Therapeut hat mich verunsichert

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Siri81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 10:36

Hallo Leberblümchen,

genau das ist es, du verstehst, was ich damit sagen wollte. Fast jeder, der in Therapie ist, hat doch irgendwelche Traumata aus seiner Kindheit zu verarbeiten - spielt es da eine Rolle, ob man von seiner Mutter seelisch misshandelt wurde oder von einem Verwandten missb. wurde?
Ich ging eben bislang auch davon aus, wir könnten über alles reden, egal welches Thema (also von seiner Seite aus ), und es gäbe auch keine Grenzen, wie weit man da gehen darf (inhaltlich meine ich).
Praktisch kann ich mir das noch immer nicht vorstellen, wie das gehen soll: Wenn ich in einer Analyse über ein Problem rede, dann entstehen dabei automatisch schwierige Gefühle, und die MÜSSEN ja auch so kommen! Und nun deutet er dir an: "Reden Sie ruhig darüber, aber bitte ohne schwierige Gefühle, denn mit denen können wir hier nicht umgehen"???
Das hat mich ja auch so erschrocken gestern. Dass er gesagt hat, wir können darüber reden, aber er forciert es nicht und es kann, muss aber nicht klappen. Dass er nicht weiß, wie weit wir miteinander kommen. Wenn zu viel Angst, Panik da wäre, würde es wohl nicht gehen. Aber das ist doch bei anderen Themen auch so? Dass Angst hochkommt, man vielleicht panisch wird? Und gerade dann ist es doch gut, wenn da jemand ist, dem man vertraut, bei dem man sich sicher fühlt. Ob mit Ausbildung für Traumata oder ohne..
"Dinge sehen wir nicht so, wie sie sind,
sondern so, wie wir sind."

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Siri81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 10:39

Ich hab ihm gestern Abend noch eine Mail geschrieben und abgeschickt. Ihm gesagt, dass ich das vom Kopf her schon verstehe, aber gefühlsmäßig das eine ganz andere Wirkung hatte. Habe ihm das ziemlich ausgeführt, ich hoffe, ich war nicht zu direkt. Keine Ahnung, wie er jetzt drauf reagiert.
Jetzt mache ich mir Gedanken, ob das wirklich gut war. Und warte wie blöd auf eine Antwort von ihm, und hab gleichzeitig Angst davor. Was ein Kindergarten..
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 10:54

Bei mir gibt es im Moment auch ein heftiges Problem: Meine Vergangenheit hat mich sozusagen eingeholt: Ich stecke mitten in so einer Panik-Phase und rede mir mal wieder ein, todkrank zu sein. Das kommt von woanders als ein Missbrauch, aber ich glaube, das spielt keine Rolle. So, und da lieg ich nun mit meiner Panik, die mehr innerlich als äußerlich zu merken ist, und ich hab das Gefühl, dass er damit nicht so viel anfangen kann. Er versucht mir dann so grob zu erklären, dass meine heftige Angst halt der heutigen Situation nicht angemessen ist - aber das weiß ich doch! Was ich mir gewünscht hätte, wäre, dass er mir das Gefühl gibt, dass ich mit dieser Panik genauso angenommen bin wie im 'Normalzustand'. Aber irgendwie fehlt mir dieses Gefühl.

Vielleicht ist es das, was dein Therapeut meint: dass so ein Analytiker halt - auch das hat mein Therapeut mal zu Beginn der Therapie gesagt - keine Feuerwehr ist. Einerseits verstehe ich das auch: Es geht wohl um etwas anderes, aber dennoch können wir Patienten ja unsere Beschwerden nicht aufteilen in 'gute Probleme' und 'unpassende Probleme'. Auch ich frag mich heute, ob wir wirklich weiterkommen, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Teil von mir bei ihm irgendwie nicht so gerne gesehen ist.

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hope_81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:07

Liebe Siri,
weißt Du denn wie sich eine Traumatherapie gliedert?
Ich beschreibe dir das einmal kurz, vielleicht hilft es Dir beim erkennen des Problems Deines Therapeuten.

