Was zählt alles zu SVV, wie verletzt ihr euch selbst?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Schutzengelchen
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 09:54

Traurige Seele hat geschrieben: Meist fängt es an mit Fressanfällen, das beruhigt ne Weile, dann geht es weiter dass ich mich eh so fett fühle (mein Sohn meinte vor ein paar Tagen "Mama Du hast so nen dicken Bauch bekommen ist da ein Baby drin" Schluck)
oh je das tut natürlich weh, wenn man sich eh schon so fett fühlt. Mich hat das auch mal ein Kind im Kindergarten damals bei meinem großen Sohn gefragt *aua*
So sind die Kids halt, ehrlich und unzensiert
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Dakota
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 10:30

Hallo in die Runde

Ich habe mir gerade den ganzen thread durchgelesen und lange überlegt ob ich hier schreiben soll, weil SvV für mich doch ein recht intimes Thema ist und es mir schwer fällt darüber zu reden weil ich mich für mein Verhalten schäme
Aber ich finde die Disskusion hier recht interessant und wenn nicht in einem psychotherapeutischen Forum, dann wo sonst sollte man sich konstruktiv ausstauschen.

Also,...ich selbst bin von SvV betroffen und dass wo ich inzwischen 40 bin Es hat bis jetzt kein bischen nachgelassen, im Gegenteil....und angefangen mir den Unterarm aufzuschneiden (bis hin zu einer Not-OP) habe ich auch erst mit Anfang 30,nachdem ich in meinen 20ern mehrereTraumata erlitten habe.
Ich glaube zwar, dass man von SvV wegkommen kann, aber ob das von allein so geht bezweifel ich. Dazu braucht es viel starken Willen und therapeutische Unterstützung. Ich habe erst nach Jahren DBT und Verhaltenstherapie so ein bischen gelernt meine Emotionen besser zu steuern.
Ich glaube nicht dass SvV sich unbedingt "auswächst", wobei es sicherlich eine höchst individuelle Sache ist.
Ich finde es auch immer doof, wenn man von SVV spricht und damit immer nur von Jugendlichen redet. Was ist dann mit Uns anderen ? Sind wir dann völlig durchgedreht ?
Kniffliges Thema.
wenn ich so in Foren, Internet,...lese,...dass meistens mit SVV nur Ritzen gemeint ist. Warum kommt man dabei nicht auch auf andere Ideen?
Ich habe als Kind und junge Erwachsene Borderline Verhaltensweisen an den Tag gelegt, aber früher wusste niemand darüber Bescheid und man kam auch nicht auf die Idee, dass mit mir was nicht stimmt. Ich habe extrem Sport getrieben und Unfälle provoziert, mit dem Knie gegen die Wand geschlagen....später habe ich dann irgendwann mit dem Ritzen angefangen (wobei ich zu dem Zeitpunkt dachte ich bin die Einizige auf der Welt die soetwas macht, hatte ja noch nie von "Selbstverletzendem Verhalten" gehört...)....ich glaube nach den Traumata ging das Ritzen in Schneiden über und hat sich bei mir suchtartig entwickelt. Ausserdem schlage ich mit der Hand oder Ellebogen gegen die Wand bis ich eine Prellung habe (einmal hatte ich mir im Ellebogen einen Muskel und ein Sehne gerissen)
Ich hoffe das triggert jetzt niemand, sonst bitte entfernen.

dass "man" andere Formen, die keine Narben erzeugen oder eben nicht direkte Auwirkungen haben, nicht als SVV sieht, so als wären Schläge, Bisse, Haare ausreißen, Fingernägel kauen, kleine Wunden aufknibbeln, ."
Ja, den Eindruck habeich auch öfter, dabei ist alles SvV was dem Körper schadet und man es absichtlich also mit dem Wissen, dass es schädlich ist tut. Meine Meinung.
Es wird defnitiv besser.
Sorry, Sinarellas, aber dem stimme ich nicht ganz zu. Auf manche Patienten mag das ja zutreffen, aber das kann man nicht verallgemeinern. Ich kenne Einige, die auch erst spät damit angefangen haben und Schwierigkeiten haben davon ganz loszukommen. Ich selber habe genug Therapie gemacht, denke ich, dass ich genügend Skills an der Hand habe, aber gegen das suchtartige Verlangen komme ich nicht immer an bzw. manchmal will ich auch nicht vernünftig sein... Wenn die Emotionen mich überrollen...Angst , Wut, Trauer, Verzweiflung...dann ist SvV meine Flucht. Ich sage nicht dass ich das gut finde und ich will mich auch nicht rausreden...ich arbeite weiter an mir.

