Von verspäteter Trauer überrascht

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.

Proserpina
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 06:50

Moin Dampfnudel (wie bist Du nur auf diesen Nick gekommen?) ....
wie gesagt, mir hat es geholfen, diese "Betäubung/gefühlte Trennwand" erst einmal hinzunehmen und sie als normalen Teil der Aufarbeitung anzunehmen. Je mehr ist das konnte, um so mehr entspannte ich mich innerlich und machte damit den Weg frei, für das was sich darunter/dahinter verbarg.

Ich denke oft, dass wir unserem "System Mensch" zu wenig zutrauen. Es ist im Grunde ja doch ein Ergebnis einer sehr langen Evolution. Es ist hochentwickelt und komplex .... und ich glaube mittlerweile daran, dass es so einiges kann, ganz ohne dass wir großartig eingreifen müssten. Es arbeitet solche Dinge in sich und aus sich heraus ab; und alles was zu tun ist, ist es, sich zurückzulehnen und möglichst gut für sich zu sorgen, in dieser Zeit, in der das System sehr viel Energie braucht. Das heißt, das was wir bewusst tun können, wäre im Grunde nur das Freischaufeln von möglichst vielen äußeren Energiefressern, um sie zu ersetzen, mit Dingen die Energie bringen.

Den Rest erledigt das System. Es ist so ähnlich wie mit Träumen, die ja auch eine Funktion des Systems sind, um Eindrücke zu verarbeiten. Eine, die ganz von alleine läuft, wie die Atmung auch oder der Herzschlag. So ähnlich betrachte ich die Fähigkeit zur Trauer ebenfalls.
Und was ist bei Dir passiert, als die Traurigkeit herauskam?
Ich weinte. Ich tobte. Es platzte aus mir heraus und danach war mir leichter. Stück für Stück....

Lieben Morgengruß
Pro

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abendrot79
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 20:02

Dampfnudel hat geschrieben:Meine Betäubung ist inzwischen nicht mehr so schlimm. Ich bin immer noch ziemlich abwesend und starr, aber die Watte in meinem Kopf lichtet sich ein kleines bisschen. Manchmal verspüre ich sogar ein bisschen Traurigkeit, aber nicht genug, um weinen zu können. Ich versuche es jetzt tatsächlich, nicht so aktiv nach der Trauer zu suchen, sondern mehr abzuwarten.
Ich finde das klingt ganz toll und wer sagt eigentlich, dass Trauer zwangsweise mit weinen verbunden sein muss? Nachdem du "verstanden" hast dass du nicht krampfhaft trauern musst, sondern die Trauer beim "abwarten" von alleine kommt, musst du vielleicht jetzt noch entspannter werden was das Weinen betrifft. Trauer und Weinen kommen ja in der Tat meistens gemeinsam, aber du weisst ja, wenn man etwas unbedingt will, klappt es eh nicht. Also warte nicht auf die Tränen, die kommen ganz alleine, wenn die Zeit gekommen ist. Und ansonsten klingt deine jetzige Trauer viel "gesünder" als die krampfhafte Suche, auf der du vor Kurzem noch warst Ich bin fest davon überzeugt, dass du das schaffst und auf einem guten Weg bist!
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Dampfnudel
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Beitrag Di., 22.11.2011, 01:21

Liebe Proserpina, liebe abendrot,

wie schön, dass Ihr immer noch dabei seid! Ja, es ist so jetzt tatsächlich einfacher. Dem Weinen bin ich so hinterher, weil ich den Eindruck habe, dass mir das Erleichterung bringt. So als ob mit jeder Träne ein bisschen Druck aus meinem Inneren herauskommt. Aber im Augenblick ist der Druck nicht mehr so schlimm, darum muss ich auch nicht unbedingt weinen. Es ist für mich aber auch ein Zeichen dafür, dass ich es geschafft habe, "Kontakt zu meinem Vater aufzunehmen". Ich bin ja immer noch sehr traurig, dass er nicht mehr da ist und vermisse ihn. Und nachdem ich einige Zeit in diesem ganz schrecklichen Zustand von Angst, Betäubung, Erstarrung und innerem Druck war, wollte ich unbedingt dem Rat meiner Thera folgen und den inneren Kontakt zu meinem Vater suchen, weil ich eben zur gleichen Zeit auch plötzlich ein ordentliches Vermeidungsverhalten entwickelt habe und mich am liebsten gar nicht mehr damit beschäftigt oder daran erinnert hätte. Dieser Zustand war so furchtbar, dass ich ihn kaum noch aushalten konnte und dauernd vor fahrende Autos springen wollte und so. Das erschien mir als der eine mögliche Ausweg. Der einzige andere, von dem ich bis dahin wusste, war eben dieser Rat meiner Thera. Jedenfalls hoffte ich, damit weiterzukommen. Naja, jetzt geht es ja zum Glück auch anders.

