Suizidfolgen für Eltern
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Liebe Widow,
Mich beschäftigt als Kandidatin eben das, wie sich Suizid auf andere auswirkt. Grundsätzlich bemühe ich mich in meinen Threads darum, dass eine klare und Verständliche Sprache herrscht, damit vor allem ich, aber auch alle anderen Beteiligten etwas davon haben. Wie am Eingangsposting zu erkennen, habe ich mit einem Erfahrungsaustausch begonnen. Definitiv gehört da nicht hin, warum mich das interessiert, mir eht es um Suizid und Angehörige. Dein Einwand, was sich Angehörige vorwerfen lassen müssen hingegen passt gut her.
Ja, meine Leute haben sich nicht immer vorbildlich verhalten. Trotzdem will ich nicht glauben, dass sie für meinen letzten Schritt verantwortlich sein sollen. Warum auch? Die Erklärung wäre zu schwammig. Ich könnte damit auch begründen, wieso ich zur Flasche gegriffen habe, wenn ich es getan hätte uvm. Es gibt auch noch viele andere Dinge, die in meinem Leben nicht optimal gelaufen sind und solche, die es noch immer tun. Meine momentane Verzweiflung hat sicher nichts mit meiner Kindheit zu tun.
Und ja, meine Entscheidung wird sehr wohl davon beeinflusst, wer wie avon betroffen ist. An meinen Chef denke ich keine Sekunde. Es ist vergleichbar damit, dass du etwas haben willst, dir es aber nicht leisten kannst. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit wird dich vieles an deinen Wunsch erinnern. Nur, dass es in meinem Fall um existenziellere Dinge geht. Aber dir brauche ich das nicht zu erklären. Weißt du ja selbst. Ist ja nicht so lange her, dass du von der Eisscholle auf den warmen Felsen umgezogen bist.
Mich beschäftigt als Kandidatin eben das, wie sich Suizid auf andere auswirkt. Grundsätzlich bemühe ich mich in meinen Threads darum, dass eine klare und Verständliche Sprache herrscht, damit vor allem ich, aber auch alle anderen Beteiligten etwas davon haben. Wie am Eingangsposting zu erkennen, habe ich mit einem Erfahrungsaustausch begonnen. Definitiv gehört da nicht hin, warum mich das interessiert, mir eht es um Suizid und Angehörige. Dein Einwand, was sich Angehörige vorwerfen lassen müssen hingegen passt gut her.
Ja, meine Leute haben sich nicht immer vorbildlich verhalten. Trotzdem will ich nicht glauben, dass sie für meinen letzten Schritt verantwortlich sein sollen. Warum auch? Die Erklärung wäre zu schwammig. Ich könnte damit auch begründen, wieso ich zur Flasche gegriffen habe, wenn ich es getan hätte uvm. Es gibt auch noch viele andere Dinge, die in meinem Leben nicht optimal gelaufen sind und solche, die es noch immer tun. Meine momentane Verzweiflung hat sicher nichts mit meiner Kindheit zu tun.
Und ja, meine Entscheidung wird sehr wohl davon beeinflusst, wer wie avon betroffen ist. An meinen Chef denke ich keine Sekunde. Es ist vergleichbar damit, dass du etwas haben willst, dir es aber nicht leisten kannst. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit wird dich vieles an deinen Wunsch erinnern. Nur, dass es in meinem Fall um existenziellere Dinge geht. Aber dir brauche ich das nicht zu erklären. Weißt du ja selbst. Ist ja nicht so lange her, dass du von der Eisscholle auf den warmen Felsen umgezogen bist.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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Liebe bw,
Warum ist dann der hier in diesem ptf von Dir dauerdokumentierte (keineswegs - und so wenig wie Deine Verzweiflung - nur "momentan" vorhandene) Grund für Deinen Nicht-Suizid Deine Sorge um den psychischen Haushalt Deiner lieben Angehörigen?
Ich habe von Dir hier noch nicht ein einziges Mal ein anderes Argument gelesen, das Du gegen (D)einen Suizid aufbringen könntest. Immer nur Deine 'Sorge' um Deine lieben Angehörigen. - Die doch aber gar nicht so lieb sind, wenn man Dir Glauben schenken darf.
Hm, da ist doch irgendwo ein kleines Problem, nein? (Muss auch nicht, wenn Du weiter Deine Mühle leerlaufen lassen magst, wird das so sein.)
Ich kann nichts Schwammiges entdecken in all den knallharten Brutalitäten, die Deine lieben Angehörigen Dir angedeihen ließen. Aber vielleicht habe ich mittlerweile Tomaten auf den Augen.
Denn, stell Dir vor, bw, Du hast mehrere meiner Habitate übersehen: Ich bin nicht von der Eisscholle auf einen Felsen gesprungen, ich lebe weiterhin zwischen Wüsten, Schiefermeer, Simmerfelsen und Tomatenstapeln. Und, übrigens, immer noch und dauerhaft als Suizidant, zu dessen Aufgaben es aber gehört, sich wieder und wieder seiner Lebens-Impulse klar zu werden, sie also gerade nicht zu verleugnen, sondern sie duldsam anzusehen und auseinanderzunehmen ...
Broken Wing hat geschrieben:Es gibt auch noch viele andere Dinge, die in meinem Leben nicht optimal gelaufen sind und solche, die es noch immer tun. Meine momentane Verzweiflung hat sicher nichts mit meiner Kindheit zu tun.
Und ja, meine Entscheidung wird sehr wohl davon beeinflusst, wer wie davon betroffen ist.
Warum ist dann der hier in diesem ptf von Dir dauerdokumentierte (keineswegs - und so wenig wie Deine Verzweiflung - nur "momentan" vorhandene) Grund für Deinen Nicht-Suizid Deine Sorge um den psychischen Haushalt Deiner lieben Angehörigen?
