Dissoziation: Normalität vs. Störung

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
Benutzeravatar

MrN
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 45
Beiträge: 1368

Beitrag Do., 21.02.2013, 20:35

Dampfnudel hat geschrieben:Was mir nämlich auch immer wieder im Kopf herumgeht, ist die Frage, wie es zu Dissoziationen kommt. Also, dass es eine Schutzreaktion auf großen psychischen Stress ist, verstehe ich. Aber was kann einen solchen Stress auslösen? Ich hab zum Beispiel keinen Missbrauch erlebt und Schläge oder sowas gab es bei uns auch nicht.
Das geht mir genau so. Ich habe inden letzten zwei, drei Jahren für mich erarbeitet, daß ich vermutlich zu den Hochsensitiven Persönlichkeiten (HSP) gehöre. Dabei hat mir ein Buch von Frau Trappmann-Korr sehr geholfen, hab den Link gerade nicht parat, hab's aber schon mal irgendwo bei "Hochsensibel" gepostet.

Der Witz an der Geschichte ist, daß es einen relativ hohen Prozentsatz an Mitmenschen gibt, deren Wahrnehmung wie ein trockener Schwamm ist. Sie saugen alles auf, was um sie herum passiert, und müssen sich an einen ruhigen Ort zurückziehen, um das alles nachträglich verarbeiten zu können.

Stichwort: Reizüberflutung.
Fehlt die Rückzugsmöglichkeit wird manchmal bereits der ganz normale Alltag zu unerträglichem Stress. usw.

Werbung


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Fr., 22.02.2013, 03:45

In mir kann eine Dissoziation ausgelöst werden, wenn ich ein bestimmtes Geräusch höre, ist dann das Geräusch was 99,999% der Menschen nicht interessiert und nix auslöst, das eigentliche Problem oder viel eher ein teil eintrainierter Reiz, der eine Disso auslöst.
Das, was du beschreibst, ist eine Möglichkeit Dissoziation zu beschreiben, nämlich die Reaktion auf einen indivduell bedeutsamen Reiz.
Dissoziation tritt aber auch ohne ein traumatisches Ereignis auf. Jeder dissoziiert im Alltag. Dissoziation kann auftreten, wenn man hochkonzentriert arbeitet und um sich herum nichts mehr mitbekommt und auch nicht mitbekommt, dass einem der Magen knurrt, bei Routinearbeiten, wo man nicht mehr denken muss und Handeln und Denken parallel laufen, im Kino, wenn man von einem Film gefesselt ist, im Auto, wenn man an einer roten Ampel stehend gedanklich abdriftet und nicht mitbekommt, dass die Ampel umgesprugen ist, .... ebenso Drogenkonsum, Meditation, ... All das kann zu einer Dissoziation führen, ohne dass das Ereignis an sich traumatisch sein muss oder der Dissoziation ein Stresserleben zugrundliegt.
Man kann Dissoziation nicht auf traumatisches Ereignis reduzieren.

Wie ich oben schon schrieb, gibt es bei mir keinen bestimmten "trainierten" Reiz, oder eine ganz bestimmte Situation oder ein ganz bestimmtes Gefühl, ... das eine Dissoziation bei mir auslöst. Dissoziation tritt bei mir infolge einer Reizüberflutung ein, die jedes Mal anders geartet ist. Ich gehe Jahre lang durch eine belebte Straße, ohne dass es mir irgendetwas ausmacht. Und dann, eines Tages, kann ich die Reize um mich herum nicht mehr ausblenden. Am nächten Tag ist wieder alles ganz normal und es bereitet mir keine Probleme mehr.
Man kann Dissoziation nicht auf "trainierten" Reiz reduzieren.

Ich habe das in meinen Therapien über 20 Jahre lang gemacht, dass ich nach dem Auslöser suchte, nach dem einen spezifischen Reiz, auf den ich "konditioniert" bin. Die Suche verlief im Sande, weil es bei mir keinen solchen Reiz gibt. Es ist schlicht und einfach die Unfähigkeit mit einer Reizüberflutung umzugehen. Und das hat nichts mit Traumatisierung zu tun.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Fr., 22.02.2013, 04:11

Dabei hat mir ein Buch von Frau Trappmann-Korr sehr geholfen, hab den Link gerade nicht parat, hab's aber schon mal irgendwo bei "Hochsensibel" gepostet.
Ich vermute, du meinst dieses Buch:
Trappmann-Korr, Birgit, Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal: Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung

Es gibt eine Homepage zum Thema "Hochsensibel", mit einigen, wie ich finde, ganz guten Tipps und Erklärungen.

