PSD Psychosozialer Dienst Wien

Kliniken u.a. in Österreich (keine generellen Fragen)
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kokobiene
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 13:57

Hab ich vergessen zu erwähnen dass ICH Pensionsbeiträge eingezahlt habe ?
Falsch!

Schon mal was von der Verteilungspyramide gehört?
Du zahlst für die "alten" Menschen die jetzt in Pension sind. Wenn du "alt" bist, zahlen die "jungen" Menschen dir deine Pension.
Du zahlst nicht in deine eigene Kasse sondern in die Staatskasse!
Was anders wäre, hättest du in ein Sparschwein gespart.


Du warst wohl noch nie auf Reha??? Warum würde ich ehrlich gesagt gerne mal wissen (wollen)...

Und dass hinter den Reha-Maßnahmen bzw. die die Reha Maßnahmen entwickeln, entwerfen, gestalten, organisieren - ganz normale Angestellte (kleine Leute) stecken und arbeiten, daran denkt von euch keiner (ab inbesonderem nickiminaj) nicht oder denkt da einer von euch daran?
Denn die Leute zahlen nämlich auch eure Pension gerade!

Und ja ich glaube min. 50% der Frühpensionisten sind zu 80% arbeitsfähig!!!

Vor allem, weil ich selbst Missbrauch an mir erleben musste. Und ich gehe seit ca. 20 Jahren arbeiten (mit Unterbrechnung von 2 Monaten) arbeiten!


Ich kann hier nur den *kopfschütteln*

@nickiminaj: aber zum Tippen hier und zum streiten und zum aufregen hast du genug Kraft und Energie oder???
Zuletzt geändert von Cyw am Mo., 03.09.2012, 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Teile gelöscht, da Bezug auf gelöschte Textpassagen

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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:00

Ich fürchte, da hab ich was losgetreten...
biber hat geschrieben:Naja, aber die Frage ist ja, wer soll, wenn alle für sich alleine und ihren ureignesten Interessen innerhalb der Gesellschaft nachgehen, dafür sorgen, dass der Rahmen aufrechterhalten wird? Z.b. all die Sachen, die man sich für das tägliche Leben und Geniessen so kauft?
Das ist ein berechtigter Einwand.
Allerdings sitzen selten pumperlgesunde Menschen bei einem Psychiater oder Therapeuten und suchen um Hilfe, sondern psychisch Kranke Menschen, die sehr oft sehr vieles sind, nicht aber glücklich. Was ich ankreide ist, dass das primäre Ziel nicht ist, aus diesen Menschen wieder glückliche Menschen zu machen, sondern in erster Linie Arbeitswerkzeug. Und das auch um den Preis, dass man sie notfalls bis oben hin mit Tabletten vollstopfen muss, um die Arbeit auszuhalten. Lieber mit Suizidgedanken den Joballtag durchbringen, als mit etwas Glück daheim sein. Ich finde diesen Zwang dahinter so schlimm, weil ich oft den Verdacht hatte, dass ich dadurch unbewusst länger krank gehalten werde, mich länger quälen muss, weil man mich, sobald es mir besser geht, zwingt etwas zu tun, was ich nicht will. Ich fühlte mich wie ein Stück Ware, willenlos und rechtelos, dessen einzige Existenzberechtigung die Erwerbsarbeit ist - und wehe da kommt ein Funkeln in die Augen, dann schubsen wir sie ihnein ins Hamsterrad. So lange ich mich also nicht Einsatzbereit fühlte, fühlte ich mich immer krank, hatte fast Angst davor, mich mal stark, gut gelaunt zu zeigen - und es auch zu sein. Stets mit genicktem Haupt herumrennen, weil wer wieder aufrecht gehen kann, muss hackeln. Ich will nicht wissen, wie viele Menschen in ihrer Krankheit fest stecken und nicht so rasch heilen, wie sie könnten, weil sie dieser Druck bedroht. Weil sie wissen, es geht nicht um sie als Mensch, sondern um sie als Arbeitskraft. Der menschliche Anteil ist der furchtbare Fehler, der die Bioeinheit am arbeiten hindert.
biber hat geschrieben:Das Problem ist hier eher, dass auch nach erfolgreicher Reha, berufseingliedungskursen etc. der Arbeitsmarkt oft keine Erwerbsarbeitsstelle hergibt.
In der Tat, und das bemängle ich auch am neu entwickelten System.
Schon gesunde 45-Jährige mit Berufserfahrung haben Probleme, einen Job zu finden. Mir geht nicht ein, warum man glaubt, ein 45-Jähriger der zwecks Reha-Umschulung quasi Berufseinsteiger ist, ohne Erfahrung, mit einem großen Loch in der Vita - und der ja nicht wegzudiskutierenden Situation, nicht voll belastbar zu sein, öfter Ausfälle wegen Arztbesuch oder Krankenstand. Insofern ist auch der "Qualitätsschutz" ein völliger Schwachsinn. Wenn man am AMS innerhalb einer gewissen Zeit in seinem Beruf nichts gefunden hat, wird man auf den davor erlernten Beruf zurückgestuft, bzw. muss man sich bei JEDEM Job bewerben, der einem angeboten wird. Und ich nehme nicht an, dass man den Kranken den Qualitätasschutz gewährt, allen Anderen aber nicht, das wäre ein echt ungutes Zeichen. Und garantiert wird jeder nachher lange geung suchen müssen, um eben aus dem Berufsschutz zu fallen.