Ich habe von Dir hier noch nicht ein einziges Mal ein anderes Argument gelesen, das Du gegen (D)einen Suizid aufbringen könntest. Immer nur Deine 'Sorge' um Deine lieben Angehörigen. - Die doch aber gar nicht so lieb sind, wenn man Dir Glauben schenken darf.
Hm, da ist doch irgendwo ein kleines Problem, nein? (Muss auch nicht, wenn Du weiter Deine Mühle leerlaufen lassen magst, wird das so sein.)
Broken Wing hat geschrieben: Ja, meine Leute haben sich nicht immer vorbildlich verhalten. Trotzdem will ich nicht glauben, dass sie für meinen letzten Schritt verantwortlich sein sollen. Warum auch? Die Erklärung wäre zu schwammig.
Ich kann nichts Schwammiges entdecken in all den knallharten Brutalitäten, die Deine lieben Angehörigen Dir angedeihen ließen. Aber vielleicht habe ich mittlerweile Tomaten auf den Augen.
Denn, stell Dir vor, bw, Du hast mehrere meiner Habitate übersehen: Ich bin nicht von der Eisscholle auf einen Felsen gesprungen, ich lebe weiterhin zwischen Wüsten, Schiefermeer, Simmerfelsen und Tomatenstapeln. Und, übrigens, immer noch und dauerhaft als Suizidant, zu dessen Aufgaben es aber gehört, sich wieder und wieder seiner Lebens-Impulse klar zu werden, sie also gerade nicht zu verleugnen, sondern sie duldsam anzusehen und auseinanderzunehmen ...
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Ich auch nicht.Die sind Fakt.Aber es steht ja auf nem ganz anderen Blatt,wie man selber dann mit diesen Fakten umgeht.Widow hat geschrieben:Ich kann nichts Schwammiges entdecken in all den knallharten Brutalitäten, die Deine lieben Angehörigen Dir angedeihen ließen.
Die Fakten sind Grund und wahrscheinlich auch überwiegend Ursache an Todeswünschen.Mehr nicht.
Ist die alte Frage der Unterscheidung zwischen "Schuld" und "Verantwortung".
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Liebe Widow,
Keine Ahnung, ich verfolge nicht all deine Umzüge. Aber mir fällt doch auf, dass sich der Tonfall in deiner Schreibe geändert hat. Nein, nicht der Tonfall, der Inhalt meine ich. Es gab Zeiten, da war dasKlima relativ unwirtlich, keine Spur von "Lebensimpulsen" und sonst was. Und die Texte sind auch lesbarer geworden. War ganz schön hart, dich zu verstehen.
Die Tomaten stellst du in die Regale, nehme ich an. Sehe keine auf deinen Augen.
Es gibt bei mir tatsächlich auch keine anderen Argumente gegen Suizid als meine Familie. Das kam auch zur Sprache beim Notdienst, bei dem ich Hilfe gesucht habe. Wenn du das als Lebensimpuls wahrnimmst, ja. Ich weiß, Analytiker und solche, die das Weltbild übernommen haben, sehen hinter allem irgendwas besonderes. Tatsache ist, ich empfinde mein Leben als aufgezwungen und lebe es für andere, so kommt mir das zumindestens vor.
Nochmal, ich habe nicht bestritten, dass meine Lieben nicht immer lieb gehandelt haben. Aber zur Vorwerfbarkeit gehörte noch viel mehr. Erstens, dass sie sich der Tatsache bewusst waren oder ihnen das bewusst gemacht werden kann. Zweitens, dass wirklich nachgewiesen werden kann, dass mein Suizid mit ihnen zu tun hätte. Und da hapert es bei mir. Gründe habe ich genannt. Es gab reichlich andere Menschen, die mir das Leben schwer gemacht haben, Gewalt habe ich auch woanders erlebt und zuletzt erklären solche Vorkommnisse einfach alles. Ich könnte damit schöne Begebenheiten aber auch schlechte erklären. Ich könnte damit eine Scheidung, eine schlechte Ehe, Alkoholismus o.ä. begründen. Das ist für mich weit weg von eindeutig.
Im Übrigen: Wenn du mit mir schreiben willst, schön. Wenn nich, was du zwischen deinen Zeilen anzudeuten versuchst, lass es halt bleiben. Von wegen Wiederholung und gleich. Bei dir scheint das auch der Modus Operandi zu sein, in Threads hineinzuplatzen und deren Sinn in frage zu stellen, mit deinem Abhauen zu drohen und es dann mehr oder weniger tatsächlich zu tun. Darauf stehe ich wirklich nicht.
Keine Ahnung, ich verfolge nicht all deine Umzüge. Aber mir fällt doch auf, dass sich der Tonfall in deiner Schreibe geändert hat. Nein, nicht der Tonfall, der Inhalt meine ich. Es gab Zeiten, da war dasKlima relativ unwirtlich, keine Spur von "Lebensimpulsen" und sonst was. Und die Texte sind auch lesbarer geworden. War ganz schön hart, dich zu verstehen.
Die Tomaten stellst du in die Regale, nehme ich an. Sehe keine auf deinen Augen.
Es gibt bei mir tatsächlich auch keine anderen Argumente gegen Suizid als meine Familie. Das kam auch zur Sprache beim Notdienst, bei dem ich Hilfe gesucht habe. Wenn du das als Lebensimpuls wahrnimmst, ja. Ich weiß, Analytiker und solche, die das Weltbild übernommen haben, sehen hinter allem irgendwas besonderes. Tatsache ist, ich empfinde mein Leben als aufgezwungen und lebe es für andere, so kommt mir das zumindestens vor.