LG

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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 10:49

@ Schutzengelchen

Ja Kinder sind manchmal so furchtbar direkt. Vor zwei Wochen dachte erst ne Frau ich wäre schwanger, na toll und das soll aufbauen. Aber das Schlimme ist ja durch den Frust fresse ich noch mehr und meine hoch dosierten ADs machen den Zustand nur noch viel Schlimmer.
Ich habe nach meinem KInd welches jetzt drei wurde 24 Kilo abgenommen mit Weight Watchers und jetzt zerstöre ich alles selber wieder.
Meine Thera sagt immer mit der Therapie wird es besser, soll ich den bis dahin noch 20 Kilo drauffressen???
Mich macht das fix und alle und ich fühle mich dadurch so hässlich.
MAgersucht in der Jugend und Fressattacken als Erwachsener so ein Mist. Weiß gar nicht wie ich damals das Hungern ausgehalten hatte.

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Schutzengelchen
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 11:35

@Traurige Seele

Ich finde wenn man schon mehrere Kinder hat, dann sieht man halt wenn man zunimmt immer gleich bischen schwanger aus
Das mit dem Gewicht ist zwar frustrierend, aber ich denke Deine Thera hat recht das gibt sich schon wieder.
Ich habe mir mit Beginn der Therapie auch erst mal weitere 30 kg angefressen, auch ich hatte vorher deutlich abgenommen, war nah an meinem Normalgewicht. Als diese ganzen Erinnerungen an die Traumatas hochkamen braucht ich erstmal einen "Panzer".
In meiner Jugend war ich auch an der Grenze zur Magersucht, da habe ich viel Sport getrieben und gehungert.
Das könnte ich so heute nicht mehr. Das ist aber auch nicht erstrebenswert.
Für mich ist das gesunde Mittelmaß sinnig, also weder hungern noch fressen. Ja die AD´s können den Appetit auch steigern. Ich nehme mittlerweile Fluoxetin, da habe ich das nicht.
17 meiner 30 kg die ich mir angefuttert hatte sind jetzt wieder weg. Ich nehme täglich 3 Mahlzeiten zu mir, esse da aber genug. Mehrere kleine Mahlzeiten machen bei mir Heißhunger.
Ich denke wenn man essgestört ist muss man sein Leben lang darauf schauen, glaube da nicht an Heilung.
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ENA
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 11:47

Dakota hat geschrieben:Ich glaube zwar, dass man von SvV wegkommen kann, aber ob das von allein so geht bezweifel ich.
Ich denke, es geht ja nicht nur darum, SVV zu unterlassen, zu unterdrücken, sondern vor allen Dingen darum, eine andere Möglichkeit für sich finden, mit manchen Situationen umzugehen. Ich denke, reines Unterdrücken, kann vielleicht manchmal Schlimmes verhindern, aber das grundsätzliche Problem lässt sich wohl nur beheben, wenn man versteht, warum es passiert und wenn man anders reagieren kann. Reines Unterdrücken, wenn das gelingt, kann positiv erstmal sein, aber manches auch schlimmer machen, wenn "Da darf etwas nicht sein, was ich tue und ich habe keine andere Lösung dafür. Mir wird also etwas weggenommen, aber was wirklich Hilfreiches bekomme ich nicht dafür!!!!" draus wird. ...und manchmal denke ich, dass das dann erst recht in die falsche Richtung losgehen kann, dann nämlich, wenn der Druck durch das Unterdrücken so groß wird, dass man sich noch mehr verletzen muss oder ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle bekommt,...die ja auch irgendwohin müssen. Ich denke, da ist das Risiko, es doch zu tun bzw. nochmal zu tun, eben weil man es nicht geschafft hat, noch höher.
Sinarellas hat geschrieben:krigt man es auch mit der Zeit und dem Lernen hin, wann welcher Trigger zur Autoaggresion führt
Jow. Muss man dann nur darauf reagieren können. Also da ist eben die Frage, was man tut, wenn einem Dinge begegnen, die etwas auslösen können. Ich meine, manchen Situationen kann man aus dem Weg gehen, vorbeugen, anderen aber nicht...und auch nicht in jeder Situation kann man jede Schutz- oder Vorbeugungsmaßnahme anwenden (z.B. im Kontakt, bei der Arbeit, in der Öffentlichkeit, etc.).
Dakota hat geschrieben:Ich finde es auch immer doof, wenn man von SVV spricht und damit immer nur von Jugendlichen redet. Was ist dann mit Uns anderen ? Sind wir dann völlig durchgedreht ? Kniffliges Thema.
Ich finde, das ist ein wichtiges Thema.
Dakota hat geschrieben:Ich habe als Kind und junge Erwachsene Borderline Verhaltensweisen an den Tag gelegt
Das ist auch so ein Ding. Bei der Arbeit habe ich immer wieder Leute den Schluss ziehen hören: Ritzen (gleich Psycho) gleich Borderline! ...und auch das stimmt für mich so einfach nicht, genauso wie für mich nicht stimmt, dass Leute mit BL sämtliche Teams sprengen!!! Solche Vorurteile machen es, finde ich, den Betroffenen nur noch viel schwerer!!! An sich, aber auch die passende Hilfe zu finden.
Es gibt unterschiedliche Gründe, sich selbst zu verletzen, sich selbst zu schädigen. Dafür muss man nicht gleich Borderline haben, zumal auch das eine aus versch. Symptomen zusammen gesetzte und nicht einfach zu diagnostizierende Diagnose ist.

