Psychoanalyse: WGKK stellt Rückvergütung ein

Spezielle Fragen zur Lage in Österreich

pandas
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Beitrag Fr., 09.11.2012, 14:39

hawi hat geschrieben: Dennoch, mir wäre lieber, wenn grad auch bei Kostendiskussionen all die mehr einbezogen wären, die z.B. Psychotherapien nicht in Anspruch nehmen, nicht weil sie selber grad keinen Anspruch drauf hätten, nein, weil sie selber womöglich bislang gar nicht drauf kommen, sie könnten so einen Anspruch haben.
Ich denke nicht, dass es so viele gibt, die nicht wissen, dass sie, falls sie psychisch erkranken, Psychotherapie per KK bekommen können.
Da ist der Informationsfluss immer besser geworden. Und vor dem Anspruch steht ja das Leiden, die Symptome etc. Es ist ja nicht beabsichtigt, dass nach Lust und Laune PT beantragt wird. Sondern wenn ein Leiden entstanden ist und dann rät bereits oft der Hausarzt zur Psychotherapie etc.
Oft steht dem ja auch ein Zusammenbruch etc. voraus, eine Krankschreibung wegen Burned Out etc.
tatsächlich ist das weniger für Laien nachzuvollziehen als andere medizinische Interventionen, die sozusagen viel handfester sind, wie eine Operation etc.
Deswegen finde ich nicht, dass Laien da großartig in die Entscheidungsdiskussionen mit einbezogen werden sollten.
Bzw. nur in Form von professionellen Befragungen, wobei es eher Sinn macht, die laufenden Therapien zu evaluieren als nachbar Otto zu fragen, ob er nachbar Max seine psychotherapie gönnt.
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stern
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Beitrag Fr., 09.11.2012, 15:03

biber hat geschrieben:Sondern wenn ein Leiden entstanden ist und dann rät bereits oft der Hausarzt zur Psychotherapie etc.
Wenn man nicht einen hat wie meinen . Mir war das jedenfalls folgendes in der Tat nicht jederzeit klar =>
Ich denke nicht, dass es so viele gibt, die nicht wissen, dass sie, falls sie psychisch erkranken, Psychotherapie per KK bekommen können.
Selbst auf Nachfrage beim HA, ob es nicht sowas wie Psychologen/Gespräche gibt, wurde ich seinerzeit an einen Neurologen verwiesen: Nein, weil für alles, was sich im Kopf abspielt ein Neuro zuständig sei . Ich habe mich zum Glück dann auch selbst informiert. Ja, mittlerweile mag sich manches getan habe. Dass sich der HA (immer noch) eher abwertend über PT äußerte, war allerdings noch nicht sooo lange her... ist als gleich geblieben. Die Feinheit der Bezeichnungen auf dem Psychomarkt durchschaut mglw. auch nicht jeder... Stichwort: Seriosität.
Liebe Grüße
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hawi
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 08:28

biber hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es so viele gibt, die nicht wissen, dass sie, falls sie psychisch erkranken, Psychotherapie per KK bekommen können.
Hallo biber!

Auch wenn es das Thema hier wohl nicht mehr so ganz trifft, ich hatte schon ganz bewusst formuliert, wenn vielleicht auch immer noch nicht ganz eindeutig, dass nach meiner Einschätzung, Erfahrung, viele nicht drauf kommen, sie könnten einen Anspruch auf Therapie haben.