Und wie ich beschrieb: Laut PVA ist man mit 50% voll arbeitsfähig. Dass ich mich in meinem Job ausgebrannt hab, lag daran, dass meht als 100% nötig waren, die auf Dauer immer Schulden in der Lebensenergie machen. Kein Chef behält mich, wenn ich so unbelastbar bin. Also verdammt mich die PVA zu arbeitslosigkeit, damit zu Deppenkursen, die mich erst recht krank machen. Echt tolles System. Es gibt kein Entrinnen.
nickiminaj hat geschrieben:FRAGE, wovon lebst du ? Von den Ersparnissen? Wie lange glaubst du das Durchzuhalten ? Warum lässt du dich vom Amtsarzt nicht krankschreiben ?
Man kann nur ein Jahr in Krankenstand gehen. Und das ist bei mir ausgeschöpft. Mein Pebnsionsantrag wurde abgelehnt. Für den AMS-Terror bin ich noch nicht geschaffen, ebenso für einen Job. Die paar Monate, ehe ich mich dazu entschlossen habe, von meinen Ersparnissen zu leben, und den AMS-Terror mitmachte, ging es mir wieder kontinuierlich schlechter. Wer hätte was von einem Rückfall, davon, dass ich erst recht zerbreche? Ich will doch da nie wieder hin. Ich will, dass es mir gut geht, ich wieder stabil werde. Zudem habe ich mir seit meinem ersten Arbeitstag vorgenommen, einmal so lange es geht von meinen Ersparnissen zu leben, um aus diesem System auszubrechen, von dem mir schon damals klar war, dass es mich zermalmt. Hab mir also nie große Anschaffungen geleistet, kein Auto (nur für zwei Jahre mal eine winzige Gebrauchskutsche die saubillig war), keine Urlaube, kaum Kleidung/Schuhe usw... habe jeden Cent genau dafür auf die Seite gelegt, mal gepflogen aufs System Schei..en zu können. Und es tut gut. In den Monaten bisher bin ich mehr geheilt, als in den ganzen Krankenbehandlungen davor. Würde ich echt jedem empfehlen.
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nickiminaj
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:08

hallo Arta,

das ist furchtbar, und ich kann dich zu 1000% verstehen.

An deiner Stelle würde ich aber jetzt in Pensionsvorschuss gehen und die sache endgültig mal beim Sozialgericht einklagen.

alternativ würde ich mich an deiner Stelle vom Amtsarzt krankschreiben lassen...

Es ist auch so in Wien, wenn man nicht zur Zielgruppe gehört, dann wird einem gar nicht geholfen !! Es gibt in Wien eine Beratungsstelle rein für Migranten wo sie einem beraten wie man an eine Gemeindewohung, Krankengeld, Pension kommt. Ich wurde dort rausgeworfen... Nur leider gibts nirgendswo eine Inländerberatung.

