Ziehe mich immer mehr zurück aus der Therastunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Di., 08.05.2012, 21:21

shigeru hat geschrieben:Wie kommt es das du Angst hast den Brief besprechen zu "müssen" ?
Das hab ich mich auch grad gefragt..."Besteht" deine Thera denn dann auf sowas?Oder ließe sie auch gelten,daß es dir erstmal mehr als genug schon ist,daß sie den Brief bekommt und liest - und damit weiß,was los ist?
shigeru hat geschrieben:Meine Thera hat irgendwann gesagt das es zwischen und eher wie in einer Kindertherapie ist!
Das fänd ich jetzt ehrlich gesagt gar nicht soooo den verkehrten Ansatz,wenn man (noch) nicht reden kann. Hat mich grad an ne frühere Freundin von mir erinnert.Die konnte in ihrer Therapie auch immer dann nicht reden,wenns auch nur in die Nähe vom "Eingemachten" ging.Da hat ihr Thera eben angefangen,mit ihr erstmal zu spielen.Türmchen bauen und einstürzen lassen und sich dabei nebenbei übers "Balance halten" und alles Richtung "Ausgleich und Einseitigkeit" etc. unterhalten.
Solche und ähnliche "Spielereien" haben ihr dann nach und nach geholfen,auch mal zu sich selber zu kommen und ein bissl was mitzuteilen von sich.

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*Dannie
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Beitrag Di., 08.05.2012, 21:59

Hallo Freiheit..
Ist nur so ein Gedanke..... Meiner Erfahrung nach bietet so eine Art innere Gefangenschaft, eine innere Verkapselung auch eine Art Sicherheit. Eine selbstauferlegte Sicherheit nicht in Erscheinung treten zu müssen, das Innerste nicht sichtbar machen zu müssen. Unsichtbar sein zu dürfen.

Auf der anderen Seite erlebe ich diese angebliche Sicherheit, diesen Kokon, ebenso auch als etwas was enormen inneren Druck erzeugen kann. Da ist diese Reibung zwischen dem inneren Kokon und der Außenwelt.

Kannst du mit meiner Beschreibung etwas anfangen?

Dannie

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 08.05.2012, 22:19

An Titus:
titus2 hat geschrieben: Vielleicht habe ich es überlesen, aber: Hast du denn schon mal mit ihr darüber gesprochen, wie du dich fühlst? Also nicht nur, dass du nicht gut reden kannst, sondern wie du dich in deiner Beziehung zu ihr fühlst? Hast du sie mal gefragt, ob sie dir da helfen kann, indem sie dir sagt, wie sie fühlt und denkt? Ob sie auch ein negatives, komisches Gefühl mit dir hat?

Ich hab das Gefühl, sie lässt dich mit eurer Beziehung sehr alleine.
Ja, Titus, da hast du (nicht nur vielleicht) eindeutig etwas überlesen:
Freiheit2012 hat geschrieben:Ja es ist so das ich meine Gefühle wirklich nicht in Worte fassen kann. Zudem kommt schon das Schamgefühl sich zu offenbaren bzw. zu öffnen. Es macht mir Angst weil ich es nicht wirklich einschätzen kann was dann mit mir oder in mir passiert. Es hört sich vielleicht blöd an, aber anders kann ich es im Moment nicht beschreiben. (…)
Zudem gab es in vorherigen Therapiestunden den ein oder anderen Satz von meiner Thera wo ich denke, sie nimmt mein Problem nicht wirklich ernst. Habe seitdem doch schon Hemmungen überhaupt noch etwas zu sagen.
Eine weitere Idee (außer die schon von anderen erwähnten), die dich, liebe Freiheit, bei deinem Problem behilflich sein kann, habe ich allerdings momentan nicht.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


leberblümchen
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Beitrag Di., 08.05.2012, 22:25

Nein, Wandelröschen, aus dem, was du zitierst, kann ich nicht erkennen, etwas überlesen zu haben...

Das hat ja nichts mit der Frage zu tun, ob Freiheit schon mal die Beziehung thematisiert hat. Sicher, das kann auch schwer sein. Das kann einem aber auch von der Therapeutin leichter gemacht werden (kenne ich jedenfalls so, dass ich darum gebeten bzw. ermutigt werde, solche Meta-Fragen anzusprechen).

