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Di., 28.02.2012, 08:57
Zum Kritikpunkt „Manipulation“, „Manipulationspraktiken“
Zumindest heute sollte dem, der Informationen wirklich wahrnimmt, für sich wahrnimmt, völlig klar sein, dass Scientology sehr manipulativ ist. Von Beginn an.
Nun hat dies aber ja durchaus Scientology nicht erfunden. Die genutzten Methoden, die ich jedenfalls bislang mit bekommen habe, gerade was Mitgliederwerbung anbelangt, mögen sie auch noch so subtil sein, es ist eine aggressive Form von Marketing.
Einerseits natürlich eine, die zu verurteilen ist, andererseits aber auch eine, bei der ich den Verbraucher selbst in der Pflicht sehe, von ihm eigentlich schon mehr erwarte, als sich überrumpeln zu lassen. Zwar mag es immer mal Varianten geben, wo Leute eingefangen werden, ohne dass sie es so recht hätten verhindern können.
Lilly, wenn du aber von Lebensberatern in Fußgängerzonen schreibst, wenn sich darüber jemand einwickeln lässt, dann scheint mir das weit entfernt von dem, was ich von einem mündigen Verbraucher eigentlich erwarte. Klar, wer selbst meint, er sei nie verführbar, der dürfte heute noch so naiv sein, sich auf solche Rattenfängermethoden einzulassen.
Ob an der Haustür oder in der Öffentlichkeit, ich selbst würde niemandem raten, sich dort beraten, befragen, informieren zu lassen. Ist jemand erst mal in so einer Kommunikation gefangen? Ich maße mir jedenfalls nicht an, dass ich selber aus so was immer schadlos rauskommen würde, also lass ichs lieber gleich, mich drin zu verwickeln (ich schreib ganz bewusst nicht „mich drin verwickeln zu lassen“!!!).
Dies zum Verbraucherverhalten gegenüber etwas, das ganz generell - wie ich finde - heute bekannt ist. Geschäftspraktiken die zwar individuell angewendet subtil wirksam sind, die aber bekannt sind, offensichtlich sind und für die es durchaus Gegenstrategien gibt, die der einzelne nutzen kann. Tut er es nicht
Viel mehr Achtsamkeit, Vorsicht, Eigenverantwortung fordert beim einzelnen das, was Blaubaum hier schon geschrieben hat. Üblichkeiten, Alltag, Mechanismen.
All die Muster, bei denen erst mal niemand auf die Idee kommt, die manipulativ zu nennen. Im engeren Sinne sind sie es auch nicht. Nicht mehr. Es gibt für vieles überhaupt kein Bewusstsein. Weder bei dem der „manipuliert“ noch bei dem, der sich „manipulieren“ lässt. Der von den Kirchen maßgeblich seit Urzeiten gestaltete Alltag.
Zwar läuft dort heute einiges emanzipierter als noch vor 20, 30 Jahren, aber es gibt unglaublich viele kirchliche Bindungen, Einflüsse, denen sich bis heute kaum jemand entziehen kann. Um hier nicht Diskussionen loszutreten, die zu weit weg vom Threadthema sind, nehm ich mal ein altes Beispiel. Vor 30 Jahren hätte ich niemandem, der beruflich erfolgreich sein wollte, geraten, aus einer der beiden großen Kirchen auszutreten. Konfessionslos? Einem Arbeitgeber spätestens mit Übergabe der Lohnsteuerkarte bekannt (schon das eigentlich ein Unding) und zu der damaligen Zeit ziemlich offensichtlich nicht grad karrierefördernd. In sehr weiten Teilen des Berufslebens. Zurückgedrängt wurde der Einfluss zwar, aber ……
Einflüsse!
Die sich überhaupt bewusst machen und dann dazu eine eigenständige Sicht entwickeln,
Ich meine, das ist nötig aber schwerer, als mit subtilen Manipulationsversuchen umzugehen, sich gegen die zu wehren.
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell