Wie lange noch....

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Rezna
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Beitrag Do., 06.09.2012, 00:14

sinnliche hat geschrieben:Den Anspruch: Du kannst nur glücklich sein, wenn er glücklich ist und Kinder hat, zeigt

1) wie sehr du DEIN Wohlbefinden von IHM abhängig machst (was einen ordentlichen Druck auf deinen Sohn ausübt),

2) ist der Schluss daraus: dass dein Leben immer unglücklich bleiben wird, wenn er nicht "gesund" wird.
Das halte ich für einen enorm wichtigen Aspekt.
Wie geschrieben: Was für eine Hypothek. Ich würde nicht so viel Verantwortung für meine Mutter übernehmen wollen, wie sie dein Sohn grad hat.
murks hat geschrieben:Du die aufopfernde Märtyrer-Mami. Er der Sohn, den es zu erretten gilt. Das ist eine wunderbarere Tragödie, die man endlos fortsetzen kann....
Sehr gut aufgezeigt. Hätte ich auch so geschrieben.
manu25 hat geschrieben:ie ist es mit der Freundin?

Dann hat die ja die gleichen "Probleme" wie ich....mit diesem Verhalten, welches krank ist, umzugehen, zu verstehen und zu akzeptieren?!

Anfangs schien es mir, dass sie "die Heilung" für meinen Sohn ist.
Es ist nicht so unüblich, dass man sich quasi ein Elternteil zum Partner nimmt. Oft gleichen sich Mütter und Freundinnen auf gespenstische art.

Zudem gruselt es mich bei der Formulierung, dass ein Mensch ein Medikament sein soll. Sie wird in dem Spiel genauso instrumentalisiert. Aber das ist ganz alleine IHR Pfeffer!
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Rezna
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Beitrag Do., 06.09.2012, 00:23

Noch eins:

Aktuell ist er ein wandelndes Problem auf zwei Beinen. So wird er von seinem Umfeld wahr genommen. So muss er sich sehen und behandeln lassen. Wie viel Selbstvertrauen kann man unter diesem Aspekt entwickeln, selber etwas aufzubauen?
Die Menschen, die meinen ihn zu lieben wollen in ÄNDERN. Sie wollen ihn also nicht so wie er ist. Wow. Liebe.

Und wenn er sich dann durchringt und Hilfe sucht, stehen mindestens zwei Menschen daneben die mit dem Finger auf ihn zeigen und sagen: Wir haben es dir ja gesagt, wir hatten recht. Du bist/warst falsch so wie du bist/warst. Gottseidank bist dzu zu "Vernunft" gekommen.
Das entwürdigt noch einmal.

Nimm ihn wie er ist, oder lass es sein. Solange er für sich sorgen kann, passt doch alles. Wenn er das nicht kann, wird wohl Sachwalterschaft eine Option sein - aber damit verlierst du ihn vermutlich für immer.
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manu25
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Beitrag Do., 06.09.2012, 05:41

Arta hat geschrieben:Noch eins:

Aktuell ist er ein wandelndes Problem auf zwei Beinen. So wird er von seinem Umfeld wahr genommen. So muss er sich sehen und behandeln lassen. Wie viel Selbstvertrauen kann man unter diesem Aspekt entwickeln, selber etwas aufzubauen?
Die Menschen, die meinen ihn zu lieben wollen in ÄNDERN. Sie wollen ihn also nicht so wie er ist. Wow. Liebe.
....
Danke auch dir.
Nur ÄNDERN möchte ich, dass er kaputt geht. Ist es nicht richtig, die Gefahren als Mutter zu sehen?
Er fühlt sich definitiv nicht wohl, weiß aber selbst keinen Ausweg. Es ist ihm langweilig ohne Ende. Auch diese Isolation macht mir Angst: Er hat keinen Kontakt zur Außenwelt, scheut jede Kommunikation. Wir hatten z. B. vor 2 Jahren Konfirmation seiner Schwester.......er war nicht dabei. Er wollte sich das mit den Verwandten nicht antun...weil ihn dann ja jeder fragen würde, was er so macht. Dem ist er aus dem Weg gegangen, dass er zur Konfirmation von seiner Schwester einfach fehlte.
Zur Omas Beerdigung war das auch so ne Sache (wo er Gott sei dank ihr die Würde zeigte).... Er möchte nicht aus dem Haus, um Konflikten aus den Weg zu gehen. Gut geht es ihm dabei nicht, weil er leidet. Sicherlich hat es ihn berührt, dass er nicht zu so einem Tag wie Konfirmation ging....aber er konnte sich nicht überwinden.
Er ist ein guter Mensch, und deshalb möchte ich ihn nicht unbedingt ändern, ich möchte ihn lediglich davor bewahren, dass er ganz untergeht. Und wenn ich die letzten 5 Jahre zurückblicke, HAT er sich dadurch, dass wir ihn in Ruhe lassen, zurückgezogen....und kommt jetzt nicht mehr raus.
Er kann doch nicht in seiner einsamen Welt so weitermachen.....

