen, das ist ein interessanter Austausch.
Ich bin jetzt in der vierten Therapie, und was sich hier für mich auftut, hätte ich in meinem Leben nie für möglich gehalten.
Das ist ein einziger Krimi, der ganze Mist meines Lebens fliegt endlich auf (und mir um die Ohren), aber das ist gut so.
Zum Thema Veränderung:
Widows Befürchtung vor Auslöschung und Verlust der Persönlichkeit oder des Lebens davor, kann ich, glaube ich nachfühlen, soweit das möglich ist aufgrund der ganz anders gelagerten Vorgeschichte. Vielleicht gerade deswegen verstehe ich es. Eine grosse Liebe erleben zu dürfen, ist etwas Einmaliges, Unwiederbringliches, und als ich in der Therapie "in die Veränderung" ging (sag's jetzt mal so), hatte ich zum Beispiel starke Befürchtungen, das könnte meine Ehe sprengen. Wenn ich mich verändere, bin ich ja nicht mehr die Frau, die mein Mann geheiratet hat, und vielleicht passt es dann nicht mehr? Die Frage stellte sich dann tatsächlich, aber ich / wir wollten da zusammen durch die Veränderung, und jetzt ist es klar, das hält. (Soweit das je klar sein kann...)
Zum Thema Abhängigkeit, die man ja nicht von niemandem haben darf, und der Geborgenheit, die man sich unter allen Umständen selber geben können muss... Diese Ansichten gehören für mich in diese Zeit mit ihrer Individualitäts- und Selbständigkeitsperversion. Liebe und Abhängigkeit gehören für mich zusammen, zumindest emotionale Abhängigkeit. Es muss für mich absolut nicht krankhaft sein, ist aber meine Ansicht.
(@Widow: ich wage zu behaupten, Pandas Post bezog sich auf eine Aussage der T- Eröffnerin, so habe ich das jedenfalls gelesen jetzt beim Durchlesen des ganzen Thread. Ich kann mich aber natürlich täuschen).
Mein Therapeut fragt immer am Anfang der Stunde:"und was möchten sie Heute verändern?" und ich entgegne meistens mürrisch, er solle mich lieber fragen, wie es mir geht.
Ich gehe dort hin und lasse mich ein auf neue Erfahrungen und Einsichten, die Veränderung kommt dann von selbst.
Und wenn ich immer so genau wüsste, was ich verändern will, dann würde ich es doch einfach tun. Manchmal weiss ich zwar was Konkretes, aber das geht dann ja nicht von Heute auf Morgen. Lernen braucht Zeit. Ich sehe die Therapie wie ein Studium.
Etwas noch zum Verändern, nur so ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung:
Aufgrund eines Ereignisses in meinem Leben benötigte ich Psychopharmaka, was meine Persönlichkeit ziemlich stark und für mich auf unheimliche Art und Weise veränderte.
Ein Ziel dieser Therapie, die ich jetzt mache, war dann natürlich, von diesen Medikamenten wieder runter zu kommen.
Das habe ich geschafft, ich musste mich ziemlich stark verändern und dann dieselbe Arbeit in abgewandelter Form (unter erschwerten Bedingungen) ohne die Medikamente dann nochmals wiederholen. Aber dadurch wurde ich wieder mehr zu mir selbst, erkannte und fühlte mich wieder, was für eine Erleichterung.
So hat mich die Veränderung nicht weg von mir, sondern näher zu mir gebracht.
Lg Igelkind