Ich will sterben...

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schmetterling.1983
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Beitrag Mo., 30.07.2012, 20:53

Ombra hat geschrieben:Aber ich finde es auch schrecklich, dass mir einfach die Energie fehlt, um wirklich richtig aktiv etwas an meiner Situation zu ändern und das ich dem ganzen - zumindest teilweise - einfach ausgeliefert bin.
Ich weiß, dass überzeugt dich jetzt nicht, aber ich sehe in dem schreiben hier schon eine Aktivität, die darauf hinzeigt, dass es dir genug ist und du etwas ändern möchtest.
Ombra hat geschrieben:Ich glaube hauptsächlich liegt es daran, dass ich denke, dass ich die Therapie mehr aus dem Grund machen würde, damit ich nicht allein bin, wenn es mir schlecht geht und nicht weil ich jetzt wirkliche Probleme hätte. Ich denke, dass jeder andere Mensch in meiner Lage vermutlich einfach sein Leben leben würde und dass es halt einfach an mir liegt, dass ich Schuld daran bin und deshalb auch ganz allein klar kommen sollte.
Wenn du die Therapie wirklich (was ich zum ersten mal höre und mir nicht vorstellen kann, weil du sonst höchstwahrscheinlich ja sehr motiviert wärst eine Therapie zu machen um den Zustand sofort zu bekommen) aus dem Grund machen würdest um nciht allein zu sein wirst du schnell merken, dass es dafür nichts bringt.
Ich finde, dass die Gründe für deine Selbstmordgedanken schon ein großes Problem sind, welches eine Therapie mehr als sinnvoll machen. DIe AUssage mit dem was andere Menschen machen würden kenne ich auch. Man meint man ist nur zu faul, zu unmotiviert, man stellt sich an ... und während man mit seinen Selbst vorwürfen und Bestrafungen beschäftigt ist könnte man eigentlich schon das tun, was einem wahrscheinlicher helfen kann.
ABer vielleicht sind das ja auch gute Abwehrmechanismen, weil du auch angst davor hast in einer Therapie zu scheitern???...
Denn darum geht es nicht.
Das man vielleicht ein provokanter Abschluss sein, aber ich denke ein Versuch lohnt sich. Ich bin ganz sicher, dass dich kein Therapeut aufgrund einer "Therapieunnötigkeit" wieder nach Hause schickt.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Nordi
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Beitrag Di., 31.07.2012, 07:49

Hi Ombra,
ich kann deine derzeitigen Gefühle und Gedanken sehr nachempfinden, weil ich vor einigen Jahren lange Zeit selbst in einer ähnlichen depressiven Hölle gefangen war und mir am Ende tatsächlich fast das Leben genommen hätte. Aus heutiger Sicht kann ich dir aber sagen, dass es noch Hoffnung gibt und dass man sogar aus so einem depressiven Zustand wieder raus kommen kann - selbst wenn das eigene Leben ein Scherbenhaufen ist, so wie bei mir.
Die aller schwerst Hürde auf diesem Weg ist wohl, dass man erkennt, dass man trotz allem eigentlich nur leben möchte.
Du schreibst zwar "Ich will sterben...", aber wenn man deine Beiträge genau ließt, dann kann man ganz genau erkennen, dass dies nicht wahr ist. In Wahrheit möchtest du auch, so wie alle Menschen, ein selbstbestimmtes und erfülltest Leben führen, aber du fühlst dich durch deine Lebenssituation, deine Gefühle und depressiven Gedanken so unendlich und hoffnungslos weit weg davon, so dass dir nur ein Ausweg noch möglich erscheint.
Leider ist es nach meiner persönlichen Erfahrung so, dass der Suizid durch den zunehmenden Leidensdruck und die zunehmend depressiven Gefühle und Gedanken immer mehr zum einzig logischen und möglichen goldenen Ausweg wird. Dies kann sogar soweit gehen, dass am Ende alle Probleme von einem abfallen und alles so leicht, logisch und richtig erscheint und man genau zu wissen glaubt, dass man nun auf dem "richtigen" Weg ist - ein seltsam leicht erscheinender Weg.
Ich bin damals diesen seltsam leichten Weg nicht zu Ende gegangen und weiß heute sogar sehr genau, dass der Wunsch "Ich will sterben..." eigentlich nichts anderes ist, als eine extreme Selbstlüge - vielleicht eine der extremsten Selbstlügen, der man als Mensch erliegen kann.
Das traurigste an der Selbstlüge "Suizid" ist, dass es letztlich eigentlich nur wieder der "Leichte Weg" ist, weil es viel einfacher ist sich den depressiven Gedanken und Gefühlen hinzugeben und sich das Leben zu nehmen, als den Weg langen und anfangs schweren Weg zu suchen und zu gehen wo am Ende vielleicht ein erfülltest und sogar glückliches Leben stehen könnte.
Rückblickend empfinde ich die Selbstlüge Suizid ("Ich will sterben...") zudem auch als extrem egoistisch, weil man dabei sehr leicht verdrängt, was man damit möglicherweise nahestehenden und geliebten Menschen antut. Ich war damals sogar in meinem depressiven suizidalen Egoismus am Ende bereit meiner Mutter, die bereits eines ihrer Kinder auf dem Friedhof beerdigen lassen musste und sehr darunter gelitten hatte, so etwas anzutun - ich möchte mir heute nicht mehr vorstellen, wie schlimm dies für sie gewesen wäre.
Das Seltsamste an depressiven Suizidgedanken ist aber, dass wenn man diesen Weg nicht geht und man irgendwann einen Ausweg aus den Depressionen findet, dann erscheinen diese damals so logisch und klaren Suizidgedanken so unendlich sinnlos und man erkennt auf welchen Irrweg man sich damals befunden hat.
Leider kann man dies anderen Betroffenen nicht so mitteilen, dass sie selbst erkennen können, dass es sehr viel bessere Weg als den Suizid gibt, und dass es trotz aller depressiven Gefühle, Gedanken und einer völlig verfahrenen Lebenssituation immer noch Hoffnung auf ein besseres und erfüllteres Leben gibt.

Dass du dich momentan zu nichts aufraffen kannst und dir nichts Spaß macht ist bei starken Depressionen völlig normal und ein erster Schritt wäre dies als momentanen Teil deiner Krankheit zu akzeptieren. Bei mir war es am Ende sogar so, dass ich fast nur noch geschlafen habe und mich zu nichts mehr motivieren konnte.
Beim Akzeptieren hilft, wenn man sich einmal bewusst macht, was gerade in deinem depressiven Gehirn abläuft. Die vielen depressiven Gefühle, Gedanken und alle anderen Probleme haben eine starke Wirkung auf das Gehirn, welches dadurch permanent unter Stress steht. Die Motivationslosigkeit und Müdigkeit ist so etwas wie eine Schutzfunktion, um sich von diesem negativen Stress erholen zu können. Da du dich aber ständig selbst mit negativen Gedanken und Gefühlen (negativen Stress) bombardierst, kann sich dein Gehirn gar nicht erholen und wird immer müder und schwächer - so wie ein Muskel, den man ständig überfordert.

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Ombra
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Beitrag Di., 31.07.2012, 13:37

Ja, wahrscheinlich will ein Teil von mir, dass es mir wieder besser geht.
Sonst würde ich wahrscheinlich nicht hier schreiben. Aber ich kann mich gerade wirklich zu überhaupt nichts aufraffen.
Ich wünsche mir einfach mich mit irgendwas betäuben zu können und nicht mehr hier zu sein.

Gestern hat mich jemand gefragt, ob er vorbeikommen kann, mich besuchen. Und ich habe Ausreden benutzt damit sie es nicht tut, weil ich nicht so viel Zeit habe und so viele Dinge erledigen muss.
Ich müsste zwar auch einige Dinge erledigen, aber letztendlich, war es ein Ausrede damit sie nicht vorbei kommt. Denn ich Wahrheit sitze ich nur den ganzen Tag hier rum und mache gar nichts.
Jetzt hat sie gefragt, ob sie wenigestens nachher eine Stunde vorbei kommen kann, weil sie doch sowieso hier in der Gegend ist... Und ich habe keine richtige Ausrede mehr. Weil ich ihr ja gestern erzählt, habe was ich alles zu erledigen habe und da ist eigentlich noch eine Stunde Zeit drin. Wenn ich ihr jetzt wieder etwas erzählen würde, warum ich auch keine Stunde Zeit habe, würde es auffallen, dass es nur einen Ausrede ist....
Aber ich will es nicht. Ich kann das nicht.
Ich will einfach nur allein sein!
Wieso sind manche Menschen so aufdringlich???
Ich kann gerade nicht so tun, als ob alles ok ist.
Aber ich muss.

Ich will einfach nur weg.
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Ombra
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Beitrag Sa., 25.08.2012, 17:09

Wieso habe ich dann plötzlich immer wieder so krasse Suizdgedanken???
Ich komm gerade nicht mehr klar!!!
Wirklich.

Ich komm einfach nicht mit diesem krassen inneren Druck, innerer Anspannung klar.
Natürlich kann mir hier auch niemand helfen.