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Mirielle
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Beitrag Do., 06.09.2012, 06:16

Liebe manu,

Es tut mir sehr leid das zu lesen...

Wenn du schreibst, er kann doch nicht in seiner einsamen Welt so weitermachen. Doch, er kann, und er wird.

Was er braucht ist Hilfe, definitiv. Aber die muss er sich selbst suchen und sie auch wollen. Solange du ihn mitleidig betrachtest und dir wünschst (ja, auch wenn du es nicht aussprichst, er wird das spüren) dass die Situation eine andere wäre wird er aus trotz und aus Furcht sein Gesicht zu verlieren nicht klein beigeben.

Mein Vorschlag: Geh zu ihm, ein letztes mal, und sag ihm, dass du immer für ihn da bist und ihn liebst aber dass er zu dir kommen soll da du ihm die Entscheidung überlassen willst wann er ankommen will. Dass du denkst, dass er Hilfe benötigt, du ihm ein paar Adressen rausgesucht hast aber er entscheiden kann ob wie und wann er die Hilfe will.
Sag ihm, dass es sein Leben ist und du dich von jetzt an raushalten möchtest aber gerne für ihn da bist wenn er reden und zu dir kommen möchte. Und dass du stolz darauf bist ihn zum Sohn zu haben. Dass er das schon machen wird und dass du volles Vertrauen in seine Fähigkeiten hast.

Was das bringen soll: Du gibst ihm symbolisch die Verantwortung für sein Leben und sein Wohlbefinden. Du versicherst ihm, dass du ihn liebst aber ihn "machen lässt" und dass du, egal was er tut, stolz bist, seine Mutter zu sein.

Jede Wette, das hat er schon lange nicht mehr gehört. Wann war denn zuletzt jemand stolz auf ihn? Alle sorgen sich ja nur um ihn weil er ja krank ist. Das nimmt jemandem, der unter selbstzerstörerischen Perfektionsansprüchen leidet ja komplett die Butter vom Brot. Anerkennung und Zutrauen ist sicher etwas, was ihm eklatant fehlt. Nicht ihn alleine lassen, sondern ihm sein Leben "übergeben" ist die Devise. Deiner Schilderung entnehme ich, dass das noch nicht versucht worden ist.

Und dann wartest du, was passiert. Hol auch die Freundin ins Boot, wenn sie weitermacht wie bisher wird das nichts werden. Sie soll ihn lassen wie er glaubt und tun was sie für richtig hält, ihn nicht betütteln. Sich ggf. trennen wenn sie es nicht mehr aushält (da gibt es Hilfe wenn sie sich vor ihm fürchen sollte.

Ich verstehe, dass das für dich ein sehr harter Brocken sein wird. Eventuell brauchst du Hilfe das durchzuhalten. Es kann einige Zeit dauern und ob es was nützt kann niemand wissen. Ich denke aber, dass das funktionieren kann.

