Merkt man ob die Thera einen mag ?

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*AufdemWeg*
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:53

So langsam dämmert es mir
dass meine Therapeutin mich mag
so gaaaaanz langsam
und ja, es muss aus einem selbst fühlbar werden
so
wie mein Misstrauen auch aus mir selbst fühlbar ist

auch hier: Zeit

die Zeit hats gebracht
die GEMEINSAME Zeit
das Zusammensein
also so ganz für mich gesprochen
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:04

Tja, Abendrot, ich weiß auch nicht, wieso das bei mir anders ist

Vielleicht ist die 'Vertrauensfrage' noch mal ein anderes Thema, aber ich KANN einfach alles erzählen. Ich hätte das vor ein paar Wochen auch noch nicht gedacht. Dann kam die Stunde, in der ich auch mal etwas Negatives gesagt habe und danach schon ziemlich verstört war, ob das das Ende seiner Zuneigung (die ich ihm einfach mal unterstellt habe bzw. über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht hatte) gewesen sei. Wir haben dann darüber gesprochen, und plötzlich war mir klar, dass es da von mir keine Themen (mehr) gibt, die mir wirklich vor ihm unangenehm wären. Und trotzdem weiß ich immer noch nicht, ob er sich nicht denkt: "Mann, die ist ja schon irgendwie komisch". Aber das Gefühl, vertrauen zu können, ist so unendlich viel stärker.

Ich stelle mir das so vor, dass so ein Therapeut ja einfach Interesse daran hat, in die Tiefen der menschlichen Seele abzutauchen. Dass es da nicht immer nur Friede Freude Eierkuchen zu sehen gibt, ist doch vielleicht gerade der Reiz. Ich hatte im Sommer eine Darmspiegelung und habe mich sozusagen vorher beim Gastroenterologen entschuldigt für die ziemlich eklige Angelegenheit und ich hab ihn gefragt, warum er so einen Beruf ausübt. Er meinte, dass er das gar nicht so sehe. Für ihn IST das nicht eklig, anderen Leuten einen Schlauch in den Popo zu schieben. Und so stelle ich mir das bei einem Therapeuten auch vor.

Ich erwarte einfach ein professionelles Verständnis für menschliche Schwächen, Süchte, für menschliches Fehlverhalten, für kindisches Verhalten usw. Er soll das nicht GUT finden, aber er versteht es; er kann es sich und mir erklären. Dazu muss er mich aber nicht mögen. Ich vermute einfach: Solange die Patienten ehrlich sind und Vertrauen entgegenbringen (irgendwann mal, wenigstens) und den Weg, der ja nicht immer spaßig ist, gemeinsam gehen wollen, solange macht es dem Thera auch Spaß, sich darauf einzulassen. Das ist jedenfalls meine feste Überzeugung.

Ich habe keine Ahnung, ob er mich mag - aber ich weiß absolut felsenfest, dass er mich nicht ver- oder beurteilt. Und das ist mir das Allerwichtigste. Deshalb kann ich vertrauen.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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*AufdemWeg*
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:06

aber ich weiß absolut felsenfest, dass er mich nicht ver- oder beurteilt.
Und ist nicht genau DAS gegeben bei einem Menschen, den man auch mag?
Also gehört das nicht zusammen?
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:11

Mir ist das jedenfalls nicht so klar. Ich denke, das Hauptkriterium ist die Empathiefähigkeit. Und die hat man ja nicht nur den Leuten gegenüber, die man mag, oder?
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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:12

*AufdemWeg* hat geschrieben:
aber ich weiß absolut felsenfest, dass er mich nicht ver- oder beurteilt.
Und ist nicht genau DAS gegeben bei einem Menschen, den man auch mag?
Also gehört das nicht zusammen?
oh, das finde ich nicht. auch freunde oder partner verurteilen einen doch manchmal für gewisse dinge oder man muss sich rechtfertigen. aus unsicherheit, neid etc., da nehm ich mich selbst auch nicht aus..das finde ich einen der unterschiede in der therapie. einen der wahnsinnig schönen unterschiede.

