Kassen wollen schnellere Psychotherapie

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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 13:30

Hallo Stern,
Ich kann es schlichtweg nicht beurteilen, ob und wieviel Patienten übervorsorgt sind... dazu bräuchte ich Zahlen, wobei ja das Problem ist, das die Zahlen der Bedarfsplanung der Krankenkassen (die sich auf Übervorsorgung berufen) wohl auf einem anderen Fundament basieren als die, die faktisch angenommen werden (Unterversorgung).
Ich denke - wissen tue ich es nicht, - dass sich die Behauptung der Überversorgung auf Studien stützt, die zu dem Ergebnis führen, dass man eine Angststörung in X Wochen behandeln kann, eine Depression in Y Wochen, eine PTBS in Z Wochen, ... Wenn man die Studien als Basis nimmt, dann wären von den 80 VT-Stunden 50 "überflüssig". Das Individuum, seine Komplexität, seine komorbiden Störungen, seine individuellern Therapieziele, ... bleiben unberücksicht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Henrike76
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 14:46

Im Prinzip ist der Ansatz doch zu begrüßen, die Wartezeit zu reduzieren.

Meinen Weg dazu werde ich hier aber nicht nochmals breittreten. Muss ja auch sehen ob der Tip geht.

Monatelang nach der stat. Traumatherapie warten werde ich möglichst vermeiden!
Die blöde Warterei macht die Leute ja noch zusätzlich krank!


leberblümchen
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 19:43

Ich verstehe auch wirklich gar nicht, wieso man das ganze System nicht umstellt: Die Patienten könnten sich grundsätzlich beteiligen an den Leistungen, wie das ja beim Zahnersatz, bei der Physiotherapie, bei Medikamenten oder bei Brillen auch so ist.

Das Ganze müsste nach Einkommen gestaffelt werden, wie die Versicherungsbeiträge auch. Dann könnte man z.B. 100h kostenfrei bewilligen. Und dann könnte man weiter staffeln, was die Stundenanzahl betrifft: Zwischen 100h und 200h würde der günstigste Satz dann z.B. 10,- Zuzahlung pro Sitzung sein und ab 200h vielleicht 20,-. Und so weiter.

Das hätte den Vorteil, dass der Anreiz, es alleine zu schaffen, da ist. Ferner würden die Patienten direkt spüren, dass das nichts ist, was einem zugeführt wird wie warmer Milchbrei. Die Endlichkeit wäre spürbarer und gleichzeitig würde es den Geldbeutel nicht so sehr belasten, dass es nötig wäre, die Therapie aufzugeben, wenn man sie gerne länger in Anspruch nehmen möchte, weil sie einem guttut. Und ja, oft liest man hier eben genau das: "Es tut gut" - da ist der Übergang zwischen nötiger Versorgung zum psychischen Überleben und 'Wellness für die Seele' durchaus auch mal fließend - und es möge bitte niemand behaupten, dass das nicht so ist.

Leute, die von der Zuzahlung und er KV befreit sind, müssten auch hier nichts zuzahlen, während Andere, die auch sonst überall den Höchstsatz zahlen, auch hier mehr zahlen würden.

Und was ich in diesem Zusammenhang auch überhaupt nicht verstehe, ist, dass es problemlos möglich ist, nach Ablauf einer kompletten Therapie noch eine andere komplette Therapie anzuhängen. Nicht, dass das nicht auch sinnvoll sein kann, aber objektiv frage ich mich: Wenn Therapie A nicht wirkt, wieso wurde sie dann bis zum Höchstsatz ausgeschöpft? Da müsste schon genauer geschaut werden, denke ich.

Die zwei Jahre Wartefrist betrifft das in ähnlichem Maße: Wie oft liest man hier: "Dann mach ich nach der Höchststundenzahl zwei Jahre lang Quartalsstunden und zahle ein bisschen privat und dann fang ich wieder von vorne an" - das mag individuell alles sinnvoll sein, aber auch da würde ich mich als Kasse fragen: "Wieso soll ich nach zwei Jahren Pause noch mal dieselbe Summe zahlen, wenn sie schon beim ersten Mal nicht hinreichend geholfen hat?"

Ich hab nichts gegen Therapien, die 600h dauern und ich könnte mir vorstellen, dass ich das ähnlich machen würde, wenn die Möglichkeit schon gegeben ist - und wenn ich nicht wüsste, dass mein Therapeut vorher in Rente geht... Aber sinnvoller wäre es doch dann, wenn man gleich offiziell argumentiert: Dem Patienten XY reichen die 300h nicht, also müssen wir uns was anderes einfallen lassen - und das wäre dann eben eine erhöhte Zuzahlung, anstatt eine Mogelpackung.