Nochmal, ich habe nicht bestritten, dass meine Lieben nicht immer lieb gehandelt haben. Aber zur Vorwerfbarkeit gehörte noch viel mehr. Erstens, dass sie sich der Tatsache bewusst waren oder ihnen das bewusst gemacht werden kann. Zweitens, dass wirklich nachgewiesen werden kann, dass mein Suizid mit ihnen zu tun hätte. Und da hapert es bei mir. Gründe habe ich genannt. Es gab reichlich andere Menschen, die mir das Leben schwer gemacht haben, Gewalt habe ich auch woanders erlebt und zuletzt erklären solche Vorkommnisse einfach alles. Ich könnte damit schöne Begebenheiten aber auch schlechte erklären. Ich könnte damit eine Scheidung, eine schlechte Ehe, Alkoholismus o.ä. begründen. Das ist für mich weit weg von eindeutig.
Im Übrigen: Wenn du mit mir schreiben willst, schön. Wenn nich, was du zwischen deinen Zeilen anzudeuten versuchst, lass es halt bleiben. Von wegen Wiederholung und gleich. Bei dir scheint das auch der Modus Operandi zu sein, in Threads hineinzuplatzen und deren Sinn in frage zu stellen, mit deinem Abhauen zu drohen und es dann mehr oder weniger tatsächlich zu tun. Darauf stehe ich wirklich nicht.
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Von "Vorwerfbarkeit" war bei mir nicht die Rede: Wenn die ach so lieben Anverwandten so gestrickt sind, dass sie einem das Leben zur Hölle machen, wäre eine Diskussion über ihre Strickart ein sinnloses Unterfangen; sie ihnen vorzuwerfen, wäre nicht nur sinnlos, sondern auch infantil.
Mir erscheint es nach wie vor als Selbstillusion, wenn jemand glaubt, ausschließlich aus dem Grund der Schonung der ach so lieben Anverwandten (Ausnahme: eigene Kinder) keinen Suizid begehen zu können, doch ich kann niemandem seine ureigensten Lebensimpulse vorrechnen (und will das auch gar nicht).
@bw: Deine Deutungen meines Schreibens gehen in jeder Richtung fehl, aber das ist hier ohnehin OT.
Mir erscheint es nach wie vor als Selbstillusion, wenn jemand glaubt, ausschließlich aus dem Grund der Schonung der ach so lieben Anverwandten (Ausnahme: eigene Kinder) keinen Suizid begehen zu können, doch ich kann niemandem seine ureigensten Lebensimpulse vorrechnen (und will das auch gar nicht).
@bw: Deine Deutungen meines Schreibens gehen in jeder Richtung fehl, aber das ist hier ohnehin OT.
In der Radikalität der gesamten Behauptung empfinde ich die Ausnahme als zu wenig begründet getroffen. Hier kommt auch hinzu, dass schwer psychisch kranke Menschen sich auch als Belastung für die erwachsenen Kinder erleben können (ob dies objektiv so ist, ist eine andere Frage), wobei teilweise ja auch eine enorme Abwendung der erwachsenen Kinder der Fall sein kann, wie hier auch im Forum an manchen Stellen zu lesen ist.Widow hat geschrieben: Mir erscheint es nach wie vor als Selbstillusion, wenn jemand glaubt, ausschließlich aus dem Grund der Schonung der ach so lieben Anverwandten (Ausnahme: eigene Kinder) keinen Suizid begehen zu können, doch ich kann niemandem seine ureigensten Lebensimpulse vorrechnen (und will das auch gar nicht).
Von einem solchen Menschen, abgegrenzt zu anderen Fällen, wie es hier vorgenommen wurde, zu erwarten, sich vor allem "wegen der Kinder" zu entscheiden, d.h. offensichtlich dann eine Schuld beim Suizidenten zu sehen, der die Schuldfrage den (wie gesagt oft distanzierten) Kindern zumutet, in Abgrenzung zum umgekehrten Fall, erscheint nicht plausibel.
Inwiefern ein Anderer den Suizid eines Anderen schuldhaft verarbeitet und inwiefern er tatsächlich dazu beigetragen hat, bleibt einzelfallabhängig und kann nicht durch solche "Rollen" erfasst werden, im Gegenteil, diese tragen eventuell erst recht dazu bei, dass die Last nicht mehr getragen werden kann.
Insofern muss das jeder für sich entscheiden, wem er sich schuldhaft gegenüber fühlt und ob er davon Entscheidungen abhängig macht; dabei kann Austausch gesucht werden, der aber nicht zu "Dort ja - da nein" - Formeln ausufern sollte.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
(Habe pandas' Ausführungen leider noch nicht einmal im Ansatz verstanden, was meine Schuld ist - das einzige, was mir anhand ihrer auffiel, war, dass ich in meinem vorigen posting "kleine" vergessen habe: Ich meine mit der Ausnahme "kleine Kinder" bzw. "noch nicht erwachsene Kinder".)
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Schuld? Ich sehe keine Schuld und Pandas vermutlich auch nicht.
Bin gerade nur zu faul, um die entsprechende Stelle für deine Behauptung, bei dir wäre nie die Rede von Vorwerfen gewesen, zu suchen. Mache ich am Abend.
Das mit den Deutungen ist so ine Sache. Möglich, dass ich dein Schreiben falsch deute. Ich habe auch kein Problem damit, dass du es nicht für möglich hältst, nur wegen der Familie am Leben zu bleiben. Wollte nur vermeiden, dass hier mit Abhauen gedroht wird und der Ping-Pong-Effekt mit gegenseitigen Vorwürfen zum Vorschein kommt.
Bin gerade nur zu faul, um die entsprechende Stelle für deine Behauptung, bei dir wäre nie die Rede von Vorwerfen gewesen, zu suchen. Mache ich am Abend.