Richtig ist, dass mittlerweile die ganz allgemeinen Informationen über psychische Erkrankung und deren Behandlung, zahlreicher sind. Auch die Krankenkassen, aber nicht allein die, berichten, erklären etc. Nach meinem Eindruck ist das aber noch nicht sehr lange so. Und wie informiert da nun die Allgemeinheit ist? So sicher, wie ich es bei dir lese, bin ich selber jedenfalls nicht.
Mir näher ist jedoch etwas, das ich an mir selber festgestellt habe und meine, auch auf mein gesamtes Umfeld nicht ganz aber weitgehend verallgemeinern zu können.
Als Referenz nehme ich mal dies Forum. Hier geht es um Themen, Lebenslagen, Schwierigkeiten, Probleme, die mal sehr schlimm, mal weniger schlimm einzelne treffen, beschäftigen. Themen, bei denen ich zwar nicht immer aus eigener Erfahrung mitschreiben kann, die mir aber auch nur selten ganz fremd und unbekannt sind.
Nur, und da fehlt für mich noch ein Stück „psycho-“ Selbstverständnis, die Idee, der Gedanke, bei emotional schwierigem, belastendem, sich selbst für psychisch krank zu halten, in der Vergangenheit kam weder ich noch jemand in meinem Umfeld jemals auf so eine Idee. Wenn überhaupt, wenn was berichtet wird über diese Krankheitsform, dann wrd das, denke ich, meist immer noch als etwas gelesen, aufgenommen, das andere betrifft. Das nicht auf einen persönlich zutrifft. Oder, wenn es zu nah, zu direkt kommt, dann ….. Krankheitseinsicht? Auf jeden Fall weiterhin später und auch geringer, als bei all dem, für das dann Mediziner zuständig sind.

Ich selber? Erst als ich Rilke kennen lernte, die zu der Zeit ziemlich krank war, auch wegen Depressionen krank geschrieben, arbeitsunfähig war, erst darüber, dadurch, dann auch über das Forum hier, hab ich selber „Zugang“ zum Thema psychisch krank gekriegt. Meine Sicht hat das schon arg geändert. Und trotzdem wohl immer noch nicht so weit, dass ich psychisches und physisches ähnlich behandle. So schnell ändert sich meine Prägung nicht. Emotionale Belastungen, Beschwerden? Zum Teil lebensimmanent, nichts, weswegen sich gleich auf Krankheit schließen ließe. Und in den Fällen, in denen z.B. Alkoholabhängigkeit oder starke Depressionen in meiner Umgebung zu Todesfällen führte? Je nach Fall mischte sich die Schuld des Betroffenen mit der Schuld des Umfeldes. Oder es war Schicksal! Dass da aber womöglich oder ganz sicher psychische Krankheit meist völlig unbehandelt blieb oder ganz falsch behandelt wurde, das wird, denke ich, auch heute nicht,kaum so gesehen.
biber hat geschrieben:Deswegen finde ich nicht, dass Laien da großartig in die Entscheidungsdiskussionen mit einbezogen werden sollten
Tut mir leid, aber das sehe ich, grad auch vor dem Hintergrund des zuvor Formuliertem, völlig anders. Grad das Nichteinbeziehen der „Laien“?! Da Mensch in den meisten Bereichen, in denen er meint mitreden zu dürfen, zu sollen, Laie ist, wie ich finde, dürfte dann kaum jemand noch über irgendwas mitdiskutieren. Meinungen, auch Meinungsbildung, grad durch mitdiskutieren lernen die, die es dürfen, die es tun, wie ich finde, grad dadurch ändert sich am Laienstatus etwas.

Und um zurück zum Thema hier zu finden. Krankenversicherte? Zum einen haben sie alle eine Psyche und eine Physis, die auf vielfältige Art erkranken kann. Genau für diesen Ernstfall sind sie versichert, deshalb zahlen sie Versicherungsbeiträge. Im Grunde sind es doch die Laien, für die alle anderen arbeiten. Etwas, das Experten und Laien vielleicht häufiger mal bewusst sein sollte?!


LG hawi
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leserin
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 11:27

Auch hier wieder, wie schon so oft .... Vollfinanzierte Psychotherapien gibt es in Ö nur für einige wenige und dann muß man auch einen Therapeuten finden der 1. Kassenplätze anbietet und 2. dann auch welche frei hat und wo es möglich ist, sich überhaupt terminlich zu einigen. Wenn dass dann bei einem Unsympathler Donnerstags um 13h ist, hat man den zu nehmen oder es eben zu lassen. (Von x-fachen Erstgesprächen bei unbegrenzter Auswahl zur Beschnupperung ob denn die Chemie stimmt, ist hier also auch nicht zu reden.)
Der große Rest zahlt sie sich selbst, bis auf den kleinen Beitrag der GKK, der jetzt auch noch wegfällt für Analyse. Das relativiert die Formulierung "in Anspruch nehmen" doch etwas. In Wahrheit macht in Österreich, bis auf wenige Ausnahmen nur der eine Therapie der sie sich selbst finanzieren und somit leisten kann. Und das sind in den seltensten Fällen die vom Leben gebeutelten, die Gestrandeten und mehr oder weniger "Gescheiterten", sondern die mit entsprechendem Background oder guten Jobs. Von Ansprüchen kann in AT also nicht die Rede sein.