Niemand kann mir helfen.
Keiner.

Schon zu oft versucht.
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yamaha1234
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Beitrag Sa., 25.08.2012, 17:58

Ombra hat geschrieben: Niemand kann mir helfen.
Keiner.

Schon zu oft versucht.
naja, nennen wir es eher so: Keiner dringt zu dir durch. Möglichkeiten gäbe es genug etwas an deiner Situation zu verändern, aber wenn du blockierst, und jeden Vorschlag abschmetterst wird dir hier sicher auch keiner helfen können.....

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Ratlosigkeit
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Beitrag Sa., 25.08.2012, 18:56

Vielleicht solltest Du - bei diesem anhaltendem Zustand - mal überlegen, ob Du Dir was verschreiben lässt. Wenn man so tief in der Sinnlosigkeit und Verzweiflung drinsteckt, keine Menschen mehr erträgt, und das schon seit einiger Zeit, kann ein Antidepressiva viel bringen. Schlepp Dich mal zum Hausarzt!
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Ombra
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Beitrag Sa., 25.08.2012, 22:57

yamaha1234 hat geschrieben:Keiner dringt zu dir durch. Möglichkeiten gäbe es genug etwas an deiner Situation zu verändern, aber wenn du blockierst,
Ich weiß nicht, ich denke eher über alles nach, aber entscheide mich dann doch für gar nichts und fange wieder von vorn an nachzudenlen.
So eher.
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yamaha1234
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Beitrag Sa., 25.08.2012, 23:05

@ombra, das schöne daran ist, dass du dich wenigstens "gegen" etwas entscheiden kannst. Wenn es dir jetzt noch gelingt, dich "für" dein Leben zu entscheiden, dann sollte der erste Schritt aus deiner schlimmen Situation gemacht sein. Viel Kraft!

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corinna
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Beitrag So., 26.08.2012, 07:54

das zum hausarzt gehen ..einfach nicht nachdenken, sondern einfach gehen!

Deutschland: Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr. 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222

österreich: Tel.: 142.. kostenlos.

da ich nich weiß wo genau du daheim bist, konnte ich dir nur für die ganzen länder nummern geben. bessere anlaufstellen gibt es, wenn man wüßte wo du in etwa daheim bist (bundesland). aber du kannst selbst beo google nachsehen. vielleicht hilft dir telefonieren mit einem geschulten menschen mehr. gib bitte nicht auf und tel wenigstens mal!
_______________________________________
lg corinna
Verzage nicht an der eigenen Kraft. Dein Herz ist reich genug, sich selber zu beleben. – Friedrich Schiller

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Ombra
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Beitrag So., 26.08.2012, 12:12

Nein, ich geb nicht auf, denke ich
yamaha1234 hat geschrieben:Wenn es dir jetzt noch gelingt, dich "für" dein Leben zu entscheiden, dann sollte der erste Schritt aus deiner schlimmen Situation gemacht sein. Viel Kraft
Ja, stimmt.
Danke.
corinna hat geschrieben:das zum hausarzt gehen ..einfach nicht nachdenken, sondern einfach gehen!
Geht nicht, nicht darüber nachzudenken. Kann wahrscheinlich höchstens trotz/mit der/den ganzen Gedanken, die mich davon abhalten, irgendwo hingehen, anrufen ...
Ich weiß, wo ich hingehen könnte. Ich kenne die Adressen....
Aber ich dann habe ich eben dieses extreme Gefühl, dass es falsch ist - vollkommen falsch. Vielleicht ist deshalb wirklich etwas daran falsch... oder nicht und nur "Stolz" oder "irrationale Ängster" oder ich weiß nicht ...
Und zusätzlich eben keine Energie, Motivation und nichts.
Aber ich werds versuchen ...
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Waldschratin
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Beitrag So., 26.08.2012, 12:25

Hallo Ombra,
mal ein offenes Wort aus eigener Erfahrung: solange du dermaßen viel Kraft und Motivation hast,diesen Zustand ausgehalten zu bekommen,in dem du grade steckst,hast du auch mehr als genug Kraft und Motivation,aus ebenselbigem auszubrechen.
Was hindert dich,die Welt "untergehen" zu lassen,die dir grade die reinste Hölle zu sein scheint?"Irrationale Ängste" und "Stolz"?Dann ist das wohl vielleicht gar noch nicht so viel "Hölle",wie du es fühlen magst.Oder diese "Hölle" gibt dir etwas,das eine "Nicht-Hölle" dir nicht bieten könnte.
Was meinst du?

