Wie gehen eure Theras damit um, wenn ihr total abdreht?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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nonStop
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Beitrag Di., 09.09.2014, 23:36

Krang2 hat geschrieben: Und fachlich gesehen:
Wenn ein Therapeut bei einer Drohung dieser Art, die meist ein Hilferuf ist, nicht unterscheiden und angemessen abstufen kann, wie er zu reagieren hat, zur Sicherheit gleich alle Register zieht, sich elegant des Problems (des Patienten) entledigt und damit die mühsam aufgebaute therapeutische Beziehung und das vielleicht bisher Erreichte ruiniert und das dann auch noch dem Patienten vorwirft, dann hat er wohl den falschen Beruf gewählt.

Die Botschaft des Therapeuten wäre für mich in so einer Situation:
"Ich bin mit meinen therapeutischen und sonstigen Mitteln völlig am Ende, mehr fällt mir nicht mehr ein, ich hole mir also Hilfe von außen." Bankrotterklärung. Ich bin KEIN ausgebildeter Therapeut und habe schon sehr oft von diversen Leuten solche "Selbstmorddrohungen" gehört und nicht schwarz-weiß reagiert. Ich dachte, nach einem langen Studium und Praktika hätten Therapeuten ein paar mehr Mittel in petto als den Griff zum Notruf. Armselig.
das kann ich so nicht sehen.. ich sehe die verzweiflung beider
der klient versucht zu sagen, ich brauche jemanden.. jetzt , nimm mich in den armen, halte mich, tröste mich, verstehe mich, lass mich nicht allein.. er kann das so nicht ausdrücken und sagt. ich nehme mir heute das leben. Punkt..
der therapeut versucht darauf zu reagieren, emotional kann er nur im rahmen der therapie reagieren, kein körperkontakt, tröstende worte ja, die evtl gar nicht ankommen.. klient droht weiter .. ich werde mir heute das leben nehmen.. thera versucht weiter auf klient einzugehen, klient will diese drohnung aufrecht halten .. ich werde mir heute noch das leben nehmen, egal was sie sagen..
dem thera ist doch die emotionale lage und die hilflosigkeit bewusst, nur kann er eben nur begrenzt drauf eingehen..
würdest du als therapeut dein klienten mit diesen worten gehen lassen ?? klient, ich bringe mich nachher um .. der therapeut hat auch die pflicht einzugreifen ( könnte sonst auch wegen unterlassener hilfeleistung dran kommen )
und ihm liegt sicher auch was an dem klienten und versucht ihn zu schützen.. es ist keine entmündigung oder entledigung sondern ein schutz für beide.. auch der therapeut ist ein mensch mit gefühlen und persönlichkeit ebenso wie der klient.. also für beide eine echt dumme situation .. lässt der thera den klienten gehen, dieser ermordet sich 4 std später und alle schreien dann.. aber er war doch in therapie, wie konnte das passieren, warum hat er den nicht aufgehalten..
guckt den jemand auch wie es dem therapeuten damit geht ?? nö.. das ist sein job, der muss das aushalten..
das sehe ich komplett anderes..
auch ein klient kann sich selbstständig einweisen und nicht seine komplette verantwortung jemand anderem übertragen und sich dann beschweren wie er damit umgeht..

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Darksheep
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Beitrag Mi., 10.09.2014, 19:02

schöne Antwort Krang2 =)

ich glaube auch hier zu dirkutieren bringt nicht viel und wirft mir alte Wunden auf... niemand hat meine Situation miterlebt und kann daher urlteilen... Krang2 ich denke, das du mich gut verstehst und weißt was ich meine =) wir können uns gern noch Austauschen =)
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Christine_Walter
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Beitrag Mi., 10.09.2014, 21:18

meine psychiaterin wollte mich auch schon paarmal von den sanis abholen lassen, aber ich glaube, die hatte eher sorge, dass sie stress kriegt wenn ich ausraste

