Verhalten der Therapeutin löst Unsicherheit bei mir aus

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Tellmewhy
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 00:14

Salü AufdemWeg,

wenn ich Therapeut wäre, würde ich dein Schweigen gar nicht bewerten so wie du das tust. Und deine Wut und Ablehnung und Agression finde ich immer erstmal ok, wenn man in therapie ist und damit in der Lage auch. Ich bin der Meinung, dass es deine Therapeutin aber durchaus versäumt hat zu fragen, wie das für dich ist, dass sie einen Anruf bekommt während deiner Therapiestunde. Der für sie so wichtig ist, dass sie ihn annehmen möchte, obwohl sie weiß, dass es eine Therapiestunde ist und du dich nur dann auf dich konzentrieren kannst, wenn du auch das Gefühl hast, dass es die Möglichkeit dazu gibt, was (möglicherweise) nicht mehr geht wenn die Therapeutin das Gespräch mit dir währenddessen für ein noch so kurzes Telefonat unterbricht.

Du kannst sie in der nächsten Stunde bitten, dass sie dich danach fragt, wie das für dich war, dass sie den Anruf angekündigt hat. Und, dass sie dich danach fragt, wie das für dich war, dass sie dir den Grund dafür gesagt hat. Dass du auch ein gewisses Verständnis für Ihre Lage hast - das kannst du ja auch sagen. Ich glaube, dass es ihr schon klar war, dass du dich ärgerst, aber ihr ist vielleicht deshalb nicht eingefallen, nach deinen Gefühlen zu fragen, weil sie nicht das Gefühl hatte, etwas an ihrer eigenen Situation verändern zu können (meine Vermutung).

Dass du den Mut hast, über deine Bedürfnisse sprechen zu wollen, obwohl es meinem Gefühl nach in der Unterbrechung von deiner Therapeutin hätte kommen sollen, wünsche ich dir, damit dein nächstes Gespräch für euch erfolgreicher verläuft als das, von dem du erzählt hast.

CIAOI

tellmewhy
Zuletzt geändert von Tellmewhy am Sa., 07.04.2012, 00:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Widow
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 00:24

Liebe AufdemWeg,

einen halben Tag und eine halbe Nacht nunmehr trage ich Dein Erlebnis, Begebnis mit Deiner Therapeutin in meinen Gedanken herum.
Bei dieser Aussage könnte und sollte ich es wohl belassen. Denn sie besagt meine Anteilnahme und meine Angerührtheit ("Berührtheit" ist so ein ausgelutschter Begriff, find ich).

Ich schreibe dennoch (vielleicht wider besseres Wissen, aber was weiß ich noch?) mehr:

Das meiste von dem, was Dir geantwortet wurde auf Dein Eingangsposting, habe ich, um ehrlich zu sein nicht verstanden.
Denn: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle, wir alle Menschen, immer mal - und gleichgültig, wie sehr wir das NICHT wollen - Arschlöcher sind, uns als solche verhalten. Ich bin der festen Überzeugung, dass mensch ab und an mal widerlich und jämmerlich ist. Und ich bin der festen Überzeugung, dass das Menschlichkeit ausmacht. Auch das Sich-selbst-diesen-temporären-Zustand-Eingestehen.

Was Du über jene Sitzung, in der Du vollkommen vernagelt warst in Deiner Wut und Deiner lang schon angestauten Frustration auf Deine so "kühle", so "sachliche" Therapeutin, - was Du über jene Sitzung, in der alles kulminierte (ohne dass Du es hättest ahnen können), schriebst, hat mir ins Hirn gegriffen.

All Deine Traurigkeit über ihre Ignoranz, all Deine Wut über Dein Dich-nicht-Begreifbar-Machen-Können --- und beides ist ja ein und dasselbe.
Und dann diese, DIESE Situation: Sie, Deine Thera, ganz wund, ganz mensch, ganz am Rudern: Um sich (und ihre Mutter) und um Dich (und ihren Job/ihre Professionalität): Ihre Rede davon, dass bei jenem Dich so mega störenden Telephonat es um ihre Mutter ginge. Wie hat sie versucht, völlig unzulänglich (und es vermutlich wissend), beides zu wahren: Dich und sich: Eure Rollen.

Und Du in DIESER Situation? - Ganz da!
Ganz in Euer beider "Schwäche": Deinem 'Arschlochsein' und ihrer 'Unprofessionalität' (endlich mal: sie - sie als sie, nicht mehr als der Kühlschrank, endlich ...!) Und Du kommst da nicht raus und hasst Dich für dieses unglaubliche Schweigen von Dir in dieser Situation, nachdem sie Dir erklärt hat, worum es geht - dieses, Dein eisern-elendiges Schweigen.
Deswegen bist Du kein böser oder auch nur schlechter Mensch, liebe AufdemWeg!
Vielmehr macht Dich das zu einem Menschen, einem liebenswerten!



