Ich fürchte, da hab ich was losgetreten...
biber hat geschrieben:Naja, aber die Frage ist ja, wer soll, wenn alle für sich alleine und ihren ureignesten Interessen innerhalb der Gesellschaft nachgehen, dafür sorgen, dass der Rahmen aufrechterhalten wird? Z.b. all die Sachen, die man sich für das tägliche Leben und Geniessen so kauft?
Das ist ein berechtigter Einwand.
Allerdings sitzen selten pumperlgesunde Menschen bei einem Psychiater oder Therapeuten und suchen um Hilfe, sondern psychisch Kranke Menschen, die sehr oft sehr vieles sind, nicht aber glücklich. Was ich ankreide ist, dass das primäre Ziel nicht ist, aus diesen Menschen wieder glückliche Menschen zu machen, sondern in erster Linie Arbeitswerkzeug. Und das auch um den Preis, dass man sie notfalls bis oben hin mit Tabletten vollstopfen muss, um die Arbeit auszuhalten. Lieber mit Suizidgedanken den Joballtag durchbringen, als mit etwas Glück daheim sein. Ich finde diesen Zwang dahinter so schlimm, weil ich oft den Verdacht hatte, dass ich dadurch unbewusst länger krank gehalten werde, mich länger quälen muss, weil man mich, sobald es mir besser geht, zwingt etwas zu tun, was ich nicht will. Ich fühlte mich wie ein Stück Ware, willenlos und rechtelos, dessen einzige Existenzberechtigung die Erwerbsarbeit ist - und wehe da kommt ein Funkeln in die Augen, dann schubsen wir sie ihnein ins Hamsterrad. So lange ich mich also nicht Einsatzbereit fühlte, fühlte ich mich immer krank, hatte fast Angst davor, mich mal stark, gut gelaunt zu zeigen - und es auch zu sein. Stets mit genicktem Haupt herumrennen, weil wer wieder aufrecht gehen kann, muss hackeln. Ich will nicht wissen, wie viele Menschen in ihrer Krankheit fest stecken und nicht so rasch heilen, wie sie könnten, weil sie dieser Druck bedroht. Weil sie wissen, es geht nicht um sie als Mensch, sondern um sie als Arbeitskraft. Der menschliche Anteil ist der furchtbare Fehler, der die Bioeinheit am arbeiten hindert.
biber hat geschrieben:Das Problem ist hier eher, dass auch nach erfolgreicher Reha, berufseingliedungskursen etc. der Arbeitsmarkt oft keine Erwerbsarbeitsstelle hergibt.
In der Tat, und das bemängle ich auch am neu entwickelten System.
Schon gesunde 45-Jährige mit Berufserfahrung haben Probleme, einen Job zu finden. Mir geht nicht ein, warum man glaubt, ein 45-Jähriger der zwecks Reha-Umschulung quasi Berufseinsteiger ist, ohne Erfahrung, mit einem großen Loch in der Vita - und der ja nicht wegzudiskutierenden Situation, nicht voll belastbar zu sein, öfter Ausfälle wegen Arztbesuch oder Krankenstand. Insofern ist auch der "Qualitätsschutz" ein völliger Schwachsinn. Wenn man am AMS innerhalb einer gewissen Zeit in seinem Beruf nichts gefunden hat, wird man auf den davor erlernten Beruf zurückgestuft, bzw. muss man sich bei JEDEM Job bewerben, der einem angeboten wird. Und ich nehme nicht an, dass man den Kranken den Qualitätasschutz gewährt, allen Anderen aber nicht, das wäre ein echt ungutes Zeichen. Und garantiert wird jeder nachher lange geung suchen müssen, um eben aus dem Berufsschutz zu fallen.
Und wie ich beschrieb: Laut PVA ist man mit 50% voll arbeitsfähig. Dass ich mich in meinem Job ausgebrannt hab, lag daran, dass meht als 100% nötig waren, die auf Dauer immer Schulden in der Lebensenergie machen. Kein Chef behält mich, wenn ich so unbelastbar bin. Also verdammt mich die PVA zu arbeitslosigkeit, damit zu Deppenkursen, die mich erst recht krank machen. Echt tolles System. Es gibt kein Entrinnen.
nickiminaj hat geschrieben:FRAGE, wovon lebst du ? Von den Ersparnissen? Wie lange glaubst du das Durchzuhalten ? Warum lässt du dich vom Amtsarzt nicht krankschreiben ?
Man kann nur ein Jahr in Krankenstand gehen. Und das ist bei mir ausgeschöpft. Mein Pebnsionsantrag wurde abgelehnt. Für den AMS-Terror bin ich noch nicht geschaffen, ebenso für einen Job. Die paar Monate, ehe ich mich dazu entschlossen habe, von meinen Ersparnissen zu leben, und den AMS-Terror mitmachte, ging es mir wieder kontinuierlich schlechter. Wer hätte was von einem Rückfall, davon, dass ich erst recht zerbreche? Ich will doch da nie wieder hin. Ich will, dass es mir gut geht, ich wieder stabil werde. Zudem habe ich mir seit meinem ersten Arbeitstag vorgenommen, einmal so lange es geht von meinen Ersparnissen zu leben, um aus diesem System auszubrechen, von dem mir schon damals klar war, dass es mich zermalmt. Hab mir also nie große Anschaffungen geleistet, kein Auto (nur für zwei Jahre mal eine winzige Gebrauchskutsche die saubillig war), keine Urlaube, kaum Kleidung/Schuhe usw... habe jeden Cent genau dafür auf die Seite gelegt, mal gepflogen aufs System Schei..en zu können. Und es tut gut. In den Monaten bisher bin ich mehr geheilt, als in den ganzen Krankenbehandlungen davor. Würde ich echt jedem empfehlen.