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*AufdemWeg*
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:13

Titus,

also ich muss sagen: bei mir ist das schon so.
Ich kann nur Empathie empfinden mit Menschen, die ich mag...
da bringst du mich jetzt echt ins Schleudern
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abendrot79
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:16

titus hat geschrieben:Solange die Patienten ehrlich sind und Vertrauen entgegenbringen (irgendwann mal, wenigstens) und den Weg, der ja nicht immer spaßig ist, gemeinsam gehen wollen, solange macht es dem Thera auch Spaß, sich darauf einzulassen. Das ist jedenfalls meine feste Überzeugung.
Aber wie soll es dem Therapeuten Spaß machen, wenn er jemanden da sitzen hat, den er nicht mag? Das müsste dann schon ein ziemlich abgebrühter Therapeut sein, der einen unsympathischen Patienten nur behandelt um Spaß zu haben .... das ist jetzt etwas übertrieben dargestellt, aber könnte ja durchaus praktiziert werden wenn Sympathie bei der Therapie keine Rolle spielt.
titus hat geschrieben:Wir haben dann darüber gesprochen, und plötzlich war mir klar, dass es da von mir keine Themen (mehr) gibt, die mir wirklich vor ihm unangenehm wären. Und trotzdem weiß ich immer noch nicht, ob er sich nicht denkt: "Mann, die ist ja schon irgendwie komisch". Aber das Gefühl, vertrauen zu können, ist so unendlich viel stärker.
Ich denke das ist letztendlich das Wichtigste, nämlich dass du einen Weg gefunden hast um Vertrauen aufbauen zu können. Wie und warum und mithilfe von was ist ja letztendlich egal.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:19

Ich denke auch nicht, dass man jemanden annimmt, den man gar nicht mag als Therapeut. Die Theras bei denen ich war zum Erstgespräch meinten auch, ich soll gucken, ob es passt zwischen uns, aber sie müssten auch schauen.

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:22

Auf dem Weg, ich weiß ja nicht, was dein Beruf ist, aber von einem Therapeuten erwarte ich das einfach. Ähnlich wie bei einem Pfarrer oder auch einem Lehrer, halt bei allen Leuten, die sehr viel mit Menschen - und dabei auch Menschen in Problemsituationen - zu tun haben und von denen man gelegentlich Trost erwartet.

Dass das nicht jedem Menschen so liegt, ist mir schon klar.

Wobei Empathiefähigkeit auch damit zusammenhängt, ob derjenige versteht, was in dem Anderen los ist. Und dazu braucht man sicher auch Wissen und Erfahrung, eben eine psychotherapeutische Ausbildung. Es reicht m.E. nicht unbedingt, sich in den Anderen einzufühlen (und mitzujammern), sondern man sollte schon auch erkennen, was das Ganze zu bedeuten hat bzw. bedeuten könnte. Ich vermute einfach, so ein Therapeut geht mit einer ganz anderen Sichtweise als wir 'Normalen' mit der menschlichen Psyche um.
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*AufdemWeg*
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:25

Zu deinem Entsetzen: ich arbeite in einem sozialen Beruf
Menschen, die ich nicht irgendwo mag
gebe ich an Kollegen/innen ab
und diese übrigens auch.
Nie und nimmer könnte ich für diese Menschen etwas bewirken
ihnen etwas geben
wenn ich sie nicht mögen würde
verstehen alleine
greift bei mir da zu kurz
Zuletzt geändert von *AufdemWeg* am Mi., 07.12.2011, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
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montagne
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:25

Empathie kann ich auch für Menschen empfinden, die ich nicht mag oder die mir gleich sind.


Ich denke aber, merke das bei mir, wenn man sich lange genug mit einem Menschen beschäftigt, dnan muss man etwas finden, das man sympathisch, besodners, schätzendwert, vorbildlich findet an dem Menschen. Dann kann ich gar nicht anders als den menschen zu mögen, irgendwie.. auch wenn es jemand ist, der sehr schwierig im Umgang ist. Wenn nicht hätte ichn was falsch gemacht.
Darauf würde ich auch mal bei Therapeuten vertrauen.

