Angehörige von Borderline-Patienten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Marzipanschnute
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 07:23

Es gibt SHG für Angehörige von betroffenen. Vielleicht auch etwas für dich?

Dann auch noch relativ viel passende Literatur die teilweise speziell für angehörige geschrieben ist.
Zum Beispiel:
... 25QFECJBQV
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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chaosfee
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 08:48

Warum sollte jemand "nicht normal" behandelt werden, nur weil er irgendeine psychiatrische Diagnose hat?
Wenn, dann kann man eventuell auf bestimmte abweichende Verhaltensweisen reagieren, von denen die TE aber nichts geschrieben hat.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Marzipanschnute
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 08:54

Ich stimme dir da voll zu, chaosfee. Hatte die Frage der TE aber eben dahingehend gedeutet. Also wie man mit vom 'Normalverhalten' abweichenden Verhaltensweisen umgeht.
Der generelle Umgang sollte aber so wie vorher auch bleiben. Und man sollte betroffene auch nicht übermäßig bemuttern, hätscheln oder so.
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chaosfee
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 10:14

Nur ist Borderline halt so vielgestaltig, dass man auf eine so oberflächliche Frage nicht wirklich seriös antworten kann, ohne gleich alle Borderline-Klischees zu bedienen. Vielleicht schreibt die TE ja mal, in welcher Beziehung sie so zu dem Stiefsohn steht, wie ihr Verhältnis ist, das zum Vater, womit sie Schwierigkeiten hat, womit der Sohn Schwierigkeiten hat, in welchen Symptomen sich die Erkrankung bei ihm zeigt, wie stark ausgeprägt die Symptome sind etc. Dass sich jemand zurückzieht, ist ja bspw. nun wirklich nicht per se krankhaft.

Ich kenne diese Eiertanz-Bücher z.B. auch und ich finde sie wirklich grausig und reißerisch. M.M.n. wird dort ein übelstes Klischee vom Monster-Borderliner bedient, das mit vielen, die da draußen mit der Diagnose herumrennen, ungefähr so viel zu tun hat wie der Reissack, der in China umfällt. Ich würde das maximal jemandem empfehlen, dessen Angehöriger mit Sicherheit zu dem Prozent Hardcore-Borderliner gehört, das in dem Buch beschrieben wird.
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pandas
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 11:20

chaosfee hat geschrieben: Wenn, dann kann man eventuell auf bestimmte abweichende Verhaltensweisen reagieren, von denen die TE aber nichts geschrieben hat.
Nun ist Normalität sicherlich noch einmal eine Definitionsfrage, aber, wenn man hier nun von normal behandeln redet, so ist dann doch der Gegengedanke: Die TE fragte, wie sie damit umgeht, dass der Sohn ihres Partners Borderline-erkrankt ist.
Somit gehe ich davon aus, dass es um die Symptome im Verhalten geht, und wenn er als Borderline betrachtet wird, so ist schon davon auszugehen, dass er sich im Kontakt nicht normal verhält, welches mit Borderline erklärt wird; somit, dass, wenn er sich z.b. patzig verhält, aggressiv wird oder, wird man gerade nicht normal mit ihm umgehen: Mit ihm darüber sprechen, wie es einem selbst damit geht und dass man sich so nicht behandeln lassen möchte und falls er wieder impulsiv aggressiv reagiert und kein normales Rankommen ist, so wäre es normal, den Partner zu bitten, sich im Kontakt vom Sohn distanzieren.
Es schien mir so, dass die TE Verständnis haben möchte, für diese im Kontakt schwierigen Symptome, da der Sohn eben nicht normal ist, sondern Borderline hat. Wie sie dann damit umgeht, wenn er sich so verhält etc.
Zum Beispiel wenn sich jemand selber schneidet, zum Bluten bringt, wäre es normal zu reagieren: "Spinnst Du?"
Wäre aber bei einem Borderliner nicht das A&O. Man möchte Verständnis haben. Aber die Frage, die sich dann tatsächlich stellt ist: Wie damit umgehen?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 11:29

lotusblume1957 hat geschrieben: Der Sohn wohnt alleine und zieht sich eher zurück, was ich natürlich auch nicht toll finde. Wir würden ja gerne helfen, nur macht er sich Treffen aus, die er dann absagt bzw. verschiebt.
Ah, das wird in der Symptomatik mitbezeichnet, Unzuverlässigkeit im Kontakt, Kontaktabbruch etc.

