Thera nimmt Krise nicht Ernst
Ich denke, dass es so ist, dass es eine Seite in einem gibt, die den Tod bevozugt und eine die leben möchte. Je nach Situation, Erfahrungen usw. tritt die eine oder die andere Seite in den Vordergrund.
Ich bezweifle, dass selbst die Selbstmörder, die es dann tatsächlich durchgezogen haben, zu 100% von diesem Todeswunsch durchzogen waren. Es reichen auch weniger, um sich tatsächlich zu töten. Es bleibt immer eine Restambivalenz.
Deshalb kann es sein, dass in dem einen Moment, die Suizidgedanken tatsächlich dazu "benutzt" werden, um Hilfe zu bekommen, weil die andere Seite in einem, die leben möchte etwas in den Vordergrund rückt.
In einem anderen Moment kann das aber dann wieder kippen. Und je weniger man gegen die Suizidgedanken ansteuern kann oder will, desto mächtiger werden sie. Außer man erreicht auf anderem Wege eine höhere Stabilität.
Es ist eben eine Art Wechselwirkung zwischen den beiden Seiten. Und durch äußere Einflüsse innere Strukturen führt es dann zu dem einen oder dem anderen Ergebnis.
Da diese Prozesse so komplex sind, kann niemand wirklich vorhersagen, ob sich ein Mensch nun umbringt oder nicht. Man kann es nur ungefähr abschätzen.
Wenn die Seite des Lebens noch so stark ist, dass man sich wieder für das Leben entschieden hat, dann besteht erst mal keine akute Gefahr. Aber Menschen verändern sich natürlich ständig. Ich meine es ist sowieso schon schwer für einen Thera das genau abzuschätzen.
Wenn man ihm dann noch keine vernünftige Informationsgrundlage liefert, dann erwartet man denke ich, zuviel von einer Therapie und von einem Therapeuten.
Und wenn die Scham größer ist als der Leidensdruck, dann muss man eben eventuell abwarten bis der Leidensdruck höher ist. Und die Scham unwichtiger wird.
Natürlich sterben einige Menschen an ihren Suizidgedanken. Aber Menschen sterben auch an anderen Dinge.
Wenn ich weiß, dass ich eine potenziell tödliche Krankheit habe, aber ich verschweige meine Symptome bei einem Arzt, kann deshalb nicht behandelt werden, dann muss ich auch damit rechnen, dass ich eventuell irgendwann daran sterbe. Und dafür trägt dann nicht der Arzt die Verantwortung, sondern ich selbst.
Ich bezweifle, dass selbst die Selbstmörder, die es dann tatsächlich durchgezogen haben, zu 100% von diesem Todeswunsch durchzogen waren. Es reichen auch weniger, um sich tatsächlich zu töten. Es bleibt immer eine Restambivalenz.
Deshalb kann es sein, dass in dem einen Moment, die Suizidgedanken tatsächlich dazu "benutzt" werden, um Hilfe zu bekommen, weil die andere Seite in einem, die leben möchte etwas in den Vordergrund rückt.
In einem anderen Moment kann das aber dann wieder kippen. Und je weniger man gegen die Suizidgedanken ansteuern kann oder will, desto mächtiger werden sie. Außer man erreicht auf anderem Wege eine höhere Stabilität.
Es ist eben eine Art Wechselwirkung zwischen den beiden Seiten. Und durch äußere Einflüsse innere Strukturen führt es dann zu dem einen oder dem anderen Ergebnis.
Da diese Prozesse so komplex sind, kann niemand wirklich vorhersagen, ob sich ein Mensch nun umbringt oder nicht. Man kann es nur ungefähr abschätzen.
Wenn die Seite des Lebens noch so stark ist, dass man sich wieder für das Leben entschieden hat, dann besteht erst mal keine akute Gefahr. Aber Menschen verändern sich natürlich ständig. Ich meine es ist sowieso schon schwer für einen Thera das genau abzuschätzen.