http://www.hochsensibel.org/startseite/infotext.html
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Fr., 22.02.2013, 08:34

Ich lese sehr aufmerksam bei euch mit und muss bei sehr Vielem unterschreiben.
Auch bei mir werden die Dissos durch Überlastung ausgelöst. Sogar, wenn sie vordergründig positiv ist. Letzthin zb.- und das hab ich öfters- bei einem Gespräch mit einer befreundeten Ärztin, die mich um Rat fragte bezüglich ihrer Beziehung. Es wurde wieder alles grell. Ich hörte mich von aussen, hab mich von aussen gesehen. Das ist bei mir oft ein Vorbote wie ich bemerkt habe. Da hab ich bereits bemerkt, dass es für mich Anspannung war, ich absolut nicht gerne so im Fokus bin, das mich das stresst.
Kann ich jetzt keine guten Einzelgespräche mehr haben, nicht mal mehr das, hab ich mich gefragt...

Auf jeden Fall sind laute Geräusche für mich schrecklich, Gerüche können mich fast umhauen, und sehr oft merke ich, dass ich mich frage, ob alles real ist, ob ich wirklich hier bin, mich sozusagen von "aussen" sehe, meine Stimme eigenartig wahrnehme und mir wie selber zuhöre.
All das machte mir lange, lange Angst, grosse Angst. Mittlerweile weiss ich, dass es zu mir gehört, dass dann höchste Zeit ist, mich in die Ruhe zu begeben.
Ganz besonders schlimm für mich ist, wenn mein Körper auch noch streikt. Wenn ich das Gefühl habe, in den Boden gedrückt zu werden, wenn ich innerlich ständig erschrecke, bei gewissen Bewegungen sozusagen ein Zucken entsteht- es ist ganz, ganz schwer zu beschreiben, und es macht mir solche Panik. Im Zusammenhang mit den Dissos oder Derealisationen sehr schwer zu ertragen, va. bei der Arbeit.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Werbung


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Fr., 22.02.2013, 09:45

Hi Elfchen
Mittlerweile weiss ich, dass es zu mir gehört, dass dann höchste Zeit ist, mich in die Ruhe zu begeben.
Genau so ist es auch bei mir.

Was mich interssiert ist, schafftst du es mit dieser Problematik arbeiten zu gehen?

Ich verzweifle da echt.
Ich kann zum einen nicht Vollzeit arbeiten, weil ich es nicht aushalte, wenn 8 Stunden lang + Fahrzeit die Reize auf mich einströmen. Ich brauche Rückzugsmöglichkeiten. Ich brauche sehr viel Ruhezeiten und Auszeiten.
Und zum anderen drehe ich mich völlig im Kreis. Wenn ich einen Job beginne, entsteht bei mir das Gefühl der Überforderung, weil ich soviel Neues lernen muss, zuhören muss usw. Ich bekomme die ganzen Reize kaum verarbeitet, schaffe es nicht zuzuhören, .... und beginne zu dissoziieren.
Bin ich dann länger in dem Job, und alles wird zur Routine und es gibt nichts mehr Neues, was ich lernen könnte, dann entsteht das Gefühl der Unterforderung und Langweile. Diese Gefühle erlebe ich dann wiederum als Stress und beginne wieder zu dissoziieren.

Ähnlich ist es mit meinem Wohnsitz und anderen Dingen. Wohne ich in einer Stadt länger als zwei Jahre, ensteht ein unerträgliches Langeweilegefühl. Ich brauche neue Reize. Ziehe ich dann um, dann habe ich das gleiche Problem in grün, nämlich Überforderung. Neue Stadt, neue Reize, Orientierungslosigkeit und schließlich Dissoziation. Nach zwei Jahren ist dann alles so vertraut und bekannt, kurz, so langweilig, so dass ich es kaum noch aushalten kann und in mir alles nach neuen Reizen schreit. So drehe ich mich ständig im Kreis.

Dieses Thema beschäftigt mich zurzeit total, weil ich jetzt, wo mein Studium zu Ende ist, vor der Frage stehe, wie es weitergehen soll. Ich würde so verdammt gerne wieder arbeiten gehen, befürchte aber - und aktuelle Arbeitsversuche bestätigen dies -, dass ich nicht lange durchhalten werde.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Fr., 22.02.2013, 11:12

Nur weil man sich als Kind gewehrt hat, heißt es nicht, dass man nicht auch dissoziiert hat und dort das Muster anfing sich einzuschleifen. Wollte ich nur mal sagen. Wie es im Einzelfall ist, muss jeder für sich gucken, aber ob man sich gewehrt hat oder nicht bedingt nicht zingend eine Dissoziation oder auch nicht.