Einen Versuch wärs zumindest wert.
Alles Liebe,
Miri
*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*

"Die größte Macht hat wohl das richtige Wort zur richtigen Zeit..."
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Tigerkind
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Beitrag Do., 06.09.2012, 06:33

Tja, das Du was ändern möchtest, kann ich nachvollziehen, nur andere kann man ja bekanntlich nicht verändern...
manu25 hat geschrieben:Er wollte sich das mit den Verwandten nicht antun...weil ihn dann ja jeder fragen würde, was er so macht. D
Verständlich, das er so handelt.
Vielleicht würde er ja gerne von Dir und den Verwandten so genommen werden wie er ist?
Das Vertrauen scheint er ja nicht zu haben angenommen zu werden von Euch und damit fehlt ihm vielleicht auch das Vertrauen in andere Menschen.
Wie soll er denn Vertrauen in die Welt entwickeln wenn ihn schon seine Mutter und die eigenen Verwandten nicht so nehmen wie er ist.
Ich nehme an diese Entwicklung hat schon ganz früh in seiner Kindheit begonnen, das kommt irgendwoher, das ist keinesfalls an eine Schuldzuweisung, Du hast sicher versucht Dein Bestes zu geben, nur irgendetwas ist schief gelaufen, denn er ist so nicht auf die Welt gekommen.

Vielleicht wäre es echt das Beste ihn mal in Ruhe zu lassen, ob er eine Therapie macht oder nicht geht Dich ja eigentlich auch nichts an, vielleicht will er gar nicht das Du das alles weißt, was er so macht.

Das die Situation für Dich äußerst schwierig ist, verstehe ich, deswegen kann ich Dir nur raten Dir selbst ganz viel Unterstützung für Dich zu holen.

Was mir noch einfiele, wäre ihn zu fragen ob er sich irgendetwas von Dir wünscht, was Du für ihn tun kannst (ohne zu erwähnen was Du Dir für ihn wünscht), vielleicht antwortet er Dir, dann akzeptiere diese Antwort, vielleicht nicht, das ist auch o.k..

Ich glaube für Dich und auch die Verwandten wäre es wesentlich zu lernen ihn so anzunehmen wie er ist, ohne das er irgendetwas macht.

Ich glaube er möchte geliebt werden ohne dafür eine Leistung erbringen zu müssen, ich glaube Dir das Du ihn liebst, aber ich glaube nicht das er das weiß.

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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manu25
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Beitrag Do., 06.09.2012, 10:09

Also es ist echt schwer das zu verstehen, aber da ist was dran.

Ich möchte noch mal schildern, wie es in seinem LEben ergangen ist. Wenn ihr so freundlich seid und mir nocheinmal zuhört:

Er war unser absolutes Wunschkind. 14 Monate später kam sein Bruder auf die Welt. Er ist von seiner Art anders, bekommt sehr schnell Kontakt zu Menschen, ist lustig. Aber für mich als Mutter war dieses Kind einzigartig und dieses Kind einzigartig.
Nur der zweitgeborene hat es wohl schon immer, durch seine Art, einfacher gehabt, durchs Leben zu gehen. Der Große war der Schüchterne und irgendwie dann "zweitranging" im Freundeskreis, weil der Bruder cooler war.
So war es dann, dass der Bruder immer den Anfang machte und dann gemeinsam mit Freunden spielten.
Ich denke, da war die Welt noch in Ordnung (wenn nicht schon ein soziales Problemchen - die Schüchternheit - in ihm schlummerte)
Bei Abschluss der 10. Klasse sagte die Lehrerin zu meinem Sohn - sie hatte für jeden einen "passenden" schönen Satz - "Du hast für mich immer einen großen Hut aufgehabt, unter dem du dich verstecken konntest. Ich wünsche dir auf deinem weiteren Lebensweg alles Gute".

Also - meiner Meinung - war hier ein (ich sag jetzt mal) Problemchen von Pädagogen erkannt worden....aber man hat ihn machen lassen.

Dann kam der Versuch, eine höhere Schule zu besuchen. Er war ein Einzelgänger und ich glaube die Pausen waren schlimm für ihn, weil er nicht so richtig wusste, wo er Kontakt knüpfen konnte. Aufgegeben mit der Schule hat er dann immer, wenn "sein Können" gefragt war, wenn er selbst etwas machen musste, z. B. vor der Klasse etwas präsentieren. Seine Masche war dann immer: Er wurde krank und fehlte in der Schule.