Und dann: Genauso verquer erscheint mit, was hier geschrieben wurde über die "Fehler" Deiner Therapeutin in dieser Situation, über ihre "Unprofessionalität", über ihr "Aus-der-Rolle-Fallen" und ihre "persönliche Betroffenheit, die sie ihre Verantwortung Dir gegenüber kurzfristig vergessen ließ", - all dies, liebe AufdemWeg, das verstehe ich nicht. Das finde ich unmenschlich. Sie war einfach da, so gut sie es vermochte. Sie hat sich gar selbst versucht, wieder bei der Kandarre zu packen (falls das jemand gut findet) und Dir irgendwann gesagt, dass sie jetzt Dienst tut, therapeutischen, und derweil nicht ans Telephon gehen würde. Meingott, sorry, aber ich glaub, all die, die hier die nacheinander erfolgenden Reaktionen Deiner Therapeutin als insgesamt und en detail "unprofessionell" bewertet haben, die glauben an "therapeutische Götter in Weiß", und/oder die haben noch nie auf Leben und Tod selbst um einen geliebten Menschen bangen müssen.

Both sides of the story, and there are still much more ...


Was nun zu tun ist?
Gute Frage.

Ich erzähle Dir was: In der letzten Liegung vor der Osterpause hatten Mr. Gemini52 und ich, Widow, es noch einmal von meiner Toxizität. Er kam von sich aus darauf zu sprechen. Und er sagte, nachdem er den 'Sachverhalt' resümiert hatte, dass diese Illusion ja ganz vortrefflich wirke, denn gerade jetzt, bei ihrem Rekapitulieren, hätte er eine kleine Herzneurose gehabt.
Da war ich ganz still.
Und fühlte eisiges Erschrecken ("bin ich tatsächlich tödlich?!") und fühlte einen kleinen Triumpf ("ja, ich bin tödlich, du hast es mir nur bislang nicht glauben wollen, in all deiner Lebensglückseingerichtetheit").
Da war ich auch ein Arschloch.

Und mein Thera war da, in dieser Situation, genauso wie Deine Thera, ein Mensch, der ein Mensch ist: Bei meinem kasperte das Herz unangenehm, bei Deiner ist die Mutter schwer erkrankt. Beides haben sie uns mitgeteilt. (Und: Ja, auch ich fühlte mich gepresst: Mir wurde klar, wurde bestätigt, dass ich Wirkung erzeuge, zum Teil ganz schlimme, immer noch, und dass ich wieder behutsam werden sollte und über mich hinaus denken - aber das ist jetzt sehr speziell meins, nicht Deins!)
Ich glaube nicht, dass das, die "Offenbarungen" unserer Theras, irgendetwas mit "Unprofessionalität" zu tun haben.
Genauso wenig, wie ich glaube, dass (manchmal) Arschloschsein nicht zum Menschsein dazu gehört.
Im Gegenteil: Das tut's, und wer das leugnet, begibt sich einer ganz großen Menschensituation: Der des um Verzeihung Bittens und der des unbedingten Akzeptiertwerdens.

Also. Was nun zu tun ist, für Dich, vielleicht?
Ich glaube, bei Euch beiden, Dir und Deinem jahrelangen Kühlschrank, ist gerade was sehr Wesentliches geschehen. Was ganz durch und durch Menschliches.
Lass es Euch nicht entgehen. Sprich sie darauf an! Auf sie, auf Dich.

Es ist nicht nur Deins. Es ist auch ihres. Eure Zeit ...

Herzlich,
Widow

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Beitrag Sa., 07.04.2012, 06:52

Hi.

Oder du fragst sie einfach, warum sie dich nicht auch gefragt hat, wie es dir damit geht.

Salü

tellemwhy

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Beitrag Sa., 07.04.2012, 16:50

@ elfchen
sprich es einfach in der nächsten stunde an und sag ihr, wie schlecht du dich gefühlt hast dabei und
dass du nicht mehr rausgefunden hast.
Wenn das immer so ginge
dann wäre so mache Situation nie entstanden.
Je mehr Zeit dann vergeht desto schwieriger wird es.
Ich habe nur die Möglichkeit sie anzurufen,
denn ich kann vor dem 18.4 nicht mehr zu ihr.
Am Telefon mag ich aber so recht nichts sagen
weil ich sie schon gerne dabei ansehen würde.
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 16:52

@ tellmewhy
Oder du fragst sie einfach, warum sie dich nicht auch gefragt hat, wie es dir damit geht.
Sie hats gemerkt, denn sie sagte ja, dass sie nicht ans Telefon geht wenn mich das so unter Druck setzt.
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 16:56