Den Nick habe ich mir übrigens ausgesucht, weil ich Dampfnudeln so gern esse. Als ich mich hier anmelden wollte und überlegt habe, welchen Nick ich nehmen sollte, sah ich eine Userin mit dem Nick "Schokokuchen". Da dachte ich, dass das ein toller Nick wäre, weil Schokokuchen doch sowas Feines ist! Aber Schokokuchen war ja nunmal schon vergeben. Da habe ich überlegt, was ich noch gern mag, und da sind mir Dampfnudeln eingefallen

Liebe Grüße und eine gute Nacht
Dampfi
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Dampfnudel
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Beitrag Do., 24.11.2011, 20:36

Wow, ich kann Traurigkeit spüren. Es ist noch irgendwas Dumpfes davor und vermischt mit Müdigkeit, aber ich bin sicher, dass es Traurigkeit ist. Einfach so, und ich kann sie ohne große Mühe als Traurigkeit erkennen.
Es ist nicht angenehm, aber irgendwie hat es was Gutes. Es fühlt sich so richtig an. So ganz normal und ohne Druck. Also irgendwie doch angenehm. Angenehmer jedenfalls als vorher. Der innere Druck, der furchtbare, ist gerade gar nicht da. Es wird...
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abendrot79
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 20:01

Dampfnudel hat geschrieben:Es fühlt sich so richtig an. So ganz normal und ohne Druck. Also irgendwie doch angenehm. Angenehmer jedenfalls als vorher. Der innere Druck, der furchtbare, ist gerade gar nicht da. Es wird...
Oh wie toll! Es freut mich total dass du dann ja doch "sehr plötzlich" aus deiner Gelähmtheit rausgefunden hast! Zu sagen genieß es wären wohl die falschen Worte, aber trotz des traurigen Anlasses klingen deine Worte so positiv! Man kann quasi spüren wie eine Last von dir abfällt!
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Dampfnudel
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Beitrag So., 27.11.2011, 16:16

Ja, das ist tatsächlich so. So kommt es mir auch vor. Danke Euch allen für Eure Hilfe!!!
Liebe Grüße
Dampfnudel
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Proserpina
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Beitrag Di., 29.11.2011, 13:43

Uh.... mich hier zurückzumelden habe ich total versemmelt - Asche auf mein Haupt!

Liebe Dampfnudel,
danke für die Erklärung bezüglich Deines Nicks und hey, ich bin froh, zu lesen, dass sich da etwas in Dir Bahn bricht. Ich bin versucht, Dir zu sagen: Lehn Dich zurück, entspanne Dich und nimm Dich hin soweit es geht, umsorge Dich und sei so lieb zu Dir, wie es Dir möglich ist. Den Rest erledigt "Dein höchsteigenes System" von ganz allein.

Viele liebe Grüße
Pro

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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 21:11

Gehen Sie zurück auf Los. Gehen Sie direkt dorthin. Ziehen Sie nicht 4000 Mark ein

Und wieder von vorne. Ich könnte hier glatt das Eingangsposting nochmal reinkopieren, bloß mit einem halben Jahr zusätzlich, das inzwischen vergangen ist. Sind wir hier bei "Und täglich grüßt das Murmeltier" oder was? Was soll das denn?
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Stöpsel
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Beitrag Do., 31.05.2012, 13:44

Liebe Dampfnudel,

meine Mutter starb ungefähr zur selben Zeit wie Dein Vater. Ich hab sie sicher nicht so geliebt wie Du Deinen Vater, aber es ist und bleibt halt ein Elternteil, dem man trotz allem viel zu verdanken hat. Bei mir war es so (und ist es auch immer noch etwas so), dass ich es nicht so recht glauben konnte, was passiert ist. All diese Phasen, die Du aufgezählt hast, sie waren gleichzeitig, nicht wahrhaben wollen, Trauer, seine Energien wieder auf was anderes richten. Von daher denke ich, dass es ganz "normal" war. Aber es geht mir auch jetzt noch so, dass ich von heftiger Trauer übermannt werde. Neulich z.B. war Firmung meines Neffen und im Gottesdienst waren die Fürbitten dann auch für die Toten. Mich hat es da so gepackt, auch weil es in der Kirche immer so eine gewaltige Atmosphäre ist...
Ich glaube es ist normal, wenn es nicht so geradlinig verläuft...

Viele Grüße

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Stöpsel
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 12:31

Hallo Dampfnudel,

sorry, mir ist grad aufgefallen, dass ich wohl das Thema verfehlt habe...

Viele Grüße

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Elena
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 13:58

Liebe Stöpsel,

ich finde, du hast überhaupt nicht das Thema verfehlt, sondern hast genau den Nagel auf den Kopf getroffen, denn mir geht es immer so in Trauersituationen, dass ich sie nicht richtig zulassen kann und dann kommen sie irgendwann geballt zurück !
Fühle mich grad aktuell so, meine Tante ist gestorben, und ich bin da ganz rational ran, vonwegen, es war besser für sie etc. Und grad heute ist so ein Tag, wo ich nur heulen könnte, bin sooo traurig!

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Anne1997
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 15:37

[quote="Dampfnudel"] (...) und wenn ich abends nach Hause gefahren bin, habe ich mich oft gewundert, dass ich das gewesen sein soll, die da bis eben stundenlang am Schreibtisch gesessen hat. Es war, als sei das jemand ganz anderes gewesen. (...) Ich war auch ganz angetan davon, wie gut ich das alles bewältigt habe und wie gut ich mit dem Tod meines geliebten Vaters klargekommen war - obwohl ich vorher solche Angst davor gehabt hatte. (...) und plötzlich ist alles anders. Wenn mir nicht gerade die Angst die Luft abschnürt, bin ich wie betäubt, ich kann mich kaum konzentrieren und habe Mühe, mit anderen Menschen zu sprechen.
(...) Ich gebe mir schon richtig Mühe, mich regelmäßig so weit mit dem Tod meines Vaters zu konfrontieren, dass ich auch mal weinen kann/muss (...)
(...) Ich fühl mich total lahmgelegt. Warum muss das denn jetzt nochmal so heftig kommen? Ich finde, ich habe mich in den letzten Monaten schon genug abgequält.[/quote]


Liebe Dampfnudel,

es darf sein, wie es ist. Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, dass Du dieses Thema hier eröffnet hast. Aus meiner Sicht: das ist eine immens kurze Zeitspanne; Dein Vater ist vor gerade knapp einem Jahr verstorben.
Alles eine Frage auch möglicher Perspektiven und Gedanken- bzw. Entwicklungsstränge: Du gehst sehr hart mit Dir ins Gericht, das tut weh, Deine aktuellen Zeilen zu lesen.
Du "weißt" sicher selbst, dass wir nicht bei "Und täglich grüßt das Murmeltier" sind. Eine halbes Jahr liegt dazwischen und damit unzählige Veränderungen, die realiter im Großen und Kleinen da sind, körperlich, intellektuell, emotional, äußerlich, innerlich usw.
Könnte das alles, was Du momentan wieder neu erlebst, dieses "Abquälen" nicht auch ein Zeichen, ein Verhalten sein, das - auf einer Ebene - Deine Liebe und Wertschätzung gegenüber Deinem Vater zum Ausdruck bringt? Du quälst Dich so ab, weil Du ihn so unendlich vermisst, weil Du so traurig bist? Scheinbar "absurd" - wohl nur oberflächlich. Da "darfst" Du so sein, wie es geschieht; es abzuwürgen, zu "erschlagen" (wie in Deinem Smiley) verstärkt da wohl eher.
Könnte es Dir vielleicht mehr oder minder möglich sein, dieses "Abquälen" liebevoller zu betrachten? (Das ist natürlich nicht einfach, im Hinblick auf Deinen Vater vielleicht aber möglich.)
Du musst Dich nicht mit dem Tod Deines Vaters mühevoll konfrontieren, Du musst nicht weinen, wenn Du nicht weinen musst. Was für ein immenser Druck gegen Dich selbst - so kommt es zumindes bei mir an.

Was denkst Du, würde Dein Vater Dir vielleicht Liebevolles mitteilen wollen, wenn er Dich so sähe, was wünschte er sich (evtl.)? Ich denke nicht, dass er Dir diesen quasi erbarmungslosen Umgang mit Deinem Verhalten wünschte.
Gäbe es für dich eine Geste oder ein Ritual (o.Ä.), Deine Traurigkeit, Trauer und Verzweiflung auszudrücken oder in Kontakt mit Deinem Vater zu treten?
(Wenn dies alles für Dich unvorstellbar ist, weg damit, bitte Dich nicht damit verrückt machen oder quälen. Es sind nur vage Ideen unter vielen möglichen.)
Geburt und Tod als Ausdruck des Gleichen zu begreifen (u.a. energetisch gesehen) hilft vielleicht noch nicht weiter, tröstet sicher nicht.