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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:25

kaja hat geschrieben:Ich finde die Ansicht irgendwer wird schon arbeiten gehen ziemlich furchtbar.
Ich nicht.
Wir haben hier in Österreich 300.000 Arbeitslose. Offiziell. Die Dunkelziffer belauft sich sogar auf bis zu 800.000, wenn man wirklich "alle" zählt. Das AMS kann ja immer nur die aktuellen Bezieher dazurechnen. Menschen die aktuell in Sperrung sind, oder in Kankenstand, werden etwa nicht dazugezählt. Ebenso Menschen, die suchen, aber nicht gemeldet sind, weil sie kein Recht auf Bezüge haben, etwa weil sie noch nie gearbeitet haben - oder noch in Karrenz, Wehrpflicht... sind, Schüler und Studenten, die vom erterlichen Nest heraus suchen, und Menschen, die sich schämen, auf das AMS zu gehen, und von ihren Ersparnissen oder Partnern leben, und von dort heraus suchen - was oft für Akademiker zutrifft, oder Menschen in höheren Positionen.
Die Aussage, dass irgendwer schon arbeiten geht, wäre nur dann furchtbar, wenn wir Vollbeschäftigung haben, und die Stelle offen klafft wie eine blutende Wunde.
Ich sehe es sogar so - und ich weiß, dass ist Ketzerisch - dass man denjenigen, die arbeiten WOLLEN und voll einsatzbereit sind, den Vorzug gegen sollte. Davon hat doch auch jede Firma etwas, anstatt Menschen in eine Arbeit zu zwingen, die nicht wollen oder gar nicht richtig einsatzfähig sind. Und da weiß ich, dass ich auch gegen mich spreche. Wäre ich Arbeitgeber, hätte ich mich vor einigen Jahren sehr gerne eingestellt - ich hätte einen Menschen bekommen der voll Einsatzfähig ist. Heute würde ich mich nicht mehr einstellen, denn ich würde einen Menschen bekommen, der kaum Stresstolerant ist, wenig belastbar.
Jeder Arbeitgeber profitiert von arbeitswilligen und arbeitsfähigen Menschen mehr, als von allen anderen. Und wir haben doch den Luxus eines großen Heeres an Arbeitslosen. Zwingt man nun alle, auch die Kranken, auf einen ohnedies überfüllten Markt, passiert, was in einer Marktwirtschaft eben passiert: Die Löhne sinken ins Bodenlose. Working Poor nimmt überhand und mitunter kann nicht einmal ein Singel von einem Gehalt überleben, von Familien ganz zu schweigen. Doch die billigen Löhne nützen niemandem: Die Produkte werden nicht billiger. Geringere Löhne bedeuten, geringere bis kaum Abgaben an den Staat. Da die Leute sich auch weniger kaufen können, kommt auch über die MWST weniger herein. Und: von den paar Netsch muss das trotz allem aufrechte Heer an Arbeitslosen, Karrenzierten, Pensionisten, Kindern, Beamten, Ärzten,... aufrecht erhalten werden. Aktuell erhalten kaum 40% in der Erwerbsarbeit Tätige das ganze System, der Rest arbeitet nicht, weil er zu jung, zu alt, karrenziert oder in staatlicher Obhut arbeitet (und die wird ja von den Privaten finanziert).

kaja hat geschrieben:Auch das man immer mal wieder versucht alternative Arbeitsplätze o.ä. aufzuzeigen,halte ich für durchaus zumutbar.
Es darf kein Druck werden. Und es muss eine reelle Chance geben. Es wäre ja völlig schwachsinnig, die Pensionierten wieder in das Meer an Arbeitslose zu werfen. Wozu?
Ein Bekannter saß mal in einem AMS-Bewerbungskurs, neben ihm ein Herr, der aus der BU_Pension gekickt wurde, der so derartig schlecht beinander war, dass er nicht einmal einen Computer bedienen konnte. Was hat so jemand am Arbeitsmarkt verloren? Warum holt man so jemanden aus der BU-Pension? Mit 55!?!?!? Ich hab von Leuten gehört, in deren AMS-Kurse Krebskranke saßen, wo abzusehen war, dass sie nicht mal den Kursabschluß überleben werden. Abgemagert bis auf die Knochen machten sie eine Zwangsumschulung zu einem Beruf bei dem man Körperkraft braucht.