Das mit den Deutungen ist so ine Sache. Möglich, dass ich dein Schreiben falsch deute. Ich habe auch kein Problem damit, dass du es nicht für möglich hältst, nur wegen der Familie am Leben zu bleiben. Wollte nur vermeiden, dass hier mit Abhauen gedroht wird und der Ping-Pong-Effekt mit gegenseitigen Vorwürfen zum Vorschein kommt.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
Vor ein paar Wochen hat sich jemand, den ich sehr mochte, das Leben genommen. Für mich kam das unerwartet, ich habe in den letzten Jahren nicht nur einmal mit ihm über solche Dinge gesprochen, aber da war er immer derjenige, der solche Dinge sagte wie "so weit darf man es nicht kommen lassen, es gibt immer einen Ausweg, ...".
Umso mehr hat mich das dann überrascht als ich es erfahren habe.
Ich war bei der Beerdigung und habe seine Familie, seine Kinder, seine Eltern, seine engsten Angehörigen gesehen. Das war furchtbar, keine Frage. Und ich hab mit ihnen mitgelitten. Aber noch mehr mit ihm, der keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat.
Ich hab mit einigen Leuten darüber gesprochen, die ihn auch kannten. Ich bin die einzige, die es irgendwie verstanden hat. Alle anderen haben es sehr verurteilt, teilweise auch sehr vorwurfsvoll und böse. Da war Egoist noch "harmlos".
Das Traurige fand ich irgendwie, dass keiner versucht hat zu sehen, dass hinter seiner Tat eine unfassbare Verzweiflung gesteckt haben muss. Einigen ging es wegen seinem Tod sehr schlecht und sie haben sehr gelitten, aber null darüber nachgedacht, wie sehr er gelitten haben muss. Das hat mich teilweise ziemlich wütend gemacht.
Das, was Widow hier geschrieben hat, fand ich sehr treffend. Für die, die zurückbleiben, ist es so leicht, demjenigen die Schuld zu geben, der sich das Leben genommen hat. Wütend zu sein. Sich als "Opfer" zu fühlen. Mir fehlt es auch oft, dass darüber nachgedacht wird, was vorher schief gelaufen ist.
Kürzlich hab ich zu jemandem gesagt, dass ich mir sicher bin, dass es bei mir genauso wäre. Alle würden so furchtbar leiden und so furchtbar fassungslos sein. Dass ich aber seit Jahren versuche zu reden und seit Jahren auf irgendeine Form von Hilfe hoffe (nicht therapeutisch), das sieht scheinbar niemand und das würde auch dann niemand sehen. Wegschauen ist so leicht. Und danach will dann keiner was geahnt haben...
(Nach dem Tod des Freundes haben einige zu mir gesagt, dass sie sowas nie mehr erleben möchten und künftig alles tun werden, wenn sie mitbekommen, dass es jemandem so schlecht geht. Diejenigen wissen, wie es mir geht und wie sehr mich meine Depression wieder in Beschlag genommen haben. Melden tut sich niemand.)
Viele Grüße, Lena
Umso mehr hat mich das dann überrascht als ich es erfahren habe.
Ich war bei der Beerdigung und habe seine Familie, seine Kinder, seine Eltern, seine engsten Angehörigen gesehen. Das war furchtbar, keine Frage. Und ich hab mit ihnen mitgelitten. Aber noch mehr mit ihm, der keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat.
Ich hab mit einigen Leuten darüber gesprochen, die ihn auch kannten. Ich bin die einzige, die es irgendwie verstanden hat. Alle anderen haben es sehr verurteilt, teilweise auch sehr vorwurfsvoll und böse. Da war Egoist noch "harmlos".
Das Traurige fand ich irgendwie, dass keiner versucht hat zu sehen, dass hinter seiner Tat eine unfassbare Verzweiflung gesteckt haben muss. Einigen ging es wegen seinem Tod sehr schlecht und sie haben sehr gelitten, aber null darüber nachgedacht, wie sehr er gelitten haben muss. Das hat mich teilweise ziemlich wütend gemacht.
Das, was Widow hier geschrieben hat, fand ich sehr treffend. Für die, die zurückbleiben, ist es so leicht, demjenigen die Schuld zu geben, der sich das Leben genommen hat. Wütend zu sein. Sich als "Opfer" zu fühlen. Mir fehlt es auch oft, dass darüber nachgedacht wird, was vorher schief gelaufen ist.
Kürzlich hab ich zu jemandem gesagt, dass ich mir sicher bin, dass es bei mir genauso wäre. Alle würden so furchtbar leiden und so furchtbar fassungslos sein. Dass ich aber seit Jahren versuche zu reden und seit Jahren auf irgendeine Form von Hilfe hoffe (nicht therapeutisch), das sieht scheinbar niemand und das würde auch dann niemand sehen. Wegschauen ist so leicht. Und danach will dann keiner was geahnt haben...
(Nach dem Tod des Freundes haben einige zu mir gesagt, dass sie sowas nie mehr erleben möchten und künftig alles tun werden, wenn sie mitbekommen, dass es jemandem so schlecht geht. Diejenigen wissen, wie es mir geht und wie sehr mich meine Depression wieder in Beschlag genommen haben. Melden tut sich niemand.)
Viele Grüße, Lena
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Hallo Lena!
Wenn bei mir so etwas passiert, wird es auf Ähnliches hinauslaufen. Ja, man habe gewusst, dass ich mich mit solchen Gedanken durchs Leben gequält habe. Aber man habe alles getan. Ja, und dass sich mein nahes Umfeld bemüht,daran zweifle ich nicht. In der Folgegeneration, bei meinen Nichten und Neffen, hat die Gewalt sehr abgenommen und ist so gut ie kein Thema mehr. Das erachte ich als echten Fortschritt. Sie können mit Problemen zu ihren Elternund zu uns kommen. Das war zu meiner Zeit alles anders. Das ging aber nur, weil meine Geschwister und ich von meinen Eltern unterstützt wurden, als es nicht mehr ging.
