Das klingt sehr gut, finde ich. Hätte ich für mich eher als Loslassen bezeichnet, denn als Vergebung, weil ich bei dem Wort irgendwie schon eine Interaktion im Sinne habe, in dem einer dem anderen was gibt, und zwar das Opfer dem Täter. Ich denke auch, dass das was du beschreibst elementar ist für die eigene Entwicklung. Das hat auch was davon, dem Täter und der Tat an Gewicht/ Wichtigkeit für das Jetzt zu nehmen.Waldschratin hat geschrieben: Wenn ich einem meiner Täter vergeben habe,dann gings mir nur da drum,innerlich meine Wut,meine Verletztheit,meine "Forderungen" nach Unversehrtheit etc. loslassen zu können.Und damit das,was geschehen war,verarbeitet zu bekommen,im Sinne das Geschehene als "geschehen" integriert zu bekommen,so daß ich nen anderen Umgang mit den Folgen der Tat anfangen konnte.
Ich finde übrigens nicht, dass nicht vergeben und Hass gleichzusetzen ist. Ich für meinen Teil muss nicht vergeben um nach vorne schauen zu können. Ich kann das Geschehene so wie es ist belassen, akzeptieren, dass es zu meinem Leben gehört und muss weder ein Hassgefühl kultivieren, noch die Tat als verzeihlich einstufen. Für mich war lange der Wunsch nach Schuldeinsicht und folgender Vergebung ein ganz lähmendes Hindernis und eine Befreiung als ich merkte, ich brauche das nicht. Erst dadurch konnte ich eigentlich loslassen.
Wie ein Täter zu seiner Tat steht, muss für das Opfer sicher nicht so besonders wichtig sein, ansonsten fährt es doch irgendwie immer noch den Film, in dem es eben Opfer ist und auf Gedeih und Verderb vom Täter abhängt.
Genausowenig denke ich, dass ein Täter durch ein Vergeben des Opfers geläutert werden kann. Damit das geschieht muss er sich vielmehr mit sich und seinen Abgründen befassen. Das tun die wenigsten einfach mal so. Ich zweifle sehr daran, dass die meisten Gewalttäter sowieso zutiefst reuig seien. Sehr oft wird sich doch vielmehr wie gehabt eingeredet, es sei alles nicht wirklich schlimm gewesen oder eigentlich anderer Leuts Schuld oder man selbst Opfer der Umstände. Um sich überhaupt als Täter betrachten zu können, bräuchte so jemand ganz lange Jahre der Selbstreflexion. Das ersetzt doch nicht ein "Ich vergebe dir."