Borderline und Suizidgedanken meiner Frau

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.

Proserpina
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 06:43

Xantiana hat geschrieben: Menschen mit Borderline tragen nun mal ihr Herz und somit ihre Gefühle in der offenen Hand, und diese Gefühlsoffenheit kommt halt in der Geselschaft nicht so gut an, weil die Geselschaft gewisse Rollenvorstellungen hat.
Entschuldigng - aber da habe ich andere Erfahrungen. Mir wurde auch einmal die Diagnose Borderline gestellt, was jedoch von weiteren Ärzten wieder revidiert wurde. Da ich viele verschiedene Diagnosen erhielt, begann ich ganz gezielt zu recherchieren und im Zuge dessen, musste ich einige Dinge erkennen:

- Oftmals ist 'Borderline' auch eine Verlegenheitsdiagnose, was daran liegt, dass sich viele Symptome die bei Persönlichkeitsstörungen auftreten, nicht klar zuordnen oder voneinander abgrenzen lassen. Der Borderline-Begriff wird oftmals überdehnt und (dadurch dass die Borderliner auch noch in unterschiedliche Schweregrade und Typen eingeteilt werden) somit schwammig.

- Allen Persönlichkeitsstörungen ist es gemein, dass die Betroffenen sich als Opfer ihrer eigenen Emotionalität erleben, die in den meisten Fällen derartig fragmentiert ist, dass die Gefühle die gezeigt werden, eben NICHT dem entsprechen, was tatsächlich gefühlt wird, da die Schutzmechanismen dies verhindern.

Zum Beispiel sind die berüchtigten Wutausbrüche in den wenigsten Fällen echte Wut. Vielmehr überlagert die Wut die eigentlichen Gefühle (Unsicherheit / Verlustangst / Hilflosigkeit usw.) die schlicht nicht ausgehalten werden.

Bei mir ging das u. a. so weit, dass ich ein Haus anzündete in meinem Jähzorn (das zum Glück nicht niederbrannte), einen Menschen fast zu Tode prügelte (das war ein Freier im SM-Bereich, bei dem es auf Kokain 'mit mir durchging' und der mich zu meinem Glück nicht anzeigte) und mir die Füße wiederholt mit einem Nagelknipser häutete. Da lag die Diagnose Borderline nahe. Heute weiß ich, dass das nichts weiter war, als das Eingeständnis, dass das was mit mir nicht stimmte, zwar bedingt in ein Raster passte, aber dennoch nicht die ganze Wahrheit war.

Btw. bin ich seit Jahren symptomfrei was den Jähzorn und die Selbstverletzungen angeht. Und auch sonst wurde mir erst vor Kurzem eine stabile (und gesundete) Persönlichkeitsstruktur bescheinigt.

Geholfen hat mir, endlich zu lernen, meine wahren Gefühle zu zeigen, anzunehmen und zu leben/auszuhalten. Und genau deshalb bin ich überzeugt, dass Borderliner gar keinen Zugang zu ihren echten Gefühlen haben können. Hätten sie den nämlich, würden sie gar nicht derartig durchdrehen.

Ergo: Was "die Gesellschaft" da (vermeintlich - denn mE ist das schlichter Selbstschutz) ablehnt, sind nicht "offen gezeigte Gefühle", sondern die aggressive Verdrängung und Ausagierung von verdängten Gefühlen.

Es war mir ein Anliegen, das richtig zu stellen.

MfG
Pro

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Proserpina
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 08:24

Ramonakatze hat geschrieben:Hi all,

Morddrohungen, total zerkratztes Auto meiner Freundin, Selbstmorddrohungen, ständiges Hinterherlaufen zu anderen Frauen, Bedrohung, Ohrfeigen, Alkohol Ich war gesundheitlich am Ende und wäre fast gestorben. Das wird hier alles ganz schön verharmlost. Ist meine Geschichte. Ich hatte nie Ruhe, ständiges Diskutieren und mir meine Empfindungen ausreden. Er hat mein Geld und meine Ersparnisse skrupellos genommen und hätte mich wahrscheinlich ruiniert.
Wollte sich meine gesamte Einrichtung und mein Auto unter den Nagel reissen.
Ramona
Ich glaube Dir auf's Wort, denn ich weiß, wie ich drauf war, auch noch als ich meinen jetzigen Mann traf (vor 15 Jahren) und was der mit mir durchlitten hat, da träumt die Innung von. Zu dem Zeitpunkt war ich jedoch zumindest schon krankheitseinsichtig. Du hast das einzig Richtige getan, indem Du Deinen Hintern da raus gerettet hast. Du hast ein Recht auf ein Leben ohne Terror.