Von daher, es geht doch. Vielleicht kommt einmal die Zeit, dass ich und sie selbst, wer weiß, das seelische Leiden zur Sprache bringen.
Ich bin der Meinung, dass es niemand verdient hat, Schuldgefühle zu haben, für den Tod eines anderen verantwortlich zu sein. Wer solche Gefühle empfinden kann, der hat zumindestens ein Gewissen. Irgendwie kann ich mir nichts anderes vorstellen, als dass man sich die Depression mit sich und seinem Psychiater ausmachen muss.
Das sehe ich auch so, wenn mir niemand zuhört. Anders, wenn mich jemand aktiv und böswillig in den Suizid treibt.
Aber in dem Punkt, dass Vorwürfe dem Suizidenten gegenüber absolut unangebracht sind, gebe ich dir recht. Ich sehe die einzige Möglichkeit zur Besserung darin, dass man bei Gesprächen klar Position bezieht und den Hinterbliebenen klarmacht, wie sehr der Tote gelitten hat. Viele glauben eben, sie würden zur Rechenschaft gezogen, der Selbstmörder wollte es sich leicht machen etc.
Es gibt tatsächlich solche, die jemandem eins reinwürgenwollen, die fallen in der Regel aber vorher auf. Ach ja, sowas geht meistens auch schief. Man muss davon ausgehen, dass derjenige, bevor er mi dem Suizid jmd. einen Denkzettel verpasst, andere Methoden ausprobiert hat. Wenn die nicht funktioniert haben, wird ein Suizid auch nichts bei der Zielperson bewirken.
Wenn bei mir so etwas passiert, wird es auf Ähnliches hinauslaufen. Ja, man habe gewusst, dass ich mich mit solchen Gedanken durchs Leben gequält habe. Aber man habe alles getan. Ja, und dass sich mein nahes Umfeld bemüht,daran zweifle ich nicht. In der Folgegeneration, bei meinen Nichten und Neffen, hat die Gewalt sehr abgenommen und ist so gut ie kein Thema mehr. Das erachte ich als echten Fortschritt. Sie können mit Problemen zu ihren Elternund zu uns kommen. Das war zu meiner Zeit alles anders. Das ging aber nur, weil meine Geschwister und ich von meinen Eltern unterstützt wurden, als es nicht mehr ging.
Von daher, es geht doch. Vielleicht kommt einmal die Zeit, dass ich und sie selbst, wer weiß, das seelische Leiden zur Sprache bringen.
Ich bin der Meinung, dass es niemand verdient hat, Schuldgefühle zu haben, für den Tod eines anderen verantwortlich zu sein. Wer solche Gefühle empfinden kann, der hat zumindestens ein Gewissen. Irgendwie kann ich mir nichts anderes vorstellen, als dass man sich die Depression mit sich und seinem Psychiater ausmachen muss.
Das sehe ich auch so, wenn mir niemand zuhört. Anders, wenn mich jemand aktiv und böswillig in den Suizid treibt.
Aber in dem Punkt, dass Vorwürfe dem Suizidenten gegenüber absolut unangebracht sind, gebe ich dir recht. Ich sehe die einzige Möglichkeit zur Besserung darin, dass man bei Gesprächen klar Position bezieht und den Hinterbliebenen klarmacht, wie sehr der Tote gelitten hat. Viele glauben eben, sie würden zur Rechenschaft gezogen, der Selbstmörder wollte es sich leicht machen etc.
Es gibt tatsächlich solche, die jemandem eins reinwürgenwollen, die fallen in der Regel aber vorher auf. Ach ja, sowas geht meistens auch schief. Man muss davon ausgehen, dass derjenige, bevor er mi dem Suizid jmd. einen Denkzettel verpasst, andere Methoden ausprobiert hat. Wenn die nicht funktioniert haben, wird ein Suizid auch nichts bei der Zielperson bewirken.
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Hallo BrokenWing,
zu denen, die den Suizid des einen Freundes nicht verstanden haben bzw. ihn dafür verurteilt haben, habe ich gesagt, ob sie nicht auch sehen können, dass Depression eine Krankheit ist und man u.U. am Ende eine Entscheidung trifft, die für andere rational nicht verstehbar ist, die aber auch Sicht des Kranken das Einzige ist, was ihn erlöst. Oder kürzer gesagt "eine Depression kann auch eine tödliche Krankheit sein". Aber so was scheinen viele Menschen nicht verstehen zu können (oder zu wollen?), weil es dann doch wieder leichter verständlich ist, wenn jemand an einem Infarkt oder durch einen Autounfall stirbt.
Ich glaube bzw. bin mir ziemlich sicher, dass dieser Freund niemandem eine Schuld geben würde und es nicht getan hat, um jemanden zu bestrafen. Ich kann nur für mich sprechen - aber den letzten Kontakt, den ich zu ihm hatte und der sehr zeitnah war, der hat nicht erkennen lassen, dass das passiert. Aber der war so, dass ich das Gefühl hatte (leider im Nachhinein), dass er mit mir im Guten auseinander gehen wollte.
Mhm, leider denke ich über das Thema auch zur Zeit mehr nach als ich möchte. Und stelle mir auch die Frage, ob ich damit etwas "erreichen" wollen würde im Sinn von Strafe. Oder es ob es wirklich "nur für mich" wäre, etwas Erlösendes. Ich könnte es tatsächlich gerade nicht eindeutig beantworten. Und ich hoffe auch, dass diese Gedanken schnell wieder verschwinden und weniger greifbar werden.
Ich war auch mal die Zielscheibe für alles - alle, die nach mir kamen, wurden verschont. Die Erste zu sein, war für mich eine Strafe. Gleichzeitig denke ich manchmal, dass ich aber dadurch auch die jüngeren beschützt habe. Und es immer noch tue, indem ich sie vor der Wahrheit schütze.