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Krang2
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Beitrag Mo., 15.09.2014, 07:36

nonStop hat geschrieben: nur kann er eben nur begrenzt drauf eingehen..
würdest du als therapeut dein klienten mit diesen worten gehen lassen ??
Das meinte ich damit, daß er mit seinen Mitteln dann wohl am Ende ist, und daß ich dachte, jemand mit entsprechender Ausbildung hätte ein paar mehr Mittel parat. Ob er ihn gehen lassen sollte, hängt davon ab, wie dringend und ernst das zu nehmen ist. Wenn es Zuwendung braucht, dann wäre ein Zusatztermin oder ein Telefonat kurze Zeit später wichtig. Und ich kann dann trotzdem weiterhin ruhig schlafen. Ich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich mich als "Verräter" fühlen müßte, der das grenzenlose Vertrauen seines Patienten mißbraucht und zerstört hat. Aber ich bin auch nur Laie.
Zum Thema Eigenverantwortung hatte ich weiter oben schon was erläutert.

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Krang2
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Beitrag Mo., 15.09.2014, 08:13

Christine_Walter hat geschrieben:meine psychiaterin wollte mich auch schon paarmal von den sanis abholen lassen, aber ich glaube, die hatte eher sorge, dass sie stress kriegt wenn ich ausraste
Wieso kriegt sie Streß? Weil sich Nachbarn über den Lärm beschweren? Oder weil du jemanden auf der Straße angreifst? Wie meintest du das?
Und wie hast du sie davon abgehalten, dich abholen zu lassen?

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nonStop
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Beitrag Mo., 15.09.2014, 10:12

@ kräng 2
Da haben wir halt andere Ansichten .. Auch ich war schon mal sehr verzweifelt in mein Leben, hatte aber nie mit Selbstmord gedroht, weil ich mich auch in den anderen hineinversetzten kann. Ein Versuch als früher Erwachsener von mir, den ich still und heimlich Tat ( auch aus dem Affekt heraus ) missglückte glücklicherweise .. Dann so 20 Jahre später drängten sich mir erneut ( nur ) selbstmordgedanken auf.. Ich war schon im Kopf dabei Pläne auszuarbeiten .. Hatte schon detaillieret Pläne .. Hätte ich mich dafür entschieden , jemanden damit zu drohen, hätte er versucht ( versuchen müssen ) mich davon abzuhalten .. Das hätte dieser nur tun können, wenn er aktiv meine zeit mit gestalten und kontrollieren könnte , das ist im erwachsenen Alter für die Person, die man in der " Pflicht " nimmt meist nicht umsetzbar .. Dieser kann nicht alles stehen und liegen lassen um tagelang auf mein Leben aufzupassen ... Ich hätte es aber von denen abgefordert nur allein schon mit dieser Drohung .. Denn es geht darum um das Leben, das was eine Person nur ein einziges mal hat, wenn er Tod ist, gibt es kein zurück mehr, hätte ich, würde ich, könnte ich, warum hatten... Zählt nicht mehr, das bringt dieser Person das Leben nicht zurück.. Diese ist weg, zurück bleiben Trauer, Fragen, vorwürfe, Schuldgefühle .. Darum und nur darum hatte ich mich niemanden anvertraut .. Als mir bewusst wurde, das ich dabei bin, mir das wertvollste zu nehmen, ( das eigene Leben ) und Menschen hinterlassen und in tiefe Trauer und Verzweiflung auf der Erde zurücklassen werde, habe ich diesen Gedanken wieder verworfen.. Das wäre nicht der Sinn meines Ableben , Menschen so hilflos stehen zu lassen.. Auch ein Therapeut ist im gewissen Masse hilflos bei solch einer Drohung.. Es bedeutet das Leben eines anderen ist in Gefahr, Gefahr in Verzug, er würde ihn auch in die Klinik bringen müssen, wenn das Leben des Klienten durch Herzinfarkt oder Ähnliches in Gefahr wäre .. Lebensgefahr bedeutet das Leben ( eigene oder ein anderes ) ist in Gefahr .. Ein erwachsener Mensch muss eingreifen .. Sonst wäre es unterlassene Hilfeleistung.. Prinzipiell ist diese Drohung auch ein " Infarkt " der Seele.. Glaubst du wirklich man könnte jemanden mit den Worten " komme nächste Woche wieder, dann reden wir noch mal " nach Hause schicken.. Glaubst du wirklich das das so einfach ist , für Klient und Therapeut ? Ich bin da Realist und weiß das das für beide eine sehr schwierige Situation ist , die viel Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen , und konsiqentes handeln erfordert ..

