Tristezza hat geschrieben:Wie siehts denn aus mit der Beziehung zu deiner Frau? Ist da auch die Luft raus? Ihr Satz, dass sie dich rausschmeißen würde, wenn du weiterhin mit so einem Gesicht herumläufst, hat mich etwas zusammenzucken lassen, auch wenn er vermutlich nicht ganz ernst gemeint war.
Na ja, immerhin hat sie es wohl so ernst gemeint, dass sie heulend neben mir im Bett lag. Denn eigentlich will sie mich nicht rausschmeißen. Dazu kennen wir uns zu lange - 35 Jahre. Ich war 7 und sie 12. Zusammengekommen sind wir aber erst als ich Ende zwanzig war. Und dann kam auch gleich unser erster Sohn. Davor waren wir sehr, sehr gute Freunde und haben uns regelmäßig getroffen.
Ombra hat geschrieben:Letztendlich eine Frage des Mutes und eine "Kosten-Nutzen-Analyse". Zum Beispiel weiß ich das gerade Lehrer bei bestimmten Hilfprojekten in Afrika gebraucht werden. Falls deine Familie da mit macht, wäre das doch mal was Neues. Aber:
Ich glaube nicht, dass die eigentlich Frage ist, was du verändern willst, sondern die Frage ist, ob du überhaupt etwas an deinem Leben verändern möchtest.
Ich kenne viele die über Unzufriedenheit über ihr Leben klagen. Aber im Grunde gar nichts verändern wollen.
Damit triffst du wohl den Nagel irgendwie auf den Kopf. Ich denke schon seit langem darüber nach, warum ich in DEM Alter, in dem man am einfachsten was Neues machen kann, einfach mich hab treiben lassen - und das habe ich damals schon gedacht. Die eigene Antwort war dann immer "Was für einen Sinn hat das, welchen Zweck hat das, wen interessiert es eigentlich."
Aber über den Punkt "Welchen Sinn hat das?" bin ich, hoffentlich, schon drüber. Ich denke, dass keiner am Ende stehen wird, mit einer Checkliste in der Hand und dann abhakt: "Kinder gezeugt - ok; Haus gebaut - okay; immer nett gewesen - okay; anderen geholfen - okay usw. Sie haben ihr Leben sinnvoll verbracht. Gratulation! Sie dürfen nun den nächsten Level betreten". Mir geht es darum, glaube ich, möglichst viele Situationen zu schaffen, in den ich mich wohl fühle, in denen ich in den Flow komme, wo ich herauskomme und denke "Ja, war das toll!" Und davon gibt es einige: Gut gelaufener Unterricht, Essen gehen mit Kollegen, Sport (ich bin da einfach zu sehr körperorientiert), Musik, Kino Fotografieren, Neues sehen, Kochen
Na ja. Und da sehe ich mich dann manchmal durch das Verhalten meiner Frau davon abgeschnitten. Sie erträgt mein Singen nicht, oder nur die Ukulele. Sie findet es irritierend, wenn ich mit Kollegen, meist weiblichen, zum Essen gehe. Sie macht selbst eigentlich keinen Sport, auch wenn sie das anders sieht. Ins Kino gehen wir nur selten bis gar nicht, was entweder an fehlenden Babysittern liegt oder daran, das wir unterschiedliche Filme mögen oder an der Klimaanlage unter der sie dann leidet. Genauso ist es mit Essen gehen. Die Unterhaltungen verlaufen dann meist über irgendwelche Probleme, ihre, die unserer Kinder, die von anderen. Es gibt einfach kein positives Thema. Sport habe ich versucht mit ihr zu machen: Tennis (hat sie gar nicht erst angefangen), Laufen (geht auf den Nackenmuskel), Skifahren (hat sie sich beim letzten Mal direkt am ersten Tag einen komplexen Schulterbruch zugezogen, weil sie mit den Carving-Skiern nicht zurecht kam, aber mir was beweisen wollte).
Neues zu entdecken machen wir eigentlich beide ganz gerne. Zumindest haben wir das früher gerne gemacht. Das sollte ich vielleicht mal wieder aktivieren.
So, jetzt habe ich langsam den Faden verloren und brings vielleicht noch mal alles auf den Punkt:
(1) Mir geht die innere Einstellung ab, dass ich eigentlich ein geiles Leben.
(2) Ich habe eigentlich viele schöne Hobbies, aber eine Familie, die mich die Hobbies nicht wirklich ausüben lässt, weil ich entweder nicht die Zeit finde (Laufen, Fliegen, Fitnessstudio),
(3) oder die mit ihren Kommentaren - meistens ist es dann doch nur ein verzogenes Gesicht - mir das Ausüben verleidet (Musik, Kochen)
Wobei dem Punkt (2) oftmals vehement widersprochen wird. Aber spätestens wenn man nach drei Stunden Spaß nach Hause kommt und sieht, wie der Haussegen wegen irgendwelcher Eltern-Kind-Konflikte schief hängt, kommt dann Punkt 3 zum Tragen und alles ist wieder beim Teufel. Und das passiert dann doch häufiger, so dass ich wahrscheinlich schon damit rechne und deswegen mit entsprechender Miene rumlaufe.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich für Freunde der Entspannte und Gut-Gelaunte bin? Nur zu Hause ists halt vor allem nicht so.