Würde ich mich aus dem Staub machen, würde ich vorher reinen Tisch machen, schriftlich. Und finde mich dabei gleichzeitig unglaublich feige, weil ich der offenen Konfrontation ja aus dem Weg gehen würde.
Und Deinen letzten Abschnitt - ja, ich glaub auch, dass da viel Wahres drin ist.
Bei dem Freund kann ich letztendlich nur spekulieren, was da wirklich los war die letzten Wochen. Ich unterstelle mal, dass es nicht seine Familie war, die ihn dahin gebracht hat. Eher Stolz, Scham, weil er mit einem Mal den "Makel: psychisch krank" hatte und sich immer sicher war, dass er davon nie betroffen sein würde. Es tut mir leid, dass er mir nur sehr vage Andeutungen geschrieben hat. Gerade, weil er von mir wusste, dass ich das alles selbst kenne. Aber auch das hat sein Stolz wohl verursacht. Anfangs hab ich mir Vorwürfe gemacht, weil ich der Ansicht war, ich hätte seine Andeutungen besser verstehen sollen. Aber inzwischen denke ich, dass er absichtlich vage und distanziert geblieben ist am Ende, weil er genau das nicht wollte, dass man sich danach Vorwürfe macht. Vielleicht rede ich es mir auch schön.
Mein erster Versuch ist viele Jahre her, der letzte auch. Und es war wohl mehr Hilfeschrei, obwohl es einmal knapp war. Aber ich hab danach offen versucht zu reden und mir damit Hilfe zu holen und anderen auch zu ermöglichen, offen zu mir zu sein. Es ist nie gelungen. Das Einzige, was kam "was tust du der Familie an". Wäre ich mutig, würde ich sagen "was habt ihr mir angetan und tut es noch".
Eigentlich möchte ich denen den Triumph nicht gönnen, mich ganz zerstört zu haben. Also weiter kämpfen...
Viele Grüße
Lena
zu denen, die den Suizid des einen Freundes nicht verstanden haben bzw. ihn dafür verurteilt haben, habe ich gesagt, ob sie nicht auch sehen können, dass Depression eine Krankheit ist und man u.U. am Ende eine Entscheidung trifft, die für andere rational nicht verstehbar ist, die aber auch Sicht des Kranken das Einzige ist, was ihn erlöst. Oder kürzer gesagt "eine Depression kann auch eine tödliche Krankheit sein". Aber so was scheinen viele Menschen nicht verstehen zu können (oder zu wollen?), weil es dann doch wieder leichter verständlich ist, wenn jemand an einem Infarkt oder durch einen Autounfall stirbt.
Ich glaube bzw. bin mir ziemlich sicher, dass dieser Freund niemandem eine Schuld geben würde und es nicht getan hat, um jemanden zu bestrafen. Ich kann nur für mich sprechen - aber den letzten Kontakt, den ich zu ihm hatte und der sehr zeitnah war, der hat nicht erkennen lassen, dass das passiert. Aber der war so, dass ich das Gefühl hatte (leider im Nachhinein), dass er mit mir im Guten auseinander gehen wollte.
Mhm, leider denke ich über das Thema auch zur Zeit mehr nach als ich möchte. Und stelle mir auch die Frage, ob ich damit etwas "erreichen" wollen würde im Sinn von Strafe. Oder es ob es wirklich "nur für mich" wäre, etwas Erlösendes. Ich könnte es tatsächlich gerade nicht eindeutig beantworten. Und ich hoffe auch, dass diese Gedanken schnell wieder verschwinden und weniger greifbar werden.
Ich war auch mal die Zielscheibe für alles - alle, die nach mir kamen, wurden verschont. Die Erste zu sein, war für mich eine Strafe. Gleichzeitig denke ich manchmal, dass ich aber dadurch auch die jüngeren beschützt habe. Und es immer noch tue, indem ich sie vor der Wahrheit schütze.
Würde ich mich aus dem Staub machen, würde ich vorher reinen Tisch machen, schriftlich. Und finde mich dabei gleichzeitig unglaublich feige, weil ich der offenen Konfrontation ja aus dem Weg gehen würde.
Und Deinen letzten Abschnitt - ja, ich glaub auch, dass da viel Wahres drin ist.
Bei dem Freund kann ich letztendlich nur spekulieren, was da wirklich los war die letzten Wochen. Ich unterstelle mal, dass es nicht seine Familie war, die ihn dahin gebracht hat. Eher Stolz, Scham, weil er mit einem Mal den "Makel: psychisch krank" hatte und sich immer sicher war, dass er davon nie betroffen sein würde. Es tut mir leid, dass er mir nur sehr vage Andeutungen geschrieben hat. Gerade, weil er von mir wusste, dass ich das alles selbst kenne. Aber auch das hat sein Stolz wohl verursacht. Anfangs hab ich mir Vorwürfe gemacht, weil ich der Ansicht war, ich hätte seine Andeutungen besser verstehen sollen. Aber inzwischen denke ich, dass er absichtlich vage und distanziert geblieben ist am Ende, weil er genau das nicht wollte, dass man sich danach Vorwürfe macht. Vielleicht rede ich es mir auch schön.
Mein erster Versuch ist viele Jahre her, der letzte auch. Und es war wohl mehr Hilfeschrei, obwohl es einmal knapp war. Aber ich hab danach offen versucht zu reden und mir damit Hilfe zu holen und anderen auch zu ermöglichen, offen zu mir zu sein. Es ist nie gelungen. Das Einzige, was kam "was tust du der Familie an". Wäre ich mutig, würde ich sagen "was habt ihr mir angetan und tut es noch".
Eigentlich möchte ich denen den Triumph nicht gönnen, mich ganz zerstört zu haben. Also weiter kämpfen...