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Krang2
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Beitrag Di., 16.09.2014, 08:46

@nonStop,

Ein Therapeut, der Angst vor einer Fehlentscheidung hat und deshalb 110/112 ruft, obwohl er auch für solche "Bedrohungssituationen" hätte ausgebildet sein müssen (sie allein zu bewältigen), hat den Beruf verfehlt. Das wäre wie ein Chirurg, der Angst vor einem falschen Schnitt hat. Damit muß er umgehen können, ohne den Patienten damit zu belasten oder gar Vorwürfe zu machen. Der Chirurg sagt doch auch nicht: "Ich habe wegen ihres Herzens schlaflose Nächte gehabt, wie konnten Sie nur mit so einem kaputten Herzen zu mir kommen, warum haben Sie sich nicht früher gesünder ernährt und mehr Sport getrieben?!"
Oder, anderes aktuelles Beispiel, so ein Therapeut ist wie das JobCenter, das Privatvermittler für die Arbeitsvermittlung bezahlt - da frage ich mich, wozu sind die dann da, nur zur Verwaltung und Weiterleitung der Betroffenen? Um Verantwortung weiterzugeben, damit man selbst keinen Arbeitsfehler vorgeworfen bekommen kann? Aber vom Patienten mehr Verantwortungsübernahme verlangen?

Du erzählst deine persönliche Erfahrung...das läßt sich - leider! - nicht verallgemeinern: Ich beispielsweise kannte jemanden, der gerettet wurde und seit Jahren den dankbaren Glücklichen spielt, aber insgeheim am nächsten Selbstmord arbeitet, nur daß er dieses Mal weder Familie noch Therapeuten davon erzählt. Er gibt sich "lebensfroh" aus Rücksicht auf seine Angehörigen. Das Verstellen, und nichts anderes, hat er in der Therapie gelernt. Zu sagen, was von ihm erwartet wird. Das ist sein "konsequentes Handeln". An den Gründen seines Todeswunsches hat keiner etwas geändert, weil er darüber nie offen reden konnte. Ist das der Sinn von Therapie, zu verfeinern, wann man sich wie zu verstellen hat? Dieses Gefühl hatte ich auch bei so einigen vom Fach. Die Therapie besteht dann darin, dem Patienten die eigene Sichtweise aufzudrücken. Einen Todeswunsch kann man nicht loswerden, indem man dem Patienten verbietet, ihn offen auszusprechen, weil er Sorge haben muß, daß gleich der Notruf gewählt wird. Vielleicht hatte der Therapeut von Darksheep Angst vor seinen eigenen Gefühlen und hat das nur nicht offen zugegeben. Viel mehr hätte es gebracht, wenn "Lebensmüde" mit ihren Therapeuten ganz offen sprechen könnten, denn allein schon das Sprechen darüber nimmt einen gewissen Druck von der Seele. Das Wissen, trotzdem akzeptiert zu werden, zu wissen, daß solche Gefühle nicht unerwünscht oder falsch sind, sondern etwas Normales, das jeder haben darf, ohne dafür in die Geschlossene zu gehören. Wie soll etwas bearbeitet werden, das man verheimlichen muß?

Du schreibst zudem von engen Angehörigen und Freunden, die sich Vorwürfe machen würden, das ist nur bedingt vergleichbar.
Ich finde, ein Therapeut sollte das Maß der Bedrohung realistischer einschätzen können als ein Laie und seine Reaktion entsprechend abstufen können. Er sollte unterscheiden können, wie ernsthaft und wie dringlich so eine Bedrohung ist. Er sollte den Patienten so gut kennen, daß er weiß, wie welche therapeutischen Eingriffe wirken werden. Mein Therapeut hat mir mal ins Gesicht gesagt, daß ich indirekt drohe, weil ich Verantwortung für mein Handeln abgeben will und somit komplett abgeblockt. Das war genau die richtige Aktion - bei einem anderen Patienten wäre es genau die falsche gewesen. So eine Menschenkenntnis erwarte ich von einem gut ausgebildeten Therapeuten, der den Patienten nun auch nicht erst seit einer Stunde kennt. Der sollte auch wissen, wann es nur "Rumgejammer" ist - und dann reicht die Versicherung, am nächsten Tag noch mal zu telefonieren oder einen Termin einzuschieben, damit der Patient merkt:
"Aha, der kümmert sich um mich, der läßt mich mit meinen Sorgen nicht im Regen stehen, dem bin ich wichtig."

