biber hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es so viele gibt, die nicht wissen, dass sie, falls sie psychisch erkranken, Psychotherapie per KK bekommen können.
Hallo biber!
Auch wenn es das Thema hier wohl nicht mehr so ganz trifft, ich hatte schon ganz bewusst formuliert, wenn vielleicht auch immer noch nicht ganz eindeutig, dass nach meiner Einschätzung, Erfahrung, viele nicht drauf kommen, sie könnten einen Anspruch auf Therapie haben.
Richtig ist, dass mittlerweile die ganz allgemeinen Informationen über psychische Erkrankung und deren Behandlung, zahlreicher sind. Auch die Krankenkassen, aber nicht allein die, berichten, erklären etc. Nach meinem Eindruck ist das aber noch nicht sehr lange so. Und wie informiert da nun die Allgemeinheit ist? So sicher, wie ich es bei dir lese, bin ich selber jedenfalls nicht.
Mir näher ist jedoch etwas, das ich an mir selber festgestellt habe und meine, auch auf mein gesamtes Umfeld nicht ganz aber weitgehend verallgemeinern zu können.
Als Referenz nehme ich mal dies Forum. Hier geht es um Themen, Lebenslagen, Schwierigkeiten, Probleme, die mal sehr schlimm, mal weniger schlimm einzelne treffen, beschäftigen. Themen, bei denen ich zwar nicht immer aus eigener Erfahrung mitschreiben kann, die mir aber auch nur selten ganz fremd und unbekannt sind.
Nur, und da fehlt für mich noch ein Stück „psycho-“ Selbstverständnis, die Idee, der Gedanke, bei emotional schwierigem, belastendem, sich selbst für psychisch krank zu halten, in der Vergangenheit kam weder ich noch jemand in meinem Umfeld jemals auf so eine Idee. Wenn überhaupt, wenn was berichtet wird über diese Krankheitsform, dann wrd das, denke ich, meist immer noch als etwas gelesen, aufgenommen, das andere betrifft. Das nicht auf einen persönlich zutrifft. Oder, wenn es zu nah, zu direkt kommt, dann ….. Krankheitseinsicht? Auf jeden Fall weiterhin später und auch geringer, als bei all dem, für das dann Mediziner zuständig sind.
Ich selber? Erst als ich Rilke kennen lernte, die zu der Zeit ziemlich krank war, auch wegen Depressionen krank geschrieben, arbeitsunfähig war, erst darüber, dadurch, dann auch über das Forum hier, hab ich selber „Zugang“ zum Thema psychisch krank gekriegt. Meine Sicht hat das schon arg geändert. Und trotzdem wohl immer noch nicht so weit, dass ich psychisches und physisches ähnlich behandle. So schnell ändert sich meine Prägung nicht. Emotionale Belastungen, Beschwerden? Zum Teil lebensimmanent, nichts, weswegen sich gleich auf Krankheit schließen ließe. Und in den Fällen, in denen z.B. Alkoholabhängigkeit oder starke Depressionen in meiner Umgebung zu Todesfällen führte? Je nach Fall mischte sich die Schuld des Betroffenen mit der Schuld des Umfeldes. Oder es war Schicksal! Dass da aber womöglich oder ganz sicher psychische Krankheit meist völlig unbehandelt blieb oder ganz falsch behandelt wurde, das wird, denke ich, auch heute nicht,kaum so gesehen.
biber hat geschrieben:Deswegen finde ich nicht, dass Laien da großartig in die Entscheidungsdiskussionen mit einbezogen werden sollten
Tut mir leid, aber das sehe ich, grad auch vor dem Hintergrund des zuvor Formuliertem, völlig anders. Grad das Nichteinbeziehen der „Laien“?! Da Mensch in den meisten Bereichen, in denen er meint mitreden zu dürfen, zu sollen, Laie ist, wie ich finde, dürfte dann kaum jemand noch über irgendwas mitdiskutieren. Meinungen, auch Meinungsbildung, grad durch mitdiskutieren lernen die, die es dürfen, die es tun, wie ich finde, grad dadurch ändert sich am Laienstatus etwas.
Und um zurück zum Thema hier zu finden. Krankenversicherte? Zum einen haben sie alle eine Psyche und eine Physis, die auf vielfältige Art erkranken kann. Genau für diesen Ernstfall sind sie versichert, deshalb zahlen sie Versicherungsbeiträge. Im Grunde sind es doch die Laien, für die alle anderen arbeiten. Etwas, das Experten und Laien vielleicht häufiger mal bewusst sein sollte?!
LG hawi