Sehe ich ähnlich. Konfrontation passt natürlich nicht in jede Lebenslage. Manchmal ist Stabilisierung (sehe ich als eine Art der Verdrängung an) besser/passender.Waldschratin hat geschrieben: Ich kanns nicht nur verstehen,sondern finde es einfach nur klug,wenn eins ne Konfrontation erstmal auf später verlegt,weil grade die Kinder klein sind z.B.,oder der Job die Lebensgrundlage sichert etc.pp.
Für manche ergeben sich daraus dann vielleicht sogar lebenslange Modelle,mit Stabi zurechtzukommen - und warum auch nicht?Das mag jeder entscheiden aufgrund seiner eigenen Lage und dessen,was er sich für sein Leben wünscht.
Aber: beides kostet Energie, eine nicht zu vernachlässigende.
Ob die Energiebilanz bei den beiden Strategien ähnlich ist, wage ich doch etwas zu bezweifeln.Waldschratin hat geschrieben: Ich seh auch gar nicht so nen großen Unterschied im "Kraftaufwand" zwischen Verdrängung/Distanzierung und Konfrontation/Verarbeitung.Das Eine braucht halt auf weitaus längere Sicht nen etwas "dezenteren" Kraftaufwand mit nur ab und zu mal "Spitzen" drin,das Andere braucht viel Kraftaufwand über kürzere Zeit mit weniger "Erholungsmöglichkeiten" dazwischen,dafür besteht da die Möglichkeit auf "Befreiung" von der Last an sich.Gut,dafür zahlt man aber auch den Preis der Konfrontation.
Bei der Konfrontation ist der Energieaufwand erst einmal sehr hoch und es besteht die Möglichkeit der „Befreiung“ (dann also kein Energieaufwand mehr). Ja, und das ist eben natürlich auch ein Risiko, dass man eingeht, denn Garantie auf Heilung/Befreiung gibt es nicht, trotz sehr hohem Energieeinsatz für die Konfrontation.
Bei der Stabilisierung ist der Energieeinsatz geringer, dafür über die ganze Zeit, aber da weiß man wenigstens, was man hat.
Wirklich? Weiß ich, ob durch geänderte Lebensbedingungen nicht doch wieder neue Trigger zum Tragen kommen, die für Instabilität und Symptome sorgen. Weiß ich, ob nicht durch z.B. Krankheit im Alter so viel Energie abgezogen wird, das ich zum Aufrechterhalten der psychischen Stabilität nicht mehr genügend zur Verfügung habe (und dann habe ich zur Konfrontation erst recht keine mehr). Also auch Risiko und Unsicherheit.
Die Verantwortung liegt natürlich bei jedem selber, was er macht.
Ich wollte das hier nur mal aufzeigen und ja, auch ermutigen zur Konfrontation.
Denn dadurch haben wir zu einer ungeahnten/unbekannten Lebendigkeit gefunden, die wir nie für möglich gefunden hätten. Klar ist noch nicht alles 100% . Aber wir kennen jetzt den Unterschied zwischen „Leben“ und „funktionieren“, und das „Leben“ fühlt sich tausenmal besser an.
Heilung = Leben
Stabilisierung = funktionieren
Und Leben heißt natürlich nicht Friede-Freude-Eierkuchen, nicht dass ihr mich falsch versteht. Leben heißt sich täglich den Widrigkeiten und dem Angenehmen im Leben stellen und hingeben zu können, mit der beruhigen Gewissheit in einem drin, das alles zu bewältigen und nicht daran unter zu gehen. Eine Lebendigkeit, Zuversicht, Gelassenheit, Liebe (für sich selbst und andere) …
Und das war der enorme Energieaufwand wert. Jetzt haben wir die Energie frei zur Verfügung, z.B. um neues zu wagen, um ins Leben hinaus zu treten. Hab z.B. keine Angst mehr, gesehen zu werden und hab mich beruflich selbstständig gemacht, sehr erfolgreich. Dort werde ich gesehen.
Zur Konfrontation
Viele glauben ja vielleicht, dass sie es nicht können, dass sie die Gefühle, die dabei auch hoch kommen, nicht aushalten können, dass das zu heftig, zu schwer, zu viel wird, man abstürzt.
Sicher, ein Zuckerlecken ist das nicht, beileibe nicht, sehr, sehr intensiv.
Aber:
Damals in der traumatisierenden Situation war man ein Kind, und man hat dieses real passierte Trauma überlebt. Jetzt in der Konfrontation steht das Trauma mit all seiner Heftigkeit wieder vor einem, aber jetzt ist das Trauma nicht real sondern eine Erinnerung und man ist jetzt erwachsen, hat also auch selber mehr und bessere/effektivere Möglichkeiten, damit fertig zu werden, und jetzt ist man im Gegensatz zu damals als Kind nicht allein. Der Thera ist auch noch dabei.
Diese Gedanken haben mir auch Kraft gegeben, die Konfrontation anzugehen.
Und meine Signatur ist inzwischen mein Lebensmotto. Ihr kennt den Spruch wohl eher als „wenn nicht jetzt, wann dann?“