Die Traumatherapie gliedert sich in 3 Phasen:

1. Stabilisierung:
gerade bei sex. MB und anderen traumatischen Gewaltverbrechen ist dies Phase sehr lang, sehr mühsam und immer auch ein Vor- und zurück. Es heißt stabilisieren, stabilisieren, stabilisieren. Und vor allem das Erlernen von emotionsreguliereden Fertigkeiten. Wie z.B. Imaginationsübungen, PMR und was es da sonst noch so alles gibt. Diese Phase dauert meist Jahre, manche schwerst traumatisierte kommen nicht über diese Phase hinaus.

ist es aber doch möglich ein höchstes Maß an Ressourcen zu etablieren, dann folgt die 2. Phase (die möchte Dein Thera auslagern, so wie ich das verstehe)

2. Traumaexposition: In dieser Phase werden eine strukturierte Vorbereitung auf die Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen geleistet, die eigentliche Konfrontation durchgeführt (in Frage kommen Erstellung eines
Narratives, „Miniexpositionen“, das Schreiben von therapeutischen
Briefen, Eye Movement Desensitization and Reprocessing) und nachfolgend jeweils Distanzierung und Nachbearbeitung der Konfrontation.
Und genau diese Techniken scheint Dein Therapeut eben nicht zu beherrschen und er tut gut daran, sie nicht mal eben so anzuwenden!!

nach dieser Phase dann folg die 3. welche wohl wieder dein Therapeut mit Dir machen wird.

3. Integrationsphase:
liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der Akzeptanz des Traumas
als nicht mehr rückgängig zu machende Erfahrung, die in die persönliche Entwicklung zu integrieren ist. Das ist eine überwiegend Kognitive Arbeit.

Vielleicht hilft Dir dieses Wissen.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Siri81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:13

leberblümchen hat geschrieben:So, und da lieg ich nun mit meiner Panik, die mehr innerlich als äußerlich zu merken ist, und ich hab das Gefühl, dass er damit nicht so viel anfangen kann. Er versucht mir dann so grob zu erklären, dass meine heftige Angst halt der heutigen Situation nicht angemessen ist - aber das weiß ich doch! Was ich mir gewünscht hätte, wäre, dass er mir das Gefühl gibt, dass ich mit dieser Panik genauso angenommen bin wie im 'Normalzustand'. Aber irgendwie fehlt mir dieses Gefühl.
Das kann ich gut nachvollziehen. Natürlich weiß man ja oftmals, dass irgendetwas nicht mehr angemessen ist für die heutige Zeit, irgendwo in die Vergangenheit gehört - aber es hilft dann ja oftmals schon, wenn man sich verstanden, gehalten fühlt mit diesen Gefühlen. Dass man das nicht zwanghaft wegdrücken muss, sondern das einfach da sein darf. Mein Therapeut meinte erst letztens wieder, dass es oftmals schon reiche, dass man sich bewusst wird, was in einem vorgeht, ohne dass man groß etwas damit machen muss. Und wenn der andere - also der Therapeut - das "mitträgt", aushält, das Gefühl gibt, das ist in Ordnung, dann ist das finde ich schon sehr heilsam.

Die Frage ist nur - kann dein Therapeut wirklich nichts damit anfangen oder ist es nur deine Angst, dein Gefühl dabei?
Vielleicht ist es das, was dein Therapeut meint: dass so ein Analytiker halt - auch das hat mein Therapeut mal zu Beginn der Therapie gesagt - keine Feuerwehr ist. Einerseits verstehe ich das auch: Es geht wohl um etwas anderes, aber dennoch können wir Patienten ja unsere Beschwerden nicht aufteilen in 'gute Probleme' und 'unpassende Probleme'. Auch ich frag mich heute, ob wir wirklich weiterkommen, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Teil von mir bei ihm irgendwie nicht so gerne gesehen ist.
Das verstehe ich auch. Dass da jeder auch anders ausgerichtet ist. Aber WENN man schon in Therapie ist, dass man dann Dinge auslassen muss, weil sie während der Therapiezeit eben hochkommen, akut werden - das kann es ja dann auch nicht sein? Dass man dann direkt verwiesen oder abgewiesen wird?

Das ist mein Problem eben auch, was ist denn jetzt ein Problem, das für ihn in Ordnung geht, und wo fängt es an, schwierig zu werden bzw. was will er aus der Therapie ganz raushalten. Das verunsichert so sehr.
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Siri81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:19

Danke liebe Hopeless für die Infos!