Man kann doch - grundsätzlich jedenfalls - sagen: "Frau Therapeutin, ich hab immer Schwierigkeiten damit, mich zu öffnen. Und nun hab ich das Gefühl, dass Sie das nervt. Und das setzt mich noch mehr unter Druck". Meine Frage war, ob es solch ein Gespräch mal gegeben hat.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 08.05.2012, 23:32

Oh, Titus, ich bleib bei meiner Aussagen.

Ich gebe dir natürlich recht, dass man - grundsätzlich jedenfalls – sagen kann: "Frau Therapeutin, ich hab immer Schwierigkeiten damit, mich zu öffnen. Und nun hab ich das Gefühl, dass Sie das nervt.“

Kannst du mir mal sagen, wie Freiheit2012 ihre Thera sagen kann, so Angesicht zu Angesicht, wie sie sich in ihrer Beziehung zu ihrer Thera fühlt? Und dann auch noch nach einem negtiven Gefühl der Therapeutin mit ihr fragen?
Zitat: „sondern wie du dich in deiner Beziehung zu ihr fühlst? … Ob sie auch ein negatives, komisches Gefühl mit dir hat?“
Und diese Fragen in Worte formulieren, wo Freiheit schon ganz allgemein Probleme damit hat, über Gefühle zu sprechen? Und das auch noch, wo sie schon durch Äußerungen der Thera glaubt, dass diese ihr Problem überhaupt nicht ernst nimmt? Zitat: „Zudem gab es in vorherigen Therapiestunden den ein oder anderen Satz von meiner Thera wo ich denke, sie nimmt mein Problem nicht wirklich ernst. Habe seitdem doch schon Hemmungen überhaupt noch etwas zu sagen.“
Das fällt doch schon um Potenzen schwerer, als über Gefühle im allgemeine oder in Bezug auf dritte zu reden.

Freiheit, falls du doch schon über deine Gefühle der Thera gegenüber in deiner Beziehung zu ihr gesprochen hast, wonach Titus ja explizit fragt („Meine Frage war, ob es solch ein Gespräch mal gegeben hat“), dann lass es mich wissen, dann lag ich ja falsch.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 09.05.2012, 08:31

Kannst du mir mal sagen, wie Freiheit2012 ihre Thera sagen kann, so Angesicht zu Angesicht, wie sie sich in ihrer Beziehung zu ihrer Thera fühlt?
Hm, ich kann ja nur von mir sprechen. Ich hab von Anfang an die Erfahrung gemacht, dass er signalisiert hat, dass immer, wenn ich in unserer Beziehung irgendetwas unangenehm, belastend, störend, irritierend oder sonstwie auffällig finde, dies ansprechen darf oder sogar sollte. Er hat immer gesagt: "Unsere Beziehung geht vor und ist immer wichtiger als die anderen Themen". Erst hab ich mich gefragt, was das bedeuten sollte - aber ich hatte schon bald Gelegenheit, das Angebot zu nutzen...

Und diese Signale kamen und kommen immer wieder. Jetzt hat es so was Selbstverständliches, dass es ganz normal wäre, wenn ich sagen würde: "Ich habe das Gefühl, Sie nehmen mich nicht ernst". Er ist dann auch immer sehr verständnisvoll und wir konnten das bisher alles klären und sogar produktiv nutzen.

Nun hab ich keine Ahnung, ob das irgendwie mit der Therapieform zusammenhängt - aber ich kann es mir nicht vorstellen. Ich würde mich ehrlich gesagt wundern, wenn Freiheits Therapeutin solche Angebote nicht macht, nicht gemacht hat. Vielleicht hat sie es nicht explizit gesagt, aber es ist doch total wichtig, dass man seinem Therapeuten sagen kann, was man fühlt. Wenn das nicht geht - dann muss man sich vielleicht wirklich fragen, ob nicht andere Möglichkeiten sinnvoller wären (die von münchnerkindl erwähnt wurden). Ich meine, ohne Reden kommt eine 'normale' Therapie langfristig nun mal nicht aus.