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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 11:58

@ Schutzengelchen

Ja so ist das bei mir leider auch, seit den Kindern geht der Bauch einfach nimmer richtig zurück, auch wo ich so abgenommen habe habe ich immer so Bauchwegbodys angehabt weil der Bauch einfach nur runtergehangen hat bzw. als nicht ehr viel Speck da war ein Hautlappen.

Aber wenn Dir das genau so ging als die Traumas hochkamen dass Du Dir auch viel angefuttert hast und es danach wieder zurück gegangen ist das beruhigt mich sehr. Wenn Mann und Kinder aber eher zu dünn sind und ich immer fetter werde heißt es doch die frißt desn anderen in der Familie alles weg.

So war es bei mir auch viel Sport und Magersucht.

Ich nehme auch schon 7 Jahre Fluoxetin da bekomme ich aber trotzdem Fressattacken, aber nicht so stark wie beim Opipramol, da war es heftigst. In 3 Monaten 10 Kilo mehr.

Ja ich befürchte auch dass man ein Leben lang drauf schauen muss was man ißt wenn man eine Eßstörung hat, aber immer nur Punkte zählen ist auch ätzend.

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saffiatou
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 12:25

Hallo,

ich habe mich erst durch die Therapie mit den Autoaggressionen beschäftigt, bis dahin war mir nicht klar,
daß ich es bereits seit meiner Kindheit mache. Habe wie hier auch geschrieben wurde nur das Ritzen als
SvV bezeichnet.

Anfangs habe ich mich "nur" gebissen, Nägel ausgerissen, bin in zu engen Schuhen stundenlang gelaufen,
bis sie blutig waren. Exezssives Essen, Wunden immer und immer wieder aufkratzen....

Durch die Trauma-Bearbeitung ist es schlimmer geworden, ich habe angefangen mich zu schneiden.
Häufig passiert das, wenn ich mich zurückgewiesen fühle, wenn ich das Gefühl habe mal wieder versagt
zu haben.

Es war eine Erleichterung für mich in der Therapie darüber zu reden. Mein Therapeut steckt die Grenzen,
was Autoaggression ist sehr sehr weit. Er bezeichnet es auch als SvV wenn ich mich "klein" mache, einer
Diskussion ausweiche, nicht wehre.

Saffia
Zuletzt geändert von saffiatou am Fr., 12.04.2013, 12:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Longway
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 12:28

Möchte mich zu den SVV auch äussern
Also im Teenie-Alter habe ich Glasscherben in die Hand genommen und zur Faust geballt bis das Blut lief, danach war die Welt für eine kurze Zeit erträglich.
Durch den Sport den ich 5mal in der Woche auslebte,konnte ich irgendwie eine zeitlang ohne SVV auskommen.
Es ging dann so weiter das ich viele Operationen hatte und dann die Wundheilung immer wieder unterbrovhen habe usw.