Wer sich in AT eine Psychoanalyse mit 3-4 Stunden pro Woche über Jahre sowohl zeitlich als auch finanziell leisten konnte, der wird sie sich auch in Zukunft leisten können. Alle anderen betriffts gar nicht, weil sowieso bisher schon unfinanzierbar und somit undenkbar ...

Aber diskutiert ruhig weiter ...

Lg
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pandas
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 18:36

hawi hat geschrieben: Nur, und da fehlt für mich noch ein Stück „psycho-“ Selbstverständnis, die Idee, der Gedanke, bei emotional schwierigem, belastendem, sich selbst für psychisch krank zu halten, in der Vergangenheit kam weder ich noch jemand in meinem Umfeld jemals auf so eine Idee. Wenn überhaupt, wenn was berichtet wird über diese Krankheitsform, dann wrd das, denke ich, meist immer noch als etwas gelesen, aufgenommen, das andere betrifft. Das nicht auf einen persönlich zutrifft. Oder, wenn es zu nah, zu direkt kommt, dann ….. Krankheitseinsicht? Auf jeden Fall weiterhin später und auch geringer, als bei all dem, für das dann Mediziner zuständig sind.
Nunja, ich meinte ja gerade, dass einer KK-finanzierten Psychotherapie, so wie es als Solidaritätsfinanzierung gedacht ist, ein, ich drück es jetzt mal so aus, nicht unerheblicher Leidensdruck, inklusive Symptome, vorausgehen sollte. Eben weil ein vages Gefühl der Lebensunzufriedenheit nicht dazu vorgesehen ist, zu einer Solidaritätsfinanzierung zu führen. Dazu kommt dann wiederum, dass es aber nicht so sein soll, dass der Leidensdruck erst zu einer Psychatrie-Intervention führen sollte und dann zu KK ambulanter Psychotherapie, da dies erstens teurer ist, zweites chronifizerend und excludierend und drittens inhuman, d.h. nicht den Humanitätsgrundsätzen der Verfassung entsprechend.
Tja, aber wie beurteilt man nun, wann Leidensdruck vorliegt, wann "nur" Lebensunzufriedenheit (-die auch mit dem melioristischen Grundgedanken postindustrieller Gesellschaften zusammenhängt-)? Ist durchaus eine Frage, wobei ich halt denke, auch aus (aber keinesfalls nur) dem Beobachtbaren hier im Forum, dass es abgrenzbar ist und das Leidensdruck auch - so wie heute alles bestellt ist - zu einer Intervention führt, weil es an irgendeiner Stelle auffällt. Und/oder weil der Betroffene nicht mehr "funktioniert", und sei es "nur" weil eine Leistungsdifferenz auftritt, und wegen Schlaflosigkeit ein Arzt aufgesucht wird. Auf dem anderen Pol liegen dann Suizidversuche, die immer zur Intervention führen ... etc. etc.
Also, was ich damit sagen möchte: Wenn der Leidensdruck da ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass der dermassen lange weggeschoben wird. Die Sichtweise, dass es "einen persönlich nicht betrifft" ist dann gar nicht mehr möglich. Ich behaupte, wenn man der Ansicht ist, es betrifft einen nicht persönlich, dann ist es tatsächlich so.
Wobei hier dann es so ist, dass psychopathisches Verhalten auch von den Betroffenen nicht immer als behandlungsbedürftig eingesehen wird, was wiederum sicher auf einen anderen Blatt steht, aber, wenn das Umfeld in Mitleidenschaft gezogen wird, auch ein Problem darstellt. Wobei dann das Umfeld eine Intervention einfordern kann, oder eben sich von denjenigen distanzieren.
Aber selbst ein "uneinsichtiger" Alkoholiker wird irgendwann einen Zusammenbruch haben, der zur Intervention führt.
Zuletzt geändert von pandas am Sa., 10.11.2012, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.
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pandas
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 18:38