So grob kenne ich das Vorgehen, mein voriger Therapeut hat es ja mit EMDR versucht, allerdings aus meiner Sicht in viel zu kurzer Zeit - und er hat die Stabilisierungsphase quasi ausgelassen.

Aber ist denn dieses methodische Vorgehen ausschließlich die Möglichkeit, ein Trauma zu bearbeiten und anschließend zu integrieren? Bei vielen anderen "Problemen", Vergangenheitserfahrungen, die ja auch traumatisch sein können, redet man doch einfach. Immer wieder und immer tiefgehender, um an die Gefühle, die damit verbunden sind, ranzukommen, Sichtweisen zu ändern, damit das Erlebte seinen Schrecken verliert... kann das bei einer MB-Erfahrung nicht auch funktionieren, dass man sich über Reden dem Thema annähert? Oder ist das Risiko da wirklich zu hoch?

Ich hab schon großen Respekt vor einer erneuten Konfrontation..

Und vor der Arbeit mit einem Fremden, nicht mein "Vertrauter" ist wie eben mein Therapeut, sondern einer, der eben "nur" methodisch nach Lehrbuch vorgeht..
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:26

Hmm ... Wenn ich das so lese, frage ich mich, ob das "Problem" nicht manchmal viel mehr bei der Reaktion der Patienten als bei der Reaktion der Therapeuten liegt.

Die Feststellungen, dass eine Angst nicht angemessen ist oder die Qualifikation für eine traumaspezifische Behandlung nicht gegeben ist, sind erst einmal nur das: Feststellungen.

Wenn deswegen bei den Patienten das Gefühl entsteht, nicht völlig angenommen zu werden ... Ist es dann Aufgabe der Therapeuten, Tatsachen zu verschweigen? Wäre es zu vermessen, Patienten zuzumuten, mit der Realität ein Stück weit klarzukommen?

Wobei ich selbst durchaus das Gefühl erlebt habe, ein Thema aus der Therapie aussperren zu müssen. Ich habe also in etwa eine Vorstellung davon, wie belastend das ist, auch wenn ich bisher tendenziell an Behandler geraten bin, die die nötigen Qualifikationen hatten, um meine Probleme zu behandeln.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Siri81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:37

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Die Aussagen, dass eine Angst nicht angemessen ist oder die Qualifikation für eine traumaspezifische Behandlung nicht gegeben ist, sind erst einmal nur das: Aussagen.

Wenn deswegen bei den Patienten das Gefühl entsteht, nicht völlig angenommen zu werden ... Ist es dann Aufgabe der Therapeuten, Tatsachen zu verschweigen? Wäre es zu vermessen, Patienten zuzumuten, mit der Realität ein Stück weit klarzukommen?
Nein, natürlich soll der Therapeut nichts verschweigen. Aber vielleicht ist es auch ein Stück weit die Art, wie es jemand rüberbringt, oder die Reihenfolge der Aussagen, oder einfach das Unerwartete, vielleicht auch zuvor anders in Aussicht gestellte, was es dann schwierig macht.

Mir ist aber auch klar, dass es maßgeblich am Patienten liegt, dass der eben zu viel interpretiert, falsche Erwartungen hat, sich zurückgewiesen fühlt.. es fühlt sich dann aber eben so an, als wäre das Realität, ich bin dann auch schwer vom Gegenteil zu überzeugen.
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hope_81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:38

Liebe Siri,
es gibt natürlich "traumatische" Erfahrungen, die ohne weiteres von jedem Therapeuten behandelt werden können.
Der Begriff Trauma ist ja leider mittlerweile in aller Munde und wird für alles verwendet, was belastend oder schwer
zu ertragen ist.
Es kommt auf den Schweregrad der Traumatisierung an. Ich gehe davon aus, dass bei Dir ziemlich viel abgespalten,
dissoziiert ist.
Die Gefahr einer Reizüberflutung ist einfach viel, viel zu groß.
Es ist niemandem geholfen naiv an ein derart schwieriges Thema a la "trail an error" heranzugehen und gerade
weil Dein Ex- Thera da schon Pfusch am Bau betrieben hat, müsste Dir doch klar sein, was passieren kann.
Dein Ex- Thera hatte zumindest schon mal eine EMDR- Ausbildung, tippe auf Wochenendseminar
Deswegen ist es so wichtig als Patient genau zu fragen, worauf er spezialisiert ist und welche Zertifikate er
hat usw. usw.
Ich meine, wenn Du eine schwere körerliche Erkrankung hast, was weiß ich, Krebs oder Aids oder so, dann suchst Du Dir doch auch einen Spezialisten und überlässt Deinen Körper nicht irgend einem Dilettanten, oder?

Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so fahrlässig mit seiner Psyche umgehen kann. Eine Psychotherapie ist vergleichbar mit einem operativen Eingriff am Gehirn. Therapeuten verdrahten deine Neuronalen Bahnen neu und gerade bei einem Trauma gibt es nicht umsonst die Bilaterale Stimulation, das heißt, deine beiden Hirnhälften (grob ausgesprochen) werden synthetisiert. Willst Du dein Gehirn wirklich einem Laien auf dem Gebiet anvertrauen?
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:40

Aber wie konkret dein Therapeut denn reagieren sollen? Was hättest du dir gewünscht (wenn man davon ausgeht, dass er ehrlich bleiben soll)?
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Siri81
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:46

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Aber wie konkret dein Therapeut denn reagieren sollen? Was hättest du dir gewünscht (wenn man davon ausgeht, dass er ehrlich bleiben soll)?
Vielleicht hätte er einfach zuhören sollen, mir nicht gleich das Gefühl geben, dass das hier unerwünscht ist, indem er nach ein paar wenigen Sätzen, mit denen ich versuche, das Thema aufzugreifen, gleich auf Kollegen verweist.

Vielleicht hätte er mir einfach nur mehr das Gefühl geben müssen, es ist ok, es überhaupt auszusprechen, anzusprechen. Er hat das Gespräch aus meiner Sicht schon ziemlich abgebrochen, indem er dann auf diese Beratungsstelle verwiesen hat. Hätte er vielleicht gleich - und nicht erst am Ende der Stunde, nachdem ich schon ziemlich verunsichert und verzweifelt war - mir gesagt, dass er trotzdem da an meiner Seite ist, soweit er es eben kann, wäre das vielleicht anders gewesen.

So hatte ich einfach das Gefühl, er will da gar nichts damit zu tun haben. Und das Zurückrudern à la ich darf ja doch reden dann zum Schluss war für mich einfach nicht mehr glaubwürdig sondern nur ein Versuch, mich irgendwie zu beruhigen.
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:50

hopeless81 hat geschrieben: Es ist niemandem geholfen naiv an ein derart schwieriges Thema a la "trail an error" heranzugehen und gerade
weil Dein Ex- Thera da schon Pfusch am Bau betrieben hat, müsste Dir doch klar sein, was passieren kann.
Dein Ex- Thera hatte zumindest schon mal eine EMDR- Ausbildung, tippe auf Wochenendseminar
Deswegen ist es so wichtig als Patient genau zu fragen, worauf er spezialisiert ist und welche Zertifikate er
hat usw. usw.
Ich meine, wenn Du eine schwere körerliche Erkrankung hast, was weiß ich, Krebs oder Aids oder so, dann suchst Du Dir doch auch einen Spezialisten und überlässt Deinen Körper nicht irgend einem Dilettanten, oder?
Ok, schon möglich, dass ich da wirklich zu naiv denke und zu viel mit anderen "Baustellen" vergleiche.
Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so fahrlässig mit seiner Psyche umgehen kann. Eine Psychotherapie ist vergleichbar mit einem operativen Eingriff am Gehirn. Therapeuten verdrahten deine Neuronalen Bahnen neu und gerade bei einem Trauma gibt es nicht umsonst die Bilaterale Stimulation, das heißt, deine beiden Hirnhälften (grob ausgesprochen) werden synthetisiert. Willst Du dein Gehirn wirklich einem Laien auf dem Gebiet anvertrauen?
Nein, einem Laien nicht, aber jemandem, dem ich vertraue, bei dem ich weiß, ich kann mich auf ihn verlassen. Wahrscheinlich ist es einfach der Wunsch, er könnte es, und ich müsste mich gar nicht mit anderen Lösungen auseinandersetzen.

Das Problem ist einerseits, dass ich mir momentan niemand anderen vorstellen kann als ihn.

