Blickkontakt halten / starrer Blick

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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staaken2
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 22:19

vielen dank für deine wirklich hilfreiche "ferndiagnose"; es tut wirklich gut zu lesen, dass man sich nicht gänzlich abschreiben muss...

welches gefühl würde eher auf mich zutreffen? hmmm. ich würde sagen, es ist eine seltsame mischung zwischen sich belästigt/bedrängt fühlen und unverständnis, wie man auf mich reagiert, aus der wut/ärger resultiert und meinen wunsch, normal zu sein, nur noch mehr verstärkt..und dies wiederum führt zur verkrampfung im "augen"kontakt mit anderen...in der differentiellen kommunikationspsychologie würde man wohl von einem teufelskreislauf zwischenmenschlicher verstrickung sprechen, nur in meinem fall halt nonverbaler natur...

ich habe sehr oft versucht mir einzureden, dass niemand mir böses will, dass jeder so schaut wie er halt schaut und dass es keinen anlass für mich gibt, im gespräch mimisch mit meinen augen völlig zu versteifen und verkrampft im gesichtsausdruck des anderen einen ruhigen punkt, einen rettenden anker zu finden, der mich entspannen lässt...manchmal habe ich das gefühl, es klappt, leider nur sequenzhaft...klappt es mit einer person heute, geht morgen das spiel von vorne los...DAS zentrale element meiner wahrnehmung in der interaktion stellen nun mal die augen des gegenübers dar, ich kann mich von diesem gedanken nicht lösen...

verstehe ich dich richtig, dass ich meine antrainierte art zulassen soll, mir selbst eingestehen soll, dass es nun mal so ist? wie soll ich mich selbst zu dieser erkenntnis bringen, wenn mein unterbewusstsein mich so dermaßen am wickel hat?

lg

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Beitrag Sa., 22.09.2012, 04:38

Aspies haben auch Mühe mit Blickkontakt, hat jemand von euch denn Asperger?
Lieben Gruß
elana

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staaken2
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 07:43

elana hat geschrieben:Aspies haben auch Mühe mit Blickkontakt, hat jemand von euch denn Asperger?
nein elena, was mich betrifft, das ist es nicht...gibt es den psychologen, die sich genau mit der problematik, die ich beschreibe, auseinandersetzen, mit denen man das ganze therapeutisch angehen könnte?

lg


kaja
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 10:57

@staaken2

Vermutlich wäre da ein Verhaltenstherapeut der richtige Ansprechpartner.
In einer Verhaltenstherapie kannst du sowohl über die Ursachen sprechen als auch (vermutlich in dem Fall das Wichtigste) aktiv solche Gesprächssituationen trainieren und so das eingefahrene Verhalten durchbrechen.
After all this time ? Always.

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Zeppelin88
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 16:27

Irgendwie hat das Ganze, den Blickkontakt direkt suchen und aushalten, ja auch was mit Macht zu tun. Derjenige, der das anfängt und dich direkt länger ansieht oder sogar fixiert - es ist auch ein bisschen ein Ausloten, wer ist der STärkere. So empfinde ich es zumindest. Ich bin gar nicht gut darin. Aber muss ich darin gut sein? Wenn ich von schwierigen Sachen rede, merke ich oft, dass die Augen woanders hin wandern. Wenn mir da Leute sehr unangenehm auf den Pelz rücken - versuche ich - nicht direkt wegzusehen, sondern zwischen die Augen, auf die Nasenwurzel des Gegenübers zu sehen. Manchmal hat das schon ganz gut geholfen.
Man kann einem Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Galileo Galilei

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Beitrag Sa., 22.09.2012, 17:19

Ich glaube, ängstlich-vermeidende Persönlichkeiten haben auch Mühe mit Blickkontakt. (ist bei mir so) Habt ihr denn keine Diagnose, die euer Blick-Problem erklären könnte?
Lieben Gruß
elana

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Zeppelin88
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 18:37

