Liebe titus,
deine Worte haben mich wie so oft sehr berührt.
Was du über eure Beziehung schreibst, ist so lebendig und tiefgehend, ich bin jedesmal wieder ergriffen, so wie auch vom Folgenden:
titus2 hat geschrieben: Bei uns ist es häufig ein Schmunzeln, was ich schon sehr viel und sehr schön finde: das Sich-Berührenlassen von dem, was der Andere erzählt. Wie ein sanftes Streicheln mit Worten, ein bisschen Entspannung.
Ich finde schon, daß das
auch Humor ist. Humor bedeutet ja nicht nur Witze erzählen, sich auf niedriges Niveau begeben und laut brüllend zu lachen.
Und ehrlicherweise auch ein bißchen neidvoll lese ich von diesem Sich-Berührenlassen. Daß du das so kannst, dich so berühren zu lassen - dafür empfinde ich großen Respekt, fast ehrfürchtig werd ich da... Das finde ich so, ich weiß nicht - vielleicht
reif und erwachsen und nahe und wunderschön?
"Ein sanftes Streicheln mit Worten" - das ist SO SCHÖN, daß es mir die Tränen in die Augen treibt - und gleichzeitig ist der Fundevogel-Fluchtinstinkt auf Alarmstufe Rot....
titus2 hat geschrieben:Lachen bedeutet so eine Art Schein-Souveränität. [...] Vielleicht hat es auch eine phatische Funktion, so von wegen: "Guck mal, ist doch alles nicht so schlimm"? Absurderweise bewirkt sein Lachen bei mir eher das Gegenteil: Ich werde ernst, weil ich mich auf diese Ebene nicht einlassen mag, eben auf dieses Relativierende des Lachens. Ich will genau wissen, was er gemeint hat, ich will es 'wörtlich', buchstäblich, greifbar haben, nicht in humoristische Watte gepackt.
titus, einiges deiner Worte habe ich jetzt unterstrichen, weil es so gut paßt.
Dein Eindruck unterstreicht eher die verdrängende, kleinmachende, wegmachende Funktion von Humor.
Und das finde ich jetzt das Spannende
und das frage ich mich gerade selber:
Das Relativierende des Lachens - WAS GENAU wird denn da relativiert?
Die eigene Wahrnehmung, das eigene Leid, d
er Ernst der Sache?
Wenn mein Therapeut lacht, um zu relativieren, würde das bedeuten, er hat eine andere Perspektive. Die hat er auf jeden Fall, weil ist ja nicht sein Leben, nicht sein Leid, nicht sein Problem...
ABER: Das bedeutet doch eigentlich auch, daß AUCH ICH eine andere Perspektive einnehmen KANN.
Wenn ich es lernen kann und möchte.
Weil vielleicht mein Verständnis begrenzt ist.
Weil mich vielleicht Emotionen umtreiben
und ich eh nur ständig meine Trampelpfade tiefer in den Boden grabe,
wie die Kuh, die im Kreis rennt, um den Mühlstein zu drehen....
Oder wie der da ...
Vielleicht ist der Hamster da drin ja glücklich (ziemlich wahrscheinlich sogar),
aber ich mag nicht mehr in meinem Käfig bleiben...
Der Käfig bedeutet für mich - in mir gefangen zu sein, in meinem Ich, in meinen Wertvorstellungen, in meinen Erfahrungen, in meiner Vergangenheit, in alten Mustern und Mechanismen, in Automatismen, Empfindungen.
Aber ich will raus da, ich will nicht angewiesen sein, daß mich andere füttern und trockenwickeln in meinem eingeschränkten Lebensspielraum. Will raus und neue Spielräume entdecken.
Will lernen daß das Leben vielleicht auch ein Raum ist, in dem man
auch spielen kann.
Und lachen. Und Fehler machen.
Und da die Theras ja leider nicht die Käfigtür aufmachen,
sondern immer nur Heiß-Kalt spielen mit den Patienten
und einen langsam mal zur Tür führen wenn überhaupt...
Manchmal ist es mir dann auch lieber,
über meine Verzweiflung zu lachen
und alles nicht so schlimm zu nehmen,
weil sonst bleib ich drin im Käfig und aus.