Ratlosigkeit hat geschrieben:Hallo,
hat zufällig jemand die Doku gesehen oder das Buch gelesen?
http://funkstille-buch.de/interview-mit-tina-soliman/
Ich lese das Buch gerade. Da ich in meinem Leben mehrere Kontaktabbrüche erlebt habe (sowohl als Abbrecher als auch als Verlassene) interessiert mich das. Ich kann aber die Sicht der Autorin nicht teilen - die macht mich z.T. richtig wütend, vor allem weil es nur um die Frage zu gehen scheint: wer ist der Stärkere? Der der den Kontakt abbricht, oder der der verlassen wird?
Für mich ist das keine Frage der Stärke oder Schwäche. Ich würde gerne mit Leuten diskutieren, die auch Kontaktabbrüche erlebt haben, als Abbrecher oder als Verlassene. Warum habt Ihr abgebrochen? Hätte es eine andere Option gegeben? Wisst ihr, warum ihr verlassen wurdet? Und wenn ja, könnt Ihr die Gründe für das Verlassenwerden verstehen/akzeptieren?
Hallo,
für mich ist das auch keine Frage der Stärke oder Schwäche. Manchmal ist ein Kontaktabbruch einfach nur Selbstschutz.
Ich habe den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen, und zwar nicht, indem ich ihm das erklärt habe. Das wäre in Anbetracht seiner aggresiven Verhaltensweisen und der Tatsache, dass er mich und meine Geschwister gern manipuliert, ein Fehler gewesen. Da ich als älteste Tochter nie zu seinen Lieblingen gehört habe, ist es ihm evtl. sogar egal. Im letzten Jahr gab es den letzten Kontakt anlässlich seines Geburtstages und seitdem ist "Funkstille". In diesem Jahr melde ich mich nicht mehr.
Die Kontakte zu meinem Vater haben mir in den letzten Jahren sehr geschadet und nach Treffen mit ihm fühlte ich mich immer irgendwie leer, müde und ausgelaugt. Warum das so war, konnte ich mir lange nicht erklären. Er versuchte ständig, uns Geschwister gegeneinander aufzubringen und wurde teilweise sehr gemein.
Nach dem Tod meiner Mutter vor über 10 Jahren wurde er noch bösartiger und mir wurde schmerzlich bewusst, was meine Mutter die Jahre mit ihm hatte aushalten müssen. Die Folge waren für sie tiefe Depressionen.
Hätte ich eine andere Option gehabt? Nein, sicher nicht. Diesen Kontaktabbruch brauche ich, um mich selbst zu schützen. Ich mag nicht länger der Spielball eines Mannes sein, der verbittert und bösartig ist. Auch wenn es mein Vater ist, ich halte Abstand und will das Gift, welches er versprüht nicht mehr in meine Seele einsickern lassen.
Einer meiner Brüder wurde von ihm sogar so schlecht behandelt, dass er vor kurzem mit seiner Familie aus dem Ort fortgezogen ist.
Die Doku habe ich auch gesehen. Mir war sie viel zu einseitig, weil sie kaum beleuchtet hat, warum z. B. Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. Schade.
LG