hawi hat geschrieben: Und trotzdem wohl immer noch nicht so weit, dass ich psychisches und physisches ähnlich behandle. So schnell ändert sich meine Prägung nicht. Emotionale Belastungen, Beschwerden? Zum Teil lebensimmanent, nichts, weswegen sich gleich auf Krankheit schließen ließe. Und in den Fällen, in denen z.B. Alkoholabhängigkeit oder starke Depressionen in meiner Umgebung zu Todesfällen führte? Je nach Fall mischte sich die Schuld des Betroffenen mit der Schuld des Umfeldes. Oder es war Schicksal! Dass da aber womöglich oder ganz sicher psychische Krankheit meist völlig unbehandelt blieb oder ganz falsch behandelt wurde, das wird, denke ich, auch heute nicht,kaum so gesehen.
Ja, das erlebe ich nicht so krass, dass dies nicht im entsprechenden Kontext gesehen wird. Wobei ich auch gar nicht darauf hinauswollte, dass psychisches und physisches ähnlich zu sehen sind, weil beides ins Krankheits-Spektrum gehört.
Natürlich soll man sich auch Ursachenkomplexe anschauen, wozu eigenes Verhalten oder das des sozialen Umfeldes gehört. Macht man aber doch auch bei physischen Krankheiten wie Diabetes (einfaches Beispiel) oder Krebs (teilweise umstritten, teilweise deutlich nachgewiesen).
Mh, schau doch mal am Kiosk, die MAgazine und Zeitungen wechselns sich mittlerweile doch so ab, dass mindestens auf einem Titelblatt ein Hintergrund-Feature über psychische Krankheiten angekündigt ist. Also, dass das an so vielen Menschen so vorbeigehen soll, mh, wenn das so wäre, fände ich dieses Desinteresse erschreckend.

hawi hat geschrieben:
biber hat geschrieben:Deswegen finde ich nicht, dass Laien da großartig in die Entscheidungsdiskussionen mit einbezogen werden sollten
Tut mir leid, aber das sehe ich, grad auch vor dem Hintergrund des zuvor Formuliertem, völlig anders. Grad das Nichteinbeziehen der „Laien“?! Da Mensch in den meisten Bereichen, in denen er meint mitreden zu dürfen, zu sollen, Laie ist, wie ich finde, dürfte dann kaum jemand noch über irgendwas mitdiskutieren. Meinungen, auch Meinungsbildung, grad durch mitdiskutieren lernen die, die es dürfen, die es tun, wie ich finde, grad dadurch ändert sich am Laienstatus etwas.
Und um zurück zum Thema hier zu finden. Krankenversicherte? Zum einen haben sie alle eine Psyche und eine Physis, die auf vielfältige Art erkranken kann. Genau für diesen Ernstfall sind sie versichert, deshalb zahlen sie Versicherungsbeiträge. m Grunde sind es doch die Laien, für die alle anderen arbeiten. Etwas, das Experten und Laien vielleicht häufiger mal bewusst sein sollte?!
es geht wohl um die Frage, WIE Laien da einbezogen werden könnten. Zum einen sehe ich da obiges Problem, dass viele sich nicht genauer informieren wollen, solange sie selbst nicht betroffen sind. Somit bleiben Klischees und Stereotypen bestehen, und dies ist bei psychischen Krankheiten, die weniger fassbar sind als andere, "leichter".
Ich denke, dass hier die Tendenz gross ist, dass Menschen, die das "persönlich nicht betrifft", mit schnellen Urteilen kommen wie "Die reissen sich nicht zusammen und deswegen soll man nicht so viel Geld für ausgeben, es reichen doch billige Anti-Depressiva etc." - Das wäre eine schnelle Laienmeinung, bei der ich nicht sehe, wie diese in irgend einer Weise weiterführend sein sollte.
Um in einem fachlichen Diskurs (der für Entscheidungen relevant wäre) mitdiskutieren zu können, müssten sich die Laien also erstmal in der ganzen Komplexität mit dem Thema beschäftigen - und ob da viele für bereit wären?
Wobei: Insgesamt ist es ja eh so, dass Laien nicht konkret in solche Entscheidungen einbezogen werden. Es werden sicherlich Tendenzen beobachte, wie jetzt bei der Praxisgebühr, aber ob sich wann ändert, entscheiden doch immer Expertengremien etc.
Und m.E. geht es aus diesen Gründen nun mal nicht anders.
Es gibt ja auch z.B. viele, die meinen, dass raucher erhöhte KK-Beiträge zahlen sollten. Aber deswegen wird es ja nicht umgesetzt. da es aus Expertensicht nicht machbar wäre, da es keine Sicherheit darüber gibt, dass ein RAucher tatsächlich teurer sein wird etc.
Bei Laien-Urteilen spielen nun mal oft Emotionen mit hinein.
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FreudsLeiden
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 20:37

