Schwierige Situation richtig aufgefangen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Nico
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 13:57

rainbird85 hat geschrieben:So wie du alles schilderst müsste mir das Empfinden meines Umfelds in der Arbeit, egal ob Vorgesetzter oder nicht, sonst wo vorbei gehen. Interessante Ansicht, hab ich so auch noch nicht gehört.
Wo habe ich geschrieben, dass du irgendetwas musst ?

Wenn du keinen Unterschied zwischen " sonst wo vorbeigehen" und Zurückhaltung üben kennst, scheint dir irgendwas zu fehlen.

Ich finde man sollte die Privatsphäre jedes Menschen, egal ob Chef, Arbeitskollege oder Untergebener r e s p e k t i e r e n und deine Frage beim leisesten Gefühl dass etwas nicht in Ordnung ist, ist meiner Meinung nach überzogen.

Würde sich das Verhalten der Chefin über längere Zeit hinziehen oder würden sich durch Gespräche irgendwelche Anhaltspunkte ( und Anknüpfungspunkte) ergeben, würde ich es schon etwas anders beurteilen, aber deine so prompte Reaktion empfinde ich ( und das muss nix bedeuten!) als leicht übergriffig. Es könnte ebenso gut möglich sein, dass deine Chefin in der Arbeit Ablenkung von diesen schweren Gedanken sucht und dann wird sie von dir " angeschossen".
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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rainbird85
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 14:13

Danke für die Erklärung. Schlüssig ist das für mich nach wie vor nicht.

Ich kenne NIEMANDEM, der sich nach einem "Was ist passiert?", "Wie gehts?" auf den Schlips getreten fühlt, weil man ihm zu Nahe getreten ist, egal wie die Hierarchien sind.

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candle.
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 14:16

Nico hat geschrieben: Würde sich das Verhalten der Chefin über längere Zeit hinziehen oder würden sich durch Gespräche irgendwelche Anhaltspunkte ( und Anknüpfungspunkte) ergeben, würde ich es schon etwas anders beurteilen, aber deine so prompte Reaktion empfinde ich ( und das muss nix bedeuten!) als leicht übergriffig.
Aber Nico, irgendwann fängt es doch immer an.
Es könnte ebenso gut möglich sein, dass deine Chefin in der Arbeit Ablenkung von diesen schweren Gedanken sucht und dann wird sie von dir " angeschossen".
Das mag ja so sein, dennoch schleppt man das Problem mit.

Ich finde deine Haltung auch etwas kühl. Mag ja sein, dass du eine distanzierte Haltung zu deinen Mitarbeitern hast. Vielleicht hängt das immer auch mit der Betriebsgröße zusammen.

Ich habe mehr kleine Betriebe erlebt wo es sehr familiär war. Da ging es bunt her mit den Problemen- egal ob Chef oder Mitarbeiter und da hat man sich immer gegenseitig geholfen. Das ergibt sich halt so, wenn man den ganzen Tag miteinander verbringt.

candle
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Nico
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 14:21

rainbird85 hat geschrieben:
Ich kenne NIEMANDEM, der sich nach einem "Was ist passiert?", "Wie gehts?" auf den Schlips getreten fühlt, weil man ihm zu Nahe getreten ist, egal wie die Hierarchien sind.
Das erklärt dann ja auch vollkommen warum du diesen Thread eröffnet hast.

Du kennst NIEMANDEM den es nicht gepasst hätte wie du diese Situation aufgefangen hast und genau darum kommst du hier ins Psychoforum und fragst ob du das richtig gemacht hast.

Tatsächlich voll und ganz schlüssig.

Wir verstehen uns beide gegenseitig überhaupt nicht, und ich finde das sollten wir auch so belassen.
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rainbird85
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 14:27

Die Aussage die du meinst ist auf DICH bezogen - für DICH ist es übergriffig nachzufragen, ob alles ok ist. Und ich kenne niemandem, dem sowas allein schon zuviel ist...

Aber ja du hast recht, der grüne Zweig wird sich uns wohl nicht zeigen!

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Proge
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 14:44

1) Wir sitzen am Mittagstisch und einige unterhalten sich angeregt. Neben mir ein Kollege, der merkwürdig still ist. Sein Gesicht ist starr und etwas geht in ihm vor. Er nimmt nicht teil am Gespräch, hat sich komplett abgekapselt - aber er sitzt mit am Tisch, was eher ungewöhnlich ist. Keinen interessiert es. Nach 15 Minuten rede ich ihn darauf an, was mit ihm los ist und heraus kommt, daß sich seine Frau von ihm trennen will. Nach 20 Jahren Ehe. Wir beginnen darüber zu reden...

2) Vor einigen Wochen ging es mir nicht besonders gut. Ich merkte, wie ich schnell bei Kleinigkeiten ausrastete und schob sarkastische Kommentare... jeder registrierte es, doch es wurde hingenommen. Plötzlich kommt ein Kollege auf mich zu und meint: "Dir gehts grade nicht gut, oder?" In ein paar Sätzen erkläre ich, was los ist...

In beiden Fällen dasselbe. Manchmal liegen uns Dinge schwer im Magen, so schwer, daß wir sie weder verstecken möchten, noch sie verstecken können. Die vielgepriesene "Rücksicht" anderer, dieser "Respekt" ist dann meist nicht mehr als Gleichgültigkeit... und das hilft niemanden in so einer Situation: "Na toll, ich bin eh allen Schei*egal!"

