Gesundes Maß Therapiedauer

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Beitrag So., 17.06.2012, 07:36

Therapie geht ein Leben lang. Ob die Gespräche über Philosophie gehen und wieder erden oder ob ein auftauchendes Problem behandelt wird - die Gesprächsführung ist durch ein anderes Hinterfragen anders als bei einem Gespräch mit Freunden.

Für mich wäre (ich denke an den Abhängigkeits-Faden) eben die Frage WARUM "muss" ich wieder hingehen.

An eine von einer KK festgelegte Stundenzahl glaube ich nicht, manche brauchen länger, andere kürzer.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 17.06.2012, 08:13

Ich bin nun 7 Jahre bei meiner Therapeutin
in der Regel 1mal wöchentlich, manchmal 2-3 Mal...
In den Jahren, in denen die KK nicht zahlt, zahle ich selbst.
Für mich ist es richtig so.
Ich habe sehr sehr viel mit dieser Therapeutin erreicht
aber an einem Thema können wir nicht zusammen arbeiten, geht nicht.
Ich sehe den Sinn nicht und sie hat die Kraft dazu nicht.
Im nächsten Jahr oder irgendwann werde ich mir entweder eine Traumatherapeutin hierfrür suchen oder eine Analytikerin.
Ich werde weiter weg ziehen von meiner Therapeutin, dann wird es vorbei sein.
Mir tut das sehr weh weil sich vorbei für mich endgültig anhört, anfühlt
wobei mir meine Therapeutin immer wieder klar zu verstehen gibt, dass sie auch dann nicht aus der Welt ist und ich sie jederzeit kontaktieren darf und vorbei ein ganz neuer Anfang für mich werden kann, ja sogar richtig gut werden kann.
Was das für ein Kontakt wird und wie er aussieht kann ich heute nicht sagen.

LG ADW
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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 17.06.2012, 08:22

und passend dazu hatte ich letzte Nacht einen Traum: ich sitze im Wartezimmer und sie kommt, läuft an mir vorbei und sagt nur:
"Ich geh dann jetzt" und weg war sie...bin ihr nachgelaufen aber sie war weit und breit nirgends zu sehen...

macht mir also schon Angst der Abschied
aber ich weiss auch, dass ich ganz schön stark geworden und auf meinen eigenen Beine nun durchaus tragfähig sind und ich gerne lebe
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Beitrag So., 17.06.2012, 08:28

AufdemWeg,

du berührst mich gerade mit deinem Post.
Weißt du, das gibt mir Hoffnung!

Sorry für OT

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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 10:34

titus2 hat geschrieben:
Was ich mit 'Standard' meine: Man hat ein Ziel im Auge, auf das man hinarbeitet. Ziele haben die Eigenschaft, dass sie erreicht werden wollen. Davon lese ich in deinen Beiträgen nichts. Also handelt es sich nicht um eine Therapie. Ich wüsste auch nicht, wie man das sonst nennen sollte: Sie unterhält sich mit dir über alle möglichen Themen und du zahlst dafür. Natürlich tut dir das auch gut, aber das Problem, das ich dabei sehe, ist, dass ich mich frage, wieso die Therapeutin es nicht geschafft hat, dich in drei Jahren so weit auf die Beine zu stellen, dass du sie nicht mehr benötigst (das ist das Ziel eines jeden seriösen Therapeuten). Und ich frage mich, ob sie mit anderen Leuten auch so arbeitet, so nach dem Motto: "Wir verbringen hier 100 gemeinsame Stunden, und wem ich bis dahin nicht helfen konnte, der muss halt privat zahlen" - das wirkt auf mich leicht unprofessionell.

.
Hi titus,

danke für deinen Beitrag, ich finde das mit der "Zielsetzung" ist ein interessanter Aspekt. Es gibt innerhalb unseres Kontaktes immer noch eine klare Zielsetzung die ich bisher nicht erreicht habe. Unser Kontakt ist jetzt nicht "statisch", Entwicklung findet durchaus noch statt. Ich habe eben nur das Gefühl, dass es im Laufe der Jahre auf einer tieferen Ebene stattfindet. Also mein inneres Empfinden hat sich stark verändert, ich fühle mich gerade in Alltagsbeziehungen viel gefestigter und stärker als noch vor der Therapie. Kurzum: Ich weiß heute was ich will und was nicht. Als ich vor 2 Jahren kurz vor Ende meines Studiums das Handtuch werfen wollte, hat Sie mich sehr motiviert nicht aufzugeben und die Abschlussarbeit noch zu schreiben, Sie unterstützte mich regelrecht in dieser Zeit. Darüber und über anderes ist eine für mich wirklich sehr stabile Beziehung entstanden, die ich zwar beenden könnte aber nicht beenden möchte. Jedoch sehe ich selbst die Gefahr, dass es zur Pseudofreundschaft mutieren könnte, ich werde deinen Aspekt mit der Zielsetzung mit ihr nochmals besprechen, vielleicht könnten wir Zwischenziele definieren!

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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 10:38

Ferdin hat geschrieben:die Gesprächsführung ist durch ein anderes Hinterfragen anders als bei einem Gespräch mit Freunden.
Das sehe ich auch so und nehme ich im Kontakt mir meiner Thera auch so wahr.

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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 10:42

**AufdemWeg** hat geschrieben:
macht mir also schon Angst der Abschied
aber ich weiss auch, dass ich ganz schön stark geworden und auf meinen eigenen Beine nun durchaus tragfähig sind und ich gerne lebe
ja, warum auch nicht! Ich finde das total nachvollziehbar, dass der Abschied von einem Menschen der einen so lange, so intensiv begleitet hat sicher sehr traurig macht. Das hat für mich mit Abhängigkeit nichts zu tun. Ich wünsche Dir einen guten Neuanfang in der anderen Stadt und auch bei deiner Traumatherapie!

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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 10:46

lavertu hat geschrieben: Also der therapeutische Effekt wäre einfach "bedingungslose und beständige Zuverlässigkeit" zu erfahren. Über diese Erfahrung findet immer noch sehr viel Heilung in meinem inneren statt. Und ich glaube diese "bedingungslose und beständige Zuverlässigkeit"-Erfahrung ist etwas künstliches was man in Alltagsbeziehungen eben nicht finden kann..
Also ich erfahre das in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen.

Wenn du der Meinung bist daß es 9383 Dinge gibt die du in deinem Leben deinen Freunden nicht "aufbürden" kannst, weil die ja dann wegrennen könnten, weil sie sonst deine "Geheimnisse" kennen, weil man im Leben ja pflegeleicht zu sein hat, dann wäre es doch therapeutisch sinnvoller mal diese Denkstrukturen anzugehen und deine Freunde auch mal "zu belasten" und nach echten und falschen Freunden auszusieben als dir jemanden zu bezahlen der dann dafür zur Verfügung steht.

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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 10:57

münchnerkindl hat geschrieben:
Wenn du der Meinung bist daß es 9383 Dinge gibt die du in deinem Leben deinen Freunden nicht "aufbürden" kannst, weil die ja dann wegrennen könnten, weil sie sonst deine "Geheimnisse" kennen, weil man im Leben ja pflegeleicht zu sein hat, dann wäre es doch therapeutisch sinnvoller mal diese Denkstrukturen anzugehen und deine Freunde mal nach echten und falschen Freunden auszusieben als dir jemanden zu bezahlen der dann dafür zur Verfügung steht.