Nun ist die Frage dennoch, wird er denn gar nicht betreut?? Das wäre ungewöhnlich, vielleicht wäre es notwendig.

Wobei die andere Frage schon auch wäre: WIe akut ist denn die Borderlinesymptomatik?

Was sagt er denn, wenn ihr ihn fragt, warum er ständig absagt? Kann man denn da rational mit ihm darüber reden?
Es kann natürlich auch sein, dass er mit dem Vater erfahrungen der Überfürsorglichkeit und Patholisierung gemacht hat.

Vielleicht lässt Du Dir von Deinem Partner erstmal allein mehr über die Entstehungsgeschichte der Krankheit erzählen?
Eventuell ist es auch gar nicht mehr so akut und der junge Mann möchte von seinem Vater nicht mehr als Borderline wahrgenommen werden.
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lotusblume1957
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:01

Danke vorab. Es geht konkret um Verhalten. Welches Verhalten bzw. Symptome zeigt eine Borderline Persönlichkeit und wie gehe ich z.B. mit Aggressionen um bzw. kann ich ihn überhaupt "normal" fragen :"Hey wie gehts?"

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:01

wenn ich den Eingangsbericht richtig verstanden habe, hatte es seit längerem keinen Kontakt gegeben. Nun wünscht der Sohn sich welchen.
Ist denn dein Mann bereit dazu?
Kennst du den Sohn?
Ohne zu wissen, was vorher passiert ist, kann man schwer einen Tipp geben. Nur wegen Borderline würde ich mich ihm gegenüber ganz normal verhalten, wie gegenüber jedem anderen für mich "neuen" Familienmitglied auch (es sei denn, du kennst den Sohn bereits und hast schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht).
Immerhin hat er nur (und ich schreibe das bewusst ohne Anführungszeichen !) Borderline und nicht Kleptomanie oder Drogensucht bescheinigt bekommen.....


pandas
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:07

leuchtturm hat geschrieben: Immerhin hat er nur (und ich schreibe das bewusst ohne Anführungszeichen !) Borderline und nicht Kleptomanie oder Drogensucht bescheinigt bekommen.....
Aha, "nur" Aggression, die sich gegen Andere richtet wie auch sehr unzuverlässiges Kontaktverhalten, - das macht ja nichts, geht ja nur um Fremdgefährdung, nicht um Gefährdung des werten Selbst oder Gefährdung von Dingen. Easy. (*ironiemodus aus*)

lotusblume, ich würde empfehlen, Dich in einer Beratungsstelle, Institutsambulanz o.ä. dazu beraten zu lassen. Das kann auch allgemein sein zu dem Problem, Du kannst Dich über Umgang mit Borderline-erkrankten Angehörigen informieren, ohne Dich direkt auf den jungen Mann zu beziehen.
Die sind darin geschult, d.h. es werden dort Ängste nicht geschürt sondern realistisch gemildert.
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pandas
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:11

hallo lotusblume,

vielleicht liest Du Dich hier mal ein:

http://www.hpe.at/fileadmin/media_data/ ... erline.pdf
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chaosfee
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:43

Hallo lotusblume,

da ich aus deinen spärlichen Wortmeldungen entnehme, dass bisher noch gar kein Kontakt stattgefunden hat, verweise ich auf mein erstes Posting und unterstreiche meine dortige Aussage noch einmal dezent.

Du kannst dir hier natürlich von anderen Usern in den schillerndsten Farben ausmalen lassen, wie deren Bekannte, Verwandte etc., die zufälligerweise die gleiche Diagnose (vermutlich nicht immer zu recht, Borderline ist eine der beliebtesten Mode- und Verlegenheitsdiagnosen) erhalten haben, du kannst deinen Stiefsohn, schon bevor du ihn kennst, pathologisieren, nur bezweifle ich, dass du damit ihm, dir, euch allen einen besonders großen Gefallen tust. Dein Stiefsohn hat (wenn überhaupt) Borderline, er ist nicht Borderline.