@ Widow PN für dich
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 17:00

@josh
geht es in der therapie um narzißtische kränkungen in der vergangenheit und aggressive hemmungen (depressive symptome) in der gegenwart?
wenn ja, dann mußt du die situation thematisieren.
Ich scheue mich vor der narzistischen Kränkung weil ich es verabscheue...ich ordne es mir auch nicht wirklich zu;
aggressiv gehemmt bin ich im Grunde weniger
auch nicht konfliktscheu.
Lediglich wenn ich das Gefühl habe, dass jemand ohnehin nicht versteht was ich sage, stelle ich auf Durchzug und Ignoranz.
Wozu sich unnötig quälen.
Aber das ist bei meiner Therapeutin sicherlich nicht der Fall.
Schon alleine deswegen WERDE ich es ansprechen.
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 17:29

Weh tun
ich wollte mir weh tun
und nichts tut mehr weh
als SOLCHE Stunden mit meiner Therapeutin
nichts ist schärfer als der Schmerz wenn sie sagt:
"Sie sehen aus als denken Sie: meine Güte, ist die Frau x aber blöd"
und ich dazu schweige und sie angrinse
und innerliche schreie: "Nein!"
Sie zu benutzen um mir Schmerz zuzufügen,
DAS ist schärfer als jede Klinge es jemals sein könnte.
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Tellmewhy
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Beitrag So., 08.04.2012, 09:54

Verdammt, aufdem Weg! Du bist nicht schuld. Hör auf dich zu bestrafen. Das wird dir nicht dabei helfen deine Zuneigung und Nähe auszuhalten. Natürlich hat sie gemerkt, dass dir was fehlt, aber hat sie gemerkt, warum? Hilft es dir, wenn du den Schmerz nicht mitteilen kannst? Sondern so tust, als wärst du das, der dir das angetan hat. Versuche es nicht.

LG

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mitsuko
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Beitrag So., 08.04.2012, 10:11

Hm, du sagst ja, du tust ihr absichtlich weh, weil du weißt, dass es dich später quält? du dich dann hassen darfst? oder um sie dazu zu bringen etwas von sich preiszugeben? oder....
(wobei bei dem "absichtlich" die Unfähigkeit anders zu handeln vorliegt)
Wenn das so ist, so geht es doch gar nicht so sehr um die Schuldfrage.

Aber, wie du sicher ahnst, ist genau dieses Verhalten jetzt das Thema für deine Therapie. Warum tust du es, wozu. Das müsstet ihr rausfinden. Meiner Meinung nach bist du da ganz drin in etwas für dein Wesen äußerst wichtigem. Therapie ist dafür da an sowas ranzukommen.
Du wirst da irgendwie einen Weg finden müssen mit ihr darüber zu sprechen.
Dass das ganz schwer ist, ist völlig klar..
Ansonsten wirst du dieses Verhalten ja auch weiterhin praktizieren. Ich fand dieses Ereignis jetzt auch schon recht extrem. Scheint mir ganz deutlich an der Zeit zu sein, dass ihr diesem auf den Grund geht.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 08.04.2012, 11:18

Hallo liebe *Auf dem Weg*,

ich bin beim Lesen an zwei Sätzen hängen geblieben, die mich beschäftigen (weil sie mich an mich und meine eigene Therapie erinnern).
**AufdemWeg** hat geschrieben: Sie war immer sehr kühl und sachlich
aber in diesem Gespräch...ich weiss nicht wie ich das sagen soll:
ich hab sie so doll gespürt.
Widow hat geschrieben: Ich glaube, bei Euch beiden, Dir und Deinem jahrelangen Kühlschrank, ist gerade was sehr Wesentliches geschehen. Was ganz durch und durch Menschliches.
Lass es Euch nicht entgehen. Sprich sie darauf an! Auf sie, auf Dich.
Es ist nicht nur Deins. Es ist auch ihres. Eure Zeit ...

Vielleicht geht es genau darum?


Ich habe so etwas Ähnliches in meiner Terapie und mit meiner Therapeutin erlebt.
Ich wollte sie spüren und habe Situationen gesucht oder -agierend- hergestellt, in denen ich sie "in Wallung" gebracht habe-
einfach um sie aus der Reserve zu locken.
Sie zu spüren.

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Beitrag Mo., 09.04.2012, 10:22

@ Mia

Ich habe so etwas Ähnliches in meiner Terapie und mit meiner Therapeutin erlebt.
Ich wollte sie spüren und habe Situationen gesucht oder -agierend- hergestellt, in denen ich sie "in Wallung" gebracht habe-
einfach um sie aus der Reserve zu locken.
Sie zu spüren.



und wie war das dann für dich als du sie zu spüren bekommen hast?
Hast du einen sehr hohen Preis dafür gezahlt?