Viele Grüße
Lena
Ja, nach so einem 'unerwarteten' Ereignis, das das Gewissen der Leute anrührt, wollen immer alle wach und aufmerksam bleiben. Aber das ist nur von kurzer Dauer.Lena hat geschrieben:(Nach dem Tod des Freundes haben einige zu mir gesagt, dass sie sowas nie mehr erleben möchten und künftig alles tun werden, wenn sie mitbekommen, dass es jemandem so schlecht geht. Diejenigen wissen, wie es mir geht und wie sehr mich meine Depression wieder in Beschlag genommen haben. Melden tut sich niemand.)
Ich denke, dass die meisten, die soweit wären, sich zu töten, bleiben, nicht in erster Linie um die Hinterbliebenen nicht zu verletzen, sondern vielmehr, um bei denen nicht als 'feige' oder als 'Egoist' in Erinnerung zu bleiben - und aus Angst, auch im Nachhinein niemals verstanden zu werden.
Dennoch bin ich sicher, dass, wenn die Leute nach der Beerdigung wieder auseinandergehen, nachdem sie sich gegenseitig bestätigt haben in ihrem 'Recht', jeder einzelne im stillen Kämmerlein früher oder später nicht drumherum kommt, ehrlich zu sich selber zu sein. Und dann wissen sie, was sie versäumt haben. Und dann wissen sie, dass eigentlich sie selbst die feigen Egoisten sind. Und dann ahnen sie, dass es ihnen mit anderen auch so gehen würde, wären sie an der Stelle desjenigen, der sich getötet hat.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Vincent, ja, stimme Dir in allem zu. Und die Hoffnung, dass das im stillen Kämmerlein passiert, die Hoffnung habe ich auch.
Als der Freund gestorben ist, war der große Aufschrei aller. Kurz danach der Tod von Robin Williams. Wieder haben sie alle auf Fb und per sms getrauert, sich gegenseitig darin bestätigt, dass das jetzt wieder alles aufwühlt, wie furchtbar das doch alles ist. Dann haben die diversen Medien ihre großen Depressions-Geschichten gebracht und alle habe es geliked. So ungefähr war das.
Und ich saß dazwischen und dachte "hey, es wäre gerade ganz leicht, was aktiv zu machen. Geht mit mir einen Kaffee trinken. Schleppt mich mit ins Kino. Schreibt mir mal eine sms". Ich will nicht die ganze Zeit über mich reden, mir tut es gut, wenn ich mal zwei Stunden mit anderen zusammen bin und es um alles, aber nicht um mich geht und ich einfach nur mal kurz dazu gehöre. Man muss maximal aushalten, dass ich nicht überschwänglich lustig bin. Aber ich lache trotzdem immer mal. Und ich bin nicht ansteckend.
Aber nix kommt. Ich hab sogar selbst gefragt, ob man sich mal auf einen Kaffee trifft. Keine Zeit. Zu viel Stress. Zu viel um die Ohren. Heißt das nicht auch, dass das ganze vorher mit Trauer und "oh mein Gott, wie konnte er uns das antun" vor allem eins ist: geheuchelt?
Hätten sie sich anders verhalten, wenn er ehrlich gewesen wäre und um Kontakt gesucht hätte? Wird man nicht mehr erfahren.
Aber ich mag auch daran glauben, dass in einem ruhigen Moment die meisten ehrlich zu sich sind und wissen, dass sie weggeschaut haben und damit nichts zu tun haben wollten.
Wenn ich mich irgendwann mal dazu entscheiden sollte (und das wird hoffentlich nie sein), dann werde ich im Vorfeld alles dafür tun, dass es keine Trauerfeier und kein Trara gibt. Keine Heuchelei, sofern sich das überhaupt vermeiden lässt. Vielleicht ließe es sich einschränken.
Was man aber vielleicht nicht vergessen darf - die Folgen eines Suizids für Menschen, die demjenigen sehr nahe standen und die aber nicht daran Mit-Verwantwortung tragen, weil es andere Gründe gab - die Folgen sind für die schrecklich und vermutlich mehr als schwer aushaltbar. Denen wünsche ich, dass sie von demjenigen einen Brief bekommen, der ihnen erklärt und sie von Schuld freispricht.
Als der Freund gestorben ist, war der große Aufschrei aller. Kurz danach der Tod von Robin Williams. Wieder haben sie alle auf Fb und per sms getrauert, sich gegenseitig darin bestätigt, dass das jetzt wieder alles aufwühlt, wie furchtbar das doch alles ist. Dann haben die diversen Medien ihre großen Depressions-Geschichten gebracht und alle habe es geliked. So ungefähr war das.
Und ich saß dazwischen und dachte "hey, es wäre gerade ganz leicht, was aktiv zu machen. Geht mit mir einen Kaffee trinken. Schleppt mich mit ins Kino. Schreibt mir mal eine sms". Ich will nicht die ganze Zeit über mich reden, mir tut es gut, wenn ich mal zwei Stunden mit anderen zusammen bin und es um alles, aber nicht um mich geht und ich einfach nur mal kurz dazu gehöre. Man muss maximal aushalten, dass ich nicht überschwänglich lustig bin. Aber ich lache trotzdem immer mal. Und ich bin nicht ansteckend.
Aber nix kommt. Ich hab sogar selbst gefragt, ob man sich mal auf einen Kaffee trifft. Keine Zeit. Zu viel Stress. Zu viel um die Ohren. Heißt das nicht auch, dass das ganze vorher mit Trauer und "oh mein Gott, wie konnte er uns das antun" vor allem eins ist: geheuchelt?
Hätten sie sich anders verhalten, wenn er ehrlich gewesen wäre und um Kontakt gesucht hätte? Wird man nicht mehr erfahren.