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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:12

titus2 hat geschrieben:Wenn Therapie A nicht wirkt, wieso wurde sie dann bis zum Höchstsatz ausgeschöpft? Da müsste schon genauer geschaut werden, denke ich.
Vgl. die Zahlen, die ich einstellte... in 66% sagen die Behandler reichte das Kontingent nicht.

Man kann mMn nicht davon ausgehen, dass das Kontingent jedem reicht... glauben die Krankenkasse zwar, was sie durch Durchschnittsbildung (die gleichen Kontingente für jeden) auch suggerieren, aber Behandler kommen da durchaus ins Stöhnen. Das man die 66% gleich zu einer PA verdonnert kann es mMn auch nicht sein (mit der Begründung im Hinblick auf das Kontingent, wird aber manchmal gemacht).
Dem Patienten XY reichen die 300h nicht, also müssen wir uns was anderes einfallen lassen - und das wäre dann eben eine erhöhte Zuzahlung, anstatt eine Mogelpackung.
Womit die Leute mit schwerer Erkrankung bestraft wären... wäre ja ähnlich wenn man bei einer körperlichen Erkrankung sagen würden: Für jeden Tag, den sie länger im KH bleiben zahlen sie zunehmend einen Eigenanteil. Oder ab 1000 Euro behandlungskosten zahlen sie einen Teil selbst, weil sie dem sozialen System zu teuer kommen.

Therapien zu splitten ist btw. nicht unbedingt Mogelpackung. Man kann sich ja weniger vornehmen, was man erreichen will und schafft dann evtl. das Behandlungsziel bei aber noch fortbestehenden Behandlungsbedarf. Also in anderen Worten: Therapie wirkt, aber die Zeit reicht nicht. Man kann ja echt nicht jeden in 100h heilen. Wenn es nicht wirkt, ist es ein anderes Problem, was anzusehen wäre. Wo es absehbar ist, dass es nicht reicht, ist halt möglichst so zu planen, dass das bereits berücksichtigt wird, also längerfristig nach Alternativen geschaut wird, würdei ch sagen.
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:15

Wieso siehst du das als Strafe, wenn die Patienten sich an der Behandlung beteiligen? Das verstehe ich überhaupt nicht. Wenn ich eine Allergie habe und spezielle Nahrung brauche oder eine Frau, die ihr Baby nicht stillen kann - dann zahlt auch niemand für mich oder das Milchpulver der anderen Frau. Diese Einstellung, dass alles nichts kosten darf, die kann ich nicht teilen.

In anderen Bereichen haben wir uns auch längst daran gewöhnt, z.B. Physiotherapie, Kuren usw. Da fühlt sich auch niemand bestraft, wenn er die Leistungen in Anspruch nimmt und sich beteiligt. Du willst was haben, und das kostet Geld. Die Kasse sorgt dafür, dass es sich jeder leisten kann - nur eben nicht gratis.

Wichtig ist nur, dass man nach sozialen Gesichtspunkten staffelt.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Mi., 03.04.2013, 20:25, insgesamt 2-mal geändert.

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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:19

Wieso siehst du das als Strafe, wenn die Patienten sich an der Behandlung beteiligen?
Weil D ein Sozialstaat ist und andere schwere Erkrankungen, die Behandlungsnotwendig bis lebensbedrohlich sind auch nicht selbst finanziert werden IN ABHÄNGIGKEIT von der Inanspruchnahme (in Dauer oder Euro). Es würde hier schwar kranke in relation zu leichter kranken überproportional treffen... deswegen flapsig strafe. Soziale ungerechtigtkeit würde es aber besser treffen.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:22

Eben nicht! Erstens würde man ja ca. 100h gratis bekommen, um die Hürde nich so groß werden zu lassen und um vieles schon zu erreichen.

Und es wäre gestaffelt, sodass es niemanden arm machen würde.

'Sozialstaat' heißt nicht: Nix darf was kosten!