Als es mir sehr schlecht ging, vor Jahren hatte ich starke Derealisationen, einfach so, beim draußen rumlaufen, fast den ganzen Tag. Hatte in der Zeit auch in der Therapie Dissoziationen.

Ich denke schon, es hat mit emotionalen Stressituationen zu tun, aber was für den einzelnen eine emotionale Stressituation ist, kann ja sehr unterschiedlich sein.
Ich erinnere mich, dass ich schon als Kind dissoziiert bin, wenn meine Mutter mit mir geschimpft hatte. Nichtmal angeschrien oder so, nur geschimpft. Wohl weil sozusagen eine wichtige Bezugsperson "böse" auf mich war oder "gegen" mich. Später im Leben habe ich Misshandlungen erfahren, durch andere Menschen, die mir aber wenig bedeutet haben. Ich habe nicht dissoziiert.
Seit ich in der Therapie bin, dissoziiere ich dort phasenweise immer mal wieder. Am Anfang sehr deutlich. Der Boden schwankte, der raum veränderte kontinuierlich seine Form und der räumlich Abstand zwischen der Therapeutin und mir veränderte sich. Oder ich habe meinen ganzen Körper nicht mehr gespürt oder er wirkte optisch verzerrt.
Das war nur am Anfang so. Jetzt ist es eher weniger deutlich. ich denke aber immer noch, so ein gefangen sein in mir und ein völlig weggleiten in meine innere Welt, nicht mehr raus können, was sich jetzt manchmal habe, hat auch was mit Dissoziationen zu tun.

Ich hänge mich aber weniger an der Dissoziation an sich auf. Irgendwie wurde es für mich besser und sehr entlastend die Dissoziation an sich nicht mehr zu problematisieren, sondern so hinzunehmen. Schon dadurch ging das gröbste weg, denke ich. Inszwichen kann ich manchmal ein klein wenig steuern, ob ich mich in eine Dissoziation fallen lasse oder nicht.
Ich persönlich finde Dissoziationen bis zu einem gewissen Grad auch ganz nüzlich. Weil ich beides kenne, Dissoziation in emotionalen Stresssituationen und auch die volle Packung des Gefühlssturms, wie Todesängste, Trauer, massive Scham aushalten zu müssen. Da empfinde ich die Dissoziation manchmal wie ein natürliches Betäubungsmittel. Klar wird da erstmal was weggedrückt, aber ich bleube so stabiler. Und dnan habe ich vielleicht die Chance, mir das problematische in kleinen Stücken zu geben und nicht gleich alles, was mich auch stabiler hält.
Manchmal zumindest ist es so.
Interessante und wichtiger finde ich, was hinter der Dissoziation steckt. Was ist es, was man da nicht aushalten kann und warum nicht und woher kommt es?
amor fati

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Fr., 22.02.2013, 11:53

Hey Jenny

Ja, das ist sehr schwierig.
Die letzten zweieinhalb Jahre hatte ich das Gefühl, ich schaffe es nicht mehr. Ich stand vor den Patienten, schweissüberströmt, hatte das Gefühl, ich kann das nicht mehr, was ich seit 30 Jahren im Schlaf sozusagen könnte. Eine Infusion legen, eine Blutentnahme.. und schon zitterten meine Beine, mir wurde speiübel, mein Herz raste, alles wurde unwirklich... zudem schwankte der Boden bei jedem Schritt. Es war der Horror, der absolute Wahnsinn, ich wollte fast nicht mehr leben.
Ich habe dann von 100 auf 90% reduziert, nicht viel, aber immerhin.

Es geht mir da gleich wie dir, das Problem mit Angst vor Überforderung (denn wirklich überfordert war ich nie, es war immer nur bis man drin ist das Neue aneignen), und dann die Unterforderung, die sehr, sehr schnell eintrifft.