Wenn man ihm dann noch keine vernünftige Informationsgrundlage liefert, dann erwartet man denke ich, zuviel von einer Therapie und von einem Therapeuten.
Und wenn die Scham größer ist als der Leidensdruck, dann muss man eben eventuell abwarten bis der Leidensdruck höher ist. Und die Scham unwichtiger wird.
Natürlich sterben einige Menschen an ihren Suizidgedanken. Aber Menschen sterben auch an anderen Dinge.
Wenn ich weiß, dass ich eine potenziell tödliche Krankheit habe, aber ich verschweige meine Symptome bei einem Arzt, kann deshalb nicht behandelt werden, dann muss ich auch damit rechnen, dass ich eventuell irgendwann daran sterbe. Und dafür trägt dann nicht der Arzt die Verantwortung, sondern ich selbst.
attitude to life : dispensable
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Ich glaube, ich muss hier noch einmal deutlich machen, dass ich meinen Thera durchaus informiert habe und dies kein akutes Problem ist. Ich habe geschrieben, dass es mir zurzeit schwerfällt zu reden. Aber es gab Zeiten, da habe ich ihm ziemlich detailliert geschildert, was ich getan habe und was meine Absichten waren. Beim ersten Mal hat er mich noch erzählen lassen, aber danach meist auf andere Themen umgelenkt. Nie gefragt, was mich dazu bewegt hat. Also äußerlich kennt er natürlich meine Themen und den aktuellen Anlass. Aber was sich innerlich abspielt, das interessiert ihn irgendwie nicht mehr.
Es gibt halt Themen, da fragte er nach und die schneidet er selbst immer wieder an. ZUm Beispiel greift er manches in der nächsten Stunde wieder auf. Das gibt mir das Gefühl, dass diese Dinge in seinen Augen wichtiger sind als die Frage, ob ich den nächsten Morgen erleben werde. Und da dies nach gesundem Menschenverstand nicht sein kann, nun, dann glaubt er wohl nicht, dass ich es ernst meine. Der Vorwurf der Manipulation und der emotionalen Erpressung, den ich ihm unterstelle und der hier ja auch gefallen ist, ist einfach durch den "Beschuldigten" selbst nicht zu entkräften. Und dann fühle ich mich hilflos. Denn wer, wenn nicht er, sollte mir helfen? Wer, wenn nicht er, sollte mir glauben? Wenn ich jemanden erpressen wollte, wäre doch mein Partner die bessere Wahl, oder?
Es gibt halt Themen, da fragte er nach und die schneidet er selbst immer wieder an. ZUm Beispiel greift er manches in der nächsten Stunde wieder auf. Das gibt mir das Gefühl, dass diese Dinge in seinen Augen wichtiger sind als die Frage, ob ich den nächsten Morgen erleben werde. Und da dies nach gesundem Menschenverstand nicht sein kann, nun, dann glaubt er wohl nicht, dass ich es ernst meine. Der Vorwurf der Manipulation und der emotionalen Erpressung, den ich ihm unterstelle und der hier ja auch gefallen ist, ist einfach durch den "Beschuldigten" selbst nicht zu entkräften. Und dann fühle ich mich hilflos. Denn wer, wenn nicht er, sollte mir helfen? Wer, wenn nicht er, sollte mir glauben? Wenn ich jemanden erpressen wollte, wäre doch mein Partner die bessere Wahl, oder?
Woher nimmst du diese Gewissheit? Findest du nicht, dass man es sich mit dieser Art zu denken ganz schön einfach macht? Ich habe ihm meine Not gezeigt und das Ergebnis liest du in meinem Eröffnungsposting. Und: wirklich, 100%ig und ganz sicher leben möchte ich nicht, das ist das Dilemma an Suizidgedanken.Gelli hat geschrieben:Wenn du wirklich leben möchtes,dann findes du auch einen Weg dich deinem Thera zu "öffnen"oder deine Not in dir aufzuzeigen.