Irgendeinen Punkt, an den man anknüpfen kann, braucht man. Sei es, dass man wenigstens theoretisch weiß, dass man vertrauen kann. Sei es, dass man durch Fragen unterstützt wird. Sei es, dass man signalisiert bekommt, dass es O.K. ist, nichts zu sagen und dass man Zeit hat.

Aber wenn der Patient nicht das Gefühl hat, Raum und Zeit zu haben, und wenn er ferner nicht das Gefühl hat, dass er das dem Therapeuten sagen kann, und wenn er dann noch Probleme damit hat, über bestimmte Themen zu reden, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass es so nicht weitergeht. Und DAS müsste man dann halt ohnehin früher oder später thematisieren. Man kann ja nicht einfach weglaufen oder abtauchen.

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Freiheit2012
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Beitrag Mi., 09.05.2012, 08:37

Hallo zusammen,

Waldschratin: Weis nicht ob meine Thera direkt darauf besteht den Brief zu besprechen. Aber sie deutet an, das es schon gut wäre darüber zu reden. Sie hatte auch versucht wärend der Stunde immer wieder mal anzusprechen, was ich denn aufgeschrieben habe. Sie hatte den Brief ja vorher schon gesehen, aber nicht gelesen. Hatte schon ein wenig das Gefühl das ich da unter Druck stehe.

Dannie: Ich kann mit deiner Beschreibung sehr gut etwas anfangen. Es ist wirklich so das wenn man alles in sich behält es einem das Gefühl der Sicherheit gibt, ja nicht hinaus tragen wollen. Dann würde vielleicht ja das Glashaus in dem man sich befindet zerbrechen. Aber es stimmt wie du es schon angesprochen hast, der Druck nimmt enorm zu, und man bekommt das Gefühl erdrückt zu werden. Aber die Angst das Glashaus zu verlassen und endlich mal klar schiff mit sich zu machen, ist einfach zu groß.

Titus,
Wandelröschen,

NEIN ich habe noch nicht mit meiner Thera über unsere Beziehung gesprochen. Es ist mir nicht möglich mit ihr darüber zu reden was ich fühle und wie ich zu dem ganzen stehe. Genau so wenig könnte ich meine Thera fragen wie sie das ganze sieht. Bekomme ja so schon nicht wirklich eine vernüftige Kommunikation hin, wie soll ich das andere dann bewältigen.

Danke


leberblümchen
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Beitrag Mi., 09.05.2012, 08:48

Klar, DU bekommst das im Moment nicht hin. Du sollst ja auch nicht alleine kommunizieren Therapeuten sind Kommunikationsprofis. Die wissen doch, wie sie auf hilflose Patienten reagieren können. Du bist ja nicht die Erste, die sprachlos ist... Vielleicht erwartest du einfach zu viel von dir selbst und vielleicht denkst du dann, dass du nur ausgefeilte Ideen präsentieren darfst?

Wäre es dir denn nicht mal möglich, einfach nur zu sagen: "Ich bin im Moment sprach- und hilflos!". Das ist schon deutlich mehr als ein "ich weiß auch nicht" auf alle möglichen Fragen.

Hast du dir denn mal ausgemalt, was du gerne hättest in eurer Beziehung? Und hast du irgendeine Idee, warum du davor Angst hast, das auszusprechen? Könntest du nicht 'einfach' sagen: "Ich hab Angst davor, mein Glashaus zu verlassen"? Mehr musst du doch gar nicht sagen; den Rest erledigt die Therapeutin bzw. sie hilft dir dabei, weiter zu denken.

Das geht jetzt seit zwei Monaten so? Was war denn dazwischen? Ging es im April besser? Oder wird es eher immer schlimmer? Könntest du dir denn vorstellen, mal über ganz andere Dinge mit ihr zu reden? Über positive Dinge?

Ich weiß ja, dass man nicht immer von sich selbst ausgehen darf, aber ich denke, es führt ohnehin kein Weg daran vorbei, irgendwann mal auszusprechen: "Ich weiß nicht, was aus unserer Arbeit werden soll". Egal, wie du das anstellst - als Brief, als Bild, im Gespräch. Aber so tust du ja einfach nur NICHTS. Und es ist schade, wenn das 'nur' daran liegt, dass du glaubst, sie nimmt dich nicht ernst. Ich kann mir das wirklich nicht vorstellen, dass das so ist; dann wäre sie ja gar nicht empathisch und damit kannst du die Arbeit mit ihr in die Tonne treten.