Was ich dagegen tue: ich halte es aus, wie alles in meinem Leben, wo ich keinen Ausweg sehe. Schau, ich war geschieden, hatte zwei kleine Kinder, ich MUSSTE einfach. Ich hab das alles nur mit unmenschlicher Disziplin mir selber gegenüber geschafft- sogar, dass es mir jetzt etwas besser geht momentan. Unmenschlich kann ich dir sagen. Irgendwann merkte ich, dass keiner, niemand mir helfen kann, nur ich mir selber.
Ich hab eine Homöopathin aufgesucht, mit letzter Kraft, und ich hab meine innere Einstellung geändert. Es ist jetzt nicht alles gut, aber ich versuche täglich auf's Neue, achtsam mit mir zu sein, so gut es eben geht, nur schon beim Essen und Trinken, Schlafen, versuche, mich nicht aufzuregen. Ich versuche, den Fokus mehr auf mein eigenes Wohlergehen zu legen. Schalte einen Gang runter, lass mich nicht mehr aus meiner Mitte, meiner Ruhe bringen. ich versuche es zumindest.
Ich versuche, meinen Perfektionismus abzulegen: dann ist die Wohnung halt mal zwei Wochen nicht gestaubsaugt im schlimmsten Fall. Wen stört das schon!
Ich muss auch aufpassen, dass ich nicht gleich wieder übertreibe, sobald es mir ein kleines bisschen besser geht.. ich bin da wirklich schrecklich.

montagne: du beschreibst die Dissos wunderbar so, wie ich sie auch kenne. Die Räume, die schief werden, der Boden, der schwankt. Eigentlich mehr Derealisationen. Das empfinde ich persönlich auch als Grund, das ich es nicht aushalten kann: die Angst, wahnsinnig zu werden, völlig abzudrivten.. die Angst, dass jemand das merken könnte, bei der Arbeit zb. oder auch sonst...
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Fr., 22.02.2013, 12:16

Nee komisch, Angst verrückt zu werden hatte ich nicht. Ja, die schiefen, verzerten Wände und Böden und ganze Umgebung. Kenn ich. Nur zum Glück, ich hatte es selten.

Mit Derealisaion meine ich, das alles zwar normal ausieht, sich aber fremd und distanziert anfühlt, leblos, zombihaft auch. So als wäre es ein anderes Universum als das meine. In meinem Universum alles nicht wirklich. Ich in einer Blase. Kanns nicht anders beschreiben. Da wusste ich aber, dass das nicht normal ist. Fand ich ich irgendwie schon belastend.

Was ich auch kannte war ein Zweifel, ob überhaupt alles echt ist, weil ich es nicht mehr gut erkennen konnte, das was komisch ist. Ich habe meine Therapeutin gesagt, was wäre, wenn wir nur Spielfiguren, Simmulationen wären oder Programme in einem PC. Wenn wir nur glauben würden, wir wären wirklich da, es aber nicht nicht wirklich sind. Habe gesagt, der Krebs in meinem Ökosystem im Einwegglas denkt bestimmt auch, er sitzt an einem Strand am See auf einer Alge, dabei sitzt er in einem Einmachglas.
Kluge Therapeutin sagte: Für den Krebs sei das Leben gleich bedeutungsvoll, egal ob er an einem See sitzt oder im Glas.

OT, liebes Elfchen: 2 Wochen nicht gesaugt ist bei dir der schlimmste Fall? das klingt wirklich nach viel Druck.
amor fati


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Fr., 22.02.2013, 12:27

Hi Elfchen,

danke für deine hilfreiche Antwort.
Was ich dagegen tue: ich halte es aus, wie alles in meinem Leben, wo ich keinen Ausweg sehe.
Ja, .. das habe ich auch mal gedacht. Und dann passierten mir so Sachen wie, dass ich plötzlich nicht mehr laufen konnte, plötzlich mitten auf der Straße stehen blieb und nicht mehr vor oder zurück konnte, oder in den Bus einstieg, aber nicht aussteigen konnte, ...

Ich muss mir das mal Gedanken machen, denn ich will unbedingt zurück ins Berufsleben.
Ich hatte mal über eine Ergotherapie nachgedacht, eine langsame begleitete berufliche Wiedereingliederung.


Hi montagne
Was ich auch kannte war ein Zweifel, ob überhaupt alles echt ist, weil ich es nicht mehr gut erkennen konnte, das was komisch ist.
Das "Beste" was mir passiert (heute kann ich drüber lachen, damals war das echt komisch) war, dass plötzlich eine Treppe weg war, die zuvor noch da war. Ich musste so dringend aufs Klo, doch die Treppe zur Toilette war weg. War echt peinlich, als ich dann auch noch blöd nachfragte, wie ich denn ein Stockwerk tiefer komme.
Sowas hatte ich zum Glück nur selten, vielleicht zwei, drei Mal. Bei mir überwiegt die Depersonalisation.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Fr., 22.02.2013, 12:47

Nee sowas kenne ich nicht.
Ich meine, ich konnte nicht mehr gut genug erkennen, dass meine Gedanken strange waren. Also doch konnte es irgendwo schon. Aber es war nicht mehr nur eine Wahrnehmung, dass andere wie Roboter sind, alles unwirklich, ich im falschen Paralleluniversum bin oder in einer anderen Dimension (und mich vllt. auch keiner sieht), sondern es wurde zu einem "Wissen" oder einer Fragestellung, ob da was dran sein könnte.