Gelli, so einfach ist das nicht. Ich glaube, jeder, der sein Leben selbst beendet, durchläuft Phasen, in denen er noch umkehren kann. Wenn er denn mal genug "Werbung" macht. Das Meinungspendel in deinem Kopf schlägt unerwartet aus, egal ob dafür oder dagegen. Und die Entscheidung ist keine geradlinige.Gelli hat geschrieben:wer dem Leben ein Ende setzen möchte wirklich nicht mehr möchte,der macht keine Werbung damit in dem Sinne:hey Leute ich hab keinen Bock mehr,ich will nicht mehr,hab sogar alles dafür im Haus damit es funktoniert,dieser macht es dann eher heimlich ohne dieses Theater drumherum.
Das klingt tatsächlich so, als würde er es nicht wirklich ernst nehmen. Oder auch, als ob er versuchen würde, dir den Wind aus den Segeln zu nehmen. Vielleicht weil du ihm so detailliert geschildert hast, was du getan hast, statt über deine Gefühle, Gedanken und Motive zu sprechen (keine Ahnung, vielleicht hast du das ja auch getan)? So dass es in seinen Augen in eine "exhibitionistische" Richtung ging? Hast du denn mal deine Befürchtung angesprochen, dass er dich als manipulativ empfinden könnte?chaosfee hat geschrieben:Aber es gab Zeiten, da habe ich ihm ziemlich detailliert geschildert, was ich getan habe und was meine Absichten waren. Beim ersten Mal hat er mich noch erzählen lassen, aber danach meist auf andere Themen umgelenkt.
Nein, aber das ist eine gute Idee. Ich könnte mir das wirklich vorstellen, ihm diese Frage direkt zu stellen.
Es fällt mir noch viel schwerer über meine Gefühle zu reden als über etwas, das passiert ist. Mag schon sein, dass ich bei all meinen Erzählungen den Fokus immer sehr auf das Geschehen richte und weniger darauf, was sich in mir abspielt. Wenn ich etwas schildere, impliziert das die dazugehörigen Gefühle und ich muss sie nicht mehr ansprechen.
Es fällt mir noch viel schwerer über meine Gefühle zu reden als über etwas, das passiert ist. Mag schon sein, dass ich bei all meinen Erzählungen den Fokus immer sehr auf das Geschehen richte und weniger darauf, was sich in mir abspielt. Wenn ich etwas schildere, impliziert das die dazugehörigen Gefühle und ich muss sie nicht mehr ansprechen.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno
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Also ich kenne es so, dass natürlich Selbstmordgedanken hinterfragt wurden (kurz vor der Umsetzung stand ich jedoch nie), dass das näher beleuchet wurde... aber dann später auch nicht jedes Mal großartig darauf eingegangen wurde, wenn ich entsprechende Gedanken angesprochen habe (sondern mal mehr, mal weniger, mal gar nicht... und es war für mich auch nicht jedes Mal etwas neues). Vielleicht dass er dir mittlerweile vertraut, dass du dir nichts antust? Hätte ja auch etwas, oder nicht? Oder würde es besser auf dich wirken, wenn er dir insoweit misstrauen würde?chaosfee hat geschrieben:Beim ersten Mal hat er mich noch erzählen lassen, aber danach meist auf andere Themen umgelenkt. Nie gefragt, was mich dazu bewegt hat. Also äußerlich kennt er natürlich meine Themen und den aktuellen Anlass. Aber was sich innerlich abspielt, das interessiert ihn irgendwie nicht mehr.
Dir scheint es um die "Grundsatzfrage" zu gehen: Wie ernst nimmt er mich und was ich sage. Bzw. wie gleichgültig bin ich ihm? Kann das sein? Also kann natürlich vollkommen daneben liegen .
Das (Manipulation und emotionale Erpressung) ist immer so eine Keule... bzw. was würde es an Erkenntniswert bringen, wenn man zu dem Ergebnis kommt: ja, es ist emotionale Erpressung. Oder nein, ist es nicht. Irgendwie auch nicht sonderlich viel, finde ich.Der Vorwurf der Manipulation und der emotionalen Erpressung, den ich ihm unterstelle und der hier ja auch gefallen ist, ist einfach durch den "Beschuldigten" selbst nicht zu entkräften. Und dann fühle ich mich hilflos. Denn wer, wenn nicht er, sollte mir helfen? Wer, wenn nicht er, sollte mir glauben? Wenn ich jemanden erpressen wollte, wäre doch mein Partner die bessere Wahl, oder?
Denn natürlich kann es bei einem Gegenüber "Druck" bzw. "Sorgen" bereiten, wenn jemand Selbstmordgedanken oder -absichten äußert (ein Thera ist aber geschult, damit unzugehen... leicht ist das vermutlich nicht, sondern umso schwerer, je mehr Gefahr evtl. gegeben ist. Aber es macht mMn keinen Sinn, wenn ein Patient existente Gedanken bzw. Absichten verschweigt). Und bei einem Patienten, der solche Gedanken/Absicht hat, bei dem steckt natürlich auch eine Not dahinter... bzw. evtl. will er damit etwas bewirken (was dann mitunter als manipulativ bezeichnet wird), wohinter dann aber auch eine Not steckt, wenn man den Weg geht/gehen muss.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
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Ich kann mir vorstellen, dass dein Therapeut das ein klein wenig anders sieht.chaosfee hat geschrieben:Wenn ich etwas schildere, impliziert das die dazugehörigen Gefühle und ich muss sie nicht mehr ansprechen.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Ich hab so ein bisschen das Gefühl, Thera1 in Schutz nehmen zu müssen und hoffe, es ist okay, wenn ich hier (ganz klein, dann nimmt es auch nicht so viel Raum ein) nochmal auf mein Beispiel zurückkomme, aber weil wir zum Abschluss der Therapie nochmal darüber gesprochen haben, glaube ich zumindest die Gedanken beider Seiten ein bisschen zu kennen, und vielleicht ist das ja ein bisschen hilfreich?!? Oder vielleicht auch ein Aufhänger, wenn Du ihn vielleicht doch nochmal drauf ansprichst, denn ich fände es schon echt wichtig - kannst Du Dir nicht doch irgendeinen Weg vorstellen, das zu tun?
Wenn ich meine Thera1 richtig verstanden habe, hat sie mich wieder gehen lassen, weil ich gesagt habe, dass ich den Suizid zwar beschlossen hätte, aber an diesem Abend (es war die letzte Stunde an einem Freitagabend) wohl nicht mehr durchziehen wolle. Ich nehme an, dass sie sich gedacht hat, wenn ich es nicht jetzt gleich machen will und wenn ich ihr vorher noch davon erzähle, ist es doch nicht so akut. Sie hat sich schon viel Zeit genommen, auch mehr als die 50 Minuten und hat mir am Schluss ihre private Telefonnummer gegeben (die ich nie benutzt habe). Ich musste ihr versprechen, dass ich sie zuhause anrufe, bevor ich mir etwas antue und am Montag auf jeden Fall nochmal in der Praxis.
Ich hab vor der Stunde irgendwie nicht mehr richtig "getickt" und wahrscheinlich ziemlich neben mir gestanden, jedenfalls hatte ich irgendwie die Vorstellung, dass ich sie halt wirklich nochmal sehen könnte, und ich würde ihr davon erzählen, und dann könnten wir uns verabschieden Dann könnte ich im Laufe des Wochenendes noch die letzten Dinge erledigen, und dann könnte ich ganz in Ruhe zum Bahngleis gehen, denn es sei ja alles geregelt. Während des Wochenendes wurde es mir dann doch irgendwie schon "dringender", und ich hab die ganze Zeit überlegt, ob ich erst losgehen oder sie erst anrufen sollte. Wenn ich noch von zuhause aus anrufen würde, dann würde sie mich vermutlich überreden wollen, dass ich auch zuhause bleibe, und dafür hatte ich keinen Nerv mehr. Oder wenn ich schon da stehe, kurz bevor der Zug kommt? Aber das kam mir zu melodramatisch vor und dann irgendwie auch sinnlos. Aber ich hatte es ja versprochen, und daran habe ich mich total gebunden gefühlt. So habe ich dann das ganze Wochenende entscheidungsunfähig im Bett gelegen und überlegt, was ich zuerst mache.
Als wir dann später darüber sprachen, meinte sie, dass sie solche Versprechen nicht jedem hätte abnehmen können, weil sich andere nicht so stark an Versprechen gebunden fühlen, sondern es einfach trotzdem machen würden (unausgesprochen höre ich dahinter: "Wer es wirklich will, der macht es auch").
Mir kommt das ein bisschen ähnlich vor wie das, was Du schreibst, nämlich dass sie aus bestimmten Hinweisen geschlossen hat, dass die Gefahr gerade nicht so akut ist, aber nicht solche plötzlichen Impulse in Betracht gezogen hat. Und vielleicht ist es auch so, gerade wenn man das Thema schonmal sehr deutlich angesprochen hat, dass Therapeuten dann denken, dass man das wieder so tun würde, wenn es aktuell wäre? Dass sie also vielleicht auch deshalb nicht so darauf eingehen, weil sie den anderen, damit verknüpften Themen Raum geben (und damit auf eine langfristige Besserung hinarbeiten) wollen, solange es in ihren Augen keine akute Notwendigkeit ist, ihre Klienten vom Suizid abzuhalten. Gerade die Annahme, dass bestimmte Themen andere implizieren, ist ein häufiger Fehler, glaube ich, nicht nur in der Therapie. Jedes Thema kann soooo vieles andere implizieren. Woher sollen die Theras wissen, was davon gerade gemeint ist?
Ganz davon abgesehen fällt mir aber gerade ein, dass die Suizidgedanken, wenn sie für Dich so ein großes Thema sind, vielleicht auch mal ganz abgesehen von der tatsächlichen Gefahr als Thema in der Therapie angebracht wären. Wenn Du es nicht schaffst, sie konkret anzusprechen, wäre es vielleicht möglich, erstmal zu sagen, dass Du gern darüber sprechen würdest, dass ein Thema, das Dich sehr beschäftigt, bisher keinen Raum in der Therapie hat?
Oder schweigst Du gerade wirklich nur in Deiner Therapie? Ich bin mir ein bisschen unsicher, ob ich das richtig verstanden habe - ich dachte erst, Du bist gerade die ganze Stunde stumm, aber wie würdet Ihr Therapie machen?
Wenn ich meine Thera1 richtig verstanden habe, hat sie mich wieder gehen lassen, weil ich gesagt habe, dass ich den Suizid zwar beschlossen hätte, aber an diesem Abend (es war die letzte Stunde an einem Freitagabend) wohl nicht mehr durchziehen wolle. Ich nehme an, dass sie sich gedacht hat, wenn ich es nicht jetzt gleich machen will und wenn ich ihr vorher noch davon erzähle, ist es doch nicht so akut. Sie hat sich schon viel Zeit genommen, auch mehr als die 50 Minuten und hat mir am Schluss ihre private Telefonnummer gegeben (die ich nie benutzt habe). Ich musste ihr versprechen, dass ich sie zuhause anrufe, bevor ich mir etwas antue und am Montag auf jeden Fall nochmal in der Praxis.
