Es lässt sich schwer erklären, aber je mehr ich über Therapiemethoden lese und höre, um so mehr habe ich das Gefühl, dass besonders solche extremen sozialen Ängsten, wie meine eigenen noch längst nicht wirklich verstanden worden sind. Meist scheint es eher darum zu gehen, dass die Betroffenen nur wieder gesellschaftlich funktionieren können, aber echte Heilung findet nicht statt - daher ist die Rückfallrate nach einer Therapie meist auch sehr hoch. Aus meiner eigenen Erfahrung mit meinen Ängsten usw. fallen mir in Therapiebeschreibungen Dinge auf, die ich eher als unbrauchbar einstufen würde - zumindest bezogen auf meine eigenen Angstprobleme. Besonders unsinnig finde ich, dass immer versucht wird die Symptome zu bekämpfen oder zu betäuben, statt einen positiven Umgang damit zu vermitteln, so dass die Betroffenen keine Angst mehr vor ihrer Angst usw. haben. Als extrem primitiv empfinde ich diese oft genannten Konfrontationsübungen, wo es dann darum geht die Angst auszuhalten, um sie durch Gewöhnung zu überwinden - so etwas denken sich nur Leute aus, die nie wirklich extreme Ängste hatten .sinnliche hat geschrieben: dein zitat:
In den vielen Jahren, die ich mich schon mit diesem Thema beschäftige, bin ich immer mehr zu der Einsicht gekommen, dass die derzeitige therapeutische Hilfe bei meinen Angstproblemen noch längst keine wirkliche Hilfe sein würde.
bist du derzeit in therapeutischer behandlung, weil du meinst, dass die DERZEITIGE therapeutische hilfe noch längst keine hilfe sein würde?
Ich hoffe, dass du nicht wirklich weißt, wie schlimm Einsamkeit wirklich sein kann - dies wünsche ich niemanden .sinnliche hat geschrieben: ich weiß, wie schlimm "einsam sein" sein kann.. und wie lange man sich selbst glauben macht, es wird schon "eines tages" werden...
dann kommt der tag, wo man sieht, dass es nicht "von selber" wird...
Bei mir war es der Tag, wo ich erkannt habe, dass soziale Kontakte, Freunde und Beziehung für meine Einsamkeit keine Lösung sind - damals habe ich damit aufgehört mich nach Freunden umzusehen oder mich noch einmal zu verlieben.
Meine Depressionen entwickelten sich sehr schleichend und als solche nicht direkt erkennbar - erst rückblickend habe ich das erkennen können. Sie waren sowohl in gewissen Außensituationen als auch in inneren Konflikten begründet. .sinnliche hat geschrieben: die zeit, wo du damals deine schweren depressionen hattest, hatten die einen auslöser, eine schwere außensituation, oder war es mehr durch "innere konflikte" oder ähnliches begründet? da du sehr eindrücklich schreibst, wie schlimm diese zeit damals für ich war, müsstest du dich eigentlich davor fürchten, dass es wieder sein könnte, dass du in die depression abgleitest?
durch welche hilfe hast du es damals geschafft, deine emotionales leben wieder ins lot zu bringen?
Mir half damals, dass ich mir fast das Leben genommen hätte - nicht zu empfehlen .
Ich hatte da schon eine extrem depressive und ängstliche Zeit hinter mir, wo plötzlich alles so klar und leicht wurde, weil ich mich endlich für diesen letzten Schritt entschieden hatte - ein seltsamer Zustand .
Bevor ich dies aber dann wirklich durchgezogen habe, war da plötzlich doch wieder die Angst vor der Endgültigkeit, woraus ich dann plötzlich die Erkenntnis erlangt habe, dass ich trotz allem doch einfach nur leben möchte.
Leider ändert so eine Einsicht nicht wirklich etwas, außer dass dadurch die goldene Hintertür Suizid sich für immer schließt.
Nach diesem Erlebnis lernte ich zum ersten Mal die Akzeptanz kennen, weil ich einfach gezwungen war diesen Zustand zu akzeptieren, da ich einfach nichts ändern konnte. Ganz langsam entwickelte sich aus der Akzeptanz dann ein Weg, der mich aus dem Loch führte, wo ich mich immer nur auf ein einziges Problem zur Zeit konzentriert habe und alles andere bedingungslos akzeptiert habe.
Aus dieser anfänglichen Akzeptanz wurde in Laufe der Zeit eine tiefe und bedingungslose Selbstakzeptanz, die dann Achtsamkeit, Selbstliebe und einen konstruktiven und wertfreien Umgang mit meinen vielen Problemen entstehen ließ. Auf diese Weise bin ich auch den Leidensdruck los geworden, obwohl meine Probleme zum Großteil noch nicht gelöst waren.
Leider ist es so, dass ich natürlich eine große Angst davor habe, dass ich irgendwann wieder in so eine Depression zurückfallen könnte. Ich kann mich heute zwar auch bewusst traurigen Gefühlen hingeben und sie ausleben, um sie so nicht mehr zur Depression anwachsen zu lassen, aber einen völligen Schutz vor einer Depression gibt es letztlich nicht. Dazu habe ich auch schon zu viel schlimmes erleben müssen, wie den Tod von nahestehenden Menschen. Es ist verdammt schwer an eine positive eigene Zukunft mit sozialen Kontakten, Freunden, Beziehung und vielleicht sogar einer eigenen Familie zu glauben, wenn man weiß, wie schlimm es ist, wenn einem dies wieder genommen wird.