BillieJane hat geschrieben:Ich glaube nicht was ich da lese. [...]
Und jetzt soll er trauern?! Tut mir leid, aber das ist doch krank!
Dann hätte er verdammt noch mal nicht sein Kind töten lassen sollen, sondern es leben lassen.
Du scheinst einer der wenigen glücklichen Menschen zu sein, die niemals hinterher eine Entscheidung bedauern. Die stehts im Vorfeld alle Konsequenzen, emotional wie sozial exakt abschätzen können und daher die perfekte Entscheidung treffen zu können.
Die meisten Menschen können das nicht immer.
Viele Menschen sind auch gelegentlich zu Entscheidungen aus Vernunft gezwungen, die sie zwar rein kognitiv verantworten können, die aber trotzdem enormen seelischen Schmerz bedeutet. Manche Menschen täglich im Kleinen, andere selten im Großen, die meisten gemischt sowohl als auch. Wäre schön, wenn Verstand und Gefühl immer auf einer Linie agieren könnten.
BillieJane hat geschrieben:Dann hätte er verdammt noch mal nicht sein Kind töten lassen sollen, sondern es leben lassen.
Wie denn? Die Frau so lange festhalten, bis die Frist abgelaufen ist?
Tolya hat geschrieben:1) das ist aber die individuelle Entscheidung der Frau, ein Mann hat hier nichts zu sagen und darf/kann nicht über den Körper der Frau entscheiden.
Korrekt. Der Feminismus hat die "der Bauch gehört mir"-Phiolosophie und das entsprechende Recht etabliert. Hier wäre der verdammte Teufel los, wenn sich ein Mann über eine solche Entscheidung der Frau hinwegsetzen würde. Laut TE war es eine BEIDERSEITIGE Entscheidung. So wie du das hier darstellst, BilliJane hat er das Kind eigenhändig und gegen den Willen seiner Freundin aus deren Bauch gekratzt. Vielleicht waren die intensiven Gespräche auch nötig, weil sie ihn überzeugen musste? In einer Menge Fällen wissen die Männer nichts von einer Abtreibung – weil sie etwas dagegen hätten. Dieses Märchen, dass die Männer immer die Frauen dazu nötigen würden, und diese armen, alleine kaum überlebensfähigen Hascherln sich beugen müssen, ist vielleicht Gedankengut aus den fünfzigern oder sechzigern. Mittlerweile haben die meisten Rechte, was Kinder betrifft, die Frauen. Die Männer müssen sich den Entscheidungen fügen. Hätte der Mann der TE keine Abtreibung gewollt, hätte er nichts machen können, gar nichts, absolut, genau, gar nichts. Alles, was er kontrollieren kann, ist, ob er in sie eindringt und das Risiko, wieder in so eine Situation zu kommen, erzeugt. Tut er es nicht, bleibt ihm die Macht. Im umgekehrten Fall ist es ja auch so: Will die Frau das Kind, muss er zahlen, ob er will oder nicht. In dieser Hinsicht sind die Männer, sobald sie sich mit einer Frau vereinen, ihr ausgeliefert. Klingt ketzerisch, ist aber so. Dafür haben die Feministen aber auch Jahrzehnte gekämpft. Nun heisst es eben, mit dieser Verantwortung umgehen. Das ist für viele nicht einfach.
mitplauderin hat geschrieben:Ist den Menschen das Bewusstsein dafür, dass jede Aktion eine Reaktion zur Folge hat, abhanden gekommen? Dachten die Beiden nach so einer einscheidenden Entscheidung, alles würde so sein wie vorher?
Vielleicht wird man über die psychischen Aspekte nicht aufgeklärt? Ich weiß nicht. Die Konsequenze sind nicht ohne. Meine Eltern haben sich auch dazu entschieden und die Folge, eindeutig zeitlich als Trauerreaktion zuordnebare Konsequenz: Gewalt gegen die lebenden Kinder und Alkoholismus. Erst ein weiteres Kind, als quasi "Entschuldigung" am Leben, hat gewisse negative Familiendynamiken wieder gebremst. Gewalt gegenüber dem Umfeld scheint eine häufige Trauerreaktion nach Abtreibungen zu sein.