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Fr., 22.02.2013, 11:53
Hey Jenny
Ja, das ist sehr schwierig.
Die letzten zweieinhalb Jahre hatte ich das Gefühl, ich schaffe es nicht mehr. Ich stand vor den Patienten, schweissüberströmt, hatte das Gefühl, ich kann das nicht mehr, was ich seit 30 Jahren im Schlaf sozusagen könnte. Eine Infusion legen, eine Blutentnahme.. und schon zitterten meine Beine, mir wurde speiübel, mein Herz raste, alles wurde unwirklich... zudem schwankte der Boden bei jedem Schritt. Es war der Horror, der absolute Wahnsinn, ich wollte fast nicht mehr leben.
Ich habe dann von 100 auf 90% reduziert, nicht viel, aber immerhin.
Es geht mir da gleich wie dir, das Problem mit Angst vor Überforderung (denn wirklich überfordert war ich nie, es war immer nur bis man drin ist das Neue aneignen), und dann die Unterforderung, die sehr, sehr schnell eintrifft.
Was ich dagegen tue: ich halte es aus, wie alles in meinem Leben, wo ich keinen Ausweg sehe. Schau, ich war geschieden, hatte zwei kleine Kinder, ich MUSSTE einfach. Ich hab das alles nur mit unmenschlicher Disziplin mir selber gegenüber geschafft- sogar, dass es mir jetzt etwas besser geht momentan. Unmenschlich kann ich dir sagen. Irgendwann merkte ich, dass keiner, niemand mir helfen kann, nur ich mir selber.
Ich hab eine Homöopathin aufgesucht, mit letzter Kraft, und ich hab meine innere Einstellung geändert. Es ist jetzt nicht alles gut, aber ich versuche täglich auf's Neue, achtsam mit mir zu sein, so gut es eben geht, nur schon beim Essen und Trinken, Schlafen, versuche, mich nicht aufzuregen. Ich versuche, den Fokus mehr auf mein eigenes Wohlergehen zu legen. Schalte einen Gang runter, lass mich nicht mehr aus meiner Mitte, meiner Ruhe bringen. ich versuche es zumindest.
Ich versuche, meinen Perfektionismus abzulegen: dann ist die Wohnung halt mal zwei Wochen nicht gestaubsaugt im schlimmsten Fall. Wen stört das schon!
Ich muss auch aufpassen, dass ich nicht gleich wieder übertreibe, sobald es mir ein kleines bisschen besser geht.. ich bin da wirklich schrecklich.
montagne: du beschreibst die Dissos wunderbar so, wie ich sie auch kenne. Die Räume, die schief werden, der Boden, der schwankt. Eigentlich mehr Derealisationen. Das empfinde ich persönlich auch als Grund, das ich es nicht aushalten kann: die Angst, wahnsinnig zu werden, völlig abzudrivten.. die Angst, dass jemand das merken könnte, bei der Arbeit zb. oder auch sonst...
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet