Antriebslosigkeit

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Nordi
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Beitrag Do., 27.09.2012, 09:50

sinnliche hat geschrieben: dein zitat:
In den vielen Jahren, die ich mich schon mit diesem Thema beschäftige, bin ich immer mehr zu der Einsicht gekommen, dass die derzeitige therapeutische Hilfe bei meinen Angstproblemen noch längst keine wirkliche Hilfe sein würde.

bist du derzeit in therapeutischer behandlung, weil du meinst, dass die DERZEITIGE therapeutische hilfe noch längst keine hilfe sein würde?
Es lässt sich schwer erklären, aber je mehr ich über Therapiemethoden lese und höre, um so mehr habe ich das Gefühl, dass besonders solche extremen sozialen Ängsten, wie meine eigenen noch längst nicht wirklich verstanden worden sind. Meist scheint es eher darum zu gehen, dass die Betroffenen nur wieder gesellschaftlich funktionieren können, aber echte Heilung findet nicht statt - daher ist die Rückfallrate nach einer Therapie meist auch sehr hoch. Aus meiner eigenen Erfahrung mit meinen Ängsten usw. fallen mir in Therapiebeschreibungen Dinge auf, die ich eher als unbrauchbar einstufen würde - zumindest bezogen auf meine eigenen Angstprobleme. Besonders unsinnig finde ich, dass immer versucht wird die Symptome zu bekämpfen oder zu betäuben, statt einen positiven Umgang damit zu vermitteln, so dass die Betroffenen keine Angst mehr vor ihrer Angst usw. haben. Als extrem primitiv empfinde ich diese oft genannten Konfrontationsübungen, wo es dann darum geht die Angst auszuhalten, um sie durch Gewöhnung zu überwinden - so etwas denken sich nur Leute aus, die nie wirklich extreme Ängste hatten .
sinnliche hat geschrieben: ich weiß, wie schlimm "einsam sein" sein kann.. und wie lange man sich selbst glauben macht, es wird schon "eines tages" werden...
dann kommt der tag, wo man sieht, dass es nicht "von selber" wird...
Ich hoffe, dass du nicht wirklich weißt, wie schlimm Einsamkeit wirklich sein kann - dies wünsche ich niemanden .
Bei mir war es der Tag, wo ich erkannt habe, dass soziale Kontakte, Freunde und Beziehung für meine Einsamkeit keine Lösung sind - damals habe ich damit aufgehört mich nach Freunden umzusehen oder mich noch einmal zu verlieben.
sinnliche hat geschrieben: die zeit, wo du damals deine schweren depressionen hattest, hatten die einen auslöser, eine schwere außensituation, oder war es mehr durch "innere konflikte" oder ähnliches begründet? da du sehr eindrücklich schreibst, wie schlimm diese zeit damals für ich war, müsstest du dich eigentlich davor fürchten, dass es wieder sein könnte, dass du in die depression abgleitest?

durch welche hilfe hast du es damals geschafft, deine emotionales leben wieder ins lot zu bringen?
Meine Depressionen entwickelten sich sehr schleichend und als solche nicht direkt erkennbar - erst rückblickend habe ich das erkennen können. Sie waren sowohl in gewissen Außensituationen als auch in inneren Konflikten begründet. .

Mir half damals, dass ich mir fast das Leben genommen hätte - nicht zu empfehlen .
Ich hatte da schon eine extrem depressive und ängstliche Zeit hinter mir, wo plötzlich alles so klar und leicht wurde, weil ich mich endlich für diesen letzten Schritt entschieden hatte - ein seltsamer Zustand .
Bevor ich dies aber dann wirklich durchgezogen habe, war da plötzlich doch wieder die Angst vor der Endgültigkeit, woraus ich dann plötzlich die Erkenntnis erlangt habe, dass ich trotz allem doch einfach nur leben möchte.
Leider ändert so eine Einsicht nicht wirklich etwas, außer dass dadurch die goldene Hintertür Suizid sich für immer schließt.
Nach diesem Erlebnis lernte ich zum ersten Mal die Akzeptanz kennen, weil ich einfach gezwungen war diesen Zustand zu akzeptieren, da ich einfach nichts ändern konnte. Ganz langsam entwickelte sich aus der Akzeptanz dann ein Weg, der mich aus dem Loch führte, wo ich mich immer nur auf ein einziges Problem zur Zeit konzentriert habe und alles andere bedingungslos akzeptiert habe.
Aus dieser anfänglichen Akzeptanz wurde in Laufe der Zeit eine tiefe und bedingungslose Selbstakzeptanz, die dann Achtsamkeit, Selbstliebe und einen konstruktiven und wertfreien Umgang mit meinen vielen Problemen entstehen ließ. Auf diese Weise bin ich auch den Leidensdruck los geworden, obwohl meine Probleme zum Großteil noch nicht gelöst waren.
Leider ist es so, dass ich natürlich eine große Angst davor habe, dass ich irgendwann wieder in so eine Depression zurückfallen könnte. Ich kann mich heute zwar auch bewusst traurigen Gefühlen hingeben und sie ausleben, um sie so nicht mehr zur Depression anwachsen zu lassen, aber einen völligen Schutz vor einer Depression gibt es letztlich nicht. Dazu habe ich auch schon zu viel schlimmes erleben müssen, wie den Tod von nahestehenden Menschen. Es ist verdammt schwer an eine positive eigene Zukunft mit sozialen Kontakten, Freunden, Beziehung und vielleicht sogar einer eigenen Familie zu glauben, wenn man weiß, wie schlimm es ist, wenn einem dies wieder genommen wird.

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sinnliche
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Beitrag Do., 27.09.2012, 10:36

servus lieber nordi!
schön, dass du zurückschreibst *freu*.
kann gut nachvollziehen, wie schei.. das ist, wenn man als kind/jugendlicher zum psychiater "muss", und offenbar war die "behandlung" damals nicht adäquat, als kind/jugendlicher kann man sich von dieser "stigmatisierung", dass man "nicht passt, wie man ist" und das in der behandlung offenbar noch verstärkt wurde (mangels fachkenntnis oder empathie)... das legasthenie-zusatzproblem kann sehr viel auch dazu beitragen, dass man als kind ausgegrenzt wurde, als "dummerl" verlacht wird etc... viele menschen glauben tatsächlich, dass legastheniker dumm sind *smile*
ich habe mich mit diesem thema sehr auseinandergesetzt, da meine kinder beide schwere legastheniker sind (selbst HEUTZUTAGE wissen die lehrer kaum etwas darüber, es wird dauernd unterstellt, man "übe" ja nur zuwenig, oder das kind bemühe sich halt nicht richtig...). ich hab mich damit nicht abgefunden, spezielle legasthenie-vereine kontaktiert, wo die lese-rechtschreibschwäche konstatiert wurde, und nach legasthenie-erlass die beurteilung in der schule zu erfolgen hat (rechtschreibung an letzter stelle). die gilt auch für englisch. ach, den legasthenieerlass (der bis zur matura gilt) gibts schon 20 jahre... aber die lehrer wollen heute noch nichts davon wissen...
wie das erst DAMALS gewesen ist, als du kind warst, bei gott... ich möcht es mir gar nicht vorstellen... *tröst*

zu deinen zitaten:
Ich verstecke mich eigentlich nicht vor anderen, es ist viel mehr so, dass das Alleinsein einfach weniger weht tut. Bei jedem Kontakt mit anderen Menschen wird mir bewusst, wie anders ich bin und wie armselig mein Leben doch ist.
&
Es ist leider so, dass für mich jeder Schritt in dieses freut vollere und erfülltere Leben, gleichzeitig auch ein Schritt zu mehr Enttäuschung, unerfüllbare Erwartung und Trauer ist. Für mich sind negative Gefühle leider sehr viel schlimmer und unerträglicher, als der Verzicht auf positive Gefühle und Erlebnisse.

du bist eigentlich ohnehin schon sehr weit, lieber nordi...! zumindest empfinde ich da so.
dir ist sehr bewusst, dass eine veränderung in richtung "positivem" bei dir sehr viel schmerz und enttäuschung bringt.
das ist die "nebenwirkung", die sich einstellt... egal, welches lange problem man zu bewältigen sucht..

als beispiel:
ich war 10 jahre partnerlos, bevor ich mit therapie begann. als wir in der therapie darüber sprachen, wie ich es mir wünsche/vorstellen würde... etc.
ist relativ wogenvoll der ganze schmerz der letzten 10 jahre des alleinsseins aufgebrochen... das heißt, ich musste FÜHLEN, wie sehr es mich schmerzte, mir schönes zu wünschen - weil einem IM GLEICHEN MOMENT bewusst wird, wieee laaaaaange man DAS schon vermisst. und vor sich selbst vielleicht "schöngeredet" hat: ach, momentan passt mir nicht so mit partnerschaft, oder: macht ja nichts, mir gehts ja sonst gut *g* etc. etc.

das, was du beschreibst, scheint für mich ähnlich dem zu sein, was sich beim mir getan hat, als ich an meinen bedürfnissen/sehnsüchten/wünschen/vorstellungen gearbeitet habe.

meine thera sagte, dass ist ein guter schmerz... der HEILUNGSSCHMERZ. der einen GANZ macht.. erst durch das erleben dieses schmerzes, dessen, was man so sehr vermisst (vom kopf WEISS man es, aber das GEFÜHL muss es erleben), kommt man dazu, wie man sich diesen neuen weg schenken kann.

was dich dir aber (leider) sagen muss, ist: dass man - meiner erfahrung nach - ohne therapeutische hilfe von außen auf diesem weg alleine nicht vorankommt.
das heißt, du müsstest mal IN DICH vertrauen haben, sagen: ich bin nicht mehr das kind von damals. ich bin gescheit genug, mir HEUTE eine(n) thera zu suchen, der mir gut tut, mich begleitet, und vertrauensvoll auf meinem weg führt. die angst, die gleiche schlechtbehandlung von früher wieder zu erleiden, ist natürlich noch da, und wird sich erst legen, wenn du ERFÄHRST, wie gut eine therapie tun kann.
aber du bist ja voll zurechnungsfähig *gg*, und wirst sofort merken, wenn du an einen thera gerätst, der dir nicht gut tut. und dann gibst du nicht auf, sondern suchst dir einen neuen!

alles liebe
sinnliche

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Nordi
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Beitrag Do., 27.09.2012, 22:45

Hi sinnliche,
danke für die Mühe, dass du versuchst mich zu einer Therapie zu bewegen, aber diese ist leider völlig sinnlos.


Dies ist hier sowieso mein letzter Beitrag, da ich mich hiermit aus dem Forum verabschiede, um mich anderen Dingen zuzuwenden
(@ sinnliche: dies hat nichts mit deinen Beiträgen zu tun ).
Liebe Grüße
Nordi

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sinnliche
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Beitrag Fr., 28.09.2012, 13:41

alles gute auf deinem weg, lieber nordi!
sinnliche

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