Aber ich mag auch daran glauben, dass in einem ruhigen Moment die meisten ehrlich zu sich sind und wissen, dass sie weggeschaut haben und damit nichts zu tun haben wollten.
Wenn ich mich irgendwann mal dazu entscheiden sollte (und das wird hoffentlich nie sein), dann werde ich im Vorfeld alles dafür tun, dass es keine Trauerfeier und kein Trara gibt. Keine Heuchelei, sofern sich das überhaupt vermeiden lässt. Vielleicht ließe es sich einschränken.
Was man aber vielleicht nicht vergessen darf - die Folgen eines Suizids für Menschen, die demjenigen sehr nahe standen und die aber nicht daran Mit-Verwantwortung tragen, weil es andere Gründe gab - die Folgen sind für die schrecklich und vermutlich mehr als schwer aushaltbar. Denen wünsche ich, dass sie von demjenigen einen Brief bekommen, der ihnen erklärt und sie von Schuld freispricht.
Heuchelei würde ich den Leuten allerdings nicht unterstellen. Sie sind hilflos, einfach hilflos. Mit der Situation völlig überfordert. Die Hilflosigkeit zeigt sich dann z. B. auf Beerdigungen, auf denen sie Gleichgesinnte treffen, in gewisser Weise 'konform'. Aber für sich allein, je nach 'Qualität' der Beziehung zu dem, der ging, wissen sie freilich höchst subjektiv nicht damit umzugehen.Lena hat geschrieben:Aber nix kommt. Ich hab sogar selbst gefragt, ob man sich mal auf einen Kaffee trifft. Keine Zeit. Zu viel Stress. Zu viel um die Ohren. Heißt das nicht auch, dass das ganze vorher mit Trauer und "oh mein Gott, wie konnte er uns das antun" vor allem eins ist: geheuchelt?
Nein, heucheln tun da die wenigsten. Sie trauern. Manche brauchen vielleicht nur mehr oder weniger Zeit, dahinter zu kommen, warum (sie eigentlich trauern).
Ich denke, dass diejenigen, die dem, der sich umgebracht hat, wirklich nahestanden, wissen, dass sie keine Schuld tragen. Das wissen nur diejenigen nicht, die vorgeben, nahegestanden zu haben, sich aber niemals um echte Nähe gekümmert haben.Lena hat geschrieben:Was man aber vielleicht nicht vergessen darf - die Folgen eines Suizids für Menschen, die demjenigen sehr nahe standen und die aber nicht daran Mit-Verwantwortung tragen, weil es andere Gründe gab - die Folgen sind für die schrecklich und vermutlich mehr als schwer aushaltbar. Denen wünsche ich, dass sie von demjenigen einen Brief bekommen, der ihnen erklärt und sie von Schuld freispricht.
Du hättest dir wohl so einen Brief von ihm gewünscht?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Nein, keinen Brief. Ich hab von ihm eine sehr lange, wunderschöne Nachricht bekommen. Die mich überrascht hat, weil sie unerwartet kam und anders war, als er sonst geschrieben hat. Er hat mir sehr viele sehr nette Dinge gesagt und gewünscht, das hat mich sehr berührt. Wir hatten daraufhin auch weiter Kontakt, ich hab ihn gefragt, wie es ihm geht, ob ich was tun kann,... Ich wusste ja nicht, was er hat. Das hat er mir auch auf Nachfrage nicht gesagt.
Er schrieb nur, dass es ihm schlecht gehe, aber das wird schon wieder. Das war das letzte, was ich gehört habe. Drei Tage später habe ich die Nachricht bekommen, dass er tot ist.
Das, was er mir zuerst geschrieben hat, ist für mich eine Art "Abschiedsbrief" gewesen. Das hab nur erst erkannt als es zu spät war. Und ich bin ihm dafür sehr dankbar. Die Vorwürfe, die ich mir trotzdem mache, die kommen aus mir. Nicht, weil ich das Gefühl habe, er macht mir welche.
Ja, vielleicht ist es für viele Hilflosigkeit. Bei einigen empfinde ich es doch als Heuchelei. Aber ich will niemandem unterstellen, dass die Trauer nicht echt ist. Heuchelei ist für mich einfach, wenn man eine gewisse Theatralik an den Tag legt "ich hätte ihm doch geholfen, wenn er was gesagt hätte, ich wäre doch da gewesen, ich hätte doch alles versucht". Und dann steht eine daneben, die man als Freundin bezeichnet, bei der man es noch ganz aktiv tun könnte und sich dann aber aus dem Staub macht.
Aber das gehört hier schon gar nicht mehr dazu, das ist grad mein Privatfrust
Er schrieb nur, dass es ihm schlecht gehe, aber das wird schon wieder. Das war das letzte, was ich gehört habe. Drei Tage später habe ich die Nachricht bekommen, dass er tot ist.
Das, was er mir zuerst geschrieben hat, ist für mich eine Art "Abschiedsbrief" gewesen. Das hab nur erst erkannt als es zu spät war. Und ich bin ihm dafür sehr dankbar. Die Vorwürfe, die ich mir trotzdem mache, die kommen aus mir. Nicht, weil ich das Gefühl habe, er macht mir welche.
Ja, vielleicht ist es für viele Hilflosigkeit. Bei einigen empfinde ich es doch als Heuchelei. Aber ich will niemandem unterstellen, dass die Trauer nicht echt ist. Heuchelei ist für mich einfach, wenn man eine gewisse Theatralik an den Tag legt "ich hätte ihm doch geholfen, wenn er was gesagt hätte, ich wäre doch da gewesen, ich hätte doch alles versucht". Und dann steht eine daneben, die man als Freundin bezeichnet, bei der man es noch ganz aktiv tun könnte und sich dann aber aus dem Staub macht.
Aber das gehört hier schon gar nicht mehr dazu, das ist grad mein Privatfrust
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