Ich hab vor der Stunde irgendwie nicht mehr richtig "getickt" und wahrscheinlich ziemlich neben mir gestanden, jedenfalls hatte ich irgendwie die Vorstellung, dass ich sie halt wirklich nochmal sehen könnte, und ich würde ihr davon erzählen, und dann könnten wir uns verabschieden Dann könnte ich im Laufe des Wochenendes noch die letzten Dinge erledigen, und dann könnte ich ganz in Ruhe zum Bahngleis gehen, denn es sei ja alles geregelt. Während des Wochenendes wurde es mir dann doch irgendwie schon "dringender", und ich hab die ganze Zeit überlegt, ob ich erst losgehen oder sie erst anrufen sollte. Wenn ich noch von zuhause aus anrufen würde, dann würde sie mich vermutlich überreden wollen, dass ich auch zuhause bleibe, und dafür hatte ich keinen Nerv mehr. Oder wenn ich schon da stehe, kurz bevor der Zug kommt? Aber das kam mir zu melodramatisch vor und dann irgendwie auch sinnlos. Aber ich hatte es ja versprochen, und daran habe ich mich total gebunden gefühlt. So habe ich dann das ganze Wochenende entscheidungsunfähig im Bett gelegen und überlegt, was ich zuerst mache.
Als wir dann später darüber sprachen, meinte sie, dass sie solche Versprechen nicht jedem hätte abnehmen können, weil sich andere nicht so stark an Versprechen gebunden fühlen, sondern es einfach trotzdem machen würden (unausgesprochen höre ich dahinter: "Wer es wirklich will, der macht es auch").
Mir kommt das ein bisschen ähnlich vor wie das, was Du schreibst, nämlich dass sie aus bestimmten Hinweisen geschlossen hat, dass die Gefahr gerade nicht so akut ist, aber nicht solche plötzlichen Impulse in Betracht gezogen hat. Und vielleicht ist es auch so, gerade wenn man das Thema schonmal sehr deutlich angesprochen hat, dass Therapeuten dann denken, dass man das wieder so tun würde, wenn es aktuell wäre? Dass sie also vielleicht auch deshalb nicht so darauf eingehen, weil sie den anderen, damit verknüpften Themen Raum geben (und damit auf eine langfristige Besserung hinarbeiten) wollen, solange es in ihren Augen keine akute Notwendigkeit ist, ihre Klienten vom Suizid abzuhalten. Gerade die Annahme, dass bestimmte Themen andere implizieren, ist ein häufiger Fehler, glaube ich, nicht nur in der Therapie. Jedes Thema kann soooo vieles andere implizieren. Woher sollen die Theras wissen, was davon gerade gemeint ist?
Ganz davon abgesehen fällt mir aber gerade ein, dass die Suizidgedanken, wenn sie für Dich so ein großes Thema sind, vielleicht auch mal ganz abgesehen von der tatsächlichen Gefahr als Thema in der Therapie angebracht wären. Wenn Du es nicht schaffst, sie konkret anzusprechen, wäre es vielleicht möglich, erstmal zu sagen, dass Du gern darüber sprechen würdest, dass ein Thema, das Dich sehr beschäftigt, bisher keinen Raum in der Therapie hat?
Oder schweigst Du gerade wirklich nur in Deiner Therapie? Ich bin mir ein bisschen unsicher, ob ich das richtig verstanden habe - ich dachte erst, Du bist gerade die ganze Stunde stumm, aber wie würdet Ihr Therapie machen?
Alles hat seine Zeit.
hallo, ich denke den ersten Vertrauensvorschuss bekommt man schon in dem man für eine ambulante Therapie für fähig erklärt wird. Ich denke das steht auch in dem Zusammenhang damit das mit dieser Entscheidung ein gewisses Maß an Verantwortung für sich selbst voraus gesetzt wird.
Andernfalls würde der/ die Therapeut(in) bei Zweifeln und Unsicherheit gleich eine stationäre Therapie in erwähgung ziehen.