Die von dir benutzten Begriffe wie "Pflicht" und "Schuld" und "Vorwürfe" und "Fragen" sind tatsächlich eine Frage der Sichtweise und haben mit Therapie eigentlich nichts zu tun.
Wenn man sich zu jedem Zeitpunkt so "pflichtbewußt" und verantwortlich wie möglich verhält und sich trotzdem jemand das Leben nimmt, dann hat man sich nichts vorzuwerfen. Die Selbstvorwürfe der meisten nach tragischen Vorfällen rühren doch tatsächlich meist von einem schlechten Gewissen her: Es gab Anzeichen, aber man hat sie ignoriert.
Und wozu das Gefühl der Hilflosigkeit? Entsteht das aus dem Gefühl, den anderen kontrollieren, im Griff haben zu wollen? Aber warum? Wenn Argumente und Hilfsangebote nicht ausreichen, dann muß man das akzeptieren. Es ist sein Leben, nicht meines. Wenn ich mich töten wollte, ginge das keinen etwas an, ich würde mir verbitten, daß sich andere dazu berufen fühlen, über mein Leben zu entscheiden, denn sie müssen es ja nicht leben. Aber schon allein, wenn ich einem Therapeuten davon erzählte, würde ich damit beweisen, daß ich noch zweifele, daß da noch Wille zum Leben ist, den er nutzen kann.

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nonStop
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Beitrag Di., 16.09.2014, 10:34

@ krang , im gewissen Masse hast du recht.. Aber und das ist nur meine Sicht.. Aaaaber .. Meine Erlebnisse waren meine eigenen Erfahrungen, die ich durchlebte .. Schrieb ja auch nicht das alle so denken und fühlen sollten wie ich zu diesen Zeitpunkt, es spiegelte nur wieder, warum es mich persönlich davon abhielt aus dieser Welt zu gehen..
Ein Therapeut sollte schon besser mit Selbstmord Gedanken umgehen können als ein Laie .. Da stimme ich dir zu, er ist aber auch kein Spielball für solche Drohung . Und eine Therapie ist auch kein Spielfeld .. Es ist immernoch ein Unterschied über ein GEDANKEN MIT DEM THERAPEUTEN ZU REDEN, ODER DIREKT ANZUDROHEN , GLEICH NACH DIESER STUNDE VON DER BRÜCKE SPRINGEN ZU WOLLEN.... Da ist ein ganz großer Unterschied .. Der Gedanke ist " nur" ein Gedanke, eine Möglichkeit, ein in Betracht ziehen.. Wenn der Therapeut mit dem Klienten hinter diesen Gedanken schauen kann, dann kann eine Therapie irgendwann greifen..
Eine Drohung sagt direkt aus.. So, ich töte mich gleich, basta .. Er bedeutet das sich dieser Mensch das Leben nehmen wird.. Davon muss der Therapeut ausgehen.. Das Dumme an einer Drohung ist die Absicht die dahinter steckt und somit kommen wir wieder zur Hilfeleistung.. Wieviele Möglichkeiten hat ein Therapeut um dies zu verhindern.. Ich bin selbst Ersthelfer, wenn ein Mensch in Gefahr ist , muss der andere helfen, wie und wo auch immer ein Leben in Gefahr ist.. Wen er selbst nicht eingreifen kann muss er 110/112 wählen um Hilfe zu holen, würde er sich umdrehen und weggehen , wäre es unterlassene Hilfeleistung.. Soweit ich weiß gilt das für jeden erwachsenen Menschen ( vorausgesetzt nicht körpl. Oder sonstwie eingeschränkt ) also, eine Drohung erfordert eine Handlung von gegenüber.. Es ist doch in Deutschland allgemein bekannt das man Hilfe leisten muss, warum dann diese Drohungen .. Es erschließt sich mir nicht ? Das die Menschen die mit Drohungen konfrontiert werden , sich überfordert oder gar hilflos fühlen ist auch nachvollziehbar für mich.. Denn es gibt Menschen die solch Drohungen mindestens einmal in der Woche aussprechen um eigentlich nur emotionale wärme zu erhalten.. Das nennt man auch emotionale Erpressung , diese kann auch dem Therapeuten gegenüber ausgesprochen werden.. Er wird halt so handeln wie er es für richtig hält.. Eine Therapie ist eben auch keine Spielwiese und deshalb kann der Therapeut auch eine Einweisung veranlassen oder eine selbsteinweisung herbeiführen .

