International - Sprachen lernen

Fragen, Probleme und Austausch über kulturbezogene Probleme, Aus- und Einwanderung (Migration) und bikulturelle Partnerschaften
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Luxbordie
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Beitrag So., 10.11.2013, 09:28

Ich denke dass jeder der 12 Jahre lang eine Sprache lernt sein leben lang imstande sein wird diese Sprache auch mehr oder weniger fliessend zu sprechen. Auch wenn er sie nicht jeden Tag gebraucht.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 09:32

Ja, ganz sicher. Nur wirst du in einem rein konstruierten Lernkontext niemals den Input bekommen, den du haben wirst, wenn du in natürlichen Kontexten mit der Sprache konfrontiert bist.

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 10:21

Das aktive und das passive Beherrschen einer Fremdsprache können wirklich extrem voneinander abweichen. So habe ich bei meiner Arbeit schon lange, komplizierte Texte aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, suche aber, wenn ich etwas auf Englisch sagen muss, nach den elementarsten Wörtern. Ich besuche gerade einen Englisch-Konversationskurs, um gegen dieses Manko vorzugehen. Auch verstehe ich z.B. portugiesische Texte aufgrund meiner Kenntnis romanischer Sprachen recht gut, kann aber kaum ein Wort Portugiesisch sprechen ... Beim Spanischlernen waren meine Italienischkenntnisse sowohl hilfreich als auch hinderlich. Hilfreich, weil ich sehr viel verstanden habe, hinderlich, weil es beim Sprechen und Schreiben immer wieder Verwechslungen mit dem Italienischen gegeben hat.


leberblümchen
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Beitrag So., 10.11.2013, 10:25

Das ist ja das Schlimme: An der Uni lernst du solche Begriffe wie 'Bruttoinlandsprodukt', aber du weißt nicht, was 'Löffel' heißt...

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 10:43

Genau. Und an der Schule war das in den siebziger Jahren auch nicht viel anders. Alltagsvokabular haben wir damals kaum gelernt.

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 10:51

Es scheiden sich ja auch die Geister, wie umfangreich der Wortschatz sein muss, um bestimmte Niveaus zu erreichen. Ich hab vor kurzem mal versucht, rauszufinden, wie viele Wortschatzeinheiten das Niveau B2 umfasst. Da kriegst du keine Antwort drauf.

Aber das mit dem Alltagsvokabular, das kann ich auch nur bestätigen. Passiert mir manchmal sogar in Englisch noch, wenn auch selten. Die Schüler meinen z. B. immer, dass Lehrer JEDES englische Wort kennen. Wenn ich ihnen dann sage, dass man im Englischen von einem Wortschatzumfang von 500000 Wörtern mindestens ausgeht und dass nicht einmal ein Muttersprachler alle kann, dann schauen sie immer.

Dennoch würde mich immer noch die Frage interessieren, wie man es schafft, mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen, auszubauen bzw. am Leben zu erhalten.

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:04

Also mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen wäre nichts für mich. Vor allem, wenn sich die Sprachen sehr ähneln, wie Italienisch und Spanisch. Wie soll man die denn beim gleichzeitigen Lernen auseinanderhalten? Französisch und Chinesisch parallel kann ich mir - rein theoretisch ... - dagegen eher vorstellen.

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:05

Wobei sich meine Frage gar nicht so sehr auf Lernen bezieht. Es geht vielmehr darum, um wirkliche Sprachkompetenz zu erwerben bzw. zu erhalten. DAS glaube ich, ist wesentlich schwieriger.


leberblümchen
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:18

Die Frage ist ja auch, wofür du eine Sprache lernen willst. Bei mir ist es in Italiensich z.B. so, dass ich einfach schon immer eine Faszination gefühlt hab. Da konnte ich gar nichts tun, um das zu ändern. Vermutlich war ich in meinem letzten Leben eine Römerin; anders kann ich mir das nicht erklären. Und wenn das so ist (also, dass man diese Liebe fühlt), dann taucht man ja ein in die Sprache, saugt alles auf wie ein Schwamm und hat auch Freude daran, sich auszudrücken und die Feinheiten zu unterscheiden.

Wenn du aber 'nur' eine Sprache lernen willst, um dir das vielleicht in den Lebenslauf zu schreiben oder dein Gehirn zu trainieren, dann hast du einen anderen Bezug und du betreibst das wohl eher technisch. Ich könnte mir also vorstellen, dass es möglich ist, eine 'Liebessprache' zu lernen und eine 'Trainingssprache' nebenher. Dass man zwei Sprachen wirklich lieben kann und sich ihnen parallel widmen kann, glaub ich irgendwie nicht. Höchstens in verschiedenen Lebensphasen. Früher hab ich auch Englisch geliebt.

Und wenn du eine Sprache liebst, dann bleibst du ihr ja verbunden, auch wenn der Kurs beendet ist usw.