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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:23

Btw.: Nach Kontingentende zahlt eh der eine oder andere Patient (sofern möglich). Ungestaffelt, sondern nach dem vereinbarten Satz mit dem Therapeuten... womit die Kasse nichts mehr zu tun hat. So flexibel nach oben zu öffnen mit gestaffelten Sätzen sind kassen bisher nicht.
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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:27

'Sozialstaat' heißt nicht: Nix darf was kosten!
Logisch... für bestimmte Zusatzleistungen, die nicht zwingend sind, muss man eh zahlen... oder Medikamentenzuzahlen gibt es. Eine Verweigerung oder selbstfinanzierung essentieller Krankheitsbehandlung würde ich aber nicht als sozial sehen. Auch nicht, wenn man sagen würde: Aber nach der 3. Lungenentzündung zahlen sie aber einen Teil selbst. Oder auch nicht: Wenn ihre Lungenentzündung nach x Tagen noch nicht auskuriert ist, zahlen sie selbst gestaffelt. Kannst du ja so sehen , nur ich mache das nicht. Es gibt Leute, die brauchen keine 100h... aber andere haben nach 100h noch Behandlungsbedarf. Und es würde zu lasten derer gehen, die eben nicht in kurzer Zeit "fertig" sind.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 03.04.2013, 20:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:30

Äh, ja, das weiß ich, dass die Kassen das noch nicht tun - sonst hätte ich es ja nicht vorgeschlagen...

Aber es ist absolut unsinnig, eine undurchsichtige und kritikwürdige Bewilligungspraxis zu unterstützen - Stichwort: Gutachter und verschiedene Therapieformen, die sich ewig streiten - um dann nach dem Ende des Kontingents komplett alle Leistungen einzustellen, sodass nur noch die Reichen weitermachen können.

Natürlich würde es zu anderer Leute Lasten gehen. Die Behandlung wird nicht verweigert, denn ich bin ja für einen Gratis-Stundensatz. Nur die Bewilligung wird eben klarer und transparenter gehandhabt.

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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:38

titus2 hat geschrieben: um dann nach dem Ende des Kontingents komplett alle Leistungen einzustellen, sodass nur noch die Reichen weitermachen können.
oder eben wechsel, was die kasse ja nicht ausschließt... nur kann sich eine Suche nach einem Platz schwer gestalten, Stichwort Wartezeiten, etc. Wobei die Kasse (natürlich nicht so flapsig) so formuliert: Wenn die 100h nicht ausreichten, dann reißen es weitere Stunden auch nicht. Weil die Kasse eben relativ starre Rahmen hat, innerhalb derer eine Behandlung zu beenden ist. Bei jedem Verfahren. Bei der PA ist das bei rund 300h der Fall.

Nee... ich würde nicht sagen, dass sie in jedem Fall den Wechsel präferiert (weil es hat vor- und Nachteile gleichermaßen)... aber ich denke, die Kasse/Gutachter sieht es teils schon so, dass eine neue Schiene evtl. mehr reißen kann als nochmals die bisherige.
Natürlich würde es zu anderer Leute Lasten gehen. Die Behandlung wird nicht verweigert, denn ich bin ja für einen Gratis-Stundensatz.
Und wo der liegt wird immer streitbar sein... weil fakt ist: der Bedarf ist nicht für jeden gleich. Und ähnlich wie majatuk schrieb: wo schlupflöcher eröffnet werden, würde es auch leute geben, die sie ausnutzen.
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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:53

Hier nochmals ein paar (allerdings wiederum nicht mehr so druckfrische) Zahlen.
Jedoch fällt auf, dass von 10.028 Patienten, für die genehmigungspflichtige Leistungen beantragt wurden, bei 4.364, also bei 43,5 % dieser Patienten, das Höchstkontingent von den Psychotherapeuten für nicht ausreichend gehalten wurde, also von daher von Therapeutenseite eine potentielle Unterversorgung konstatiert wurde. Diese wird allerdings in insgesamt 57,8 % der betroffenen Fälle durch eine niederfrequente
Weiterbehandlung ... oder als Privatbehandlung aufgefangen. Damit werden allerdings über
40 % dieser Fälle jedenfalls nicht unmittelbar weiter psychotherapeutisch behandelt.
http://www.thorwart-online.de/Studie%20 ... 010%29.pdf
Also so wenige eh-schon-Privatzahler oder Leute, die dann erstmal durchs Raster fallen, weil die Kassen ihr Angebot für ausreichend erachten, gibt es wohl wirklich nicht. Die zahlen sind ähnlich wie die, die ich zuvor einstellte.