Mehr möchte ich nun erstmal nicht dazu schreiben, da im nachbarthread jemand auch gerade ein trauerprozess durchmacht und ich sie hier nicht auf " dumme Gedanken " bringen möchte


Darksheep
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Beitrag Di., 16.09.2014, 13:32

Hey Krang 2,
eigentlich wollte ich ja nichts mehr schreiben weil ich immer noch ( jahrespäter) so dermaßen verletzt bin von dem Verhalten des therapeuten und immer noch wahnsinnig darunter leide, auch leider sehr schlimme Spätfolgen davon zu tragen habe.... aber du hast eine sehr sehr schöne Antwort verfasst und das wollte ich dir sagen =)
vor allem ,,ich würde mir verbitten, daß sich andere dazu berufen fühlen, über mein Leben zu entscheiden, denn sie müssen es ja nicht leben.'' Absolut richtig! keiner kennt meine Geschichte und keiner weiß weiß wie dermaßen man manchmal leidet ( jetzt mal so auf mich bezogen ) auch richtig ist,, wenn ich sowas erzähle, habe ich noch ein funken hoffnung vom leben'' JA! deswegen habe ich es auch erzählt, weil ich dachte ,, komm vertrau dich jemanden, vielleicht kann man dir noch helfen'' aber stattdessen bekam ich gesagt: ,, die dies wirklich wollen sagens nicht'' mit einem breiten Grinsen. ich bekomme eine regelrechte WUT wenn ich sowas zu hören bekommen. denn JA ich hatte es vor und JA ich hab es erzähl weil ich dachte, es würde mir helfen.
und ich glaube das du recht hast, wenn du schreibst , dass mein früherer Therapeut angst vor seinen eigenen Gefühlen hatte, denn eins war sicher: er war überfordert und hat das an mir,, rausgelassen''....denn es gibt noch eineiges mehr von seimem Verhalten, aber dazu möchte ich mich nicht äußern weil es bei mir eine Tiefe schlimme Wunde ist, die durch ihn entstanden ist...
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Krang2
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Beitrag Di., 16.09.2014, 20:56

@nonStop, ja, ich war nicht dabei und weiß daher nicht, wie und in welchem Kontext es gesagt wurde. Ich weiß auch nicht, inwieweit Therapeuten geschult sind, auf solche Situationen zu reagieren, ob sie da Vorgaben haben oder nicht. Vielleicht bin ich auch "lockerer", weil ich irgendwie immer wieder von Menschen umgeben war, sie sich selbst töten wollten, als Jugendliche hatte ich auch darüber nachgedacht, nun nicht mehr. Ein paar leben noch, ein paar nicht mehr, bei einigen weiß ich es nicht. Aber Schuldgefühle hätte ich deswegen nie.

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nonStop
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Beitrag Di., 16.09.2014, 22:47

Krang, ich finde es sehr gut, dass du dein Leben nicht aufgegeben hast.. Das eigene Leben ist das teuerste und kostbarste was ein Lebewesen besitzen kann .. Auch wenn verständlicherweise viele Menschen die viel leid ertragen mussten das nicht sehen können.. Es lohnt sich, sich nicht aufzugeben, sich nicht das zu nehmen was nicht ersetzbar ist.. Wenn ein Mensch der viel leid ertragen musste, es schafft mit Hilfe eines Therapeuten sich aus diesen negativen Gefühlen und Erinnerungen langsam zu befreien, sein Blickwinkel nicht immerzu auf das schlimme erlebte fokosiert ( ich sah auch nur noch das negative, das ungerechte, das unmenschliche , das schmerzhafte Leid welches ich erfuhr ) wenn dieser Mensch es schaffen kann und auch will sich von all diesen leid zu befreien, mithilfe des Therapeuten, kann dieser Mensch irgendwann auch wieder die positiven Dinge seines Leben sehen, erleben und fokosieren.. Oft ist es ein langer und schwerer Weg, doch er lohnt sich, kostet viel kraft und Energie , doch das was man dazu gewinnt ist enorm viel, wenn man es am Ende geschafft hat, das negativ erlebte hinter sich zu lassen, hat man gewonnen