Ja, der Link "soned" zeigt eh so einiges auf.
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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:27

nickiminaj hat geschrieben:An deiner Stelle würde ich aber jetzt in Pensionsvorschuss gehen und die sache endgültig mal beim Sozialgericht einklagen.
Wie gesagt, das hat mir meine Sozialarbeiterin auch vorgeschlagen, aber: Könnte ich vor Gericht ziehen, könnte ich einen Job machen.
Es geht darum, dass ich DAS NICHT KANN. ABSOLUT NICHT. UNTER KEINEN UMSTÄNDEN. Das ist ja das Fatale. Ich bin psychisch nicht in der Lage, die Pension einzuklagen, aber soll arbeitsfähig sein. Das ist unser perverses System. Deswegen habe ich mich auch ausgeklinkt. Um zu überleben.
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nickiminaj
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:38

Arta hat geschrieben:
nickiminaj hat geschrieben:An deiner Stelle würde ich aber jetzt in Pensionsvorschuss gehen und die sache endgültig mal beim Sozialgericht einklagen.
Wie gesagt, das hat mir meine Sozialarbeiterin auch vorgeschlagen, aber: Könnte ich vor Gericht ziehen, könnte ich einen Job machen.
Es geht darum, dass ich DAS NICHT KANN. ABSOLUT NICHT. UNTER KEINEN UMSTÄNDEN. Das ist ja das Fatale. Ich bin psychisch nicht in der Lage, die Pension einzuklagen, aber soll arbeitsfähig sein. Das ist unser perverses System. Deswegen habe ich mich auch ausgeklinkt. Um zu überleben.
ich würde dir dabei helfen.... bin mehr oder weniger selber bald davon betroffen und im gleichen Boot wie du, denn ich bin unter 50, befristet in pension, sie wird wohl demnächst das letzte mal weitergewährt. dann muss ich auch in pensionsvorschuss und einklagen... Auf Rehe habe ich absolut null bock.

Vorallem weil uns dann das Rehabilitationsgeld droht und endlos reha.. aber das weisst du eh.

Warst du schon bei der Arbeiterkammer vorstellig in Wien ? Die übernehmen solche Fälle wie uns...

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nickiminaj
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:45

bist du auch körperlich eingeschränkt ? und warum psychisch? ich nehme an panik attacken, oder ? sowas in der art habe ich auch..

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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:49

kaja hat geschrieben: Wenn ich Leistungen beziehe bin ich auch verpflichtet aktiv an meiner Situation zu arbeiten und mitzuarbeiten.
Man sollte es zu schätzen wissen das ein zivilisiertes und modernes Land ein Sozialsystem, inkl. Lebensunterhalt und medizinischer Versorgung, bietet und es nicht einfach als selbstverständliche Gegebenheit betrachten.
Wieder eine ketzerische Meldung von mir:
Je höher der Wohlstand eines Landes, umso höher die Arbeitslosen.
Wohlstand heisst in meinen Augen: ALLE Bürger können auf einem hohen Level leben. Die Bürger, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, haben einen angemessenen Verdienst, also DEUTLICH über der Mindestgrenze.
Wohlstand heisst auch, dass hier Betriebe angesiedelt sind, die neueste technische Errungenschaften in ihrer Produktion einsetzen, also quasi "High Tech" Betriebe. Und solche wiederum haben anstatt einem Meer an Billigarbeitskräften an Förderbändern, wenige hochqualifizierte und gut bezahlte Menschen die die Maschinen bedienen können.
Wohlstand heisst für mich: Dass dadurch mit einem Mindesmaß an "menschlicher Ausbeutung" der maximale materialle Wohlstand erzeugt werden kann.
Nebenprodukt: Arbeitslose.
Ein Land kann mit sehr wenig Arbeitskräfte den matieriellen Bedarf eines Landes sichern, und darüber hinaus sogar Exportieren. DAS würde ich als Wohlstand bezeichnen.
Jeden Menschen, egal zu welchen Bedingungen, in die Erwerbstätigkeit zwingen zu müssen, weil nur diese ein Überleben sichert, beisst sich mit dem Begriff von Wohlstand. Geht ein Land dazu über, Arbeitslosen per se Unwilligkeit, Faulheit zu unterstellen, und macht auch vor Kranken und Alten nicht halt, sie als Schmarotzer, selbst Karrenzierten die "soziale Hängematte" vorzuwerfen - hat das schon gar nichts mit der mentalen reife eines Wohlstandsstaates zu tun, denn in einem Wohlstandsland haben es die Privilegierten, die also Arbeit haben, nicht nötig, auf diejenigen neidig zu sein, die krank, alt oder arbeitslos sind.
Natürlich muss ein Wohlstandsstaat überlegen, was er tun kann. Ich frage mich immer, was - ganz präzise - Politiker meinen, wenn sie sagen sie würden "Arbeitsplätze schaffen". Sie sind keine Bosse die mal eben eine neue Fabrikshalle eröffnen können, um wieder 1500 Arbeitslose vom Heer der über 300.000 abzuziehen. Was also bedeutet das? Das kann ja nur bedeuten, dass sie entweder den Beamtenapparat ausbauen - aber das belastet die Staatskassen. Oder aber sie versuchen, Firmen ins Land zu holen. Wie macht man das - wenn die nicht "von allein" kommen? Genau: Indem man das Kapital dieser potentiellen Firmen "schützt", also Steuervergünstigungen, wieder Löcher in die Staatskasse.
Mein vorschlag wäre ja ohnedies das Bedingungslose Grundeinkommen. Das würde in der Nation die Bildung, die Forschung, die Kreativität deutlich heraufsetzen, weil der Druck wegfiele, Erwerbseinkommen zu generieren. Dass das System funktionieren kann, haben viele gscheite Leute bereits ausgerechnet...