Und noch ein Tipp: Frag ihn doch, wie er sich den Kontakt vorstellt, bevor du mit Wildfremden über ihn redest.


P.S. Das geht schon los, wenn hier irgendjemand schreibt: Er ist Borderliner, also vermutlich verletzt er sich. Nicht alle Borderliner verletzen sich. Nun nehmen wir an, der Stiefsohn hat tatsächlich eine Verletzung am Körper, die aber von einem Unfall herrührt. Die TE geht, hier mit vielen Infos versorgt, davon aus, dass diese Verletzung selsbt zugefügt wurde. Und jetzt versetze man sich in die Lage des Stiefsohnes... der findet das bestimmt prickelnd, so mit Vorverurteilungen bedacht zu werden.
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chaosfee
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:50

pandas hat geschrieben:
Nun ist die Frage dennoch, wird er denn gar nicht betreut?? Das wäre ungewöhnlich, vielleicht wäre es notwendig.

Gut, dass das endlich mal jemand sieht.
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lotusblume1957
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 15:21

chaosfee hat geschrieben:Warum sollte jemand "nicht normal" behandelt werden, nur weil er irgendeine psychiatrische Diagnose hat?
Wenn, dann kann man eventuell auf bestimmte abweichende Verhaltensweisen reagieren, von denen die TE aber nichts geschrieben hat.
Ich habe auch nicht geschrieben, dass ich ihn "anders" behandeln möchte. Ich bat um Erfahrungen, WIE man auf ihn zugeht. Danke

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 16:34

pandas hat geschrieben:
leuchtturm hat geschrieben: Immerhin hat er nur (und ich schreibe das bewusst ohne Anführungszeichen !) Borderline und nicht Kleptomanie oder Drogensucht bescheinigt bekommen.....
Aha, "nur" Aggression, die sich gegen Andere richtet wie auch sehr unzuverlässiges Kontaktverhalten, - das macht ja nichts, geht ja nur um Fremdgefährdung, nicht um Gefährdung des werten Selbst oder Gefährdung von Dingen. Easy. (*ironiemodus aus*)
unzuverlässiges Kontaktverhalten ist eine Krankheit?
Sich zurückziehen ebenfalls?
da schau her. *nicht nur Ironie, ich staune wirklich!*

Wer sagt denn eigentlich, dass der Sohn Andere gefährdet?

Und warum sollte man ihn nicht fragen können, wie es ihm gerade geht? Wenn es einen denn interessiert. Falls man lieber keine ausführliche Beschreibung möchte, würde ich persönlich besser nicht nachfragen. Trifft aber auf alle Gespräche zu

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lola321
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 16:44

Nicht alle, die Borderline haben, sind aggressiv. Wenn der Stiefsohn kurzfristig absagt, wird er seine Gründe haben. Manchmal ist es nicht leicht unter Menschen zu sein. Die Ursache kann natürlich auch eine andere sein. Sein Verhalten sagt aber nichts über seine Gefühle seinem Vater gegenüber aus. Wenn er sich den Kontakt zu ihm wünscht, wird er ihn schon lieb haben. Behandle ihn wie jeden anderen Menschen, den du neu kennen gelernt hast. Mit der Zeit wirst du ihn besser verstehen können. Borderline-Patienten haben eine gezerrte Wahrnehmung. Kleine Anmerkungen/Gesten allein können sie in tiefste Trauer stürzen oder erfreuen. Außerdem ist nicht immer betreutes Wohnen erforderlich, vor allem dann nicht, wenn er nicht Suizid gefährdet ist oder eine große Gefahr für seine Mitmenschen darstellt. Nimmt er seine Therapie ernst und ist ihm seine Krankheit bewusst, hat er gute Chancen auf ein normales Leben. Mit fortschreitendem Alter werden die Symptome übrigens weniger/seltener. Zeig Verständnis und sei fair zu ihm. Natürlich kannst du dir allgemeine Informationen über typisches Borderline-Verhalten einholen, doch nicht alle Verhaltensmuster sind bei allen Borderline-Betroffenen gleich (stark) ausgeprägt.

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