Gefühle in Therapie, Was ist Scham?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Elfchen
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Beitrag Do., 12.04.2012, 18:15

hmm, ein riesiges thema bei mir. mir gefiel noch die differenz von schämen- und beschämen. schämen ist so was eigenes. be-schämen tun andere.
wie also das gefühl beschreiben... bei mir ist es ganz, ganz stark. auf der körperlichen ebene werde ich knallrot, bekomme herzrasen, alles ist auf flucht eingestellt. emotional geht es mir dann einfach schrecklich. vom gefühl, in den erdboden sinken zu wollen, weglaufen, verkriechen, innerliches zerreissen, und ja, auch den impuls, sich dann zu verletzen, weil es so stark ist, das aushalten zu müssen.

ich merke jedoch grad, dass ich sehr sehr oft eben be-schämt wurde. lächerlich gemacht, blossgestellt. auf jeder ebene. in dieses gefühl mischt sich auch ohnmacht, wut, zorn. eine grässliche mischung, die einem auch zum weinen bringt. daraus resultierende erfahrungen nähren dann das übrige schamgefühl. wenn einem immer gesagt wird, man sei hässlich. mit der zeit schämt man sich seiner selber. seines körpers. seines handeln und tuns. seines lachens. seiner tränen. seines seins.
wertlosigkeit, wunsch nach auflösung... all das ist scham auch.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Mia Wallace
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Beiträge: 1288

Beitrag Do., 12.04.2012, 18:29

Elfchen hat geschrieben: be-schämen tun andere
aber ist es nicht auch etwas eigenes, WAS einen beschämt?

Für Scham fällt mir jetzt kein Beispiel für das, was ich meine, ein, nur für Angst.
wenn ich auf einen geliebten Menschen, der sich verspätet warte und in der Ferne ein Martinshorn höre, bin ich be-ängstigt.
Aber ist es dann der Krankenwagenfahrer mit seinem Martinshorn, der mich beängstigt?
Ich denke nein. Es ist meine allgemeine Beunruhigung, die bewirkt, dass ich besonders auf das Martinshorn achte (viel mehr, als wenn ich entspannt alle meine Liebsten um mich habe) und ich alleine bin es, die daraus das Gefühl der Angst macht.

Mir fällt auch auf, dass Scham ein ziemlich körperliches Gefühl ist. (Mir fallen auch vor allem Körperempfindungen ein, wenn ich versuche, das Gefühl für mich zu beschreiben)

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Atara
Forums-Insider
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Beiträge: 394

Beitrag Do., 12.04.2012, 18:40

Liebes Wandelröschen,

falls dich das Thema "Scham" wirklich interessiert, kann ich dir dieses Buch von "Léon Wurmser" absolut empfehlen:
"Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten," Springer, Berlin u.a. 1990 (2., erw. A. 1993), ISBN 3-540-50547-4
Ich hatte es mir in der Stadtbibliothek ausgeliehen.
Es ist das umfangreichste Buch über das Thema Scham, was bisher erschienen ist.

Liebe Grüße
Atara
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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Thread-EröffnerIn
Wandelröschen
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Beiträge: 994

Beitrag Do., 12.04.2012, 22:47

Hallo Atara,

natürlich interessiert mich das Theam "Scham" wirklich, ist ja eine meiner Baustellen, sonst würde ich hier nicht schreiben. Deshalb danke für deinen Buchtipp, werde ich in Bälde nachgehen. Momentan dominiert wieder andere Baustelle, so dass das Thema "Scham" etwas in den Hintergrund getreten ist (und nur darauf lauert, bei nächstbester Gelegenheit wieder das Ruder an sich zu reißen ).

Hallo Mia Wallace,
Mia Wallace hat geschrieben: Vielleicht ist ja die Angst, nicht gesehen zu werden so groß, dass sie stärker ist, als alles andere und deshalb das Schamgefühl überdeckt?
Also in Richtung "besser negative Aufmerksamkeit, als gar keine" Oft ist es ja auch so, dass man in peinlichen Situationen oder durch peinliches Verhalten besonders große Aufmerksamkeit bekommt.
Das ist ein interessanter Gedanke. Dem werde ich noch ein bisschen nachgehen, denn meine tausend Ängste ist auch ein großes Problem bei mir. Erst letztens hatten wir es in der Therapie, dass mein Thera die Frage in den Raum stellte, ob hinter ein bestimmtes Verhalten von mir (hatte ich zum Thema gemacht) nicht eher eine bestimmte Angst stecken würde. Und er hatte mal wieder recht …
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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