@ mitsuko

Scheint mir ganz deutlich an der Zeit zu sein, dass ihr diesem auf den Grund geht.

ja, die Zeit scheint wirklich da zu sein



@ tellmewhy

Das wird dir nicht helfen deine Zuneigung und Nähe auszuhalten


kannst du mir das vielleicht noch etwas genauer erklären was du damit meinst?



Ich konnte mir in der Zwischenzeit etwas Erleichertung verschaffen und habe auch die Rückmeldung, dass es bei ihr angekommen ist.
Alles andere wird sich dann erst am 18.4 zeigen.

LG ADW



J
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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 11:31

**AufdemWeg** hat geschrieben: und wie war das dann für dich als du sie zu spüren bekommen hast?
Hast du einen sehr hohen Preis dafür gezahlt?

Der Preis war eigentlich immer, dass sie eher wieder distanzierter und subtil kühlschrankiger war, einfach, weil die Spürbarkeit, die ich erreicht hatte, zu viel und zu nah war.

Selbsthass habe ich während solcher Interaktionen auch immer gespürt, aber mit der Zeit sind wir drauf gekommen, dass dieser "Selbsthass" eigentlich nur ein sekundäres Gefühl war, mit dem ich mich vom Wesentlichen abgelenkt habe.

Das war etwas, was ich kannte und mir somit Sicherheit gab. Es war etwas, was verhinderte, mich mit mir und meinen eigentlichen Motiven auseinanderzusetzen. Und es setzte meine Therapeutin schachmatt. Schließlich "darf" man auf jemanden, der sich selbst hasst und niedermacht, nicht auch noch wütend sein und sei es auch noch so berechtigt.

So richtig klar geworden ist mir das in einem Gespräch mit meiner Schwester, die mich sehr gut kennt und mir dort, wo es nötig ist, manchmal auch ordentlich Zunder gibt .

Ich war im ICH HASSE MICH JA SO- Modus (weil ich meine Thera mal wieder ordentlich in Wallung gebracht hatte), und anstatt dann, wie alle anderen auf mich einzureden, was ich doch für ein toller Mensch und wie überaus liebenswert ich doch sei, meinte sie nur (augenzwinkernd) : "Du hast auch allen Grund, Dich zu hassen. Was Du gemacht hast, geht ja mal wieder gar nicht". Ich hab natürlich erstmal ungefähr so geschaut aber dadurch, dass sie sich nicht auf den Selbsthass eingelassen hat, war ich gezwungen, mich mit meinem Verhalten auseinanderzusetzen, das wirklich einfach nur daneben war.

Ich bin dann zu meiner Thera hin und hab mich entschuldigt, ohne Demutsgebaren und Selbsthasstiraden und sie war nicht etwa gerührt (Frechheit ) , oder so, sondern immer noch richtig sauer auf mich und zeigte das auch (erstmalig) sehr deutlich. (Grauenhaft natürlich in dem Moment. Ich natürlich wieder in den altbekannten, altbewährten Selbsthass abgekippt. Aber dadurch, dass dieser Mechanismus in dem Moment so offenbar wurde (und wir irgendwann sogar beide drüber lachen mussten) war das dann eigentlich eine sehr weiterbringende Therapie-Sternstunde .

Ich glaube, ich hab die Selbsthasskeule danach immer nur noch kurzzeitig ausgepackt. Irgendwie war's vorbei damit.

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Beitrag Mo., 09.04.2012, 16:07

@ Mia
einfach, weil die Spürbarkeit, die ich erreicht hatte, zu viel und zu nah war.
Für dich oder für sie?
aber mit der Zeit sind wir drauf gekommen, dass dieser "Selbsthass" eigentlich nur ein sekundäres Gefühl war, mit dem ich mich vom Wesentlichen abgelenkt habe.
Was war das bei dir?
Ich vermute bei mir Traurigkeit als Ursprungsgefühl.
weil ich meine Thera mal wieder ordentlich in Wallung gebracht hatte
So richtig in Wallung war meine Therapeutin einmal richtig und es war schlimm, schlimm für Beide.
Auch Wut habe ich bei meiner Therapeutin nur einmal gespürt.
Sie nimmt ansonsten die Situationen ziemlich emotionslos und sachlich auseinander.
Da hast du in widows Thread etwas geschrieben wo mir wirklich die Lichter aufgegangen sind: dass es im Grunde das ist, dass ihre Sachlichkeit und Kühlheit ein Raum geben ist, ein nicht bewerten - weder in die eine Richtung Mitleid noch in die andere Richtung nicht ernst nehmen.
Sie kann aushalten.
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 16:10

Ich würde auch gerne MICH etwas mehr spüren
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