Ist mir wirklich damit geholfen, wenn mir der eine Psychologe sagt, ich habe diese Störung, der andere nennt es wieder anders?
Nicht umsonst heißt es "Das Auge ist ein Spiegel der Seele". Wenn ich zur Zeit nicht mit jedem Blickkontakt haben kann oder will, dann ist das doch auch erstmal ein Schutz. Sicherlich nicht der Idealzustand, aber ich finde sich dafür selbst kaputt zu machen, dass man es im Augenblick nicht kann, macht nur Druck und bringt gar nichts. Ich glaube, wenn man eine Person wirklich wirklich mag und Vertrauen hat, ist es trotz Schüchternheit und aller möglichen Störungen möglich, dieser einen Person auch direkt ins Auge zu sehen. Diese Person hat es dann auch verdient. Alles andere braucht sehr viel Zeit.
Man kann einem Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Galileo Galilei

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staaken2
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 21:31

Zeppelin88 hat geschrieben:Irgendwie hat das Ganze, den Blickkontakt direkt suchen und aushalten, ja auch was mit Macht zu tun. Derjenige, der das anfängt und dich direkt länger ansieht oder sogar fixiert - es ist auch ein bisschen ein Ausloten, wer ist der STärkere. So empfinde ich es zumindest. Ich bin gar nicht gut darin. Aber muss ich darin gut sein? Wenn ich von schwierigen Sachen rede, merke ich oft, dass die Augen woanders hin wandern. Wenn mir da Leute sehr unangenehm auf den Pelz rücken - versuche ich - nicht direkt wegzusehen, sondern zwischen die Augen, auf die Nasenwurzel des Gegenübers zu sehen. Manchmal hat das schon ganz gut geholfen.
ich könnte auch über das toilettenpapier auf dem besucher klo oder über das wetter reden..sobald mich jemand anschaut, schalte ich auf diesen modus um...ich muss wirklich in die gefühlslage kommen, keinen "schutz" zu benötigen, vielleicht kann ich in solchen situationen entspannter reagieren...

ich traue mich derzeit nicht wirklich, einen therapeuten aufzusuchen..ich habe einfach angst davor, dass sich dieses problem auch auf dieses beziehungsverhältnis auswirkt und die gesprächssituationen geprägt sind von peinlichen ausweichsituationen...aber auf kurz oder lang muss ich mich wohl "stellen"...ich habe es einfach satt, in dieser "zwischenwelt" zu leben

@zeppelin: ich liebe meine frau bedingungslos, nur auch da klappt es nicht...ich muss woanders ansetzen...

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Beitrag Sa., 22.09.2012, 21:42

Also ich würde schon eine Therapie empfehlen. Ich gehe auch in Therapie und das hilft mir sehr. Ich mache große Fortschritte. Ich würde fürs Erste eine kognitive Verhaltenstherapie empfehlen. Da sind die Fortschritte sehr schnell da, schon nach wenigen Sitzungen.
Lieben Gruß
elana

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staaken2
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 21:47

ja, ich glaube, das wäre das beste für mich..ich hoffe nur jemanden zu finden, der sich auf diesem gebiet auskennt..ein misserfolg würde wahrscheinlich zu einer noch größeren sozialen verinselung führen....

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Zeppelin88
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Beitrag Sa., 22.09.2012, 23:41

Hört sich für mich so an, als ob dein "System" bei jeder Form von Blickkontakt gleich Alarm auslöst. Vielleicht studierst du ja Menschen um dich herum intensiver, gleichsam um den anderen bis auf den Grund zu erspüren. Das passiert meistens unmerklich, kostet aber sehr viel Energie. Während andere mit einem kurzen Blick über das Gesicht ihres Gegenübers huschen, versuchst du vielleicht alles darin zu erforschen, jede KLeinigkeit, jedes Detail mitzubekommen, das anderen entgeht.
Man kann einem Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Galileo Galilei