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Mary-Lou
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Beitrag Mi., 09.05.2012, 09:15

Hallo Freiheit 2012,

ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich in deiner Situation fühlst und auch welche "Qual" das teilweise für dich darstellen mag. Ich selbst war nun sechs Monate in diesem Schweigen gefangen, war verzweifelt, wütend und enttäuscht. Es hat ewig gedauert, bis ich dahinter gekommen bin, weshalb ich nicht reden kann und schließlich, wie ich mich Schritt für Schritt dem nähere, was es mir leichter macht.

Eine Unipsychologin sagte mal zu mir "Ihr Schweigen hat eine Bedeutung. Damit wollen Sie Ihrer Therapeutin etwas sagen." Ich habe lange überlegt, ob das tatsächlich so ist und wenn ja, was ich ihr denn nun damit sagen möchte. Ich war oft wütend auf sie, habe ihr manchmal die Schuld gegeben, dass ich mich nicht öffnen kann (zu kühl und neutral, viel zu distanziert, zerstört jeden Funken Vertrauen durch blöde Aussagen, hilft mir nicht, ...). Heute weiß ich, dass ich diejenige war, die ihre Ängste in sie hinein projiziert hat, um besser mit der Situation umgehen zu können. Ich war einfach überfordert mit mir selbst. Überfordert, dass ich kein Wort spreche, nicht auf Fragen reagiere und vor allem, dass ich nichts daran ändern kann. Es klingt ja so einfach, einfach mal zu reden. Und sei es über das Wetter. Aber stattdessen versteckte ich mich Stunde für Stunde beharrlich hinter meinem Schweigen.

Ja was hatte denn nun mein Schweigen für eine Bedeutung? Es heißt ja immer, dass Schweigen ein Zeichen von Widerstand ist. Und so war es auch. Widerstand gegen meine Therapeutin, gegen mich, gegen die Therapie. Ich wollte sie gar nicht mögen, ihr vertrauen. Denn ich hätte reden müssen, mich öffnen müssen. Deshalb gab ich ihr dir Schuld (die ich dummerweise im Anschluss stets gegen mich selbst richtete, da ich damit nicht anders umgehen kann, aber das ist ein anderes Thema), dass es einfach nicht klappt. Ich hatte einfach Angst, Panik, Scham. Was, wenn sie mich nicht ernst nimmt? Wenn sie mich verletzt? Wenn sie mir nicht glaubt? Wenn sie nicht sieht, welches Leiden dadurch in mir entsteht? Sich Öffnen heißt, sich von seiner verletzlichsten Seite zu zeigen. Und das war ein solch großer Horror für mich. So entstand dieser oberflächliche Widerstand.

Ich sagte mir auch oft, dass sie mir gar nicht dabei hilft, endlich aus diesem Käfig des Schweigens auszubrechen, dass sie ungeduldig wird, nur weil sie das Thema Schweigen immer und immer wieder ansprach. Rückblickend kann ich sagen, sie hat mir sehr viel geholfen. Oft sind es die Kleinigkeiten, ein paar Worte, kleine Gedankenanstöße gewesen. Nicht zuletzt deshalb kam mein Kopf jedes Mal zum Grübeln. Die Ärgernis und Wut war nichts anderes als ein Zeichen dafür, dass sich in mir etwas bewegte.

Irgendwann war der Druck und das Leiden aufgrund des Schweigens so groß, dass ich begann, meine Wut in Worte zu formulieren. Stück für Stück. Ich schrieb ihr insgesamt drei Briefe, in denen ich erwähnte, was es mir so schwer macht (und manchmal schrieb ich auch einfach nur, dass ich nicht verstehe, warum ich nicht aus dem Schweigen heraus komme). Im Nachhinein war das keine Wut, die sich in den Briefen äußerte, sondern Beziehungsarbeit. Denn darauf lief es irgendwie immer hinaus. Ich formulierte darin manchmal, was für mich innerhalb der Konstellation oder an ihrem Verhalten/ihrer Person für mich eine Barriere darstellt. Oder sie begann für sich aus mir fragen zu stellen, ob mir diese oder jene Veränderung dabei helfen würde. Und ganz nebenbei und unbemerkt war es therapeutische Arbeit, die wir in diesen Momenten leisteten. Denn genau hier äußerte sich schließlich auch, welche Ängste in mir schlummern.

