Beitrag
Di., 02.07.2013, 01:21
Ich denke, ich fange am besten erst einmal mit ein paar Infos zu mir an:
Ich bin 37 und eine Frau und wuchs in Deutschland in bitterster Armut auf. Meine Mutter war alleinerziehend und dazu religiös fanatisch (Zeugin Jehovas). Ich wurde als Kind in diese Religion gezwungen (mit Prügel und Beschimpfungen), dazu lebten wir von Sozialhilfe, die meine Mutter fast komplett zu dieser Sekte trug. Meine Geschwister und ich mussten klauen und betteln gehen, damit wenigstens etwas zum Essen im Haus war. In meiner Nachbarschaft lebten 6 Kinderschänder, von drei wurde ich sexuell missbraucht. Der eine war einfach nur ein Nachbar, hatte also mit meiner Familie nicht viel zu tun. Der Zweite arbeitete für Pfanni und zu ihm schickte mich meine Mutter, um um Essen zu betteln. Er hatte immer viel Zeug von Pfanni zu Hause und er war immer bereit, uns zu "helfen". Beim Dritten weiß ich nicht genau, wann und was passiert ist. Ich kann mich nicht genau daran erinnern, denn ich war noch sehr klein, doch meine Schwester sagte mir, ich hätte ihr davon erzählt. Meine Mutter schützte uns nie vor diesen Übergriffen. Sie war in ihrer eigenen Welt so versunken, dass alles mehr Wert hatte, als ihre Kinder. Nur ein Beispiel, der Pfanni-Mann wollte mich im Keller vergewaltigen (ich war 13) und seine Frau "erwischte" uns. Am nächsten Tag saß sie bei uns im Wohnzimmer und erzählte meiner Mutter, ich wäre in ihre Ehe eingedrungen. Meine Mutter glaubte ihr und schlug mich (was sie oft tat und nicht nur mit der Hand, sondern auch mit diversen Gegenständen).
Ich habe eine sehr schlimme Kindheit durchgemacht (inklusive zweier Selbstmordversuche) und ich bin mir bewusst, dass das einen Effekt auf mich hatte und noch hat. So habe ich zum Beispiel größte Probleme damit, eine Beziehung zu einem Mann aufzubauen. Alleine der Gedanke, einen Mann "über mich drüber zu lassen" weckt blankes Grauen in mir. Ich hatte in meinem Leben schon Sex, doch empfunden habe ich dabei nichts und ich konnte es nicht erwarten, bis es vorbei war. Ich komme damit zurecht, obwohl ich zugeben muss, dass ich mir hin und wieder wünsche, ich könnte mich auf eine Beziehung einlassen.
Doch nun zum eigentlichen Thema. Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat, irgendwann als Teenager, denke ich. Ich begann mir im Kopf eine kleine Welt aufzubauen, Fantasien eben. Anfangs noch unschuldig, doch es wurde im Laufe der Zeit schlimmer. Für mich damals unbewusst, ich ließ es einfach laufen, denn sie holten mich aus meiner doch Realität heraus. Ich begann mir vorzustellen, wie man Männern Gewalt antat. Und nicht nur irgendwelchen Männern, es waren eine Art moderne Sklaven, die misshandelt wurden (fast wie im alten Rom). Ich sah mich in diesen Fantasien als Täterin und auch Retterin, allerdings als zwei Personen. Anfangs hatten diese Fantasien keinen sexuellen Hintergrund, doch je älter ich wurde, desto deutlicher wurde auch das. Meine Fantasien entwickelten ein Eigenleben, doch je brutaler sie wurden, desto weniger nahm ich die Rolle der Täterin ein. Es lief wie im Film ab und sie wurden so intensiv, dass ich die Angst, Verzweiflung, Demütigung und den Schmerz (nicht den körperlichen Schmerz) regelrecht spüren konnte. Diese Fantasien begleiteten mich mein Leben lang und mittlerweile sind sie so schlimm und breitgefächert, dass ich über mich selbst schockiert bin.
Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, sie aus meinen Gedanken zu verbannen und jedes Mal, wenn ich "abrutsche" (was schon automatisch geschieht, wenn ich nicht gerade mit irgendetwas beschäftigt bin), fange ich an zu singen oder beginne eine Unterhaltung mit meiner Katze (wenn grad niemand da ist), oder ich rufe jemanden an. Nur, um die Fantasie im Keim zu ersticken.
Nun würde es mich jedoch interessieren, woher diese Fantasien kommen und warum sie mich noch heute begleiten. Ich stelle hier einfach mal eine Verbindung mit meiner Kindheit in den Raum, denn als Kind haben Männer mir wehgetan und ich denke, in meinem Kopf will ich ihnen dafür wehtun, doch ob das stimmt ...? Oder bin ich einfach so angeknackst, dass normale Gedanken und Fantasien nicht möglich sind? Warum sehe ich sie als unterworfene Sklaven und nicht als Verbrecher oder was auch immer? Ich bin mir im Klaren darüber, dass meine "mentale Gesundheit", wenn man es denn so nennen will, einen Hau weg hat, doch ich komme damit zurecht. Oder vielleicht doch nicht? Äußert sich so meine Unzufriedenheit oder ist es einfach nur "meine" Art, mich zu rächen, da ich es im wirklichen Leben nicht mehr kann? Was dann aber die Frage in den Raum stellt, warum es fremde Männer sind. Müssten es dann nicht die sein, die mir meine Kindheit kaputt gemacht haben?
Ich habe noch keine Therapie gemacht. Ich wüsste auch gar nicht, ob ich es jemals wagen würde, diese Sache jemanden zu offenbaren, dem ich Auge in Auge gegenüber sitze.
Vielleicht gibt es hier ein paar hilfreiche Meinungen, Vorschläge ...? Ich wäre dankbar.