Auf jeder Schule wurde er dann rausgeschmissen - aufgrund hoher, unentschuldigter Fehltage.

Versteht mich nicht falsch - ich habe meinen Sohn nicht aufgegeben - aber wie soll er ohne Hilfe selbst etwas ändern. Wenn er Bewerbungen schreibt, wird ihn keiner nehmen, aufgrund seines Lebenslaufes. Wir haben es doch schon probiert - 100 mal.
Und mittlerweile hat er auch diesen Lichtblick in sich verloren. "Mich will auch keiner als Auszubildender, also dann brauche ich auch keiner."

Du hast recht, meinem Sohn gesagt, dass er etwas gut gemacht hat und ich ihn liebe.......so deutlich habe ich das schon lange nicht mehr gesagt. Aber auch wenn ich gelobt habe, will er es auch nicht wirklich hören. Er sagt dann: "Komm, das ist doch jetzt nichts besonderes"

In der Computerwelt fühlt er sich wohl. Er hält sich in Foren über Fußball auf. Dort wird er wohl absolut akzeptiert. Keiner darf aber nachlesen oder schauen, was genau er dort macht, oder welche Beiträge er schreibt. Es ist ihm sehr peinlich,.......erwartet er von uns da evtl. auch Kritik?! Er lässt keinen daran teilhaben. Es ist nichts, geht uns nichts an, meint er.

Also ihr seht: Ich versuche wirklich zu helfen, aber mein ständiges Aufkreuzen und die Situation ändern wollen ist wohl total falsch.
Ich werde auf euren Rat eingehen:
Ich werde zu ihm gehen und ihm sagen, dass ich ihn sehr lieb habe und er immer zu mir kommen kann, wenn er es wünscht.
Und ich werde noch Adressen von Psychotherapeuten raussuchen und ihm anbieten, Kontakt, wenn er es möchte, aufzunehmen (ich vermute, er wirft die Adressen in die Ecke)
Aber ich weiß, dass ihm nicht alles egal ist und ich ihn irgendwie mit meinen Worten, Versuche berühre.
Dann hoffe ich, dass nach langen 5 Jahren doch irgendwann wieder sein Lachen, sein Ja zum Leben, zurückbekommt.

Danke euch allen. Jeder von euch hat mir etwas mitgegeben!

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Tigerkind
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Beitrag Do., 06.09.2012, 10:47

Liebe manu25!

Ein paar kleine Tipps noch:
manu25 hat geschrieben:"Du hast für mich immer einen großen Hut aufgehabt, unter dem du dich verstecken konntest. Ich wünsche dir auf deinem weiteren Lebensweg alles Gute".
Nur:Das Problem ist in meinen Augen nicht die Schüchternheit, sondern die mangelnde Akzeptanz der Umwelt derer!
Von daher, vielleicht ausnahmsweise mal der richtige Ansatz der Pädagogen ihn eben nicht verändern zu wollen.
manu25 hat geschrieben:Du hast recht, meinem Sohn gesagt, dass er etwas gut gemacht hat und ich ihn liebe.....
Ja, da würde ich Dir empfehlen ihn auch nicht dafür zu loben das er irgendetwas gut gemacht hat...., sondern ihm zeigen das Du ihn liebst!

Es ist echt kein Wunder, wenn er was gut macht, wird er gelobt, wenn nicht kritisiert, was hat das ganze mit Liebe zu tun?
manu25 hat geschrieben:Keiner darf aber nachlesen oder schauen, was genau er dort macht, oder welche Beiträge er schreibt. E
Na das wäre ja auch noch schöner!
manu25 hat geschrieben:! Er lässt keinen daran teilhaben. Es ist nichts, geht uns nichts an, meint er.
Verständlich! Es geht Euch nämlich auch überhaupt gar nichts, absolut nichts an!!!!!!!!!!!
manu25 hat geschrieben:Ich werde zu ihm gehen und ihm sagen, dass ich ihn sehr lieb habe und er immer zu mir kommen kann, wenn er es wünscht.
Gute Idee!
manu25 hat geschrieben:nd ich werde noch Adressen von Psychotherapeuten raussuchen und ihm anbieten, Kontakt, wenn er es möchte, aufzunehmen (ich vermute, er wirft die Adressen in die Ecke)
Schlechte Idee!
Laß das, was soll das denn, wenn Du jetzt schon weiß das er es nicht
will!!!!!!!