Es gibt für mich Dinge die werde ich niemals meiner Partnerin oder anderen Menschen aufbürden können. Eher vielleicht noch einem Priester. Das hat für mich etwas mit Verantwortungsbewusstsein zu tun.
Gleichsam liebe ich meine Partnerin und auch meine Freunde und selbstverständlich kennen sowohl meine Freunde als auch meine Partnerin meine Biographie. Dies findet aber auf einer anderen Ebene statt als die Auseinandersetzung darüber mit meiner Therapeutin und ich würde da auch keine Ebenen mischen wollen und mich bspw. von meinen Freunden/Partnern therapieren lassen oder mich von meiner Thera in den Arm nehmen lassen.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:24

lavertu hat geschrieben: Es gibt für mich Dinge die werde ich niemals meiner Partnerin oder anderen Menschen aufbürden können..

Aber du hast doch weiter oben selbst geschrieben daß du die ganzen biografischen Themen mit der Therapeutin zufriedenstellend durchgearbeitet hast.


lavertu hat geschrieben: Meine ich nenne es mal "biographischen Dunkelfelder" sind alle schon besprochen und aufgearbeitet.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:33

lavertu hat geschrieben:
gerade denke ich darüber nach was wohl ein gesundes "Maß" an therapeutischem Kontakt ist.
Aus dem Bauch heraus:
das ist eher keine Zeitfrage.

Ich würde sagen, gesund ist es so lange man das Gefühl hat, dass es hilft und dass etwas weitergeht, dass man sich weiterentwickelt, dass es konkret nachvollziehbare Veränderungen zum Positiven und Gesunden hin gibt.

Als das bei mir nicht mehr der Fall war, habe ich die Therapie beendet, weil es ab da sich für mich nicht mehr gesund anfühlte.

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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:36

@münchner

ja, wir haben diese Themen detailliert und in aller Tiefe besprochen und ich konnte viel aufarbeiten. Aber nun erfahre ich diese Stabilität und Verlässlichkeit (obwohl sie die ganzen Details kennt) und darüber ergeben sich immer wieder neue Fragestellungen, manchmal auch abstrakter Art und dafür ist sie nach wie vor mein erster Ansprechpartner, da ich mit Freunden und Partnerin über diese details nicht sprechen möchte. Ich habe auch irgendwie den Eindruck, dass die Gesprächsthemen zwischen uns nie ausgehen und sich alles weiter entwickelt. Was mich daran nur ein wenig verunsichert hat war die Abgrenzung zur professionellen Therapie, aber in den Beiträgen waren ein paar gute Vorschläge dabei, die ich mit ihr besprechen möchte. Bspw. möchte ich mit ihr nochmals konkret über die Zielsetzung sprechen.

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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:38

Mia Wallace hat geschrieben:

Ich würde sagen, gesund ist es so lange man das Gefühl hat, dass es hilft und dass etwas weitergeht, dass man sich weiterentwickelt, dass es konkret nachvollziehbare Veränderungen zum Positiven und Gesunden hin gibt.

Als das bei mir nicht mehr der Fall war, habe ich die Therapie beendet, weil es ab da sich für mich nicht mehr gesund anfühlte.
Vielen Dank für deinen Beitrag, das bringt es für mich nochmals auf den Punkt!

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:40

ja, das ist gut formuliert mia
nur muss man es dazu schaffen wirklich ehrlich zu sich selbst zu sein
und sich nichts vorzumachen, weiss nicht ob das viele Menschen schaffen, gerade wenn eben doch Abhängigkeiten bestehen, die nicht aufgelöst sind und vielleicht eben auch gar nicht aufgelöst werden wollen...
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lavertu
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:44

**AufdemWeg** hat geschrieben:ja, das ist gut formuliert mia
nur muss man es dazu schaffen wirklich ehrlich zu sich selbst zu sein
und sich nichts vorzumachen, weiss nicht ob das viele Menschen schaffen, gerade wenn eben doch Abhängigkeiten bestehen, die nicht aufgelöst sind und vielleicht eben auch gar nicht aufgelöst werden wollen...
die Fähigkeit sein eigenes Verhalten/Motivation selbst reflektieren zu können, setzte ich jetzt mal voraus.

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