Danke @Leserin, du spricht mir aus der Seele. Genauso ist das in Österreich. Ein elitärer Verein... deswegen hatte ich auch indirekt nachgefragt, wer denn überhaupt bislang schon in den Genuss von 4 Stunden wöchentlich gekommen wäre. Ich kenne nur so 40-Stunden-Pakete, GENAUSO wie du da beschreibst. Irgendwer, unmögliche Zeiten... egal, friss oder stirb. Oder warte ewig lange, bis zufällig wieder jemand frei wird. Und lass eine Menge Blitz-Diagnosen am Telefon über dich ergehen, wenn du dein Thema kurz anschneidest.

... ich sah, dass mein "Endlos-Gelaber" noch mal aufgegriffen wurde und Rande eines Eklats mitspielte. Wie schon richtig kommentiert - Laienkommentar - und nicht so gemeint. Ich halte mich da an Leute, wie die Jelinek, die eigentlich die Kohle hätte und trotzdem sagt, irgendwann ist das mit der PA vorbei. Ich glaube auch fest daran, dass es in der Seele Dinge gibt, die sich nicht weganalysieren lassen. Irgendein Rest bleibt immer.
Aber wer dran glaubt und wer sich leisten kann und möchte, gerne...ich finde es allemal besser als Medikamente.
Reich mir die Hand, mein Leben
Nenn mir den Preis
Ich schenk' Dir gestern, heute und morgen
Und dann schließt sich der Kreis
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Eiswürfel
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 22:15

Sorry. Ich finde es gut, dass die ÖGKK die PA nicht mehr bewilligen will. Das Preis-Leistungsverhältnis ist einfah ungünstig und ernstzunehmende Studien haben bisher keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht. Sonst gäbe es die Diskussion

Über die Wirksamkeit solcher Therapien muss aber unbedingt diskutiert werden. Während ein Erwachsener sich freiwillig in die Fänge nicht. sogenannter Therapien begibt, tun es für Kinder die gesetzlichen Vertreter, idr. Eltern.


pandas
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 22:20

Ja, bei Erwachsenen ist es mittlerweile freiwillig.

Selbst forensische Täter müssen keine Therapie machen, sie können auch "nur" Gefängnis nehmen.

Und Kinder: Nun ja. Die gesetzlichen Vertreter, die Eltern, haben Rechte und Pflichten.
Und wenn ein Kind sich so verhält, dass mit ihm überhaupt kein Auskommen mehr ist, kann Therapie hilfreich sein.
Oder auch umgekehrt.
Auch wird ein Kind, wenn es nicht will, so bockig sein, dass es sicher nicht lange in Therapie ist.

Aber nun wird´s off topic.

Es geht bei den Ö ja auch lediglich um PA mit mehr als 2 Stunden die Woche.
PA mit 2 Stdn die Woche wird doch weiter finanziert
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kaja
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 22:27

biber hat geschrieben: Auch wird ein Kind, wenn es nicht will, so bockig sein, dass es sicher nicht lange in Therapie ist.
Als (äusserst bockiges) Kind habe ich es erst im Alter von 12 Jahren geschafft mich gegen das Therapiesystem durchzusetzen in welches mich meine (psychisch kranke) Mutter schon mit 2,5 Jahren gezwungen hat.
Wie würde denn die erfogreiche Intervention gegen eine Therapie im Alter von 2,5 Jahren aussehen ?

/edit
Habe meine Frage wegen OT mal in folgenden Thread kopiert :
viewtopic.php?f=4&t=26640&p=549249#p549249
After all this time ? Always.


Eremit
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Beitrag So., 11.11.2012, 05:34

Ach, die Krankenkassen werden noch ganz andere Dinge durchziehen. In den nächsten Jahren werden nach und nach Zuschüsse verschwinden. Ich WETTE, es dauert keine fünf Jahre, und die Krankenkassen zahlen NICHTS mehr bei Behandlung von psychischen Problemen. Wenn's der Neurologe oder meinetwegen Neuropsychiater mit ein paar Pilchen nicht richten kann, dann hat man halt Pech gehabt. Also, was soll's?


Jenny Doe
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Beitrag So., 11.11.2012, 08:54

Hallo Eiswürfe,
Ich finde es gut, dass die ÖGKK die PA nicht mehr bewilligen will. Das Preis-Leistungsverhältnis ist einfah ungünstig und ernstzunehmende Studien haben bisher keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht.
Ich habe in einem anderen Thread bereits eine Studie genannt, die leider von PA-Klienten als Angriff verstanden wurde. Ich versuche es dennoch noch mal:
Es ist in der Tat so, dass die PA in Studien schlecht abschneidet. Tatsache ist aber auch, dass (das ist die besagte Studie) 97% der PA-Klienten zufrieden mit ihrer PA sind.
Ich hatte, in dem besagten Thread, die Frage an die PA-Klienten aufgeworfen, warum sie eine PA machen, die doch laut Studien nicht helfen soll, also, warum sie zufrieden sind (wurde leider ebenfalls als Angriff missverstanden). Die Antworten lauteten zusammengefasst, dass sie sich in der PA besser kennen lernen, dass sie eine Symptomatik haben, die sich nicht in 80 VT Stunden behandeln lassen lässt und dass sie sich eine intensivere Beziehung zum Therapeuten wünschen, als es in der VT möglich wäre.

Da besteht eine Diskrepanz zwischen dem Ergebnis, das Erfolgsstudien liefern und dem, was zufriedene PA-Klienten berichten. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem, was Forscher unter Therapieerfolg verstehen und dem, wie PA-Klienten Therapieerfolg für sich definieren. Forscher messen Variablen wie Symptomfreiheit bzw. Symptomreduktion, Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, usw. usw. Für PA-Klienten hingegen ist "Besser kennen lernen" usw. das Erfolgskriterium. "Besser kennen lernen" ist jedoch kein Kriterium, das von Forschern gemessen wird, deshalb lautet das Fazit der PA-Erfolgsmessungen "PA hilft nicht". PA-Klienten hingegen sehen das anders, sie gehen mit dem Wunsch, sich selber besser kennen zu lernen usw. in die PA und sind zufrieden, wenn sie sich dann besser kennengelernt haben.

Ich bin nicht prinzipiell dafür, die PA ganz abzuschaffen, weil ich denke, solange es Klienten gibt, denen die PA ihrem Empfinden nach hilft, solange sollte das Angebot bestehen bleiben.
Ich bin vielmehr für eine Umstrukturierung und eine Gleichverteilung.
- Das Verhältnis PA (300 Stunden) und VT (80 Stunden) stimmt für mich nicht. Es kann und sollte nicht sein, dass Klienten, für die eine PA nichts ist, die andere Therapieziele haben, als ihnen die PA bieten kann, die aber die gleiche Störung haben wie PA-Klienten, nur 80 Stunden bekommen.
- Dass mehr geguckt wird, für welchen Klienten welche Therapiemethode am besten ist. Beispiel: Für einen Klienten, der enormen Leidensdruck hat und nur eins will, nämlich, dass die Symptome verschwinden, wäre eine langjährige PA ungeeignet.
- Erfolgsmessungen sollten individueller sein, da jeder Klient seine eigenen Therapieziele hat und "Therapieerfolg" individuell definiert.
usw.
usw.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag So., 11.11.2012, 09:05