Stöpels Zeilen finde ich ebenfalls sehr wertvoll. Und dies kann auch Jahrzehnte nach dem Tod eines Menschen geschehen.

Vielleicht mal so weit.
Wünsche Dir viel Zeit, ein gutes, liebevolles Umgehen mit Dir - so oft es Dir möglich ist und evtl. Gespräche mit ganz nahen lieben Freunden, die Dir helfen könn(t)en!

Ganz herzliche Grüße,
Anne

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Dampfnudel
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 22:00

Liebe Stöpsel, liebe Elena, liebe Anne,

danke für Eure Antworten Es tut mir gut, sie zu lesen. Ich bin heute von einer mehrtägigen Fortbildung wiedergekommen, die mich viel Kraft gekostet hat und mich u. a. auch wegen des Trauerthemas an meine Grenzen gebracht hat und schaffe es nun nicht, mehr zu schreiben. Aber Ihr sollt wissen, dass ich froh über Eure Antworten bin und sie mir in den nächsten Tagen noch einmal durchlesen werde, um sie richtig aufnehmen zu können.

Liebe Grüße
Dampfnudel

Nachtrag: Elena, es tut mir leid, dass Du gerade auch trauern musst und wünsche Dir, dass Du einein guten Weg dafür findest.
Alles hat seine Zeit.

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ENA
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 22:17

Na dann wünsche ich Dir gutes Wiederankommen, Ausruhen und neu an Kraft schöpfen!

...aber die Fortbildung selber hatte jetzt nichts mit dem Thema zu tun, oder?

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Dampfnudel
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Beitrag So., 03.06.2012, 14:18

Nee, und ich habe versucht, das Thema rauszulassen, habe nur anfangs gesagt, dass es mir deswegen gerade nicht gut geht, ansonsten aber nicht darüber geredet und auch versucht, mich so normal wie möglich zu verhalten. Die Fortbildung ging um Beratung, wurde von einem Psychologen und Psychotherapeuten geleitet, ich kannte die Gruppe schon, und es werden auch noch etliche weitere Blöcke folgen, in denen ich die Gruppe wiedertreffe.

Im Augenblick ist mir allerdings danach, das Ganze abzubrechen, ich möchte nicht noch einmal in so eine Situation geraten. Eine Teilnehmerin sprach an, dass sie sich dadurch gestört fühle, dass meine eigenen Themen so viel Raum einnähmen, ich würde die ganze Zeit nonverbal signalisieren "Mir geht es so schlecht, hilf mir, rette mich", und sie würde sich dadurch kontrolliert und unter Druck fühlen.

Glücklicherweise haben die anderen gesagt, dass es ihnen nicht so geht und sie es nicht so wahrnehmen, und ich konnte auch guten Gewissens versichern, dass es mir darum nicht ging, so dass schnell klar war, dass es ihr Thema war und nicht meins. Trotzdem wurde ich auseinandergenommen, der halbe Vormittag wurde der "Klärung" des Problems gewidmet, hat richtig empfindliche Punkte bei mir berührt, alles mit der Begründung, mir helfen und mich schützen zu wollen, aber ich fand es grauenvoll, war total überfordert und habe nicht geschafft, auf die Wahrung meiner Grenzen zu achten.

Die andere Frau meinte am Ende, sie sei froh, dass sie das angesprochen habe, jetzt sei die Luft für sie wieder klar, und sie könne mir wieder ganz anders gegenübertreten. Ich konnte nicht so viel dazu sagen, ich habe mal wieder nicht mehr gespürt und konnte nicht mehr sagen, wie es mir geht, dachte in dem Moment nur "Schön für dich, kann ich von mir nicht sagen". Aber ich traue in solchen Situationen oft nicht meiner eigenen Wahrnehmung und wage nicht, sowas zu äußern, weil ich Angst habe, dass ich mich nur "anstelle" (in der konkreten Situation war es vielleicht auch gut, dass ich nichts mehr gesagt habe, nicht, dass das ganze Drama nochmal losgegangen wäre). Es ist oft so, dass ich es in der aktuellen Situation nicht merke oder realisiere, wenn meine Grenzen überschritten werden, erst hinterher, wenn die Situation vorbei ist, merke ich, dass es mir schlecht damit geht. Das war auch diesmal wieder mal so.
Alles hat seine Zeit.

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