In einem Wohlstandsland, ist soziale Versorgung Selbstverständlich, sonst wäre es kein Wohlstandsland. Dass man aber über jene, die die Versorgung brauchen her zieht und sie stigmatisiert, also wenn man in "Not" ein Privileg sieht und es neidet, dann stimmt da was nicht. Und das ist eher auf die Bedingungen in der Arbeitswelt zurückzuführen. Geringe Löhne und beschi..enes Klima. Dafür kann aber kein Arbeitsloser, Kranker oder Pensionist was, sondern die Firmen, und der Staat der nicht per Gesetz dafür sorgt, dass Arbeitsbedingungen besser werden. Wir haben Gesetze die nicht auf die aktuellen Arbeitsbedingungen zugeschnitten sind, sondern noch auf jene von vor 20, 30 Jahren, als die Computerwelt und damit Informationsdichte nicht so erdrückend war.
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candle.
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 14:55

Ich habe ja null Ahnung von eurem Sozialsystem, aber wie kann man denn auf Rente gehen wollen nur weil man meint der Arbeitsmarkt gibt nichts her? Oder anders gefragt: Was hat Krankheit mit dem Arbeitsmarkt zu tun, wenn ihr eh in Rente gehen wollt? Ich verstehe diese Zusammenhänge irgendwie nicht so wirklich?!

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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 15:05

nickiminaj hat geschrieben:bist du auch körperlich eingeschränkt ? und warum psychisch? ich nehme an panik attacken, oder ? sowas in der art habe ich auch..
Körperlich mittlerweile nicht mehr.
Ich hatte ein Burnout, kämpfe aber seit meiner frühen Kindheit an Depressionen und Sozialphobie. Panikattacken, wie man sie so beschreibt, hatte ich nur während des akuten Stadiums des Burnouts, sonst gottseidank nicht. Neurotisch bin ich halt, aber das macht mich eher fleissig, als arbeitsunfähig.

Für mich ist schon jeder einzelne Gang zum Arzt, Psychiater, Krankenkasse, Sozialarbeiterin ein Ding... ein echtes Ding... Durchfälle, Panik, Schlaflosigkeit... obwohl ich weiß, das die mir wohl gesonnen sind, mir helfen. Das AMS ist das allerschlimmste. Es ist sowas wie die Vorhölle für mich. Ich hab auch in der Vergangenheit auch oft nur deswegen Jobs angenommen, um keinen Kontakt mit dem AMS haben zu müssen. Auch wenn das für keinen Chef toll ist, dass er nur jemanden bei sich aufnahm, der vor dem AMS flüchtet, nicht aber jemanden hat, der in SEINEM Betrieb arbeiten will, weil ihm die Herausforderung so taugt.

Es geht also nicht um den Verwaltungsaufwand, wegen dem Gericht. Meine Sozialarbeiterin hätte das alles gemacht, die ist wie ein "Höllenhund", kann mich beschützen, ist da und kämpft mit vollem Einsatz, mit ihr hätte ich eh die beste Kraft zur Seite, und mein Freund ist auch stark. Support ist nicht das, woran es mangelt. Es geht darum, dass ICH daran zerbrechen würde. Ich weiß, es ist nicht nachvollziehbar, aber das Triggert in mir so dermaßen was, dass man mich nur im komatösen Zustand dahin brächte.