Ich denke Dein Sohn ist ein Symptom für ein komlett lebensfeindliches Symstem, er ist vermutlich sehr sensibel.

Sorry, wenn das etwas hart rüberkommt, ich weiß Du meinst es gut, aber manchmal ist es wirklich schwer zu erkennen wo das ursächliche Problem wirklich liegt!

Alles Gute für Euch!

Liebe Grüße

Tigerkind
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Rezna
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Beitrag Do., 06.09.2012, 15:45

manu25 hat geschrieben:In der Computerwelt fühlt er sich wohl. Er hält sich in Foren über Fußball auf. Dort wird er wohl absolut akzeptiert. Keiner darf aber nachlesen oder schauen, was genau er dort macht, oder welche Beiträge er schreibt. Es ist ihm sehr peinlich,.......erwartet er von uns da evtl. auch Kritik?! Er lässt keinen daran teilhaben. Es ist nichts, geht uns nichts an, meint er.
Ähm...
Also... ähm...
Ich würde definitiv NICHT wollen, dass meine Eltern oder Geschwister lesen, was ich privat so in Foren schreibe. Dass er da etwas dagegen hat, dass er da gestalkt wird, verstehe ich vollkommen. Es gibt Texte, die lasse ich sie lesen, die verlinke ich ihnen auch, aber was meinst du warum ich nicht unter Klarnamen poste und dergleichen? Himmelnochmal. Was soll das für eine Forderung sein???

Wenn dein Sohn in der Computerwelt daheim ist, dann weiß er, wie er dort Hilfe findet. Er wäre in der Lage, diese Seite hier zu finden, oder Seiten, über die er Therapeuten findet.
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tobi123
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Beitrag Do., 06.09.2012, 16:54

manu25 hat geschrieben: Also ihr seht: Ich versuche wirklich zu helfen, aber mein ständiges Aufkreuzen und die Situation ändern wollen ist wohl total falsch.
Ja, so ist das.
Also ich weiss nicht, ob das allen jungen Männern so geht, aber ab einem gewissen Alter (so ca. 15?) fand ich jede Einmischung in mein Leben durch meine Mutter als ausgesprochen lästig und vor allem meine Freiheit und Privatsphäre bedrohend.
Ich hatte nun nicht so die gleichen Symptome wie dein Sohn, aber ich erkenne gewisse ähnliche Muster, z.B. hat meine Mutter auch gemerkt dass mein Leben nicht so grade läuft wie gewünscht.
Aber jeder Versuch mich zu bemuttern hat nur Trotz und Wiederwille hervorgerufen.
Irgendwann hat sie das mal verstanden und mich freigelassen - durch eine eigene Therapie übrigens. Und erst dann konnte ich langsam wieder Frieden mit ihr schliessen.
Bin aber sogar heute noch sehr empfindlich, z.B. mag ich das überhaupt nicht wenn sie mich fragt, was ich am WE gemacht habe oder sowas. Aber auch das hat sie begriffen mittllerweile. Ich erzähle was ich will, und verstecke alles was ihr Sorgen bereiten könnte, denn es bringt überhaupt rein gar nichts wenn sie sich Sorgen macht, da ich mein Leben selber bestreiten muss und das gilt sicher auch für deinen 22jährigen Sohn.

Was mir so einfällt, wie Du ihm evtl. helfen könntest: Durch ganz praktische Dinge. Das beste wäre wohl, wenn Du ihm durch irgendwelche Kontakte/Vitamin B ne Ausbildungsstelle verschaffen könntest.
Das wäre mal hilfreich.