+++++++++++

@timmy,-
ich rate sehr selten zu Trennungen, schlicht weil ich meine Entwicklung kenne und weiß, wie sehr Selbstarbeit einen Menschen verändern kann und wie wichtig dabei ein sozialer Background ist. ABER - und darüber müsstest Du Dir [ganz allein für Dich] klarwerden -> KANNST Du das (tragen)? Es ist NICHT die Frage ob Du das WILLST, sondern ob Du den Weg gehen kannst; ob Du das aushalten kannst? Denn nur Eines ist für einen Erkrankten noch schlimmer als eine Trennung in einer Akutphase, nämlich eine Trennung wenn derjenige sich eingelassen hat und sich blind beginnt auf Dich zu verlassen - wenn Du dann einklappst (und es wird, gerade während der ersten Zeit einer anzustrebenden Langzeittherapie, sich noch steigern), dann richtest Du sie nämlich wirklich hin.

Also ist hier jetzt Deine Eigenverantwortung gefragt. Wenn Du auch nur den geringsten Zweifel hast, das weiterhin stemmen zu können und zwar noch für einige Jahre, das ist nämlich das Minimum was eine derartig angeschlagene Psyche braucht (die eine Borderlinesymptomatik ausbildet) um sich halbwegs zu stabilisieren, dann verlass sie.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Alles Gute für Dich (und sie)
Pro

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Beitrag Fr., 11.11.2011, 09:03

Hi Ramona

Borderliner sind ja keine Klone, die sich aufs Haar gleichen. Es sind immer noch individuelle Persönlichkeiten, die nur eben dieses Handycap haben, ohne aber dadurch ferngesteuerte Monster zu werden. Dein Freund scheint eher eine dissoziale Persönlichkeit zu sein. Nicht alle Borderliner sind dissozial. Meine Schwester mit Borderline z. B. ist sehr treu und würde auch niemandem das Auto zerkratzen, denn sie ist sehr skrupelhaft. Stimmt also schon mal nicht bei ihr. Glaubst Du im Ernst, alle Borderliner sind gleich? Das ist fast wie Rassismus ... Deine Schwarz-Weiß-Malerei ist übrigens auch typisch Borderline.

Lieben Gruß
Elana
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 09:18

Proserpina hat geschrieben:
Xantiana hat geschrieben: - Allen Persönlichkeitsstörungen ist es gemein, dass die Betroffenen sich als Opfer ihrer eigenen Emotionalität erleben, die in den meisten Fällen derartig fragmentiert ist, dass die Gefühle die gezeigt werden, eben NICHT dem entsprechen, was tatsächlich gefühlt wird, da die Schutzmechanismen dies verhindern.
Hi Pro

Interessanter Therapieansatz, ich würde aus eigener und familiärer Erfahrung sagen, dass vor allem eine Verunsicherung hinter der Wut oder Rigidität steckt. Die Wut wirkt ja stark, die wahren Gefühle sind eher Angst, die dann mit dieser Wut und Rigidität betäubt und korrigiert wird.

Tolle Entwicklung, die Du da hingelegt hast, Respekt!

Lieben Gruß
Elana
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Proserpina
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 09:38

Moin Elana,-
Elana hat geschrieben: Hi Pro

Interessanter Therapieansatz, ich würde aus eigener und familiärer Erfahrung sagen, dass vor allem eine Verunsicherung hinter der Wut oder Rigidität steckt. Die Wut wirkt ja stark, die wahren Gefühle sind eher Angst, die dann mit dieser Wut und Rigidität betäubt und korrigiert wird.
Ja, exakt das meinte ich, als ich schrieb:
Zum Beispiel sind die berüchtigten Wutausbrüche in den wenigsten Fällen echte Wut. Vielmehr überlagert die Wut die eigentlichen Gefühle (Unsicherheit / Verlustangst / Hilflosigkeit usw.) die schlicht nicht ausgehalten werden.
Es gibt auch noch die Variante (neben der, der maskierten Gefühle), die Xantiana beschrieb. Nämlich die der überschäumenden Emotionen. Ich habe mich darüber mal mit einem Prof an der Uniklinik unterhalten. Der stellte die Theorie auf, dass das eine Art Gegenregulation sei. Dann nämlich, während alle unbewusst als gefährlich konnotierten Emotionen weggedrückt (bzw. mit Wut o. ä. maskiert werden), wohingegen die als positiv eingestuften, bzw. herbeigesehnten Emotionen, im Gegenzug überausagiert werden. Prinzipiell finde ich das schlüssig.

Das Problem daran ist, dass der Ausagierende dann nicht mehr unterscheiden kann, was denn nun schlechter ist im Zeigen (Freudentaumel oder Wutanfall), denn er wird ja für beides von der Umwelt schief angesehen. Ein Dilemma - für wahr.
Tolle Entwicklung, die Du da hingelegt hast, Respekt!
Danke. Elf Jahre (seit ich zum ersten Mal professionelle Hilfe suchte) sind eine laaange Zeit....