Ich muss die Konsequenzen dieses Dachschadens tragen, und das tu ich auch. Ich hab damit kein Problem. Die jetzige Lösung gibt mir Selbstachtung und Stärke. Ich bin kreativ, und ich heile. Arbeit suche ich mir dann, ehe ich wieder aufs AMS muss, aber noch genieße ich den Zustand und koste ihn voll aus. Und ich weiß: Wenn ich wieder Arbeite, dann nur so wenig, dass ich grad so überleben kann, um viel daheim zu sein - oder - wenn das nicht geht, dann spar ich wieder zusammen für ein weiteres freies Jahr. Ich brauche sehr viel Zeit für mich, gigantisch viel Zeit, um nicht durchzudrehen. Seit dem Burnout gibt es da auch keinen Kompromiss mehr.
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 15:11

@candele..

Warum man auf renten gehen will wenn der arbeitsmarkt nichts hergibt,

nun in Österreich muss man ansonsten zum AMS, und das ist nicht so romantisch wie in Deutschland beim Amt. Bei uns wirst du psychisch fertiggemacht. Das nennt sich Deppenkurse, ARTA kennt das sicher genauso wie ich..

AUCH das AMS selber legt einem dann nahe, verschwinden sie in die Pension respektive Rente wenn sie das psychisch bei uns nicht aushalten!

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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 15:13

candle. hat geschrieben:Ich habe ja null Ahnung von eurem Sozialsystem, aber wie kann man denn auf Rente gehen wollen nur weil man meint der Arbeitsmarkt gibt nichts her? Oder anders gefragt: Was hat Krankheit mit dem Arbeitsmarkt zu tun, wenn ihr eh in Rente gehen wollt? Ich verstehe diese Zusammenhänge irgendwie nicht so wirklich?!
Nein. Es geht darum, dass man die BU-Pension in Österreich abschaffen will. Also genau das Gegenteil. In Rente gehen um nicht arbeitslos zu sein, war eh nie möglich. In Zukunft aber will man die Pensionisten aus der Rente holen und in den ohnedies überfüllten Arbeitsmarkt werfen - ohne aber zunächst das Arbeitslosenproblem zu lösen. Das ändert halt nur, aus welchem Staatstöpfchen die Leute bezahlt werden, und erhöht den Druck auf Kranke.

Das heisst: Für Menschen die seit Jahren in der BU sind, wird der Arbeitsmarkt in den nächsten zwei Jahren Realität - weil man sie aus der Pension raus holt, ihnen Rehamaßnahmen und Umschulung gewährt (Was in Österreich BBRZ bedeutet, siehe entsprechende Threads) - und dann in die Arbeitslosigkeit oder bedenklich präkere Arbeitsverhältnisse entlässt.
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 15:14

@nickiminaj Hier gibt es auch Rehamaßnahmen etc. oder man hat ja selbstverständlich auch die Möglichkeit sich selber auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Ich denke auch, dass das immer möglich ist. Kann natürlich sein, dass man sich auf neue Wege einlassen muß, aber ist das ehrlich so schlimm?

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nickiminaj
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 15:15

wie es bei uns zugeht kannst du ja gerne auf http://www.soned.at nachlesen...

Bei uns herrschen in arbeitsmassnahmen solche Zustände wie 1933. Ihr in Deutschland hingegen lebt ja auf einer romantischen sozial-verträglichen Butterblumenwiese...

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Rezna
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Beitrag Mo., 03.09.2012, 15:15

nickiminaj hat geschrieben:AUCH das AMS selber legt einem dann nahe, verschwinden sie in die Pension respektive Rente wenn sie das psychisch bei uns nicht aushalten!
Nur dass die selber keine Ahnung haben, am AMS. Weil "so einfach" ist das nicht. Solche "Urban Legend" sind ja oft die Ursache für den Hass auf BU-Pensionäre, weil die Leute sich vorstellen, das geht so leicht. Ich sags mal so: Käme ein Gesunder auf die Idee, eine BU-Pension zu erlangen, wäre er, bis er es geschafft hätte, krank. Alleine nur durch die Verfahren.

(Oder bin ich echt SOOOO empfindlich? Das wäre very shocking, wie hab ich nur überlebt?)
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