Allerdings kann man sich ja schon entscheiden sich nicht mit jemandem eingehender befassen zu wollen. Dann gehts in der Therapie aber auch nicht über die probatorischen Sitzungen hinaus.
amor fati

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abendrot79
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:26

titus hat geschrieben:Mir ist das jedenfalls nicht so klar. Ich denke, das Hauptkriterium ist die Empathiefähigkeit. Und die hat man ja nicht nur den Leuten gegenüber, die man mag, oder?
Aber die Therapie besteht ja nicht nur aus Empathie, sondern auch daraus dass der Therapeut sich Gedanken darüber macht wie er dem Patienten helfen und auf den richtigen Weg bringen kann. Und dass hat ja auch etwas mit Motivation zu tun und die dürfte schwindend gering sein, wenn der Thera jemanden behandeln muss den er nicht mag = erfolgreiche Therapie geht nur wenn es dem Thera wichtig ist, dem Patienten wirklich zu helfen = Symapthie (ist meine Meinung)
titus hat geschrieben:Ähnlich wie bei einem Pfarrer oder auch einem Lehrer, halt bei allen Leuten, die sehr viel mit Menschen - und dabei auch Menschen in Problemsituationen - zu tun haben und von denen man gelegentlich Trost erwartet.
Bei Helfern die nur gelegentlich helfen, reicht ein gesundes Maß an Emapthie bestimmt aus, aber Therapeuten sind ja keine gelegentlichen Helfer.
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candle.
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:27

titus hat geschrieben: Ich vermute einfach, so ein Therapeut geht mit einer ganz anderen Sichtweise als wir 'Normalen' mit der menschlichen Psyche um.
Ich vermute mal, das viele Therapeuten abends an der Türklinke diesen Modus abgeben und eben auch ganz normal sind.

titus, ih denke oft, du glaubst Therapeuten sind Wunderheiler, aber das stimmt nicht. Da gibt es einfah auch eine Menge anwendbare erlernte harte Methoden. Und da hat jeder wieder seine Spezilität drunter.

candle
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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:29

flowerbomb, aber was sollen dann die Leute machen, die vielleicht wirklich irgendwie objektiv und eindeutig einen 'herausfordernden Charakter' haben? Es lässt sich ja nicht leugnen, dass es Menschen gibt, die zur Gattung everybody's darling gehören, und eben andere, die kaum einen Draht zu anderen Menschen finden und vielleicht mürrisch o.ä. sind. Dann müssten die ja ewig suchen, bis sie jemanden finden. Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen. Ich nehme immer noch an, dass es eher die Herausforderung ist, die einen Therapeuten dazu bewegt, einen Patienten anzunehmen, abgesehen von der Frage, ob die Problematik vertraut ist.

Bei uns war es so, dass er mir vorher und beim Erstgespräch gesagt hat, ich solle mir überlegen, ob es passt, und ich dann darauf gedrängt habe, dass er mir auf jeden Fall sagen sollte, wenn er Unstimmigkeiten sieht, weil ich es vermeiden wollte, mit dem Gefühl zu ihm gehen zu müssen, dass er sich vor den Stunden mit mir gruselt. Ich hab jetzt keine Ahnung mehr, was er genau geantwortet hat, aber es ging so in die Richtung: "Ja, das würde ich Ihnen schon sagen".
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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 22:32

Na, dann hat dein Thera dir das ja selbst beantwortet, dass er es auch so macht.

Ich hatte z.B. eine ziemliche mürrische Frau in einer Stunde und dachte für die wäre jemand gut, der genauso ist und nicht so positiv wie ich oder meine Thera. Denke schon, dass jeder jemanden findet, aber es schreiben ja hier auch einige Leute, dass sie abgelehnt werden aus diversen Gründen. Da gehört manchmal Symphatie sicher dazu.

Ich kann da nur von mir ausgehen und sagen, ich würde als Thera niemals jemanden behandeln, der mir unsymphatisch ist.

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