LG
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Ramonakatze
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 18:22

Hi Elana,

gut ist, wenn man genau lesen kann. Ich schreibe, dass es meine Geschichte ist. Schreibe nicht, dass es allgemein für Borderliner gilt.
Ramona

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Widerling
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 22:25

Was aus den letzten Beiträgen schön zum Vorschein kommt ist die fragliche Identifizierung von Symptom oder Charakter im Akutfall...

Und man wird dazu verleitet - vermutlich gilt dies für Patienten wie Angehörige - Dinge auf die Krankheit zu schieben, die ggf. gar nichts damit zu tun haben und umgekehrt.
Es macht die Sache nicht einfacher, mMn im Gegenteil, da man ab der Diagnose unbewusst beginnt alles in diagnostische Schubladen zu drücken und irgendwann nicht mehr zwischen psychiatrischer Ursache und einfach - man verzeihe mir den Ausdruck - Arsc***** zu unterscheiden vermag.

Die mitunter für Außenstehende schwer stupid anmutenden Verhaltenskreativitäten kann man - ohne diagnostischen Hintergrund- einfach auch als das oben erwähnte Wort umschreiben. Wo liegt der Unterschied zwischen einem miesen Charakter und einer Krankheit?
Natürlich gehört zum Krankheitsbild eine "chronische" Verhaltensweise, die zu der Liste der Kreativtäten im Borderlinespektrum passt. Aber es gibt kein eindeutiges Indiz (39° Fieber...) für eine im Moment gesetzte Tat und eventuelle Schwankungen im Krankheitsverlauf gestalten die Bewertung umso schwieriger.
Wie will man noch zwischen Folge der Erkrankung und einfach absichtlichem Handeln unterscheiden, wenn der Partner wieder mal lügt ohne Ende / fremd geht / unvernünftig mit Geld umgeht / wtf.

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Beitrag Fr., 11.11.2011, 23:30

Hi

Also wenn man schon mal darüber spricht wegen den Schubladen, sollte man auch wissen, dass Borderline oft mit anderen Störungen zusammen auftritt. Das ist also nicht alles Borderline. Wenn jemand NUR Borderline hat, ist es viel weniger schlimm, dann fehlt das Dissoziale und die Selbstverletzungen und vieles andere mehr. Das ist alles schon nicht mehr Borderline. Gerade Lügen gehört nicht zu Borderline. Das ist schon dissozial. Nur-Borderliner neigen sogar zu einer übertriebenen Wahrheitsliebe, wie Kinder. Borderliner können sehr liebenswert sein, deshalb leidet man ja auch so mit. Sonst wäre eine Trennung viel einfacher.

Lieben Gruß
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 23:51

Elana hat geschrieben:Wenn jemand NUR Borderline hat, ist es viel weniger schlimm, dann fehlt das Dissoziale und die Selbstverletzungen und vieles andere mehr. Das ist alles schon nicht mehr Borderline. Gerade Lügen gehört nicht zu Borderline. Das ist schon dissozial. Nur-Borderliner neigen sogar zu einer übertriebenen Wahrheitsliebe, wie Kinder. Borderliner können sehr liebenswert sein, deshalb leidet man ja auch so mit.
Kann man alles so pauschal nicht sagen.

Was "typisch" für diese Krankheit ist ist ein völlig nichtexistentes Selbstwertgefühl (das mit allen möglichen Dingen kompensiert wird, je nach persönlicher Veranlagung und Charakterlage) , die Unfähigkeit echte Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen, fehlende Objektkonstanz und Probleme mit der Impulsregulation.

Da ein BLer sehr in sich selbst gefangen ist, von Ängsten aufgefressen ist, zu anderen Menschen keine gesunden Beziehungen eingehen kann, was enorm frustrierend ist und seine Impulse nicht steuern kann ist es eigentlich fast schon zwangsläufig daß sich BL Betroffene zumindest zeitweise antisozial und narzisstisch verhalten.

Und klar kann jemand im Zuge einer BL Erkrankung lügen. Es kann aber auch sein daß der Betroffene so stark schwankende Meinungen und Vorstellungen hat daß er das was er sagt selbst glaubt auch wenn es für die Aussenstehenden so wiedersprüchlich ist daß es sich wie Lügen anhört. Jemand mit der Krankheit hat grosse Probleme mit schwankenden emotionalen Lagen daß es sehr schwer wird sowas wie eine objektive Wahrheit zu sehen. Aber ich denke auch daß viele Leute mit BL lügen nur um ihre Probleme vor der Umwelt zu verheimlichen (oder es zumindest versuchen) und weil es einfach so dermassen anstrengend ist mit dem Leben irgendwie zurechtzukommen.