Also in anderen WOrten: Das Wartezeitenproblem ließe sich auch dadurch lösen, wenn die Kassen eine Unterversorgung anerkennen würden.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 21:08

Vgl. die Zahlen, die ich einstellte... in 66% sagen die Behandler reichte das Kontingent nicht.
Ich stolpere immer wieder über die Frage, warum die Stunden nicht reichen. Ist unsere Gesellschaft tatsächlich so krank, so dass sie über Jahre hinweg Therapie braucht?
Wenn man den ganzen Studien über die Wirksamkeit von Therapie Glauben schenken möchte, dann gibt es inzwischen für jede Störung Behandlungsmethoden, die in relativ kurzer Zeit zum Erfolg führen. Aber nicht jeder Therapeut wendet diese Methoden an. Ich hatte dieses Beispiel ja schon mal angeführt: Ich habe zwei VTs gemacht, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Es gab keine einzige methodische Überschneidung zwischen den beiden VTS, obwohl beide VT waren. In der ersten wurden vorwiegend Gespräche geführt, Methoden, wie ich mit meinen Problemen umgehen kann, wurden mir kaum vermittelt. Die zweite war absolut methodenorientiert.
Wenn es Methoden gibt, die hochwirksam sind, warum finden diese dann nicht in allen Therapien gleichermaßen Anwendung?
Ich denke, bevor man die Klienten "bestraft" sollte man sich Gedanken machen, wie man Therapie effektiver gestalten könnte und wie man Therapie einheitlicher gestalten kann.
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candle.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 21:48

titus2 hat geschrieben:Wieso siehst du das als Strafe, wenn die Patienten sich an der Behandlung beteiligen?
Strafe vielleicht nicht, aber wie sollen das manche Leute auffangen, die neben vielen Therapien noch zig Krankenhausaufenthalte haben. Ich finde es mit der Medikamentenzuzahlung schon äußerst schwierig.

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stern
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 21:53

Jenny Doe hat geschrieben:
Vgl. die Zahlen, die ich einstellte... in 66% sagen die Behandler reichte das Kontingent nicht.
Ich stolpere immer wieder über die Frage, warum die Stunden nicht reichen. Ist unsere Gesellschaft tatsächlich so krank, so dass sie über Jahre hinweg Therapie braucht?
vorhin noch eingestellte Statistik geht von 43% aus... aber egal auf was es sich einpendelt, hätte ich zwar auf einen nicht ganz so hohen Anteil getippt, aber doch auf einen sehr beachtlichen.

Die Gründe wurden leider nicht erhoben. Aber laienhaft würde ich sagen: Für eine komplexe Problematik oder PS (die sich seit Kindesbeinen eingeschliffen hat... man berechne das in h) um die 100h anzusetzen halte ich persönlich für kaum machbar. Die Zahl psychischer Erkrankungen soll zunehmenden Trend haben... darunter werden auch einige Komorbide störungen sein. Auch sollen psychische Erkrankungen häufig parallel zu einer körperlichen Erkrankung existieren, und nicht isoliert. Wie auch immer: Ich sehe den Punkt nicht wirklich in zu langen und ineffektiven Behandlungsdauern, sondern in einer unzureichenden Versorgung. Gibt ja genug Statistiken dazu, die das belegen... bzw. Untersuchungen, die die Datenbasis der Bedarfsplanung in Frage stellen.

Also für mich ist zweifelsfrei, dass die Kontingente für einen nicht unerheblichen Anteil an Patienten zu knapp bemessen ist, was sich für mich z.B: nicht dadurch erklären lässt, dass rund 50% der Behandler zu unfähig sind eine effektive Behandlung auszuwählen... auch nicht, dass rund 50% der Patienten nicht gut auf eine Behandlung anspringen oder therapieunwillig oder whatever sind.

Interessant finde ich auch folgenden Artikel:
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirt ... rgung.html
Es hat ein Großteil an PT nichtmal Kapazitäten für selbstfinanzierte Leistungen:
Von den 75 Prozent der Therapeuten, die keine IGeL anbieten, erklärten zur Begründung ca. 70 Prozent, dass sie neben ihren Heilbehandlungen keine Kapazitäten für IGeL frei hätten, ...
Quelle: siehe oben
Und diejenigen, die derartige Leistungen anbieten, machen das oft, um Versorgungsmängel auszubügeln:
"Psychotherapeuten nutzen IGeL nicht als zusätzliche Einnahmequelle, sondern in erster Linie, um die Begrenzungen der Psychotherapierichtlinien, zum Beispiel Höchstkontingente oder wenige antragsfreie Gesprächsleistungen, zu erweitern", lautet das Fazit Bests zum Ergebnis der Umfrage.
Quelle: siehe oben
Also die Kassen müssten anerkennen, dass die Versorgunglage nicht so golden ist, wie sie angepriessen wird.
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