Das ist wohl das selbe Prinzip wie bei der verschreibung von Medikamenten. Da verlässt sich der Arzt auch darauf das man eine Einsicht hat und die Notwendigkeit einer Einnahme sieht. Und er kann am Ende auch nicht dafür garantieren ob, wann, wer sie nimmt. Oder welche Absichten dahinter stecken.
Ich denke damit setzt dein Therapeut auch ein Zeichen das er dir gewisse Ressourcen zuschreibt. Nur ist euer Standpunkt da ein anderer momentan zumindest. Du musst eine Lösung für Dich finden wie du die Situation für dich zufriedenstellend klären kannst. Und vll. ist es wirklich ganz sinnvoll auch mal hinter deine Gedanken zu schauen und weiter zu blicken was du eigentlich erhoffst bzw. erreichen möchtest, was dein Ziel hinter dieser Aussage ist
lG Engel22
Andernfalls würde der/ die Therapeut(in) bei Zweifeln und Unsicherheit gleich eine stationäre Therapie in erwähgung ziehen.
Das ist wohl das selbe Prinzip wie bei der verschreibung von Medikamenten. Da verlässt sich der Arzt auch darauf das man eine Einsicht hat und die Notwendigkeit einer Einnahme sieht. Und er kann am Ende auch nicht dafür garantieren ob, wann, wer sie nimmt. Oder welche Absichten dahinter stecken.
Ich denke damit setzt dein Therapeut auch ein Zeichen das er dir gewisse Ressourcen zuschreibt. Nur ist euer Standpunkt da ein anderer momentan zumindest. Du musst eine Lösung für Dich finden wie du die Situation für dich zufriedenstellend klären kannst. Und vll. ist es wirklich ganz sinnvoll auch mal hinter deine Gedanken zu schauen und weiter zu blicken was du eigentlich erhoffst bzw. erreichen möchtest, was dein Ziel hinter dieser Aussage ist
lG Engel22
@DAmpfnudel: Ich finde es immer schön, wenn andere von ihren Erfahrungen schreiben. Du darfst das ruhig auch in groß! Bin ja slebst keine große Schreiberin hier im Forum, aber ich lese unheimlich gerne eure Erfahrungen. Und natürlich lese ich gerne von Menschen, die diese Phasen kennen und überwunden haben. Ich kann mir das selbst nämlich gerade nicht vorstellen.
Ach ja, die Themen, über die ich nicht sprechen kann... da gibt es tausende. Gerade ist es tatsächlich so, dass ich gar nicht spreche. Diese Phasen haben inzwischen schon etwas Vertrautes, auch für meinen Thera, glaube ich. Die Therapie stockt da natürlich ziemlich. Meist redet er dann halt, deutet mein Schweigen, oder wir schweigen zusammen mal eine halbe Stunde. Klingt verrückt, aber ich schaffe es manchmal, mich in diesem gemeinsamen Schweigen zu entspannen.
@Stern: Ich mag die Worte Vertrauen/Misstrauen nicht in diesem Zusammenhang. Ich trau mir ja selbst nicht über den Weg, da fände ich es vermessen, wenn mein Therapeut es täte. Ich glaube auch nicht, dass es ein grundsätzliches Thema ist, denn bei allen anderen Themen komme ich grundsätzlich gut mit ihm aus. Ich habe meine Siuizidgedanken prinzipiell nie jemandem in meinem Umfeld mitgeteilt, daher schließe ich dieses ganze Manipulationsding aus. Da gäbe es Leute, die leichter zu erpressen wären als mein Thera. Ich glaube, ich möchte einfach nur jemanden, der in solchen Momenten geistig bei mir ist. Denn man ist, wenn man auf der zitierten Brücke steht, verdammt einsam.
