Ich glaube, da liegt das Missverständnis.Blaubaum hat geschrieben:das symptom mutismus wurde (zumindest früher, sollte sich das etwa geändert haben?) kaum jemals isoliert wahrgenommen oder diagnostiziert, was ich auch für realistisch halte.
Mutismus ist keine Schwere Störung, das möchte ich mal deutlich sagen. Die Betroffenen sind normal bis überdurchschnittlich intelligent und verfügen über alle Fähigkeiten - nur können sie sie in manchen Situationen angstbedingt nicht einsetzten. Früher wurde Mutismus als Schüchternheit, Bockigkeit, Bösartigkeit wahrgenommen, die Kinder wurden eher "pädagogisch" behandelt (sprich fertiggemacht), als psychiatrisch (was in dem Fall medikamentöse Behandlung einschließt).
Was Du meinst ist das Symptom "Verstummen", das durchaus auf Traumata oder schwere psychische Störungen zurück geführt werden kann - mag sein, dass da Medikamente eingesetzt wurden, da kenne ich mich nicht aus. Man muss dieses "Verstummen" aber ganz deutlich vom Mutismus abgrenzen. Mutismus ist etwas ganz anderes.
Früher verschwand der Mutismus bei den meisten mit dem Erwachsenwerden von selbst. Irgendwann kommt jeder Mutist an den Punkt, wo er zu sehr leidet und aktiv dagegen angeht. Erst in unserer heutigen Gesellschaft, wo der Druck "normal" zu Funktionieren schon bei 2-3jährigen Kindern einsetzt,keine Abweichung von der Norm geduldet wird, keine Zeitspielräume für individuelle Entwicklung gegeben werden, greift man auf Behandlungsmöglichkeiten zurück. Bei Mutismus ist es aber - und das weiß ich zufällig genau - nie eine medikamentöse Behandlung.
Verhaltentherapie bei Angststörungen ist übrigens keine Symptombehandlung, sondern da wird tatsächlich an der Angst - an der Wurzel des Problems - gearbeitet.