Und das zweite Problem ist, dass er mich einfach verunsichert hat mit diesem Gespräch, indem es mir so vorkam, als würde er davon einfach gar nichts hören, sondern das Thema komplett abschieben wollen (und auch nicht einen Teil davon mittragen, wenn schon.. das kam ja erst zum Schluss, und kam mir mehr als Verzweiflungs-Angebot vor, weil ihm nichts anderes einfiel).
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 11:58

hopeless, ich verstehe schon, was du meinst. Das Problem ist doch aber: Wieso bietet jemand eine Analyse an, wenn er mittendrinnen sagt: "Übrigens: Mit ihrem größten Problem kenne ich mich nicht aus"? So was klärt man doch vorher. Oder spätestens in der Anfangsphase, nicht aber mitten im Therapieprozess, wo dann plötzlich eben alles hochkommt und der Patient es sich nicht mehr aussuchen kann, worüber er sprechen möchte. Weil Analyse eben heißt, dass man ALLES aufsteigen lässt, ohne zu überlegen: "Also, Thema xy spare ich mal besser aus".

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Beitrag Mi., 25.09.2013, 12:00

Hast du ihm das so geschrieben?

Ich hoffe es. Denn ich glaube, solche Aussagen geben den meisten TherapeutInnen die Möglichkeit, besser auf ihre Patienten einzugehen.

Ich hab' ja selbst einige traumatischen Erfahrungen machen müssen und weiss, dass eine der vielen Auswirkungen davon sein kann, dass man in manchen Situationen emotional unangemessen (heftig) reagiert. Kenne ich also von mir selbst ...

Und als ich damals das Gefühl hatte, ein Thema aus der Therapie aussperren zu müssen, war das hart. Weil ich nicht, nachdem ich mich einer Person gegenüber so sehr geöffnet und so viel Vertrauen gefasst hatte, ein so sensibles Thema aus einer so wichtigen Beziehung auslagern wollte.

Wobei ich mir nicht einbilde, dass mein Leid mit deinem Leid vergleichbar ist.

Aber für mich war der Verstand immer ein wichtiges Werkzeug, um mich durchs Leben zu kämpfen.

Und das bedeutet m. E. in solchen Situationen, sich nicht nur auf die Gefühle, die gerade da sind, zu konzentrieren (auch wenn die selbstverständlich auch Raum haben dürfen!), sondern sich auch zu überlegen, wie konkret eine Lösung aussehen sollte.

Schliesslich sind Therapeuten weder Hellseher noch sonstige Wunderwesen.
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 19:13

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Hast du ihm das so geschrieben?
Ich hoffe es.
Ja hab ich, ich hab ne ziemlich lange Mail verfasst mit allem, was ich im Kopf hatte.. was im Wesentlichen das zusammenfasst, was ich auch hier geschrieben habe.
Ich hab' ja selbst einige traumatischen Erfahrungen machen müssen und weiss, dass eine der vielen Auswirkungen davon sein kann, dass man in manchen Situationen emotional unangemessen (heftig) reagiert. Kenne ich also von mir selbst ...
Das tut mir sehr leid, dass du auch Schreckliches erleben musstest..

Und ja, vermutlich ist man da schon anfällig dafür, dass man sehr emotional reagiert - auch auf Situationen, auf die das gar nicht passt..
Und als ich damals das Gefühl hatte, ein Thema aus der Therapie aussperren zu müssen, war das hart. Weil ich nicht, nachdem ich mich einer Person gegenüber so sehr geöffnet und so viel Vertrauen gefasst hatte, ein so sensibles Thema aus einer so wichtigen Beziehung auslagern wollte.
So geht es mir auch. Ich würde mir so wünschen, dass das bei ihm ginge, dass ich mich dort öffnen kann und darf, wo ich vertraue, mich sicher fühle, den Menschen auch hinter dem Therapeuten mag und es sich einfach gut und richtig anfühlt, sich fallen zu lassen..
Aber für mich war der Verstand immer ein wichtiges Werkzeug, um mich durchs Leben zu kämpfen.
Und das bedeutet m. E. in solchen Situationen, sich nicht nur auf die Gefühle, die gerade da sind, zu konzentrieren (auch wenn die selbstverständlich auch Raum haben dürfen!), sondern sich auch zu überlegen, wie konkret eine Lösung aussehen sollte.
Danke. Ja, da hast du Recht. Mir hat mein Verstand auch schon sehr oft geholfen. Er ist nur gerade sehr unterlegen
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sondern so, wie wir sind."

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