Ab 14-15 oder so wollte ich keine "Mutterliebe" mehr, ich war aber dankbar für alles was tatsächlich geholfen hat - Geld, Führerschein, ein Auto, Hilfe in absoluten Notfallsituationen und mal ein warmes Essen und sowas.

Das hat mir auch alles geholfen ihr zu vergeben, weil ich schon früh die Erkentniss hatte dass sie verdammt viel dazu beigetragen hat, dass mein Leben eben nicht so glücklich verlaufen ist - ganz ohne böse Absicht, aber durch viel zu viel Geklammere und die viel zu späte Einsicht dass man seine Kinder "irgendwann" frei lassen muss.

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sinnliche
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Beitrag Do., 06.09.2012, 17:00

@tobi 123
ja, das hast du sehr gut dargestellt. tut gut zu lesen...

@manu
es wäre hilfreich, wenn du erkennst, dass das "problem" die BEZIEHUNG ist, die ihr jetzt habt.
die kann ER ändern, wenn er zur therapie geht.
aber genausogut
kannst DU sie ändern (und genau damit deinem sohn helfen).

ich kann es dir nur nochmal empfehlen, wenn du ihm WIRKLICH helfen willst, musst du deinen eigenen part in dieser sache hinterfragen - und das geht nur mit professioneller hilfe - sonst drehst du dich noch weitere jahre im kreis...

warum möchtest du diesen schritt nicht machen?
liebe grüße
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Elfchen
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Beitrag Do., 06.09.2012, 21:06

ich möchte noch ein letztes Mal was dazu sagen.
Manu, ich denke auch, dass dein Sohn sehr sensibel ist. Und er ist dein Kind, und hat somit Zugang zu deinem Unterbewusstsein, dh., er spürt sehr gut auch das, was du nicht verbalisierst.
Darum wird er spüren, was du erwartest, und er wird dem nicht gerecht werden können.

Liebe ihn einfach und lass ihn los, auf dass er "Muskeln" entwickeln kann, seinen Weg selber zu finden und zu laufen. Das ist unsere Aufgabe als Mutter.

Alles Gute!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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manu25
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Beitrag Fr., 07.09.2012, 12:42

Manchmal hört es sich so an, dass nicht mein Sohn ein Problem hat sondern ich.
Möchte ich gar nicht abstreiten, dass es so ist: Niemand ist perfekt - also habe ich auch meine Macken, Gefühle, meine unbegründete Sorgen vielleicht.......

Aber ich möchte wirklich betonen, dass ich euch gesucht habe, weil mein Bauchgefühl schon lange - drücke ich es so aus - Angst hat, dass mein Sohn ganz in seinem Reich isoliert ist. Es ist nicht so, dass ich ständig bei ihm aufkreuze und meckere oder ihn bemuttere.
Auch die schulischen Wege wollte er eingehen - im Unterbewusstsein wohl nie.

Ich habe ihm auch schon eine Ausbildungsstelle besorgt - aber er ist nicht hingegangen.....weil er meint: Bevor er aus dem Haus geht, muss er erst mal abnehmen, Muskeltraining machen und ins Solarium gehen. Damit er gut aussieht. Und das meint er ernst! Das geht nicht von heute auf morgen. Dann hat er vielleicht 3 Tage eine Motivation, abzunehmen und Muskeln aufzubauen, bis er dann wieder verzweifelt, dass dies so lange dauert. Aber auch wenn der Termin für die Ausbildungsstelle erst in 3 Monaten wäre.....er schiebt, und schiebt und schieb vor sich hin. Bis auf einmal der Termin kommt und er ja noch gar keine Zeit hatte
Zur Bemerkung: Er ist 1,80 und ca. 75 kg. Seiner Meinung viel zu dick. Gerade die Bauchpartie.....die muss flach sein wie ein Flunder..........
Was ich sagen will: Er setzt sich selber unter Druck und lässt einfach alles sein, wenn es nicht so klappt.

Als Mutter nehme ich auch das an, dass dies zu seinen Macken gehört.......aber wenn sich darauf eine ernsthafte Krankheit entwickelt....davor möchte ich ihn EINFACH schützen!!! Und nicht ständig den "Chef" spielen und ihn bemuttern!!!!
SO EINE MUTTER BIN ICH NICHT!