Das alles ging nicht von heute auf morgen von statten. Es dauerte sehr lange. Um genau zu sein war diese Woche meine zweite Therapiestunde, in der ich mir gegenüber einen Menschen sah, der mir hilft, dem ich vertrauen möchte. Heute, wenn ich dies alles rückblickend betrachte, kann ich genau das behaupten, was ich anfangs schrieb: nämlich dass meine Unzufriedenheit bezüglich meiner Therapeutin einfach nur ein Zeichen meiner Angst und Verzweiflung war. Und gerade in diesem Moment, in dem ich das schreibe, wird mir klar, dass ich eigentlich eine wundervolle Therapeutin habe.


Vielleicht kannst du dich ja irgendwo in meinen Zeilen wiederfinden? Vielleicht helfen dir manche Gedankenansätze. Zumindest spürst du, so glaube ich, ganz deutlich, dass sich in dir sehr viel bewegt (ob nun zum positiven oder zum negativen möchte ich gar nicht beurteilen). Aber du suchst in der Verzweiflung nach Gründen. Und das ist ein erster Schritt. Und wenn man mal etwas nicht ansprechen kann oder erst gar nicht reden kann, vielleicht auch wieder Rückschritte erlebt, ist es kein Weltuntergang. Das gehört alles zum Prozess dazu. Auch ich habe mich und diese Therapie nur allzu oft verflucht. Heute bin ich froh durchgehalten zu haben.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut für diesen bzw. deinen Weg!

Alles Liebe
Mary-Lou
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)


leberblümchen
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Beitrag Mi., 09.05.2012, 09:36

mary-lou, das klingt schön und sehr eindrucksvoll und einleuchtend!

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Beitrag Di., 15.05.2012, 17:08

titus2 hat geschrieben:Klar, DU bekommst das im Moment nicht hin. Du sollst ja auch nicht alleine kommunizieren Therapeuten sind Kommunikationsprofis. Die wissen doch, wie sie auf hilflose Patienten reagieren können. Du bist ja nicht die Erste, die sprachlos ist... Vielleicht erwartest du einfach zu viel von dir selbst und vielleicht denkst du dann, dass du nur ausgefeilte Ideen präsentieren darfst?

Wäre es dir denn nicht mal möglich, einfach nur zu sagen: "Ich bin im Moment sprach- und hilflos!". Das ist schon deutlich mehr als ein "ich weiß auch nicht" auf alle möglichen Fragen.

Hast du dir denn mal ausgemalt, was du gerne hättest in eurer Beziehung? Und hast du irgendeine Idee, warum du davor Angst hast, das auszusprechen? Könntest du nicht 'einfach' sagen: "Ich hab Angst davor, mein Glashaus zu verlassen"? Mehr musst du doch gar nicht sagen; den Rest erledigt die Therapeutin bzw. sie hilft dir dabei, weiter zu denken.

Das geht jetzt seit zwei Monaten so? Was war denn dazwischen? Ging es im April besser? Oder wird es eher immer schlimmer? Könntest du dir denn vorstellen, mal über ganz andere Dinge mit ihr zu reden? Über positive Dinge?