Man kann die Sonne wieder sehen, nicht immerzu den Regen, man kann die Vögel wieder hören, nicht immerzu diese inneren Stimmen die vor Kummer Schreien , man kann die Natur erblühen sehen, nicht permanent sein Verfall vor Augen haben, man kann Freude fühlen, nicht immerzu leid und sorgen, man kann liebe geben/ fühlen, nicht das nix spüren , man kann kleine schöne Dinge des Lebens um sich herum wahrnehmen, nicht immerzu das Leid sein, eigenes / oder ein anderes.. Man kann erlernen schritt für Schritt nach vorne zu gehen und alles positives aufzusaugen, das negative nicht mehr so tief an sich ran lassen.. Ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, es lohnt sich, sich nicht aufzugeben, zu Kämpfen um zu Leben, das Leben bietet jedem auch soviel positives, man muss nur wieder erlernen es zu sehen und zu erspüren.. Es einzuatmen um sein Leben anderes als vorher wahrzunehmen..wieder ja zum Leben zu sagen.. Es ist das einzige was man jemals besitzen kann, das eigene Leben..

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Arthur
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Beitrag Di., 16.09.2014, 23:24

Krang2 hat geschrieben: Ich weiß auch nicht, inwieweit Therapeuten geschult sind, auf solche Situationen zu reagieren, ob sie da Vorgaben haben oder nicht.
Der Klient redet über Suizidgedanken - Der Therapeut greift das in der Therapie auf. Suizidgedanken sind was sehr verbreitetes.
Der Klient ist suizidgefährdet, aber absprachefähig - Der Therapeut überlegt gemeinsam mit dem Klienten wie sie die suizidale Krisen meistern können ohne dass eine stationäre Hilfe gebraucht wird.
Der Klient ist akut suizidgefährdet - Der Therapeut muss eine Einweisung veranlassen, da es sonst unterlassene Hilfeleistung ist.

Die Logik ist dabei die Folgende: In der akuten Krise ist die Problemlösefähigkeit des Klienten so eingeschränkt und die Perspektive so eingeengt, dass man für diesen Moment von keiner freien Willensentscheidung ausgeht. Sondern davon, dass die Betroffenen nach der Krise und bei entsprechender Unterstützung für das eigentliche Problem (und halt Zeit die die Heilung braucht) froh sind weiter zu leben.

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Krang2
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Beitrag Mi., 17.09.2014, 08:20

@Arthur, gibt es für die Unterscheidung "akut suizidgefährdet" und "latent suizidgefährdet" Unterscheidungskriterien oder wird vor allem nach der Selbstdarstellung der Patienten gegangen (die oft über- oder untertreiben)?

Dein vorletzter Satz würde bedeuten, daß jedem, der sich bewußt für den Freitod entscheidet, die Problemlösefähigkeit grundsätzlich abgesprochen wird - das fällt unter meine Rubrik "dem Patienten seine Einstellung aufdrücken" (Leben über Freiheit stellen). Ich als Laie würde nach den Motiven forschen und gucken, ob ich sie argumentativ entkräften kann. Wenn ich das nicht schaffe, werfe ich mir nichts mehr vor, denn jeder soll selbst entscheiden, ich maße mir doch nicht an, den Schmerz anderer Leute einzustufen oder ob ihr Leben (noch) lebenswert ist. Das ist etwas, was mich in in der Therapie gestört hat, die Therapeuten werten und wollen einem ihre Lebensentwürfe und Werte aufzwingen, und wenn man sich abgrenzt, sagen sie, die Therapie sei nicht zum Diskutieren da...da fühlt man sich als Erwachsener nicht ernst genommen, geradezu bevormundet.