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Ombra
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Beitrag So., 26.08.2012, 12:55

Waldschratin hat geschrieben:Dann ist das wohl vielleicht gar noch nicht so viel "Hölle",wie du es fühlen magst.Oder diese "Hölle" gibt dir etwas,das eine "Nicht-Hölle" dir nicht bieten könnte.
Vielleicht habe ich auch mittlerweile einfach Angst vor dem "richtigen Leben", weil ich einfach Erfahrungen gemacht habe, dass ich es sowieso nichts schaffe, nicht dauerhaft.
Wenn ich nichts verändere, muss ich mich nicht wieder dem "richtigen Leben" stellen. Ja ziemlich feige, aber ich fühle mich dazu irgendwie manchmal nicht richtig in der Lage.
Ich hatte halt schon mal eine Zeit, wo es mir schlecht ging UND ich gleichzeitig im "richtigen Leben" war. Dann bin ich quasi sozusagen irgendwann einfach "innerlich zusammengebrochen" => Zwangseinweisung usw. usw. usw.
Man hat mir damit ja gezeigt: "Du kommst nicht klar" bzw. "Du kommst sowieso nicht klar". Man hat mir ja sogar die Verantwortung für mich selbst abgenommen, monatelang.
Und ich will mir nicht, dass mir das wieder jemand sagt, wenn ich es versuche. Vielleicht. Ich habe gerade keine Pufferzone die das kleinste "Versagen", "Verletzungen" irgendwie abfangen könnten, ohne dass es mich innerlich zusammen brechen lassen würde.
Ja, keine Ahnung, vielleicht hält mich das irgendwie ab. Kann sein.
Natürlich ist dieses ganze "Grauen" mir auch irgendwie vertraut. Zusätzlich.
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Waldschratin
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Beitrag So., 26.08.2012, 13:15

Ja,das kenn ich auch aus eigener Erfahrung : was einem vertraut ist,mag es noch so schrecklich sein,es bietet ne gewisse "Sicherheit"...
Ombra hat geschrieben:Ich hatte halt schon mal eine Zeit, wo es mir schlecht ging UND ich gleichzeitig im "richtigen Leben" war. Dann bin ich quasi sozusagen irgendwann einfach "innerlich zusammengebrochen"
Weißt du denn,was so ungefähr die Ursachen für diesen Zusammenbruch waren?
"Einfach so" bricht man ja nicht zusammen - und schon gar nicht,weil man ein "Versager" ist!
Ich hab mir grad zwischen meinem und deinem Post so überlegt,wie ich dir nahbringen kann,was für ne Power du eigentlich hast...
Ich hab ja auch zwei Sui-Versuche hinter mir und kenn also diesen Zustand,wo man nicht mehr weiterweiß und nur noch diesen einen Ausweg zu kennen meint - Und daher weiß ich auch,wie schwer es ist,sich selber ein Ende setzen zu wollen.Is nix für Weicheier. Dazu braucht man ganz schön Mut und auch Kraft...
Is einem in dem Moment natürlich nicht bewußt.Man sieht dann ja nur die "andere Seite der Medaille".

Wie ich dich mitkrieg,hast du nicht einfach "vesagt",sondern dein Zusammenbruch war wohl eher Folge ner chronischen Überlastung - und die hatte ja wohl so ihre Gründe.
Du schreibst : "Man hat mir gezeigt",daß du "nicht klarkommst" bzw. "sowieso nicht klarkommst" - hat mans denn auch so ausgedrückt,oder war das eher deine eigene Interpretation,weil du dich selber als Versager empfunden hast?
Ich nehm dich nämlich hier nicht als Versager wahr - eher als "Überlebenskünstler" .Du schreibst ja auch,du hattest ein "richtiges Leben" - und das trotzdem es dir schlechtging.
Das schafft nun auch nicht jeder.
Daß man aber irgendwann mal zusammenbricht,weils einfach zu lange zu viel für nur ein paar Schultern wird - seh ich nicht als Versagen.Sondern als logische Folge von.