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Beitrag Sa., 22.09.2012, 23:44

staaken2 hat geschrieben:das wäre das beste für mich..ich hoffe nur jemanden zu finden, der sich auf diesem gebiet auskennt..ein misserfolg würde wahrscheinlich zu einer noch größeren sozialen verinselung führen....
Was kannst Du schon verlieren, einfach versuchen, es kann nur noch aufwärts gehen in Deiner Situation. Ich kenne diese soziale Isolation von mir selbst. Nur Mut!
Lieben Gruß
elana

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Nordi
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Beitrag So., 23.09.2012, 08:05

elana hat geschrieben: Was kannst Du schon verlieren, einfach versuchen, es kann nur noch aufwärts gehen in Deiner Situation. Ich kenne diese soziale Isolation von mir selbst. Nur Mut!
Eine Therapie beinhaltet auch keine Garantie, dass es mit einem danach wirklich aufwärts geht - es gibt jedenfalls manche Betroffene, die ohne Erfolg eine Therapie nach der Anderen gemacht haben und dadurch immer weiter entmutigt wurden.
Eine missglückte und wirkungslose Therapie kann somit durchaus auch schaden, somit hat man auch auf auf diesem Weg etwas, was man "verlieren" kann.
Es ist sicherlich gut und richtig, wenn man diesen Weg geht, aber man sollte die eigenen Erwartungen diesbezüglich nicht all zu hoch schrauben. Letztlich sind Therapeuten auch nur Menschen, die einem neue Wege zeigen können, aber leider in der Regel keine eigenen diesbezüglichen Erfahrungen haben.

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staaken2
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Beitrag So., 23.09.2012, 09:17

Zeppelin88 hat geschrieben:Hört sich für mich so an, als ob dein "System" bei jeder Form von Blickkontakt gleich Alarm auslöst. Vielleicht studierst du ja Menschen um dich herum intensiver, gleichsam um den anderen bis auf den Grund zu erspüren. Das passiert meistens unmerklich, kostet aber sehr viel Energie. Während andere mit einem kurzen Blick über das Gesicht ihres Gegenübers huschen, versuchst du vielleicht alles darin zu erforschen, jede KLeinigkeit, jedes Detail mitzubekommen, das anderen entgeht.
du hast es erfasst, mit dem ersten blickkontakt gehen die alarmglocken los..nur bei kindern ist das nicht so, da verhalte ich mich anders..ich weiß nicht wirklich, aus welchen gründen ich den blick erwachsener eingehend analysiere..bei mir ist dieser zwischenmenschliche "automatismus" in bezug auf gesprächssituationen leider negativ gepolt..und ich befürchte, dass ich dieses aus meiner sicht kranke verhalten bis ins alter unwiderruflich manifestiert haben werde..und das kotzt mich einfach an..

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staaken2
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Beitrag So., 23.09.2012, 09:18

Nordi hat geschrieben:
elana hat geschrieben: Was kannst Du schon verlieren, einfach versuchen, es kann nur noch aufwärts gehen in Deiner Situation. Ich kenne diese soziale Isolation von mir selbst. Nur Mut!
Eine Therapie beinhaltet auch keine Garantie, dass es mit einem danach wirklich aufwärts geht - es gibt jedenfalls manche Betroffene, die ohne Erfolg eine Therapie nach der Anderen gemacht haben und dadurch immer weiter entmutigt wurden.
Eine missglückte und wirkungslose Therapie kann somit durchaus auch schaden, somit hat man auch auf auf diesem Weg etwas, was man "verlieren" kann.
Es ist sicherlich gut und richtig, wenn man diesen Weg geht, aber man sollte die eigenen Erwartungen diesbezüglich nicht all zu hoch schrauben. Letztlich sind Therapeuten auch nur Menschen, die einem neue Wege zeigen können, aber leider in der Regel keine eigenen diesbezüglichen Erfahrungen haben.
das ist auch der grund, warum ich mich bislang davor "gedrückt" habe, jemanden aufzusuchen..es ist ohnehin verdammt schwer zu beschreiben, was in mir vorgeht und wie ich mich verhalte...

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