Bis vor gut eineinhalb Jahren war die Welt einigermassen erträglich und ich hatte nicht soviel damit zu tun mich zu verletzten.
Doch plötzlich kamen di gut versorgten Erinnerung wieder an die Oberfläche ubd die ganze SVV ging wieder von vorne los.
Nun heute sieht sie so aus dass ich die Faust in ne Wand schlage ider mit Gegenständen wue Hammer drauf haue bis es Prellungen gibt.
Aber viel öfter betätige ich mich mit meinen Unterarmen am Backofen ubd füge mir relativ grössere Wunden zu. Sobald sich Blasen gebildet haben ,reisse ich sie ab.
Auch da unterdrücke ich die Wundheilung.
Jedesnal wenn es wieder passiert ist, will meine Thera wissrn warum ubd wieso. Bin froh wenn ich mit Ihr darüber sprechen kann,auch wenn es weh tut und ivh mivh schäme dafür dass ich dastue was ich tue.
Gruss Longway

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Sinarellas
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Beiträge: 2116

Beitrag Fr., 12.04.2013, 12:35

Traurige Seele hat geschrieben: Ja ich befürchte auch dass man ein Leben lang drauf schauen muss was man ißt wenn man eine Eßstörung hat, aber immer nur Punkte zählen ist auch ätzend.

LG TS
mit der Einstellung aufjedenfall, dann ists wie eine lustige Droge die man mal genommen hatte und nu muß man eben immer Exjunkie bleiben.

Ich bin allerdings die andere Seite, ich muß NICHT darauf schauen, ich muß NICHT ständig daran denken oder in bestimmten Situationen denken. Ein beschissen hartes stück arbeit aber ist nun wirklich möglich. Das Ding ist halt dass man den absoluten Willen haben muß und wehe der Knickt ein dann wars das solange bis er wieder absolut da ist.
Da hilft kein anderer, das kann man nur selbst schaffen wie auch mit magersucht und co.

@dakota
wieviel erfahrung hast du mit betroffenen!? Um die 100 Betroffene deren Geschichte du verfolgst? Nein? Dann lass dein halbwissen.

aber da es hier nur um "ich erzähl was ich alles voll schädigendes gemacht habe und ende" geht halte ich mich aus diesem unkonstruktiven Beitrag raus ^^
[weitere unhöfliche zeilen editiert]
S.
..:..

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Dakota
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 12:45

Hallo ENA,
Ich denke, es geht ja nicht nur darum, SVV zu unterlassen, zu unterdrücken, sondern vor allen Dingen darum, eine andere Möglichkeit für sich finden, mit manchen Situationen umzugehen.
Ich meinte mit "wegkommen" auch nicht "unterdrücken". Das weiss ich aus eigener Erfahrung geht nach hinten los, weil es den Druck nur schürt. Insofern stimme ich da mit Dir natürlich zu.
Ich meinte mit "wegkommen" eher, dass man es durch konsequenten Willen und Therapie schafft mit seinen Gefühlen umzugehen, damit man sich eben nicht mehr sv muss. Vielleicht hatte ich mich da komisch ausgedrückt.
Ritzen (gleich Psycho) gleich Borderline! ...und auch das stimmt für mich so einfach nicht
Auch da gebe ich Dir recht ! Mich regt das auch immer auch, wenn ich höre "aha...die verletzt sich, also hat sie Borderline" oder "die hat Borderline, bestimmt ritzt sie sich auch".
Selbstverletzendes Verhalten ist ein SYMPTOM, dass auch Menschen mit Depressionen an den Tag legen können.
Ich glaube ich hab mich mal wieder missverständlich ausgedrückt, als ich geschrieben habe, dass ich ja als Kind schon Borderline Züge gehabt habe. Ich wollte damit nicht sagen, nur weil ich mich verletze habe ich Borderline.
Ich HABE eine BPS, das wurde von mehreren Ärzten und Therapeuten dianostiziert und getestet...und das unabhängig vom SvV. Aber Du hast Recht, das wird viel zu oft in einen Topf geworfen !