Ich weiß ja, dass man nicht immer von sich selbst ausgehen darf, aber ich denke, es führt ohnehin kein Weg daran vorbei, irgendwann mal auszusprechen: "Ich weiß nicht, was aus unserer Arbeit werden soll". Egal, wie du das anstellst - als Brief, als Bild, im Gespräch. Aber so tust du ja einfach nur NICHTS. Und es ist schade, wenn das 'nur' daran liegt, dass du glaubst, sie nimmt dich nicht ernst. Ich kann mir das wirklich nicht vorstellen, dass das so ist; dann wäre sie ja gar nicht empathisch und damit kannst du die Arbeit mit ihr in die Tonne treten.
Hallo,
Sorry das ich erst jetzt antworte.
Wirklich besser wird es nicht, es gab mal eine Stunde dazwischen die war ganz ok. Aber die anderen Stunden sind weiterhin schwierig. Und ja ich habe das Gefühl es wird schlimmer, ich werde noch ruhiger und ziehe mich immer mehr zurück. Ich habe meiner Therapeutin in einem Brief angekündigt, das es mir wichtig wäre in der nächsten Stunde über verschiedene Dinge zu reden. Unter anderem über die Therapeutische - Beziehung, denn die stimmt im Moment überhaupt nicht. Fühle mich nicht wohl zur Zeit, und habe das Gefühl meine Therapeutin nimmt mich nicht wirklich ernst. Dies ist mir in den letzten Tagen bewusster geworden, nachdem mir die ein oder andere Äusserung von ihr klar geworden sind. Falls ich das alles vernüftig geklärt bekomme, würde es vielleicht weiter gehen, aber nur vielleicht!

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Beitrag Di., 15.05.2012, 17:18

Hallo Mary - Lou
In deinen Zeilen finde ich mich doch stark wieder.
Ich bin oft wütend auf sie, habe ihr manchmal die Schuld gegeben, dass ich mich nicht öffnen kann und neutral, viel zu distanziert, zerstört jeden Funken Vertrauen durch blöde Aussagen, genau so wie du fühle und denke ich auch. Ich habe das Gefühl das sie mich nicht ernst nimmt, mein Druck nicht sieht, es gibt ganz viele Dinge über die man sich Gedanken macht. Aber das wichtigste im Moment ist für mich an der Therapeutischen- Beziehung zu arbeiten, denn die stimmt zur Zeit überhaupt nicht.

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nonStop
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Beitrag Di., 15.05.2012, 22:29

hallo freiheit..
ich denke du könntest versuchen, dich selbst nicht so unter druck zu setzten und vor allem, dich selbst nicht dabei schlecht zu machen..
du bist ja in therapie weil du probleme hast.. du gehst diese ja schon an und tust bestimmt auch einiges dafür.. auch eine therapeutische beziehung besteht aus zwei seiten.. therapeut & klient.. es liegt nicht immer nur alles an dir... also mach dich selbst nicht so klein für dein verhalten.. vllt gibt es ein weg für dich und deine therapeutin eben dieses problem gemeinsam zu bearbeiten.. aber vertrauen schaltet man nicht einfach ein wie ein lichtschalter, das muss wachsen .. und genau dazu braucht man zwei personen in einer therapie.. dich & die therapeutin... versuche ihr zu schreiben , es dann in der stunde vorzulesen, dann gemeinsam mit ihr zu besprechen.. egal was sie dazu sagt wenn du das tust, gewonnen hast du dann jedenfalls schon mal für dich selbst.. den du hast die erste hürde dann bereits schon geschafft..
versuche ihr genau diesen punkt zu beschreiben, warum du glaubst sie nimmt dich nicht ernst, denn das könnte der grund für deine unfähigkeit zur mündlichen kommunikation sein.. egal wie " empört" sie evtl darauf reagiert.. wenn du das schaffst hast du schon sehr sehr viel geschafft.. und es wird immer immer leichter..
wenn es mit dir und deiner therapeutin gar nicht geht und du dich immer schlechter fühlst, dich gar selbst bestrafen möchtest, solltest du die notbremse ziehen, eine neue therapie wagen und diese evtl. beenden.. halte nie an etwas fest was dir nicht gut tut, denn es geht um dich, nur allein um dich.. und eine therapie ist in der tat sehr schwere harte arbeit ( vor allem für sich selbst ) aber es sollte nicht in selbstschädigen verhalten enden.. du brachst halt, vertrauen, umsichtigkeit, und hilfe in deiner therapie.. das sollten therapeuten geben.. viele grüsse
nonStop

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Mia Wallace
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Beitrag Do., 17.05.2012, 08:02

Hallo Freiheit,

ich hatte auch mal so eine Phase in der ich mich nicht ernst genommen fühlte und hab mich auch ewig damit rumgeschleppt.
Die Kommunikation ging immer mehr den Bach runter und ich war total blockiert (so ähnlich, wie du das beschreibst)
Schließlich hab ich es doch angesprochen und die Thera fiel aus allen Wolken und hat (für mich sehr glaubwürdig und anrührend) versichert, daß sie mich sehr wohl ernst nimmt.