Was du beschreibst, Jenny, da muss ich shcon auch denken, ob es nicht auch eine neurotische Komponente hat, in dem Sinne, dass diese Symptome dir was sagen wollen, außer Stress und Belastung.
Also ich meine, klar, irgendwie haben die ja immer einen Hintergrund, eien Zweck.
amor fati

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Fr., 22.02.2013, 13:01

Jenny, ich kenne sowas.
Bei mir ist es das Gefühl, die Beine versagen... dass ich nicht mehr laufen könnte.

Letzthin hab ich einen jungen, 17-jährigen! Patienten gehabt mit eindeutigen Anzeichen für einen Schlaganfall. Der BD war 210/120, eine komplette Hemiparese, verwaschene Sprache... alle sind wir nur noch gerannt.
Stell dir vor: es war dann psychisch.... so krass! Alles regredient die nächsten Tage.. mir hat das sehr zu denken gegeben. Im Gespräch hat der Junge dann erzählt, er wolle Pfleger werden und arbeitet momentan in einer Reha mit Schlaganfallpatienten.....

was mir klar ist dass ich ein Sensibelchen bin und bleiben werde, und dass ich wahnsinnig gut auf mich und die Signale achten muss. Eben, sogar ein Freundinnengespräch überfordert mich derzeit.
Deshalb, das ist mir aufgefallen, hab ich nie gerne Leute zu mir heim eingeladen, sondern gehe lieber zu den Leuten. Ich kann dann gehen wenn ich möchte und muss mich nicht so sehr überfordern.

Lasst mich euch mal lieb umärmeln . Es tut mir grad so gut, darüber "reden" zu können und mich nicht mehr so wahnsinnig einsam damit zu fühlen... .
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Fr., 22.02.2013, 14:32

Hi montagne
Was du beschreibst, Jenny, da muss ich shcon auch denken, ob es nicht auch eine neurotische Komponente hat, in dem Sinne, dass diese Symptome dir was sagen wollen, außer Stress und Belastung.
Neurologisch ist alles abgeklärt. Das waren reine Stressreaktionen. Als ich den Job gekündigt habe, hatte ich solche Ausfälle über 10 Jahre lang nicht mehr. Erst 2000, als ich wieder einer extremen Stresssituation ausgesetzt war, trat das Problem wieder auf.
Ich habe damals in einer Selbsthilfegruppe zwei Frauen kennen gelernt, denen ging es noch viel Schlimmer als mir. Die hatten immer einen Rollstuhl bei sich. Mal konnten sie laufen, dann wieder Wochenlang nicht. Bei mir waren solche Ausfälle zum Glück nicht dauerhaft, immer nur kurzzeitig.
Stress kann wahnsinnig viel bewirken, das ganze Gehirn brach legen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag Fr., 22.02.2013, 14:33

Kenne das so wie du Jenny.

Ich war mit einem mal ganz alleine im Speisesaal obwohl der rappel voll war
oder ist wollte etwas zu Essen kochen, hatte eine Kartoffel in der Hand zum schälen und wusste dann damit nichts anzufangen.
Bin an falschen Orten gelandet usw.

Das ist heute weg...
geblieben ist manchmal die Unfähigkeit meinen Körper zu bewegen...
das gibts noch oder alles hören als wäre ich mit dem Kopf unter Wasser
das ja....
Offline


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Fr., 22.02.2013, 14:43

Ich schrieb neurotisch nicht neurologisch.

Das Stress das alles bewirken kann, da bin ich mir sicher. Es IST Stress. Und sicher ist es eine dissoziative Bewegungsstörung. Nur an der Stelle finde ich die etwaige analytische, bzw. veraltete Diagnose neurotische Konversion erhellender.
Also so geht es mir zumindest, wnen es den Anschein macht, dass es um ein bestimmtes Thema, um einen Konflikt geht. Denn wnen man das aufarbeitet, dann ist das Symptom ja nicht mehr nötig und lässt (vielleicht) nach. bei mir tat es das ja zumindest.
amor fati

Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag Fr., 22.02.2013, 14:44

Denn wnen man das aufarbeitet, dann ist das Symptom ja nicht mehr nötig und lässt (vielleicht) nach.
Offline

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag