Kontakt zu 'giftigen Eltern' abbrechen - vertretbar?

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Corumbra Myosotis
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Beitrag So., 08.04.2012, 02:35

Liebe Rilke,

...

Danke.


Rilke hat geschrieben:
Ich sehe eine solche Frage auch immer aus der Position einer Mutter heraus und frage mich, ob ich nicht vielleicht selbst mal mit einer solchen Entscheidung meiner Tochter konfrontiert werde. Und da ich meine Tochter über alles liebe, auch wenn ich manchmal alles andere als eine ideale Mutter war, würde mich eine solche Entscheidung natürlich wahnsinnig schmerzen, aber ich würde sie auch verstehen und respektieren. Und wenn ich das nicht könnte und wollte, hätte meine Tochter erst recht allen Grund, sich von mir zu distanzieren.
Vor allem für den letzten Satz.

Ich glaube, das macht meinen Gewissenskonflikt aus. Daß ich mich auch in die andere Rolle hineinversetzen kann (Motive, etc. sind bis zum Erbrechen analysiert worden ... ), andersherum ist das aber nicht der Fall.

Und wird es wahrscheinlich nie sein.
Vielleicht ist das Akzeptieren, daß das so ist, daß ich keine Kindheit hatte und nie Eltern haben werde, die diesem Wort gerecht werden, wenigstens formal in einem absoluten Schlussstrich zu sehen.
-
"It is not nor it cannot come to good:
But break, my heart; for I must hold my tongue.“

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Waldschratin
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Beitrag So., 08.04.2012, 07:47

Vielleicht ist das Akzeptieren, daß das so ist, daß ich keine Kindheit hatte und nie Eltern haben werde, die diesem Wort gerecht werden, wenigstens formal in einem absoluten Schlussstrich zu sehen.
Das ist sicher ein entscheidender Punkt.
Und ich weiß aus eigener Erfahrung,wie schwer das ist,so ne Tatsache wirklich "entgültig" zu akzeptieren...
Dann allerdings kann man sie auch nochmal ganz anders loslassen,solche giftigen Eltern und wird auch nochmal in ner ganz anderen Weise frei von ihrer Dominanz über einen.

Ich hab das ähnlich erlebt,wie Elfchen es beschrieben hat : erst dann konnt ich wirklich erwachsen werden,"mündig".
Und das hatte und hat nichts mit Rache nehmen oder die Eltern nicht ehren zu tun.
Nicht mal nur mit eigenem "Lebensrettungstrieb".

Sondern viel mehr mit Selbsachtung,Selbstvertrauen und Selbstwert...

Meine Mutter versucht bis auf den heutigen Tag,mir das abzusprechen und mich zurück unter ihre Fuchtel zu zwingen.Es gelingt ihr nicht mehr,was auch schon alleine an der Tatsache liegt,daß sie halt inzwischen alt ist und alle Welt ihr dieses Alter zugutehält,aber sie dadurch auch nicht mehr so ernstnimmt wie früher.
Es gelingt ihr aber auch deshalb nicht mehr,weil ich mich nicht nur abgrenzen gelernt habe,sondern mich abgenabelt habe,was "Eigenes" entwickelt habe und mich so ihrer "Assimilation" entzogen hab.
Was sie anfangs rasend machte und wirklich alles andere als leicht für mich,weil sie tatsächlich ALLE möglichen und unmöglichen Terrorwege versucht hat,um mich "wiederzukriegen"...

Inzwischen kann ich das als Teil ihres Wahns,ihrer Krankheit sehen und auch das hinter mir lassen,ohne bitter drüber zu werden.
Ich "entschuldige" sie nicht damit,aber verstehen kann ich besser und damit von mir selber trennen.

Hab ich Verantwortung für meine Mutter?
Eigentlich hat sie sich die gründlich verscherzt...Sogar vor Gericht würde mir da niemand zumuten,nicht mal finanziell,in irgendeiner Weise für meine Mutter aufkommen zu müssen.

Ich setze da klar meine Grenzen.Und die beginnen da,wo es mir nicht mehr gutgeht mit dem,was ich meiner Mutter zukommen lasse.Wo sie wieder "Macht" bekäme über mich oder mich wieder was antriggern würde.

Das bin ich mir selber schuldig.Weil ich nicht mehr einsehe,warum meine Mutter mehr "zählen" sollte,als ich selber.Warum sie "Vorzug" haben sollte,auf meine Kosten und/oder zu meinem Schaden.

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estelle
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Beitrag So., 08.04.2012, 10:13

Waldschratin hat geschrieben: Meine Mutter versucht bis auf den heutigen Tag,mir das abzusprechen und mich zurück unter ihre Fuchtel zu zwingen
Hast du deiner Mutter es denn mitgeteilt deine endgültige Entscheidung?

Ich glaube dass das wichtig ist damit sie auch endgültig damit abschließen

kann und ihren Frieden hat.

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*Dannie
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Beitrag So., 08.04.2012, 12:25

Hallo Dysfunktion.

Ich kenne die Ägnste die damit verbunden sind, sich los zusagen, den Kontakt einzustellen.

Ich kenne das System sehr gut.

Genesen kann man nur, wenn man weiß was einen krank gemacht hat, wenn man die Ursache kennt.

Wenn du "giftige Eltern" schreibst, dann kennnst du das Gilft.

Aus eigener Erfahrung möchte ich dir folgendes sagen:

Du musst ggü. diesen kranken Mechnaismen hart sein. Knallhart!
Doch, glaube mir, das kannst du!
Wobei ich selbst da sicherlich Abstriche machen müsste, da weiterhin wahrscheinlich [Husten.] "subtile" Vorwürfe des Elternteils zu mir herandringen würden.
Sobald du versuchst aus dem kranken System auszubrechen, fängt das System an sich zu wehren. Das ist aber nicht deine Schuld. Schuld ist das kranke System im Kopf des anderen. Das ist als würdest du einem Alkoholiker den Alk weg nehmen.

Und ja, da kann ich mich dann eben nicht voll abgrenzen,weil es nicht mehr nur mich und das Elternteil betrifft. Es ist alles andere als lustig, wenn einen Ärzte / Fallbearbeiter / Freunde auf einen zu kommen "Ihr / Dein Elternteil hat sich bei mir gemeldet ..." Und ich weiß, was dann kommt ...
Ja, und?! "Ihr Elternteil leidet, muaahhhh..." Dann kanst du doch sagen: "Mein Elternteil ist im Moment Gift für mich. Ich versuche gesund zu werden und brauche für meine Genesung Abstand. Mein Elternteil gewährt mir diesen Abstand nicht, also muss ich ihn mir nehmen. Mein Elternteil ist erwachsen, es kann sich selbständige therapeutische Hilfe suchen. Ich bin mit diese Aufgabe im Augenblick überfordert. Ich möchte Sie bitten mich zu unterstützen und mich in Zunkunft nicht mehr damit zu konfrontieren."
Zudem ist Ignoranz auf der anderen Seite das Mittel der Wahl. Und genau so will ich nicht sein ... Ach, verdammt.
Ich bitte dich, du ignorierst doch den Elternteil nicht. Du hilfst ihm lediglich, dass es mal auf den Boden der Tatsachen landet.

Ich habe mehrmals den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, ich habe sie auch teilweise brutal von mir weg gestoßen. Ich habe sie immer und immer wieder mit ihrem an mir begangenen seelischen Missbrauch und den Folgen, psychischen Leid, für mich konfrontoiert. Sobald sie auch nur andeutete, dass sie das nicht versteht: Kontaktabbruch!

Das war hart für mich und sehr schmerzhaft, das kranke System, auch das kranke System im Kopf meiner Mutter zu erkennen, die Folgen zu erkennen und aktiv dieses System nieder zu reißen. Und DAS ist der Unterschied zu Ignoranz: Aus wikipedia: "Ignoranz (Unwissenheit, Beschränktheit) zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person etwas – möglicherweise absichtlich – nicht kennt, nicht wissen will oder nicht beachtet."

Das ist der Unterschied zwischen Abgrenzung, für sich und seine seelische Genesung zu kämpfen und Ignoranz. Das ist noch nicht einmal egoistisch, sondern schlicht und einfach überleben wollen!

Das war für mich ein harter Weg und ich kann mir vorstellen wie schwer das für dich wird.

Doch du kannst es schaffen! Und es wird der Tag kommen wo du dich befreit fühlen wirst. Und das fühlt sich so, so gut an.

Sowas hier, was estelle schreibt:
Hast du deiner Mutter es denn mitgeteilt deine endgültige Entscheidung?

Ich glaube dass das wichtig ist damit sie auch endgültig damit abschließen kann und ihren Frieden hat.
Bei sowas bin ich heute absolut immun. Mein Immunsystem funktioniert heute nahezu perfekt.

Hach.... ich soll für den inneren Frieden meiner Mutter bis in aller Ewigkeit sorgen? My ass.... Nein, dieses Kapitel meines Lebens haben ich durch harte Arbeit abgeschlossen.

Du wirst es auch schaffen, Dysfunktion. Es wird dauern und es wird schmerzhaft sein, aber du wirst es schaffen.

EDIT: Ja, warum ich zuversichtlich bin bei dir. Bitte lies dir deine Postings noch ein mal durch. Du hast so eine scharfe Beobachtungsgabe und du bist selbstreflektiert. Du hast tolle Waffen! Und du bist mitten in diesem Prozess. Du kannst gar nicht mehr zurück rudern.

Dannie

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Waldschratin
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Beitrag So., 08.04.2012, 12:46

estelle hat geschrieben:Hast du deiner Mutter es denn mitgeteilt deine endgültige Entscheidung?
Na,und ob. Nicht nur mitgeteilt,nicht nur x-Male,jahrelang, versucht,mit ihr drüber zu reden,u.a. auch mit Thera-Hilfe und -Vermittlung.Sondern ihr auch ganz praktische Konsequenzen "angedeihen" lassen.Ich hab vor Jahren mir ihr Nachstellen verboten und seit damals praktiziere ich es,daß ich wortlos den Hörer auflege,wenn sie mal wieder alle meine Grenzen ignoriert und mich via Telefon zu terrorisieren versucht.
Da hab ich inzwischen gut "Hornhaut" auf der Seele,es nervt mich kaum noch.

So lieb dir das wahrscheinlich wäre,@estelle,aber nicht immer und überall lassen sich solche Konflikte lösen.Mütter sind halt auch keine "Überwesen" und genug davon sind gründlich gestört oder krank und bringen das nunmal mit in die Beziehung zum Kind ein.

Die vielbeschworene "Mutterliebe" ist halt nix,was "von selber" da ist.Da muß auch ne Mutter bereit dazu sein und sich der Bindung zum Kind öffnen,sonst wird das schepps bis gar nix.

Meine Mutter kam nie über die Persönlichkeitsreife einer 4jährigen raus - und hatte auch nie den Willen dazu,da dran was geändert zu bekommen.Ich war als Kleinkind schon die "Ältere" und für den Mutterjob an ihr zuständig...Und das versucht sie nach wie vor,v.a. mir weiterhin aufzudrängen,und da ich ihr nicht mehr zur Verfügung stehe,es inzwischen rege von ihrer Enkelin "einzutreiben".Zum Glück greift da mein Bruder meist ein und meine Nichte (inzwischen 17 ) hat sich da beizeiten abgegrenzt und ist ihr aus dem Weg gegangen.

Meine Mutter will nicht erwachsen werden - von daher auch keinen "Mutterjob".Sie "assimiliert" andere Menschen,je abhängiger die von ihr sind,desto "kompletter".Da dran wird sich auch nichts mehr ändern.Sie ist inzwischen 76 und wird so langsam "alterskomisch",bzw. gibt sie sich ihren psychotischen Vorstellungen mehr und mehr hin - von daher bekommt sie mittlerweile eh langsam das Maß an "Fürsorge" und "Rundumversorgung",das sie sich Zeit ihres Lebens gewünscht hat.

Allerdings hat das mit mir als Person und Mensch herzlich wenig zu tun.Meine Mutter tut mir nicht mal leid,denn Hilfe hätte es für sie mehr als genug gegeben - sie hat sich dafür entschieden,da nichts dran ändern zu wollen,also mußte und muß sie halt dann auch mit den Konsequenzen leben.Und die heißen v.a. Alleinesein und Einsamkeit,weil sie ein jeder Mensch meidet,wo er nur kann.

Weißt du,man mag sagen,sie sei doch meine Mutter,ich müsse mich kümmern etc.Aber mal bei Licht betrachtet : eine "Mutter" hatte ich nie...Ich hatte und habe eine Erzeugerin,die mich geboren hat.Und mit der gleichen Selbstverständlichkeit ein Leben lang mißbraucht in allen bekannten Varianten.
Mütterlichkeit ist etwas,das mich immer noch ratlos macht,wenn sie mir begegnet,weil ich nicht weiß,wie sich das anfühlt,wenn man "sowas" bekommt.
Wie also sollte ich meine Erzeugerin als "Mutter" behandeln können?

Es gehören nunmal auch zu der Mutter-Kind-Beziehung,wie zu jeder anderen Beziehung,zwei dazu.

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Pitt
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Beitrag So., 08.04.2012, 13:33

Leicht offtopic...
Sorry, falls mein Gedanke hier gerade kaum reinpasst.
Aber ich frage mich gerade, wo doch z.B. Eheberatung und Paartherapie so boomen, - ob nicht öfter Elternteil und (erwachsenes) Kind zwecks "Vermittlung" gemeinsam einen Therapeuten aufsuchen sollten.
Nur so ein Gedanke
Frohe Ostern
Pitt

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candle.
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Beitrag So., 08.04.2012, 13:36

Ich persönlich halte das für eine ganz schlechte Idee Pitt und es klappt auch kaum. Bei der Paartherapie wollen ja beide, das bezweifle ich bei Eltern eher. Wer will schon gerne auf der Anklagebank sitzen?

candle
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Mia Wallace
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Beitrag So., 08.04.2012, 14:34

Liebe Dysfunction,

darf ich etwas von mir erzählen?
Diese Zweifel kenne ich sehr gut.
Zumal meine Eltern gar nicht "giftig" sind.
Mein Vater und meine Stiefmutter (meine leibliche Mutter ist gestorben, als ich im Grundschulalter war) haben die Dinge, die sie "falsch" gemacht haben, in allerbester Absicht und in Liebe falsch gemacht ; manchmal auch, weil sie aufgrund eigener Probleme in dem Moment nicht anders konnten, oder weil die Situation eben so war, wie sie war.
Sie sind beide sehr liebe und tiefe Menschen

Trotzdem habe ich den Kontakt auf ein Minimum reduziert, schließlich sogar eine Weile ganz abgebrochen (und mich dabei gefühlt, wie ein Verbrecher), weil es Zeiten gab, in denen ich mich durch den Kontakt zu ihnen noch schlechter fühlte. Weil wir -in Liebe- so verstrickt waren, dass es keinem von uns guttat.

Für meine Eltern war das schlimm und unverständlich. Ich habe mich selbst nicht verstanden, ich habe nur gemerkt, dass ich nach Besuchen bei ihnen immer völlig durcheinander war und in tiefe Löcher fiel, obwohl wir uns sehr nahe standen. Irgendwann habe ich dann -mit Hilfe der Therapie- begriffen, dass genau da ein Problem lag: Wir standen einander ZU nah, was für mich an den Stellen, an denen meine Eltern selbst Probleme haben nicht gut tat.

Meine Therapeutin hat mich die ganze Zeit sehr bestärkt und immer gesagt, dass so ein Kontaktabbruch auch helfen kann, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, sich neu zu ordnen und sich irgendwann auch wieder, unter anderen Vorzeichen, anzunähern. Also auch so etwas wie eine Chance für die Beziehung sein kann.

Ich bin gerade dabei, für mich einen Weg zu finden, mich wieder anzunähern, weiß aber selbst noch nicht so richtig, wie das ausgehen wird.


Ich weiß ja nicht, wie es bei Dir ist......
ich habe nicht nur meine Eltern. Bei mir gibt es noch einen Partner, Geschwister Halbgeschwister (die mir alle sehr nah stehen), liebe Freunde, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins zu denen ich den Kontakt immer hatte und die mich durch schwierige Zeiten getragen haben, so dass ich nie allein war.
Es ist vielleicht auch noch mal was ganz anderes, wenn man nur die Eltern hat. Dann wird es sicher noch mal schwieriger.
(Wie ist es denn bei Dir?)


Rilke hat geschrieben: Wenn Eltern Fehler machen und damit ihr Kind schädigen, dann tun sie das manchmal, weil sie es nicht besser wissen oder es nicht besser können. Und manchmal tun sie es, obwohl sie es besser wissen und auch könnten. Ich finde, als erwachsener Mensch hat man jedes Recht, sich von den Eltern loszusagen, wenn man selbst der Meinung ist, dass es für einen selbst das Beste ist und aus Selbstschutz geschieht.

Ich sehe eine solche Frage auch immer aus der Position einer Mutter heraus und frage mich, ob ich nicht vielleicht selbst mal mit einer solchen Entscheidung meiner Tochter konfrontiert werde. Und da ich meine Tochter über alles liebe, auch wenn ich manchmal alles andere als eine ideale Mutter war, würde mich eine solche Entscheidung natürlich wahnsinnig schmerzen, aber ich würde sie auch verstehen und respektieren. Und wenn ich das nicht könnte und wollte, hätte meine Tochter erst recht allen Grund, sich von mir zu distanzieren.
Man muss manchmal seinen eigenen Weg gehen, weil man es sich selbst schuldig ist (und andere es einem vielleicht auch schuldig sind) und man das auch mal über alles andere stellen darf.
Danke für diesen Beitrag

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Elfchen
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Beitrag So., 08.04.2012, 15:07

eigentlich denke ich, dass man alles verzeihen und übergehen sollte, was aus unwissenheit oder ohne böse absicht passiert.
wo jedoch unrecht geschieht an den eigenen kindern besseren wissens- da kann ich nicht so einfach zur tagesordnung übergehen. da ist für mich eine klare grenze.
selber bin ich ja auch mutter und mir im klaren darüber, dass ich fehler gemacht habe und mache. ich rede jedoch mit meinen kindern, und niemals, wirklich niemals wollte ich sie schädigen oder demütigen.

leider wurde mein erstes post nicht mehr gelöscht, denn ich denke, ich hab am thema vorbeigeschrieben. es sollte ja nicht um erlebnisse gehen, dafür entschuldige ich mich. es ist niemals einfach, mit den eltern zu brechen. ich hatte das gefühl, keine mutterliebe zu kennen, kein gefühl von geborgenheit, keinen boden unter mir zu spüren, nicht, dass das leben gut und schön sein kann. all das musste und muss ich mir selber mühsam erarbeiten. mir wurde niemals das gefühl gegeben, einfach recht zu sein, ein anrecht auf leben zu haben und willkommen zu sein einfach so, wie ich bin. also: was soll ich mit einem derartigen hemmschuh in meinem leben.. meine therapeutin hat mich diesbezüglich unterstützt, als ich schlechtes gewissen anmeldete. man muss nicht nur wegen verwandtschaft kontakt haben, wenn es einem nicht gut tut.
von aussen merkt man mir wohl nichts an. aber innerlich bin ich so kaputt, und des kämpfens oft müde. wie gesagt, wenn man spürt, dass da liebe ist, das nichts aus böswilligkeit geschah, kann man den weg gemeinsam weitergehen und im idealfall sogar darüber reden, ohne schuldzuweisungen, ohne rechtfertigungen. vieles entsteht ja schliesslich auch aus unwissenheit, aus der situation, aus der zeit. alles dinge, die man bereinigen kann.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.04.2012, 15:26

Elfchen hat geschrieben:eigentlich denke ich, dass man alles verzeihen und übergehen sollte, was aus unwissenheit oder ohne böse absicht passiert..