@nonStop, deine Argumente helfen sicher vielen, aber mir hätten sie damals nichts gebracht. Mein "Selbstmordmotiv" damals war: Es kommt nichts Neues mehr, das Leben ist sowieso viel zu kurz und völlig sinnlos, weil danach alles wieder weg ist...und dann litt ich damals sehr unter meinen Neigungen. Das Argument, was mich überzeugt hat, war: "Ja, du stirbst sowieso in ein paar Jahrzehnten von allein, aber dann kannst du doch die Zeit noch mitnehmen, sonst verpaßt du vielleicht doch noch was." Das klang einleuchtend. Und ja, ich hätte ansonsten Einiges verpaßt. Derjenige, der seine Rettung bis heute bereut, wollte nicht mehr weiterleben, weil alles um ihn herum verlogen war, die Familie, die Gesellschaft. Ich habe mit ihm darüber geredet, aber dann gemerkt, daß das nicht der wahre Grund war...er war einfach lebensmüde und wollte nicht mehr kämpfen und hat die Enttäuschungen vorgeschoben. Was hätte ich dem sagen sollen? Akut war das sicher nicht, denn er (und viele andere) erzählten ständig davon, wie schön es sei, wenn sie endlich tot wären. Zuweilen wußte ich gar nicht mehr, was noch ernst zu nehmen war und was nicht.

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Arthur
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Beitrag Mi., 17.09.2014, 10:31

Das Problem "Leben über Freiheit" wird über den Zeitfaktor gelöst. Wer wirklich aus freien Willen gehen will, findet immer Möglichkeiten. Und wenn jemand wirklich sterben will, finde ich es nicht so schlimm denjenigen zuzumuten, mal eine Woche in der Psychiatrie zu verbringen.
Vor allem wenn man die Alternative bedenkt: Dass jemand tot ist, dem man hätte helfen können und der mit Hilfe gerne gelebt hätte. Und wenn der Klient ambivalent ist, finde ich es nicht schlimm, dass sich die Leute in den helfenden Berufen im Zweifelsfall für das Leben entscheiden.

Die Trennung latent oder akut suizidgefährdet ist sicher schwierig. Das wird vermutlich eine Mischung aus der Erzählung der Klienten sein und dem Bauchgefühl des Therapeuten. (Was dann sicherlich davon abhängt, wie er die Beziehung zum Klienten einschätzt, dessen Impulsivität und Selbstkontrolle und der Frage ob der Klient außerhalb der Therapie Unterstützung finden kann.)
Aber das Äußern von Todeswünschen und Suizidgedanken ist noch lange keine akute Suizidalität und damit müssten Therapeuten m.E. tatsächlich umgehen können.

Aber sagen wir, der Klient geht in seine Therapiestunde und sagt: Ja also hier hab ich noch einen Abschiedsbrief für sie, daheim habe ich schon ein Seil an meinem Lieblingsbaum im Garten befestigt... nee wir brauchen jetzt nicht mehr über mich reden, mir geht es supergut...

Dann muss der Therapeut handeln. Sowohl zum psychischen Selbstschutz als auch juristisch.

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Krang2
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Beitrag Fr., 19.09.2014, 08:33

D.h. es gibt keine aussagekräftigen Erkennungsmerkmale oder Kriterien für die Unterscheidung zwischen akut und latent selbstmordgefährdet?
In deinem Beispiel hätte ich als Laie jetzt geantwortet: "Aha, zeigen Sie mir mal das Seil" - zu 90% stellt sich die Drohung dann als Blöff heraus - und wenn nicht, ist man ja vor Ort.

"der mit Hilfe gerne gelebt hätte" trifft leider NICHT nicht für alle Betroffenen zu, siehe mein Gegenbeispiel oben. Eigene Normen/Motive als vermeintlichen "echten" Willen und die Gewaltanwendung als Hilfeleistung für den Patienten hinzustellen ist ein fragwürdiges Mittel ("schizophrene Kommunikation"), das ich nur bei Realitätsverlust (z.B. Psychose) angemessen fände. Aber das führt wohl zu weit, danke jedenfalls für die Einstufung. Das macht mir auch klarer, warum Leute bei mir zuweilen etwas "aufgescheucht" reagiert hatten.

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