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:20

Sandrin, was weißt du als Sprachlehrerin darüber? Ich würde sagen: Regelmäßig in Länder reisen, in denen diese Sprache gesprochen wird, oder mit Native Speakern im eigenen Land Kontakt pflegen. Ebenso regelmäßig in dieser Sprache fernsehen, Radio hören, lesen. Durch das Internet ist dies ja inzwischen sehr einfach geworden. Nicht nur wegen der Übung, sondern auch der ständigen Weiterentwicklung von Sprache ist das ja unerlässlich. (Ich muss gerade an eine ehemalige franz. Freundin denken, die lange in Deutschland gelebt hatte und Deutsch quasi perfekt beherrschte, und, als ich sie mal in Frankreich besucht habe, wo sie nun als Deutschlehrerin arbeitete, ständig: "Mein lieber Scholli" sagte ... was inzwischen in Deutschland total out war. )

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:24

Eben weil ich als Sprachenlehrerin sehr viel darüber weiß, ist es mir ein Rätsel, wie man die Zeit finden soll, genau das, was du schreibst, für vier bis fünf Sprachen gleichzeitig zu machen.


leberblümchen
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:37

Das ist ja lustig mit dem "mein lieber Scholli" - ich denke auch, dass da das Gefühl unheimlich wichtig ist, z.B. was die regionalen Varietäten betrifft. Ich weiß nicht, wieso, aber ich hab mir damals automatisch Cockney angeeignet. Dabei war ich immer nur ganz kurz in London. Und jeder, der mich kennen gelernt hat, meinte zu wissen, dass ich eine besondere Affinität zur englischen Hauptstadt habe (von den sozioling. Fragen mal abgesehen). Wenn du jetzt in einem Wörterbuch nachschlägst, dann steht da so was wie "urst"- und ich stelle mir vor, irgendein ahnungsloser Nicht-Muttersprachler eignet sich das an, nicht wissend, dass das einer bestimmten Region zugeordnet wird.

Und umgekehrt hab ich Schwierigkeiten damit, wenn ich in meinem tonnenschweren Wörterbuch etwas nachschlage und auch der Kontext angegeben ist und der Dozent es dann anstreicht. Mir fehlt da einfach das Gefühl dafür, WARUM es nun besser wäre, Wort xy zu verwenden. Und so was alles kannst du dir nur aneignen, wenn du wirklich WILLST.

Und wenn es Leute gibt, die vier Sprachen lernen WOLLEN und deren Herzenswunsch das ist, dann werden die das auch draufhaben. Ich glaube, so was kann man auch niemandem beibringen oder erklären. Es ist ab einem bestimmten Punkt einfach eine affektive Frage und keine kognitive mehr.

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Maika
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:46

sandrin hat geschrieben:Eben weil ich als Sprachenlehrerin sehr viel darüber weiß, ist es mir ein Rätsel, wie man die Zeit finden soll, genau das, was du schreibst, für vier bis fünf Sprachen gleichzeitig zu machen.
Ich hab das auch schon lange aufgegeben. Eine Fremdsprache, die ich beruflich benutze, pflege ich am meisten, eine andere, die ich mal ganz gut gesprochen habe, habe ich inzwischen "aufgegeben" und würde sie nur bei konkretem Bedarf wieder aktivieren, und eine weitere, die ich gerne mag und nicht verlieren möchte, pflege ich für mich selbst durch Urlaubsreisen, Bücher lesen etc., aber halt unsystematisch.
Bei mir hat sich das auch im Laufe des Lebens sehr geändert, auch die Einstellung zu den Sprachen, die ich gelernt habe, ist nicht immer dieselbe geblieben.

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:52

leberblümchen hat geschrieben: Und wenn es Leute gibt, die vier Sprachen lernen WOLLEN und deren Herzenswunsch das ist, dann werden die das auch draufhaben. Ich glaube, so was kann man auch niemandem beibringen oder erklären. Es ist ab einem bestimmten Punkt einfach eine affektive Frage und keine kognitive mehr.

Ehrlich gesagt ist das bei mir keine affektive Frage, es ist vielmehr eine Frage der Zeit. Wie soll ich das nebenher noch schaffen? Da bräuchte ich jeden Tag für jede Sprache mindestens noch 20 bis 30 Minuten (lesen, Vokabel lernen, hören usw.), macht bei drei Sprachen dann zusätzlich 1,5 Stunden. Ich hab das schon probiert, ist hammerhart. Wenn du dann noch eine neue dazulernen willst, wie ich Latein, musst du mehr rechnnen. Ich lernen mit Phase 6 meine Vokabeln, weil ich so eine sinnvolle Wiederholung gewährleiste. Da bin ich inzwischen bei ca. 100 Vokabeln reine Wiederholung. Ist schon ne Menge!

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:53

sandrin hat geschrieben:Eben weil ich als Sprachenlehrerin sehr viel darüber weiß, ist es mir ein Rätsel, wie man die Zeit finden soll, genau das, was du schreibst, für vier bis fünf Sprachen gleichzeitig zu machen.
Deshalb ist man ja meistens "nur" für maximal zwei, höchstens drei Fremdsprachen Lehrer. Gerade wenn man Lehrer in sog. Korrekturfächern ist, bleibt einfach keine Zeit, sich in vier oder fünf Sprachen gleichzeitig auf dem Laufenden zu halten. Ich denke, selbst wenn es sich dabei um einen Herzenswunsch handelt ... es sei denn, man beherrscht diese Sprachen schon zu 90 Prozent oder hat sonst nichts zu tun oder ist ein Genie...

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