Naja, aber Dinge die zB aus Narzissmus/Egoismus getan werden bei denen es dem "Täter" einfach wurst ist wie es dem andren dabei geht fallen für mich jedenfalls nicht unter diese Kategorie. Klar weiss es derjenige nicht besser, aber er will es auch garnicht wissen.
Der Unterschied ist für mich da, wo jemand wenn er dann aufgeklärt wird über die Schädlichkeit von x sich bemüht das zu unterlassen oder es eben abstreitet und so weitermacht weil es einfach bequemer ist.

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Beitrag So., 08.04.2012, 16:38

Hier ist ja viel passiert. Danke, danke.

Werde später darauf eingehen, muss das irgendwie niedrig dosieren, da es zu sehr aufreibt.

Kurz dazu:
Pitt hat geschrieben: Aber ich frage mich gerade, wo doch z.B. Eheberatung und Paartherapie so boomen, - ob nicht öfter Elternteil und (erwachsenes) Kind zwecks "Vermittlung" gemeinsam einen Therapeuten aufsuchen sollten.
Gibt doch auch Familientherapien/-therapeuten/-gespräche. Und eine Menge Eltern und Kinder, die das für Humbug halten oder lieber weiter leugnen/verdrängen/"rumbornieren".
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candle.
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Beitrag So., 08.04.2012, 16:44

Hallo Elfchen!
Elfchen hat geschrieben:wo jedoch unrecht geschieht an den eigenen kindern besseren wissens- da kann ich nicht so einfach zur tagesordnung übergehen. da ist für mich eine klare grenze.
Für mich war das erstmal auch ein großes Problem, denn wenn man so aufwächst, dann hält man das erstmal alles für normal unabhängig davon, dass der Kopf das schon irgendwo anders weiß.

Bei mir war es ja im Prinzip schon in der Jugend klar, dass man mich nicht so in der Familie wollte. Ich weiß nicht mal, ob ich das da schon registriert habe. Nun kommt es raus mit geballter Ladung.

Viele Grüße!
candle
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Danica
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Beitrag So., 08.04.2012, 20:27

*Dannie hat geschrieben: Hach.... ich soll für den inneren Frieden meiner Mutter bis in aller Ewigkeit sorgen? My ass.... Nein, dieses Kapitel meines Lebens haben ich durch harte Arbeit abgeschlossen.
Dannie... wirklich? Du hast komplett abgeschlossen?

Ich hab den Kontakt abgebrochen. Damit geht es mir besser. Aber ich werde immer wieder einmal angesprochen durch Verwandte oder sonstige "Verantwortungsträger"... wie sehr doch mein Elternteil leidet. Ich werde den Kontakt deshalb nicht mehr aufnehmen, weil ich weiß, wie vernichtend sich das für mich auswirkt... immer und immer wieder. Aber.. abgeschlossen? Nein, das hab ich nicht.

Kann man wirklich jemals ganz mit seinen Eltern abschließen? Wie nur???

LG
Danica

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.04.2012, 20:29

Danica hat geschrieben:
Kann man wirklich jemals ganz mit seinen Eltern abschließen? Wie nur???

Irgendwann so drüber stehen daß einem auch ein (massvoller) Kontakt nicht mehr runterzieht weil es einen einfach nicht mehr tangiert wenn die Person "rumspinnt"?

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candle.
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Beitrag So., 08.04.2012, 20:31

Danica hat geschrieben: Aber ich werde immer wieder einmal angesprochen durch Verwandte oder sonstige "Verantwortungsträger"... wie sehr doch mein Elternteil leidet.
Das kenne ich leider auch. Ein Umzug war da echt hilfreich. Sicher ist auf jeden Fall um die Eltern die Kontaktsperren immer weiter zu ziehen- leider. Sonst findet man sicher nie ein Ende.

candle
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