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Beitrag Sa., 12.11.2011, 00:29

Hi münchnerkindl

Da Borderline ein Diagnose-Konstrukt der Mediziner und Versicherer ist, kann man ja schauen, welche Kriterien da wirklich inbegriffen sind. Lügen wird nicht als Merkmal aufgeführt. Du erwähnst selbst den Begriff narzisstisch, das wäre eben wieder eine narzisstische PS, also auch wieder nicht Borderline. Dazu gibt es Abgrenzungen, auch wenn jemand natürlich beides haben kann. Aber meine Schwester mit BL z. B. ist keinesfalls narzisstisch und lügt auch nicht. Sie sieht höchstens manchmal nicht, dass etwas so nicht zutrifft und betrachtet es anders. Aber sie ist sogar sehr ehrlich und erzählt alles, jeden schrecklichen Gedanken. Das ist typisch bei Borderline, diese totale Selbstverurteilung, wie ich hier im Forum auch schon von Borderlinern bemerkt habe. Sie finden sich böse. Aber das stimmt nicht. Auch wenn sie manchmal sehr in Schwarz-Weiß denken, durchdrehen, von Mord-und-Totschlag reden, bereuen sie das in der Regel im nächsten Augenblick wieder und meinen es eben doch nicht so. Erst in Kombination mit einer dissozialen Störung kann es natürlich zur Tat kommen. Aber nicht bei einem Nur-Borderliner, nicht in böser Absicht. Dann höchstens in extremen Lebensumständen, wo aber dann auch wieder von schwerer psychosozialer Belastung oder psychotischer Episode gesprochen wird, weil es eben nicht wirklich das Borderline an sich ist.

Lieben Gruß
Elana
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 12.11.2011, 01:03

Elana hat geschrieben:
Da Borderline ein Diagnose-Konstrukt der Mediziner und Versicherer ist, kann man ja schauen, welche Kriterien da wirklich inbegriffen sind.

Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline ist definitiv kein Diagnose Konstrukt.

Die Persönlichkeitsstörungen sind eine eigenständige Kategorie von psychischen Erkrankungen, wobei die verschiedenen Arten von Persönlichkeitsstörungen verschiedene Ausprägungen von ähnlichen psychischen Fehlentwicklungen in der Kindheit/Jugend sind.

Das Verbindenden dabei ist, daß die Betroffenen in der Kindheit keine gesunde Bindungsfähigkeit und kein gesundes Persönlichkeitsgefühl erworben haben. Alle "Symptome" resultieren letztlich daraus zur Kompensation dieser Mangelsituation.





Klassifizierung nach DSM-IV

Im DSM-IV, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung wie folgt definiert:

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt oftmals im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:

1. Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu viel oder zu wenig essen). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
7. Chronische Gefühle von Leere.
8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

Im ICD, dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Unterform der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung: Der Impulsive Typus dieser Störung ist geprägt durch mangelnde Impulskontrolle und unberechenbare Handlungen. Beim Borderline-Typus sind das eigene Selbstbild und das Beziehungsverhalten schwerer beeinträchtigt. Dieser Typus entspricht ungefähr der Definition der Borderline-Störung im DSM-IV.

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Adriana
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Beitrag Sa., 12.11.2011, 01:25

Widerling, du machst deinem Namen alle Ehre.

Ein Kollege von mir sagt öfter mal: "Wer keine Ahnung hat, sollte einfach mal die Fr*** halten." Kluger Rat, finde ich.

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Beitrag Sa., 12.11.2011, 01:30

@Münchnerkindle: Natürlich ist es eine Klassifizierung und damit ein Konstrukt, damit andere Diagnosen in einer Differenzialdiagnostik ausgeschlossen werden können bzw. weitere PS separat benannt werden können. Du nennst ja sogar die Klassifikationssysteme, die übrigens immer wieder revidiert werden.
Lieben Gruß
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Adriana
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Beitrag Sa., 12.11.2011, 01:44

Wieso ist eine Klassifizierung ein Konstrukt? Kann gerade gedanklich nicht folgen. Demzufolge wäre ja alles, was im ICD klassifiziert wird, ein Konstrukt.

Hä???

Vielleicht habe ich auch nur ein anderes Verständnis von dem Begriff Konstrukt als du, Elana.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 12.11.2011, 01:51

Adriana hat geschrieben:Wieso ist eine Klassifizierung ein Konstrukt? .
"Persönlichkeitsstörung" ist genauso wenig ein Konstrukt wie "die" Allergien" oder "die" Krebserkrankungen wo dann auch genau wie bei diesen weiter in die einzelnen Allergieerkrankungen oder Krebsarten differenziert werden kann.

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