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Sa., 16.07.2011, 11:45
Der Eindruck des kürzlichsten Erstgesprächs wirkt noch nach. Wieder eine Frau, die mir in ihrer Art mich anzuschauen, wie sie geschminkt und angezogen war und was sie für Bücher im Regal stehen hatte, nicht auf den ersten Blick sonderlich sympathisch war. (Ist mir überhaupt jemand sympathisch sofort? Muss es das? Bin ich da auch zu anspruchsvoll?) Sie blickte den Großteil der Zeit hexenhaft, irgendwie verbittert oder ernsthaft und irgendwas, was ich nicht deuten wusste.
Sie machte mit mir sofort quasi Therapie. Ehe ichs mich versah, redeten wir zuerst über meinen aktuellen Liebeskummer, ich fühlte mich absolut unverstanden, sofort bewertet darin (obwohl sie es sicher nicht so sagte), dass ich unangemessen trauere über eine 5-Monats Geschichte und sie og die Augenbrauen hoch als ich ihr sagte, dass ich eben mir mit diesem Mann hätte mehr vorstellen können, eine richtige Beziehung zu führen eben ("WIE? SO schnell???" "Ich meine nicht heiraten, ich meine einfach die Kennenlernphase Richtung Ja, wir sind zusammen umformen!" "A-ha ...??") über Kindheit, meine Trauer und meine Probleme damit und was in den zwei Therapien davor denn noch übriggeblieben wäre, nämlich offenbar eine ganze Menge. (Hart dem ins Gesicht zu schauen und das so direkt zu hören, ich fühle mich dann sofort selbst wieder unfähig... ) Meine "Ja, abers". Denn als sie mich nach den positiven Veränderungen fragte, nannte ich ihr wohl zu wenige. Da fühlte ich mich erst mal noch schlechter. Sie fragte auch sehr direkt und schnell sehr tief. "Wo ist ihre Wut?" "Ja, äh - wieso sollte ich wütend sein? Wenn dann höchstens auf mich selber - äh" Sie erläuterte, dass man auch das zulassen können muss, und wenn sie so weit gänge, dass man solche Wut verspüre, jemanden umbringen zu wollen. Äh - ja, und? Ich guckte in ihr Gesicht, was mir in dem Moment etwas Angst machte, ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass SIE diese Wut bereits mal gespürt hatte. Gruselig irgendwie.
Ich spürte wenig Empathie. Woher das denn wohl alles komme, fragte sie mich und gab sich NIE mit der ersten Antwort zufrieden und bohrte. Genau. Sie BOHRTE. Ich sagte dann, dass ich das auch nicht wisse. Und dass ich zb Missbrauch ausschliessen könne, wenn das ihre Frage wäre. "Nein, Missbrauch sehe ich nicht bei Ihnen!" Ah ja? Ich fand das vermessen, dass sie mir das nach 20 min kennenlernen sagte. Hm. Ich fühlte mich immer unzulänglicher. Zwei Therapien und offenbar immer noch die gleichen Einsamkeits/Verlassenheits- und Selbstwertprobleme und kein Ausweg. Ich erzählte von den durchaus gewonnen Erkenntnissen, wie ich über Sprache und Sprechen und Intellekt viel erschlossen habe. "Ja, aber das war es nicht!" bohrte sie weiter.
Bis ich meinen Krankenhausaufenthalt als Baby erwähnte. Welchen ich natürlich nur noch aus Erzählungen kannte. DA war für sie klar, dass darin meine Probleme begründet wären. Versöhnung mit den Eltern hin oder her. Sie schmückte es lang und breit aus, was es für ein Kleinkind bedeutet in den 70er Jahren in einem altmodischen Krankenhaus auf dem Land alleine gelassen zu werden, in Quarantäne genommen etc. etc. Mir ging es mies. Sehr mies. Sie befand, dass das ja offenbar etwas mit mir mache. "Ja, ich bin jetzt wütend auf Sie. SO einfach IST das nicht!" sagte ich durchaus etwas von meiner Wut zeigend. "Ahh! Prima!" befand sie "Jetzt sehe ich Sie!" Ich fühlte mich wie ein Instrument auf dem unfreiwillig eine doofe Melodie gespielt wird. "Und was kann ich nun damit anfangen??? Weil: das war ja nunmal so, das werde ich nicht rückgängig machen können und dieser Krankenhausaufenthalt musste nunmal sein." Sie wurde dann nun leider gar nicht konkret, redete ziemlich viel in diesen Untiefen meinerseits herum, stellenweise schien mir, dass sie einen wichtigen Aspekt meiner Berufung als "logisch pathologisch" herausstellte bzw. als Kompensation (will sie mir DAS jetzt auch noch nehmen??? Oder ist es GERADE das, was ich brauche, dass mir mal jemand endlich diese Idee aus dem Herzen schnibbelt, mir einredet, das war ja eh nur pathologisch???) - mir schwirrte der Kopf, selbst wenn da was dran sein konnte, wie sollte das hier weitergehen? Mit ihr, die mir ja am Telefon bereits SOFORT zwei Termine ausmachen wollte? Und jetzt war die Zeit auch schon um und ich war trotzdem ich die Uhr selber im Blick hatte darüber erschrocken, das ging zu schnell, zu tief, zu viel. War ich daran selber schuld, da ich ja immer signalisiere, dass ich schon viel gearbeitet habe an mir etc.???
ch-ch-ch-chaaaaaaange
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