LG

Dakota

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 15:12

Hallo alle,
interessantes Thema, betrifft/betraf mich auch, und ich bin weit jenseits der 40.
Bloß ritze ich halt nicht.
ENA hat geschrieben:Was mir immer wieder auffällt ist, wenn ich so in Foren, Internet,...lese,...dass meistens mit SVV nur Ritzen gemeint ist. Warum kommt man dabei nicht auch auf andere Ideen? Weil Ritzen so stark und als SVV direkt (wenn man die Narben sieht oder davon hört) erkennbar, vermutbar ist?
Und damit hatte ICH ein Problem. Was ich bis vor einem halben Jahr tat, war für Außenstehende nicht erkennbar – selbst mein Mann konnte es nicht bemerken. Tscha, und was man nicht sieht, ist nicht existent, so what, also kein Problem, SVV, ich doch nicht. Während meiner ersten Therapiezeit sprach mich meine Ex-Thera darauf an und zwar in der Art, dass es schon bemerkenswert sei, dass ich mich trotz dem, was sie von mir weiß, nicht ritzen täte, sie habe noch nichts dergleichen bei mir bemerkt (bin ja im Sommer recht leicht bekleidet, zeige viel Haut). So war die Hemmschwelle, es in der Therapie überhaupt anzusprechen, noch höher geworden. Gut, dann sah sie es schon auch als SVV, aber da raus helfen konnte sie mir nicht. Es wurde zwar zwischenzeitlich etwas besser, insofern, dass ich es weniger oft tat, aber ich kam nicht davon los.
Sinarellas hat geschrieben: Je älter man wird, desto erfahrener wird man. Wenn man bissl brain hat krigt man es auch mit der Zeit und dem Lernen hin, wann welcher Trigger zur Autoaggresion führt und irgendwann denk ich hat man die Schnauze voll von dem häßlichen verhalten. Es wird defnitiv besser.
Sinarellas, ich denke, das kann man nicht so verallgemeinern. Ich sehe SVV nicht nur als ein „hässliches Verhalten“, dass man irgendwann mal erlernt hat. Denn dann könnte man es wirklich „einfach“ sein lassen, wenn man erkennt, wann man es tut und die Schnauze davon voll hat.
Es hat auch aus meiner Sicht etwas von Sucht. Mit meinem jetzigen Thera und Techniken der DBT und diverse Skills haben wir einen „geordneten“ Umgang damit „gelernt“, aber ich wurde es nicht los, das Bedürfnis war halt noch da, auch wenn ich die Situationen/Trigger erkannte, wann ich es meistens tat, denn es gab/gibt unendlich viele Situationen/Trigger.
Triggermanagement war bei mir nicht zielführend (auch in Bezug zu Flachbacks/Switches/ …), hat mein Thera dann sein gelassen, dafür triggerte viel zu viel. Eine „Heilung“ kam bei mir erst mit der Traumabearbeitung. Zwei der Traumata sind „durch“ und meine Art der SVV ist jetzt seit über einem halben Jahr kalter Kaffee, das Bedürfnis, es zu tun, ist nicht mehr da, ich brauche es nicht mehr. Natürlich habe ich schon parallel dazu auch gelernt, mit inneren Konflikten anders umzugehen. Aber es war jetzt kein lernen nach dem Motto: wenn das Bedürfnis nach SVV kommt, dann tue dieses und jenes, so wie zum Anfang versucht, denn dadurch verschwand nicht das Bedürfnis danach, es zu tun.
Ich habe wohl auch ein bissl brain in der Birne, aber da raus geholfen hat mir keine Erkenntnis und kein „Umlernen“, sondern die Traumabearbeitung.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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ENA
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 15:57