Vielleicht ist es meine Schwäche, der Ansicht zu sein, dass man zum Leben eine Aufgabe braucht. Sei es eine Familie zu gründen, einen Beruf auszuüben, ....

Aber gut......die Schuld wird oft im Verhalten bei der Mutter gesucht.
Er ist sensibel, das ist er 100 Pro! Aber ich bin auch sensibel und habe einfach nur Angst, dass er krank wird. Die Psyche ist schon krank, der Körper wird folgen......
Da soll ich nicht aufkreuzen? - er ist mir eben nicht egal, er ist für mich ein ganz wichtiger Mensch, genauso wie meine anderen Kinder!!!

Und wisst ihr: Gerade bei unserem letzten Streit vor einigen Tagen warf er mir vor, dass ich NUR einmal die Woche komme und dann meinen könnte, wie es bei ihm und seiner Freundin läuft (harmonisch oder stressig). Also beschwert er sich doch insgeheim, dass ich zu wenig "nach ihm gucke"????

Wie man es macht, ist es falsch. Dafür habe ich wohl meinen Stempel "Mutter" auf der Stirn.

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candle.
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Beitrag Fr., 07.09.2012, 13:00

Hallo manu25!

Lese mal diesen Thread: viewtopic.php?f=7&t=25996 Da scheint es eine sehr ähnliche Problematik zu geben. Vielleicht könnt ihr euch ja austauschen.

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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sinnliche
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Beitrag Fr., 07.09.2012, 13:18

manu25 hat geschrieben:
Wie man es macht, ist es falsch. Dafür habe ich wohl meinen Stempel "Mutter" auf der Stirn.
Liebe Manu!
Es geht nicht um Schuld.
Und wenn du das mal in der Therapie erfährst, wirst du eine große Erleichterung verspüren.

Es geht darum, dass JEDE Beziehung ihre Eigendynamik hat - und dadurch das EINE das ANDERE bedingt.

Wenn man sich SELBST herausnimmt, ändert sich das ANDERE automatisch.

Und wenn ich deine Abwehr gegen Psychotherapie so betrachte, dann frage ich mich:
Wie kannst du deinem Sohn nur dazu raten, und nicht nur das, es zu ERWARTEN, wenn du selbst überhaupt nicht bereit dazu bist, es zu tun und deinen Part in dieser Situation zu sehen.

Als Mutter macht man oft etwas "falsch" - vermeintlich, weil man es nicht besser weiß.

Das Gegenteil von GUT ist GUT GEMEINT.

Es geht nicht um Schuld, oder was falsch ist/war, sondern, die Situation genau zu beleuchten und das Beste daraus zu machen.

Solange du dazu nicht bereit bist, oder Angst hast, professionelle Hilfe zu nehmen, dann bitte:

erwarte von deinem Sohn nicht, dass er es tut.

Du tust es auch nicht.

Das Buch von SCHAEF: Co-Abhängigkeit beleuchtet diese Abhängigkeitssituation von Beziehungen SEHR gut. Deshalb hab ich es dir eingangs empfohlen. Solange du nur "ihn" siehst, und nicht, dass eine Familie auch ein familiäres SYSTEM ist, wo das eine das andere bedingen kann (in bester Absicht, aber trotzdem kontraproduktiv), und du dich der anderen Sichtweise, die deinem Sohn möglicherweise am BESTEN helfen könnte, verweigerst, wird sich keine gute Lösung welcher Art auch immer entwickeln können.

Wie viel Jahre willst du noch das gleiche tun - wo du doch siehst, dass es sinnlos ist.

Steig aus und hol DIR Hilfe - und damit tust du das ALLERBESTE für deinen Sohn.

Hab keine Angst vor Therapie, aber hab Angst, dass es so weitergeht wie bisher.

Von Herzen
Sinnliche

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Sorele
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Beitrag Fr., 07.09.2012, 14:17

Liebe Manu!