Viel mehr, als ich mich selbst ernst nehme...

Das ganze stellte sich als Mißverständnis, fußend auf meiner eigenen selbstabwertenden Denkweise, heraus.

Grüße

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Freiheit2012
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Beiträge: 144

Beitrag Do., 17.05.2012, 18:40

nonStop hat geschrieben:hallo freiheit..
ich denke du könntest versuchen, dich selbst nicht so unter druck zu setzten und vor allem, dich selbst nicht dabei schlecht zu machen..
du bist ja in therapie weil du probleme hast.. du gehst diese ja schon an und tust bestimmt auch einiges dafür.. auch eine therapeutische beziehung besteht aus zwei seiten.. therapeut & klient.. es liegt nicht immer nur alles an dir... also mach dich selbst nicht so klein für dein verhalten.. vllt gibt es ein weg für dich und deine therapeutin eben dieses problem gemeinsam zu bearbeiten.. aber vertrauen schaltet man nicht einfach ein wie ein lichtschalter, das muss wachsen .. und genau dazu braucht man zwei personen in einer therapie.. dich & die therapeutin... versuche ihr zu schreiben , es dann in der stunde vorzulesen, dann gemeinsam mit ihr zu besprechen.. egal was sie dazu sagt wenn du das tust, gewonnen hast du dann jedenfalls schon mal für dich selbst.. den du hast die erste hürde dann bereits schon geschafft..
versuche ihr genau diesen punkt zu beschreiben, warum du glaubst sie nimmt dich nicht ernst, denn das könnte der grund für deine unfähigkeit zur mündlichen kommunikation sein.. egal wie " empört" sie evtl darauf reagiert.. wenn du das schaffst hast du schon sehr sehr viel geschafft.. und es wird immer immer leichter..
wenn es mit dir und deiner therapeutin gar nicht geht und du dich immer schlechter fühlst, dich gar selbst bestrafen möchtest, solltest du die notbremse ziehen, eine neue therapie wagen und diese evtl. beenden.. halte nie an etwas fest was dir nicht gut tut, denn es geht um dich, nur allein um dich.. und eine therapie ist in der tat sehr schwere harte arbeit ( vor allem für sich selbst ) aber es sollte nicht in selbstschädigen verhalten enden.. du brachst halt, vertrauen, umsichtigkeit, und hilfe in deiner therapie.. das sollten therapeuten geben.. viele grüsse
nonStop
Hallo nonStop,
Es ist richtig das ich mich nicht selber unter Druck setzten sollte, jedoch finde ich dies schwierig. Vorallem dann wenn ich aus der Stunde gehe, mit dem Gefühl die Erwartungen meiner Thera nicht erfüllt zu haben. Dies ist eigentlich unsinn, ich brauche ihr gegen über keine Erwartungen erfüllen, aber doch habe ich das Gefühl.
Das ist es was mich in der letzten Zeit beschäftigt, das zu einer Therapeutischen Beziehung beide gehören. Aber das ist meiner Meinung nicht mehr der Fall, wir reden an einander vorbei, oder garnicht. Habe es mit Briefen versucht, nur ist es so das meine Thera wohl meine Worte manchmal anders auffasst, als wie ich sie gemeint habe. Aber warum schreibe ich, wenn es eh nicht richtig verstanden wird, und wir dann dies ausarbeiten müssen. Ist doch blöd. Ich habe mir vorgenommen, in der nächsten Woche, über uns das heißt Thera/Klient zu reden, das ist mir sehr wichitg im Moment das zu klären. Dies möchte ich ohne Brief versuchen, ich werde versuchen mich zusammen zu nehmen um eine vernüftige Kommunikation hinzubekommen. Im Moment fühle ich mich stark dafür, warscheinlich durch meinen Ärger den ich in mir trage. Naja und dann wird sich zeigen wie es weiter geht. So wie es im MOment läuft geht es jedenfalls nicht weiter.

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