Hm... Sicherlich hast du da durchaus Recht, Jenny Doe. Ich bin bei Studien generell auch vorsichtig. Manche bringen da nämlich Haarsträubendes zu Tage (z. B. dass angeblich jede dritte Jugendliche ein essgestörtes Verhalten haben soll??? --> ist aber ot).
Dennoch: Es stellt sich schon auch die Frage, WARUM PA-Patienten mit ihrer Therapie zufrieden sind. Ob es wirklich die PA an sich ist oder die Tatsache, über einen langen Zeitraum "versorgt" und "umsorgt" zu sein. Und da stellt sich mir schon wieder die Frage nach dem Motiv einer Therapie: Ist es wirklich eine THERAPIE, die irgendwann zu einem Ergebnis kommen soll, oder ein BEZIEHUNGSERSATZ, der anderweitig nicht gedeckt werden kann. Ich habe selber schon eine PA gemacht und muss einfach aus eigener Erfahrung sagen, dass die Gefahr für Letzteres durchaus besteht und auch gefördert wird (unter Umständen zumindest). Es geht mir nicht darum, das zu verallgemeinern, aber negiert werden kann es auch nicht. Für mich war deshalb dieses Mal klar, mich gegen eine PA zu entscheiden und statt dessen eine TfP zu wählen. Auch in meinem Interesse, weil ich nie wieder in meinem Leben in eine solche provozierte Abhängigkeit möchte.

Und es ist eben schon legitim zu schauen, ob es wirklich nötig ist, einen derartig großen finanziellen Aufwand zu betreiben, oder ob man nicht mit anderen Mitteln zu denselben oder vielleicht sogar besseren Ergebnissen kommt.
So, wie ich das verstanden habe, geht es ja auch "nur" um hochfrequente Therapien und nicht um die PA schlechthin, oder?

LG Sandrin


Jenny Doe
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Beitrag So., 11.11.2012, 09:28

Hallo sandrin,

die Fragen, die du aufwirfst sind absolut berechtigt.
Nur, dann könnte man auch umgekehrt fragen, warum Klienten mit ihrer VT zufrieden sind, ist es, weil die VT an sich hilft oder weil Verhaltentherapeuten ihre Klienten, zum Aufbau bestimmter Verhaltensweisen, loben, und diese "Gelobt werden" ein schönes Gefühl bereitet? Was wirkt? Die VT als Ganzes an sich oder eine einzige Verhaltensweise des Verhaltenstherapeuten?

Vielleicht sind es ja gerade die Patienten, die in ihrer Kindheit nicht gelobt wurden, die von der VT profitieren und die Klienten, die in ihrer Kindheit keine Beziehungssicherheit hatten, die von der PA profitieren?
Vielleicht brauchen manche Klienten erst mal eine sichere therapeutische Bindung um dann in der Lage zu sein, auch andere Bindungen einzugehen? Vielleicht brauchen mache Klienten erst mal das Gefühl gelobt zu werden, um irgendwann an den Punkt zu gelangen, dass ihnen ihre eigene Zufriedenheit reicht?
...
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sandrin
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Beitrag So., 11.11.2012, 10:46

Ja klar. Sehe ich genauso wie du. Nur nachdem ich beide Therapieformen schon durch habe, kann ich dir sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, Therapie als Beziehungsersatz zu sehen, bei PA um ein Vielfaches höher ist.
Bitte nicht falsch verstehen: Für mich wäre eine VT nie wieder in Frage gekommen. Dazu lehne ich den theoretischen Hintergrund schon zu sehr ab. Sie würde mir und meinen Problemen in ihrer Komplexität auch nicht gerecht werden.
Nur: Beziehung muss eine Brücke zu einem selbstbestimmten Leben und zur Fähigkeit, außerhalb der Therapie aufzubauen, sein. Sie darf niemals Selbstzweck sein. Und ehrlich. Ich will keinen angreifen. Aber wenn ich manchmal lese, wie tief einige drinhängen, dann finde ich das mehr als bedenklich. Das kann in meinen Augen nicht gesund sein, muss aber jeder selber für sich wissen.

LG Sandrin

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