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Ombra
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Beitrag So., 26.08.2012, 13:52

Waldschratin hat geschrieben:Weißt du denn,was so ungefähr die Ursachen für diesen Zusammenbruch waren?
Mmmh. Ich hab die Suizidgedanken schon gehabt als ich so 12/13 Jahre alt war. Damals hatte ich halt so ein paar "Probleme" und damit hat das angefangen. Hatte damals niemandem mit dem ich darüber hätte sprechen können. Zu meinen Eltern hatte ich nur eine sehr oberflächliche Beziehung und zu meinen Freunden irgendwie auch. Und daraus hat sich irgendwie alles so entwickelt.
Hab mich komplett beziehungsunfähig gefühlt. War auch ziemlich introviertiert und kam auch so im Alltag mit Menschen nicht klar. Dachte ich würde niemals klar kommen, weder beruflich, privat noch sonst irgendwie.
Das war halt auch damals alles schon so ein Kampf. Aber es ist mir peinlich.
Ich hätte klar kommen müssen und nicht irgendwelche Suizidgedanken entwickeln sollen.
Im Laufe der Jahre habe ich mich immer mehr und mehr zurück gezogen. Wurde während der Berufsausbildung auch nicht immer so toll behandelt. Und hab mich da so extrem unwohl gefühlt. Bin da jahrelang jeden Tag mit einem extrem schlechten Gefühl hin. Hab mich selbst immer mehr von anderen isoliert. Dann wurde ich nach Abi und Berufsausbildung arbeitslos. Und das hat irgendwie so alles noch mal verstärkt, dass ich halt gar nicht klar komme mit meinem Leben.
Weil ich zum Beispiel für die Vorstellungsgespräche viel zu ruhig war und so.
Außerdem habe ich mich damals komplett allein gefühlt, es wusste keiner wie es mir ging. Ich habe mich eh schon außerhalb des Lebens gefühlt.
Dann irgendwann wollte ich halt unbedingt sterben, extreme Todessehnsucht. 1 Mal wirklich ernsthaft und 2 Mal eher noch so "Pseudosuizidversuche", wo ich auf der Kippe stand zwischen Leben und Tod.
Also ziemlich viele Jahre war das vorher so, dass ich mich mit den Suzidgedanken auseinander gesetzt hab ohne das es jemand gemerkt hat. Und dann halt irgendwann als alles zuviel wurde, der ernstafte Versuch.
Waldschratin hat geschrieben:Du schreibst : "Man hat mir gezeigt",daß du "nicht klarkommst" bzw. "sowieso nicht klarkommst" - hat mans denn auch so ausgedrückt,oder war das eher deine eigene Interpretation,weil du dich selber als Versager empfunden hast?
Das war meine Interpretation im Grunde.
Aber wie sollte man es auch anders interpretieren, wenn man per gerichtlichen Beschluss quasi entmündigt wird? Wenn man nicht mehr als wirklicher Mensch mit eigenem Willen betrachtet wird?

Ich denke, es hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich gerade arbeitslos bin. Genau damals bei dem ersten Sui-Versuch.
Fühl mich gerade irgendwie "zurück geworfen" als hätte es die Therapie und all die Zeit dazwischen gar nicht gegeben. Ich weiß auch nicht...
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Waldschratin
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Beitrag So., 26.08.2012, 14:15

Ich merk schon,du gibst dir rundum selber die "Schuld",daß dein Leben nicht so gelaufen ist und läuft,wie du - und wahrscheinlích v.a. andere (?) - es erwartet hast von dir.

Dabei ist es doch eigentlich recht logisch,daß man mit 12/13 Jahren noch gar nicht dermaßen reflektieren,planen und umsetzen kann,wie du es da schon von dir verlangt hast.Ich denk nicht,daß du jemals von irgendeinem beliebigen Kind um dich rum sowas erwarten würdest,was du von dir damals schon erwartet hast,oder?

Vieles von dem,was du beschreibst,kenn ich auch.V.a. dieses "Alien"-Gefühl : nicht dazugehören,irgendwie "außerhalb" des Lebens sein.Also von daher kann ich schon nachvollziehen,wie schwer sich das alles zu ertragen anfühlt und wie schwierig es ist,damit zurechtzukommen.

Könntest du dir denn vorstellen,nochmal in Therapie zu gehen?"Freiwillig" und "rechtzeitig" sozusagen?Oder hast du da auch den Anspruch an dich : 1x MUß genug sein?
Ich denk mir,so`n Klinikaufenthalt an sich ist ja nix zum Aufarbeiten oder groß verstanden zu bekommen,was eigentlich warum in einem vorgeht - und schon gar nicht,wie mans evtl. verändert bekommt?

Sui-Gedanken hatte ich übrigens auch schon irgendwie mein Leben lang...Ich kann mich erinnern,daß ich schon als Vorschulkind überlegt hab,wie ichs am besten anstelle,daß ich dann auch wirklich tot bin.
Und glaub mir : es hatte seine Gründe,warum ich so dachte.
Und es gibt Wege,da raus zu finden,wenigstens so weit,daß einem das eigene Leben wieder "gehört" und auch wieder (oder erstmals) lebenswert wird.

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