Longway hat geschrieben:Bin froh wenn ich mit Ihr darüber sprechen kann,auch wenn es weh tut und ivh mivh schäme dafür dass ich dastue was ich tue.
Dakota hat geschrieben:Selbstverletzendes Verhalten ist ein SYMPTOM, dass auch Menschen mit Depressionen an den Tag legen können.
Ja.
Dakota hat geschrieben:Ich glaube ich hab mich mal wieder missverständlich ausgedrückt, als ich geschrieben habe, dass ich ja als Kind schon Borderline Züge gehabt habe. Ich wollte damit nicht sagen, nur weil ich mich verletze habe ich Borderline.
Nein, Du hast Dich für mich nicht missverständlich ausgedrückt. Ich habe nur das Zitat von Dir aufgegriffen und weiter gedacht, um eben meine Überlegungen aufzustellen, was ich auch noch bedenkenswert finde. ...und bei den Sätzen von Dir fand ich da einfach einen guten Einstieg, einen guten Anknüpfungspunkt für. Deshalb habe ich sie zitiert.
Wandelröschen hat geschrieben:Was ich bis vor einem halben Jahr tat, war für Außenstehende nicht erkennbar – selbst mein Mann konnte es nicht bemerken. Tscha, und was man nicht sieht, ist nicht existent, so what, also kein Problem, SVV, ich doch nicht. Während meiner ersten Therapiezeit sprach mich meine Ex-Thera darauf an und zwar in der Art, dass es schon bemerkenswert sei, dass ich mich trotz dem, was sie von mir weiß, nicht ritzen täte, sie habe noch nichts dergleichen bei mir bemerkt (bin ja im Sommer recht leicht bekleidet, zeige viel Haut). So war die Hemmschwelle, es in der Therapie überhaupt anzusprechen, noch höher geworden.
Das kann ich verstehen. ...oder in der Therapie ist es gar nicht so Thema, obwohl die oder der Therapeut/in davon weiß. Ich vermute, wenn es nicht eine ganz bedrohliche, stark verletzende Form ist, ist der Hintergedanke vielleicht auch, dass das SVV nachlassen wird, wenn es der Person ansonsten auch wieder besser geht. D.h. das vorrangig an dem gearbeitet wird, was belastet. Wobei, wie gesagt, dass sicher anders aussehen mag, wenn sich jemand z.B. massiv an der Haut verletzt.

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Chakotay
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 21:02

Es tat gut zu lesen, dass es noch andere Menschen gibt, die auch in einem Alter jenseits der Pubertät SVV als Ventil benutzen. Einige von euch beschreiben ja auch, dass sie in der Jugendzeit u.U. andere - nicht so offensichtliche - Formen von SVV gezeigt haben (z.B. exzessiver Sport, Essstörung etc.), aber außer an den Fingern kauen kann ich mich an keine andere Verhaltensweise erinnern, die irgendwie mit SVV zu tun haben könnte.
Bei mir kam es tatsächlich erst im Alter weit jenseits der 40 auf, bedingt durch plötzlich auftauchende Erinnerungen an Traumata.

Sinarella schrieb:
Ich kann aus Erfahrung bestätigen, dass die meisten Betroffenen in meinem Alter mittlerweile dies nicht mehr als Ventil nutzen, von denen ich vor 10 Jahren genau das noch wußte.
Je älter man wird, desto erfahrener wird man. Wenn man bissl brain hat krigt man es auch mit der Zeit und dem Lernen hin, wann welcher Trigger zur Autoaggresion führt und irgendwann denk ich hat man die Schnauze voll von dem häßlichen verhalten. Es wird defnitiv besser.
Das ist genau die Einstellung, der ich häufig begegne. "Aus dem pubertären Alter bist du doch schon längst heraus. Du bist Akademikerin und hast doch wohl genug Grips im Kopf, um so einen Blödsinn nicht machen zu müssen..."
Tjaaaa, das ist genau der Punkt: Mein Schamgefühl, ein oft als "pubertärer Notruf" klassifiziertes Verhalten jenseits der 40 zu zeigen, ist genau wegen solcher Einstellungen riesig. Auch in der Therapie. Es hat noch NIEMAND, weder Ehemann noch Therapeut, meine (zum Glück nur oberflächlichen) Verletzungen und die bleibenden Spuren in der Haut gesehen, obwohl beide wissen, dass ich SVV vor allem in dissoziativen Zuständen durchführe. Leider triggert sehr viel.
Ich weiß auch noch nicht so recht, wie ich das in der Therapie angehen soll. Zum Glück ist mein Thera sehr geduldig...
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Thread-EröffnerIn
graue seifenblase
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Beiträge: 264

Beitrag Sa., 13.04.2013, 17:55

Heute ging es bei mir nicht mehr anders, wenn ich mir jetzt net den ganzen Unterarm aufgeritzt hätte, dann hätte ich was schlimmeres gemacht. So blute ich zwar jetzt und mein Unterarm is halt total zerschnitten, aber naja.
Die Thera wird sich freuen, dass ich den Weg genommen habe und sie mich am Mo sieht.

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Traurige Seele
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Beitrag Sa., 13.04.2013, 18:00

Oh je graue Seifenblase, das tut mir leid dass Du es wieder tun musstest.

Gab es einen bestimmten Auslöser?

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