Selektiver Mutismus

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 06:24

Blaubaum hat geschrieben:das symptom mutismus wurde (zumindest früher, sollte sich das etwa geändert haben?) kaum jemals isoliert wahrgenommen oder diagnostiziert, was ich auch für realistisch halte.
Ich glaube, da liegt das Missverständnis.
Mutismus ist keine Schwere Störung, das möchte ich mal deutlich sagen. Die Betroffenen sind normal bis überdurchschnittlich intelligent und verfügen über alle Fähigkeiten - nur können sie sie in manchen Situationen angstbedingt nicht einsetzten. Früher wurde Mutismus als Schüchternheit, Bockigkeit, Bösartigkeit wahrgenommen, die Kinder wurden eher "pädagogisch" behandelt (sprich fertiggemacht), als psychiatrisch (was in dem Fall medikamentöse Behandlung einschließt).
Was Du meinst ist das Symptom "Verstummen", das durchaus auf Traumata oder schwere psychische Störungen zurück geführt werden kann - mag sein, dass da Medikamente eingesetzt wurden, da kenne ich mich nicht aus. Man muss dieses "Verstummen" aber ganz deutlich vom Mutismus abgrenzen. Mutismus ist etwas ganz anderes.
Früher verschwand der Mutismus bei den meisten mit dem Erwachsenwerden von selbst. Irgendwann kommt jeder Mutist an den Punkt, wo er zu sehr leidet und aktiv dagegen angeht. Erst in unserer heutigen Gesellschaft, wo der Druck "normal" zu Funktionieren schon bei 2-3jährigen Kindern einsetzt,keine Abweichung von der Norm geduldet wird, keine Zeitspielräume für individuelle Entwicklung gegeben werden, greift man auf Behandlungsmöglichkeiten zurück. Bei Mutismus ist es aber - und das weiß ich zufällig genau - nie eine medikamentöse Behandlung.
Verhaltentherapie bei Angststörungen ist übrigens keine Symptombehandlung, sondern da wird tatsächlich an der Angst - an der Wurzel des Problems - gearbeitet.
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Blaubaum
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 10:02

wunderbar. dann haben wir es also einerseits mit mutismus als syndrom zu tun, bei dem menschen in bestimmten situationen nicht sprechen, und bei denen ansonsten alles in ordnung ist, und davon abzugrenzen wäre mutismus als symptom im rahmen der unterschiedlichsten störungen, evtl. mit beginn in der kindheit und jugend.

die TE berichtete, dass sie deshalb oftmals nicht sprechen kann, weil sie sich mit ihrem gegenüber identifiziert. das hat mir zu denken gegeben...

für totalen mutismus werden als grund schocks und schwere traumata angenommen, bei den familien von betroffenen des selektiven mutismus beobachtet man gehäuft merkmale wie ängste, hemmungen, sozialen rückzug, kommunikationsstörungen (beziehungslos, wie durch eine glasscheibe), absonderliche verhaltensweisen, eine in sich selbst verlorene haltung, eine dichte und dennoch voneinander getrennte familienatmosphäre...
...und damit wesentliche kriterien für die diagnose schizophrenia simplex bzw. die sog. minus-symptomatik für schizophrenien allgemein.

vor diesem hintergrund hast Du wohl recht, wir reden möglicherweise von ganz verschiedenen auffassungen, was mutismus ist oder sein kann.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 10:15

Ja, es sind 2 verschiedene Dinge.
Deine Vermutung auf Schiziphrenien im Hintergrund kann ich nicht bestätigen, weder aus eigener Erfahrung noch aus der Literatur. Mutismus ist wie gesagt, eine relativ leichte, aber für die Betroffenen sehr lästige und belastende Störung.
Lassen wir das mal so stehen.
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Blaubaum
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 15:52

ja, so können wir das stehen lassen...





...lese grad fallbeispiele aus dem erfahrungsschatz eines analytikers und sozialarbeiters.
er beschreibt den fall eines jungen mannes, mitte 20,der von seiner mutter immer noch wie ein kleines kind behandelt wurde.
bei ihm wurde katatone schizophrenie diagnostiziert, nachdem er nach einer entlassung aus einem arbeitsverhältnis das sprechen fast ganz eingestellt hatte. man konnte ihm nur noch geschlossene fragen stellen, die er mit ja, nein, mal sehen... beantworten konnte. er wurde mit neuroleptika behandelt.

der analytiker hatte das setting so gestaltet, dass die beiden einander gegenüber saßen, mit blickkontakt.
zwei jahre lang hat der klient auf fragen kaum geantwortet und aus sich selbst heraus nur geschwiegen. daraufhin änderte der therapeut das setting. er stellte die sessel nebeneinander und hörte auf, fragen zu stellen. stattdessen teilte er seinem klienten mit, dass er aufhören wolle, ihn mit fragen zu löchern, zu durchbohren, dass er es gut verstehen könne, dass dieser einen schutzmantel des schweigens um sich legen musste, um sich zu schützen......
da taute der klient auf und bestätigte dem therapeuten, dass er sich tatsächlich immer schützen müsse, vor allem gegen seine überprotektive mutter, dass er sich durch aufdringliches verhalten bedrängt und durchbohrt fühlt und menschen generell unausstehlich findet, da sie fast alle seine grenzen verletzen.
.......................................................................................................
ich denke, dass überprotektives verhalten in aller regel hand in hand geht mit einer inneren distanz. das ist das schizophrene daran. eine mutter hat keinen wirklichen kontakt zu ihrem kind und kompensiert dieses, indem sie ihr kind überprotektiv und letzten endes wie eine plastikpuppe behandelt (weil es für sie eigentlich auch eine plastikpuppe ist).