Ach ja, die Themen, über die ich nicht sprechen kann... da gibt es tausende. Gerade ist es tatsächlich so, dass ich gar nicht spreche. Diese Phasen haben inzwischen schon etwas Vertrautes, auch für meinen Thera, glaube ich. Die Therapie stockt da natürlich ziemlich. Meist redet er dann halt, deutet mein Schweigen, oder wir schweigen zusammen mal eine halbe Stunde. Klingt verrückt, aber ich schaffe es manchmal, mich in diesem gemeinsamen Schweigen zu entspannen.
Tristezza, davon bin ich überzeugt.Tristezza hat geschrieben:Ich kann mir vorstellen, dass dein Therapeut das ein klein wenig anders sieht.chaosfee hat geschrieben:Wenn ich etwas schildere, impliziert das die dazugehörigen Gefühle und ich muss sie nicht mehr ansprechen.
@Stern: Ich mag die Worte Vertrauen/Misstrauen nicht in diesem Zusammenhang. Ich trau mir ja selbst nicht über den Weg, da fände ich es vermessen, wenn mein Therapeut es täte. Ich glaube auch nicht, dass es ein grundsätzliches Thema ist, denn bei allen anderen Themen komme ich grundsätzlich gut mit ihm aus. Ich habe meine Siuizidgedanken prinzipiell nie jemandem in meinem Umfeld mitgeteilt, daher schließe ich dieses ganze Manipulationsding aus. Da gäbe es Leute, die leichter zu erpressen wären als mein Thera. Ich glaube, ich möchte einfach nur jemanden, der in solchen Momenten geistig bei mir ist. Denn man ist, wenn man auf der zitierten Brücke steht, verdammt einsam.
Liebe Chaosfee, ich kann dich so gut verstehen. Diese Einsamkeit in der Dunkelheit ist ein furchtbares Gefühl. Bitte rede offen mit deinem Therapeuten über diese Gefühle und sage ihm, was du dir konkret wünscht. Ich weiß, es ist verdammt schwer. Wenn du es nicht ansprechen magst, dann schreibe es ihm. Bitte teile dich mit und bleibe mit diesem Gefühl nicht allein. Ich bin mir sicher, dass er dir dann zuhören wird. Es ist so enorm wichtig, diese Gefühle aussprechen zu dürfen.
Dilemma
Dilemma
Danke Dilemma, das tut grad echt gut. Ich werde versuchen, ihm das zu sagen. Mir ist ja auch durch den Thread hier einiges klarer geworden.
Danke für deinen Zuspruch.
Danke für deinen Zuspruch.
Weil ich eine endlose Therapeuten-Odyssee hinter mir habe, deren letzter Versuch dieser Therapeut war. und weil ich schon ca. 100 Stunden investiert habe. Und weil ich mich gut aufgehoben fühle bei ihm, abgesehen von dem angesprochenen Thema. Und weil er der erste war, der mich behalten hat und dem ich zugetraut habe, dass er die Therapie mit mir durchzieht. Und weil ich mit meinen Diagnosen und meinen Problemen froh sein kann, jemanden gefunden zu haben, der das nach eigener Aussage gerne tut.
Aber das ist doch ein total wichtiges Thema!!Und weil ich mich gut aufgehoben fühle bei ihm, abgesehen von dem angesprochenen Thema
Es geht vielleicht um dein Leben!! Lass diesen Therapeuten links liegen, wenn er nichts taugt (bei diesem sehr sehr wichtigen Thema) und such weiter.
Auch wenn es sehr unbeqem weiter zu suchen.
Ich schaff das nicht, alles nochmal von vorne - die Suche (die hat jetzt schon Jahre gedauert), dann alles wieder von vorne erzählen... das pack ich nicht mehr. Ich muss versuchen, das irgendwie IN dieser Therapie zu klären. Hab außerdem schon einige abgebrochene Therapien hinter mir, sodass die krankenkasse mir vermutlich eh keinen weiteren Therapeutenwechsel genehmigen würde.
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