Das Schicksal deines Sohnes hat mich unheimlich berührt, zumal ich ebenfalls Mutter zweier Kinder im Alter von 15 und 18 Jahren bin.

All deine Bemühungen, ihn aus dem Sumpf zu ziehen sind verständlich und nachvollziehbar für mich, dennoch meiner Meinung nach in seinem Fall kontraproduktiiv.

Viele User haben dir hier bereits sehr gute Ansätze gegeben, dennoch möchte ich vor allem auf einen Post besonders eingehen:
Mirielle hat geschrieben:Wenn du schreibst, er kann doch nicht in seiner einsamen Welt so weitermachen. Doch, er kann, und er wird.
Da sehe ich genau SO.
Du beschreibst, er hat einen eisernen Willen und gerade dieser Wille lässt es ihn schaffen.
Mirielle hat geschrieben: Was er braucht ist Hilfe, definitiv.
Ja, richtig, und für die Vorstufe bist du zuständig.
Mirielle hat geschrieben: Mein Vorschlag: Geh zu ihm, ein letztes mal, und sag ihm, dass du immer für ihn da bist und ihn liebst aber dass er zu dir kommen soll da du ihm die Entscheidung überlassen willst wann er ankommen will. Dass du denkst, dass er Hilfe benötigt, du ihm ein paar Adressen rausgesucht hast aber er entscheiden kann ob wie und wann er die Hilfe will.
Sag ihm, dass es sein Leben ist und du dich von jetzt an raushalten möchtest aber gerne für ihn da bist wenn er reden und zu dir kommen möchte. Und dass du stolz darauf bist ihn zum Sohn zu haben. Dass er das schon machen wird und dass du volles Vertrauen in seine Fähigkeiten hast.
Ja, gehe noch einmal zu ihm, sage ihm zudem noch, dass du über DEIN Leben nachgedacht hast und nun der Meinung bist, du müsstest für DICH was ändern, was dich dazu veranlasst, ihn endlich als erwachsenen und vollwertigen Menschen zu sehen. Diese Einsicht veranlasst dich nun dazu, dass du sein Leben in SEINE Hände gibst und du dich von nun an vollends und zur Gänze heraushalten wirst, es sei denn, er SUCHT deine Hilfe in Form einer Beratung bzw. in Form von KLEINSTEN Unterstützungen.
Sag ihm vielleicht, dass du WEIßT, dass er tolle Fähigkeiten besitzt und du deshalb überzeugt davon bist, dass es nicht mehr von Nöten ist, ihm zu 100% die Aufmerksamkeit zu schenken.
Sag ihm, dass es nun an der Zeit ist, dass du dich nun wieder um DEIN Leben kümmerst, weil du weißt, dass er als erwachsener Mensch gut und gerne ohne dich überleben kann.
Zum Schluss sag ihm vielleicht, dass du auf Grund dieser Einsicht dich nun zurückziehen wirst und es ihm überlässt, wann er sich melden will, sei es, um einen elterlichen Rat einzuholen oder einfach nur, um zu quatschen. Erklär ihm, dass er Freizeitaktivitäten mit dir ein paar Tage vorher bekanntgeben soll, weil auch für dich jetzt ein anderes Leben beginnen wird ….. .
Ein Schlusssatz in Form von „ … bin froh, endlich eingesehen zu haben, dass ich dich loslassen muss …. „ (oder so) müsste dann reichen.
…. und dann geh.
Mirielle hat geschrieben:Was das bringen soll: Du gibst ihm symbolisch die Verantwortung für sein Leben und sein Wohlbefinden. Du versicherst ihm, dass du ihn liebst aber ihn "machen lässt" und dass du, egal was er tut, stolz bist, seine Mutter zu sein.
Ja, genau so.

Mirielle hat geschrieben: Und dann wartest du, was passiert. Hol auch die Freundin ins Boot ….
Wäre wichtig.
Mirielle hat geschrieben:Ich verstehe, dass das für dich ein sehr harter Brocken sein wird. Ich denke aber, dass das funktionieren kann.
Ein Versuch wärs wirklich wert, immerhin sollte man als Mutter nichts unversucht lassen.

Alles Liebe

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