der klient berichtete später, dass er sich von seiner mutter nie wahrgenommen fühlte. das verhältnis war sehr eng und gleichzeitig gar nicht wirklich vorhanden, irreal.
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blablablabla
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 20:47

Hallo
Psychologische Erfahrungen hatte ich in Laufe meines Lebens viele gesammelt. Psychose, Schizophrenie oder was auch immer, wurde bei mir niemals diagnostiziert. Im Gegenteil bin sehr weit davon entfernt.
Nie wurde mir Realitätsverlust unterstellt, im Gegenteil. Bin auch kein Misanthrop, oder in diese Richtung (noch nicht ) D.h ich habe kein psychologisches Problem in dem Sinne.

Meine „nicht Kindheit“ erleichtert es sicher nicht, aber hat nichts damit zu tun..
Das einzige, das mich halt nervt ist dieses „schweigen“ (selektiv), und das sowas einfaches (natürlich schon mit Verbesserung ,schwankend) nicht funktioniert geht mir langsam auf die Nerven. Vertrauenspersonen hab ich auch nicht.

Verhaltenstherapie fände ich einen guten Ansatz. Nur wie oft kommt man in Situationen, an denen man das ausprobieren kann.
Mir wäre das doch alles egal, aber in der heutigen Gesellschaft kann man sich für „sich“ langfristig so ein Verhalten nicht leisten

Dieses banale Verhaltensproblem seitdem ich denken kann, stört also sehr...und ich muss das unbedingt los werden, ansonsten bin ich nämlich der normalste Mensch den man sich vorstellen kann .

Vielleicht sollte man sich irgendeine Kategorie zulegen, hab keine Ahnung...

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Blaubaum
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 21:50

na, wieder im lande?...
singular0 hat geschrieben:Meine „nicht Kindheit“ erleichtert es sicher nicht, aber hat nichts damit zu tun..
hört sich gut an. aber bist Du Dir da sicher? und wenn ja, warum?
Vielleicht sollte man sich irgendeine Kategorie zulegen, hab keine Ahnung...
was meinst Du damit?
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 22:54

Ganz einfach weil eine glückliche Kindheit automatisch "jedes" Problem erleichtert. Deswegen heißt es noch lange nicht dass man ein Schizo ist.

Ich mag nur wissen..... wie man das jetzt genau erlernen kann,...... dieses funktionieren , die anderen Mutistenforums sind ja ganz gut, nur normale kurze Gespräche in Alltagssituationen funktionieren meistens bereits.....(bsp. beim Bäcker usw) . Ist ja nicht so, dass ich das Problem erst jetzt sehe... Ich habe einfach keine Lust mehr in gewissen Situationen wie eine Taubstumme zu wirken ...Erlebt hab ich Gespräche genug. Soll man jetzt einfach dasselbe wiederholen in anderen worten was andere erzählen?
Sich Widersprechungen suchen...?
Das meiste ist ja offensichtlich? Eigentlich gibt's dazu nichts mehr zu sagen...

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Beitrag Mo., 25.03.2013, 23:00

"ein schizo" zu sein oder nicht.......ist das für Dich ein thema?

kategorien....jetzt verstehe ich wohl, was Du damit meinst: sprach-schablonen..... ja....nein....?

warst Du schon einmal in psychotherapie? Du schriebst ja, dass Du Dich von "psychologen" nicht ernst genommen fühltest....
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 23:46

Ich bin normal.... Schrieb bereits dass ich Erfahrungen habe,....Dieses kleine Problem tauchte jedoch unter und interessiert niemanden... Und denen die es auffällt erleben es live und denken natürlich anders darüber ...

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Blaubaum
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Beitrag Di., 26.03.2013, 00:03

wie denken die darüber?
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Beitrag Di., 26.03.2013, 00:28

Das ich das ändern muss...

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Beitrag Di., 26.03.2013, 00:31

und Du willst jetzt wissen, wie das geht?
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Beitrag Di., 26.03.2013, 00:43

Ja sehr lustig ... Wie redet man dasselbe? Anteilnahme usw..

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Beitrag Di., 26.03.2013, 01:37

huh, das weiss ich eigentlich nicht so genau, weil ich das automatisch immer so mache (wenn ich mich nicht gerade streite).

eigentlich reicht es manchmal, das selbe gesicht zu machen wie der mensch gegenüber. +

und wenn der etwas fragt, hat das gefragte einen sachlichen inhalt, z.b. "was möchten sie essen?"-----essen------na, worauf hast Du appetit? nudeln? käsebrot? krabbensalat?

Du kannst dann auf das zeigen, was Du essen möchtest, und wenn es nicht da rumliegt, kannst Du es Dir im geist vorstellen und dann das vorgestellte aussprechen: "bitte krabbensalat und gurkenscheiben!"

meinst Du so?
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Beitrag Di., 26.03.2013, 01:50

nein..

Ich empfinde ja mit, um das geht's nicht...

Gut, also war die Anmeldung hier umsonst...?

Es hat ja niemand was gegen mich....Die meisten finden mich nett,...

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