Dampfnudel hat geschrieben:Sag mal, kann es sein, dass Du das Konzept des freien Willens mit dem von Absicht oder Plan oder Bedürfnis oder sowas verwechselst?
Ich denke, dass der Mensch keine wirklichen Wahlmöglichkeiten hat. Dass die Wahl im Grunde zu 100% vorbestimmt ist.
Ich könnte jede Entscheidung eines Menschen vorhersagen, wenn ich seine ganz persönlichen Einflussgrößen kennen würde.
Natürlich sind das sehr viele. Es ist nicht so einfach wie bei einem Insekt. Das nur sehr begrenzte Einflüsse und die daraus resultierenden Handlungen besitzt.
Es ist vielschichtiger und komplexer.
Aber nur weil es schwierig ist diese Komplexität zu verstehen, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass der Wille frei ist.
Bei einem Menschen führen 100 (willkürlich gewählte Zahl) Einflussgrößen und Persönlichkeitsstrukturen immer zu Entscheidung und Handlung X .
Hätte ein andere Mensch die gleichen 100 Einfussgrößen usw. würde auch die gleiche Handlung/Entscheidung herauskommen, die er im jeweiligen Kontext dann leben würde.
Bedürfnisse sind dabei aus verschiedenen Entscheidungsgrößen entstanden.
Die Illusion Entscheidungen frei trefffen zu können, dient nur dazu die sowieso schon vorgegebene Entscheidung bewusst zu machen. Es ist aber keine freie Wahl.
Ein Beispiel: Wieso entscheidet sich ein Mensch dazu zu heiraten?
Da wirken die Einflussgrößen: Vorbilder aus der Familie/Umfeld (im Gehirn abgespeichert); dieser Mensch ist bindungsfähig durch die Einflüsse in seiner Familie (wäre er zum Beispiel vollkommen isoliert aufgewachsen, würde er niemals diese Entscheidung treffen können); diese Mensch ist vielleicht in der Vergangenheit schon mal verlassen wurde, wünscht sich durch die Ehe mehr Sicherheit usw. usw. usw. (diese Liste ließe sich erweitert, Persönlichkeitseigenschaft, genetisch bedingte Emotionen). Durch eine Vielzahl dieser Einflüsse ist das Gehirn konstruiert und in dieser einen bestimmten Situation bringt es nur eine Entscheidung hervor. Es hat keine wirklich Wahl. Ich finde, das sieht man im Alltag immer wieder. Selbst wenn diese Mensch vielleicht genau darüber nachdenkt, bedeutet nachdenken nur, dass die Einflussgrößen wirken. Nachdenken ist nur eine Art Programm. Denn der Sinn von Nachdenken ist, dass die vorgegebene Entscheidung in das Bewusstsein gelangt.
Und dieser Mensch kann sich nicht anders entscheiden, als heiraten zu wollen. Er hat gar keine andere Möglichkeit. Ein Mensch mit den gleichen Einflussgrößen könnte sich auch nur dafür entscheiden.
Ich sehe da eben keine freie Entscheidung und auch keinen freien Willen, wenn die gleichen Einflussgrößen zu den gleichen Ergebnissen führen.
Wenn man zum Beispiel nur mal darüber nachdenkt, warum in der Vergangenheit diese meisten Menschen in der Kirche waren und warum heute viele keine Kirchensteuern mehr bezahlen.
Warum es früher sehr viel weniger Menschen gab, die Single waren als heute usw.
Daran erkennt man doch eindeutig, dass die Entscheidungen der Menschen nur von Einflussgrößen bestimmt werden. Ansonsten würden sich doch nicht so viele Menschen in der gleichen Zeit für genau das gleiche entscheiden.
Wenn die Entscheidungen frei wären, müssten wir eine sehr viel höhere Diversität in vielen Bereichen haben. Denn jeder könnte sich ja frei für alles Mögliche entscheiden.
Nur wie man sieht, tut es der Mensch nicht, weil er eben nicht frei ist.
Einzelne Ausreißer zum Beispiel Mensche, die heute immer noch sehr sehr religiös sind, sind keine Beweis für die Freiheit des Willens, sondern nur dafür, dass hier noch Einflussgrößen der Vergangenheit wirken.