Niemand will sich gerne aufdrängen und behält seinen Mist für sich... es sei denn, jemand fragt! Und alleine die Frage nach unserem Problem ist schon viel wert. Sie sagt aus: Deine Probleme gehen mir nicht am A*sch vorbei! Erzähl! Ich hör dir zu!

Die Probleme löst es nicht, aber plötzlich steht man nicht mehr isoliert mit ihnen da!

Also: auf diese Art von "Respekt" wird gepfiffen! Wenn jemand wirklich seine Probleme für sich behalten möchte, wird er das auch sagen. Aber jemanden die Möglichkeit zu nehmen, indem man nichteinmal diesen ersten Schritt auf jemanden zu macht, bringt nichts.

Ende und Aus.
I'm not here - I'm just your imagination!

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Solage
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 15:10

rainbird85 hat geschrieben:Mein Gefühl: Solche Situationen sind vor allem in der Arbeit immer eine Gratwanderung. Man kennt die Grenzen von Arbeitskollegen einfach nicht so wie die von Freunden. Es könnte eine ungute Situation entstehen. Von der ersten Sekunde, als sie den Fuß in die Tür gesetzt hat wusste ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber ich bin auch eher pessimistisch und lege bald mal Dinge negativ aus, wenn jemand nicht mit einem Strahlen im Gesicht zur Tür rein kommt.
Jeder ist auch für seine eigenen Grenzen verantwortlich. Deine Vorgesetzte hätte sich ja nicht zu öffnen brauchen, wenn sie Deine Frage übergriffig gefunden hätte. Da könnte sie ja auch sagen: "Ach, nein es ist nichts weiter......"
Echte Anteilnahme ist für mich keine Grenzverletzung, sondern im Gegenteil Wertschätzung und Achtsamkeit.
Es kommt ja auch auf die Motivation an, die hinter so einer Anfrage steht. Du wolltest ja keine Grenze überschreiten, sondern Hilfe anbieten. Darauf kommt es doch an.

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mondlicht
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 19:12

Also ich bin da in diesem Fall bei Nico. Ich persönlich würde weder am Kantinentisch über eine frische Trennung noch im Büro morgens über die Krebserkrankung meines Bruders reden wollen. Das geben solche Situationen doch gar nicht her. Weder ist die Zeit, sich wirklich darauf einzulassen, noch sind es in der Regel die Menschen, die nahe genug stehen, um solche Situationen "aufzufangen". Anteilnahme könnte einfach bedeuten, stillschweigend Rücksicht zu nehmen, zusätzlichen Stress zu vermeiden oder ähnliches. Als ich eine schwere Trauer bewältigte, war ich wirklich froh, wenn ich meine Gefühle zwischendurch auch mal im Griff hatte. Im Büro in Tränen auszubrechen und dann schnell in eine Besprechung ... das wäre für mich der Horror.

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rainbird85
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 19:46

mondlicht hat geschrieben: Ich persönlich würde weder am Kantinentisch über eine frische Trennung noch im Büro morgens über die Krebserkrankung meines Bruders reden wollen.
Das verstehe ich durchaus - ich habe auch nicht weiter nachgefragt. Ich wusste ja nicht, was kommt, als ich gefragt habe, was los wär. Hätte ja genauso gut sein können, dass sie schlecht geschlafen hat, einen Strafzettel bekommen,... was weiß ich. Etwas harmloseres eben!
mondlicht hat geschrieben: Weder ist die Zeit, sich wirklich darauf einzulassen, noch sind es in der Regel die Menschen, die nahe genug stehen, um solche Situationen "aufzufangen".
Stimmt auch zum Teil. Wenn man über 40 Std. die Woche zusammen verbringt kriegt man unweigerlich die Stimmungen des anderen mit. Folglich reagiert man auch darauf. Und ich selbst finde es einfach wichtig, dass wenn so ein Schicksalsschlag plötzlich im Raum steht, man das eben auffängt, so gut es Kollegen eben machen können. Sei es durch Reden, Zuhören, oder Ignorieren - was wem am liebsten ist merkt man dann sowieso.
mondlicht hat geschrieben: Anteilnahme könnte einfach bedeuten, stillschweigend Rücksicht zu nehmen, zusätzlichen Stress zu vermeiden oder ähnliches.
Was anderes war das in meinen Augen auch nicht. Sie hat gesagt was passiert ist, sie hat geweint, sie hat davon erzählt, ich helfe ihr wo ich kann auf Arbeit. Und wenn sie darüber reden will, dann höre ich auch zu.
mondlicht hat geschrieben: Als ich eine schwere Trauer bewältigte, war ich wirklich froh, wenn ich meine Gefühle zwischendurch auch mal im Griff hatte. Im Büro in Tränen auszubrechen und dann schnell in eine Besprechung ... das wäre für mich der Horror.
Das war im Endeffekt der Hauptgrund, wieso ich "weitere Schritte" vermieden habe. Weil es einfach triggert. Aber wie gesagt, mit so einem Schicksalsschlag rechnet man einfach nicht, wenn man fragt, was passiert ist.

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